M 93. Amtr- und Anzeigeblatt für den Gberamtzbezirt Calw. 84. r-hig-sg.

Erschelnungstage: Montag. Dienstag. Mittwoch, Donnerstag. Freitag und Samstag. JnsertionSpreiS 10 Vfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte: außer Bezirk 13 Pfg.

Breitag, den 23. April 1909.

Bezugspr. i. d. Stadt '/qjährl. m. Trägerl. Mk. r.25. Postbezugspr. f. d. Orts- u. Nachbarortsverk. '/^jährl. Mk. 1 . 20 . im Fernverkehr Mk. 1.30. Bestellg. in Würrt. 30Pfg.. in Bayern u. Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekantttmachnrrgen»

Bekanntmachung.

Die Musterung und Jnstruierung -er PoNzeidiener des Bezirks findet in diesem Jahr durch Stationskommandant Sanier wie folgt statt: In Teiuach am Montag, de« 26. April, vor­mittags 8'/- Uhr, für Altburg, Altbulach, Emberg, Liebelsberg, Nenbulach. Oberhaug- stett, Rötenbach, Sommenhardt, Schmieh, Speßhardt, Alzenberg, Teinach, Würzbach und Zavelstein

In Gechiuge« am Mittwoch, den 28. Aprtl, vor­mittags 8'/- Uhr, für Althengstett, Dachtel, Deckenpfronn, Gechtngen, Holzbronn, Neu- hengstett, Ostelsheim, Simmozhetm und Stammhetm.

In Lie-enzell am Freitag, den 30. April, vor­mittag- 8'/- Uhr, für Dennjächt, Ernstmühl, Hirsau, Liebenzell, Monakam, Möttlingen, Oberkollbach, Oberreichenbach, Ottenbronn, Unterhaugstett und Unterreichenbach.

In Neuweiler am Montag, den 3. Mai vor­mittags 10 Uhr, für Agenbach, Aichhalden, Aichelberg, Bceitenberg, Hornberg, Martins - mooS, Neuwüler, Oberkollwangeu und Zwerenberg.

Die Musterung findet je auf dem Rathause statt.

Die Poltzeidiener haben hiebet in voller Uniform zu erscheinen und Dienstbuch, Mantel und Gelenk- fesfel mitzubringen.

Die Herren Ortsvorsteher werden beauftragt, dies den unterstellten Polizeidienern zu eröffnen und für das rechtzeitige Eintreffen derselben zur Musterung Sorge zu tragen.

Calw, 22. April 1909.

K. Oberamt.

B o e l t e r.

Tagesueuigkeile«.

Die Prüfung im Hufbeschlag hat mit Erfolg be- ! standen: Ehnis, Wilhelm von Möttlingen, OA. Calm. '

Nagold 21. April. Professor Schwarz­maier am K. Schullehrerseminar hier tritt nächst­em in den Ruhestand. Aus diesem Anlaß findet am 1. Mai im Rößle eine Feier statt, zu der sich ehemalige Zöglinge des beliebten Lehrers aus dem ganzen Lande einfinden werden. Schwarzmaier war 29 Jahre an den hiesigen Lehrerbildungsanstalten als Oberlehrer für Mathematik und Naturkunde tätig und bekleidete eine lange Reihe von Jahren die Stelle eines Hausvaters der Präparandenanstalt. Seine Arithmetiklehrbücher sind nicht bloß in Württem­berg sondern auch in andern deutschen Seminaren eingeführt.

Stuttgart 22. April. Die Gemeinde­kollegien haben beschlossen, das Volksfest in diesem Jahr einen Tag früher beginnen zu lassen. Es wird vom Samstag, den 25. Sep­tember bis Mittwoch, den 29. September dauern.

Stuttgart 22. April. Das Wochen­blatt für Landwirtschaft enthält in seiner heutigen Nuinmer eine Erwiderung auf den Artikel über die Nach laß st euer, der in einem Teil der politischen Presse auf starken Wider­spruch gestoßen und auch jüngst in der Zweiten Kammer lebhaft erörtert worden ist. Die Er­widerung kommt zu dem Ergebnis, daß der württembergische Landwirt mit der Reichserbschafts­steuer jedenfalls besser fahre, als mit dem Besitz­tumkompromiß und wohl auch besser als mit jeder anderen allgemeinen und regelmäßigen Besitz­besteuerung. An anderer Stelle nimmt die Redaktion unter der Ueberschrift:Das land­wirtschaftliche Wochenblatt und seine Artikel" selbst Stellung zu der Streitfrage. Es betont, das Wochenblatt sei sich der Worte eingedenk, die im vorigen Jahre der Referent für die Landwirtschaftskammerfrage in der Ersten Kammer aussprach, daß die Redaktion, als im Dienste

des Staates stehend, eine so freie Aussprache nicht gestatten könne, wie es für einzelne auch auf das landwirtschaftliche Gebiet übergreifende Fragen für angezeigt erscheine. Die Redaktion fügt dann folgendes hinzu: Wir haben jüngst in Sachen der Nachlaßsteuer versucht, auch in den letztgenannten Fragen einen völlig freien Meinungsaustausch walten zu lassen, uns aber damit den Angriffen fast der gesamten Presse ausgesetzt. Hierbei scheint indessen diese Presse übersehen zu haben, daß die Ausführungen, deren Veröffentlichung im land­wirtschaftlichen Wochenblatt sie mit so großem Eifer bekämpfte, lediglich die Erwiderung auf einen in der vorhergehenden Nummer erschienenen Artikel darstellten. Wir möchten aber glauben, daß unseren Landwirten in ihrem Organ auch auf wirtschaftspolitischem Gebiet ein freier Mei­nungsaustausch, sofern er sich von tendenziösen und einseitigen Darstellungen freihält, gewahrt bleiben sollte.

