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Unter ihnen würde sich der deutsche Kronprinz und der älteste Bruder des Prinzen Heinrich, Herzog Paul Friedrich von Mecklenburg-Schwerin, befinden.
Wien 17. April. Zugleich mit dem deutschen Kronprinzen werden in diesem Sommer auch der König v on Württemberg und Prinz Ludwig von Bayern zu den Hofjagden in Ischl eintreffen.
Wienerneustadt 17. April. Heute früh ist das hiesige 2000 Personen fastende Variete- Theater samt Garderobe und Dekorationen infolge von Brandstiftung durch entlassene Arbeiter völlig eingeüschert worden.
Athen 17. April. Die „Hohenzollern" mit dem Kaiserpaar und dem Prinzen Oskar an Bord ist nach ruhiger herrlicher Fahrt heute gegen 11 Uhr vormittags in Corfu eingetroffen. Die Ankunft der Kaiserflottille gewährte ein überaus malerisches Bild. Die Hafenstraße, in der die meisten Konsulate, auch das deutsche liegen, zeigte reichen Schmuck an Bannern und griechischen und deutschen Farben. Als sich das Kaiserpaar und die anderen Fürstlichkeiten in einer Schaluppe der „Hohenzollern" dem Lande näherten, wurden vom Fort Vechia Salutschüsse abgegeben. Unter dem Donner der Kanonen und fröhlichen Zurufen der Bevölkerung betrat das Kaiserpaar das Land.
New-Pork 17. April. Infolge der Explosion eines Gasofens ist gestern in San Francisco das Hotel St. George, das nach dem Erdbeben aus Holz aufgebaut wurde, vollständig niedergebrannt. Da das Hotel weder Notleitern, noch Notausgänge hatte, konnten sich die Hotelgäste nur schwer in Sicherheit bringen. Von den 230 G ästen werden 55 vermißt, die in den Flammen umgekommen sein dürften. Außerdem wurden zahlreiche Personen verletzt. Bisher wurden 6 Leichen geborgen