Stuttgart 22. April. Die Zweite Kammer knüpfte heute an Kap. 37, Hebung der Privatpferdezucht längere Erörterungen, in denen die Förderung der Kaltblutzucht von mehreren Rednern warm befürwortet wurde, aber auch die Warmblutzucht, namentlich im Hinblick auf das militärische Interesse, ihre Verteidiger fand. Das Haus begann dann die Beratung des Art. 37 Zentralstelle für Gewerbe und Handel. Leibsried (V.) und Wieland(D.P.) wandten sich gegen den Gedanken einer Kohlen­steuer. Die weitere Debatte drehte sich um zwei Anträge des Bauernbunds und des Zen­trums betr. Aufhebung des Z 100 zu der Ge­werbeordnung. Während der erstere das Ver­bot der Preisfestsetzung durch Innungen allgemein aufgehoben misten wollte, verlangte das Zentrum die Berechtigung der Innungen zur Festsetzung von Mindestpreisen und für gleichbleibende

Eine Lüge.

Roman von Ludwig Rohmann.

(Fortsetzung.)

Aber der Kreisarzt hatte noch ein anderes ansgewirkt: Ein Gen­darm nahm in Hainberg Quartier. Dem wurde die besondere Weisung gegeben, dem Doktor, wenn nötig, zur Hand zu sein und im übrigen darüber zu wachen, daß bei ansteckenden Krankheiten auch die gesetzlichen Vorsichtsmaßregeln beachtet würden. Diese letztere Maßnahme aber er­bitterte die Leute geradezu, weil die Durchführung der Absperrungen, der Desinfektion usw. tief in das Erwerbsleben und in die Lebenshaltung eingriff. Horst wurde in der Folge noch erbitterter bekämpft; dem hatte man das alles zu verdanken, der mochte auf seiner Hut sein! Ueberhaupt die Bornemanns! Die hatten dem Dorfe noch nichts Gutes gebracht. Allerdings gab es vorerst keinen offenen Widerstand mehr, aber der passive Widerstand wurde darum nur um so hartnäckiger geübt; Horst mußte immer wieder erleben, daß seine Vorschriften nicht befolgt wurden, und doch ruhte alle Verantwortung auf ihm.

Mauders und seine Frau sahen das alles mit tiefem Kummer. Sie nahmen nicht wahr, wie Horst abstumpfte, wie seine Kampfesfreude er­lahmte, und wie er mehr und mehr gleichgültig wurde gegen das tiefe Elend, das sich trotz alledem immer wieder an ihn herandrängte.

Als der Frühling langsam auch auf die rauhen Höhen des Eichs­feldes stieg, da vermochte Horst dem Sehnen in die Wette nicht mehr zu widerstehen. Er konnte sich doch nicht brach legen lassen mit all seiner Kraft und seinem Können, er mußte wirken, schaffen und helfen, und er brauchte vor allem auch Erfolge, ohne die der Glaube an seine Kraft not­wendig versiegen mußte. Er schrieb nach Gießen an seinen Professor und

schüttete dem sein Herz aus. Dann fragte er, ob er wieder kommen dürfe, auf einige Zeit wenigstens, denn für die Dauer werde er wohl doch nicht in Gießen bleiben. Mit Pastors besprach er seine Absichten. Denen war tieftraurig zu Mute, daß sie ihn wieder ziehen lassen sollten; aber sie wußten nichts vorzubringen, was ihn hätte halten können ne begriffen, daß er um seiner selbst willen gehen müsse.

Am nächsten Tage kam ein Telegramm aus Gießen:Besuchen Sie mich." Horst atmete auf. Nun fand er sich wieder, nun wollte er wieder von vorne anfangen. Dann ging er nochmals in der Abenddämmerung durchs Dorf. Hinter den kleinen Fenstern qualmten die Lampen, bei allen aber saßen bleiche Menschen, die schnitzten und malten, als hinge das Heil der Welt ab von der Arbeit, die sie leisteten. Droben im Walde lag die Fabrik im Dunkeln, und das Licht des Vollmondes spiegelte sich melancholisch in den kleinen Scheiben.

XIV.

Ein alter Neiseschriftsteller sagte von Tarbes in Südfrankreich, daß er dort gerne leben und sterben möchte, daß diese Stadt vom schönen Himmel des Südens erwärmt, von der kühlen Gebirgsluft der Pyrenäen erfrischt und vom schönsten Wasser der Welt bespült werde. Diese Lob­preisung auf Tarbes läßt sich mit größerem Recht auf Pan anwenden, den Stammsitz der alten Bearnerfürsten. Zwar kann man dem Städtchen selbst wohl kaum viel Geschmack abgewinnen, aber seine ungemein anmutige Lage an der Gave de Pan und gegenüber der prächtigen Hochgebirgs­kette; dazu sein mildes Klima und die köstliche halbtropische Vegetation rechtfertigen doch vollauf die Anwendung des zitierten Lobspruches. Man kann sich in der Tat kaum einen schöneren Anblick denken, als er von einzelnen Punkten an der Südseite der Stadt, besonders vom Königsplatz aus, dem Beschauer sich bietet. Grüne Matten und freundliche Gärten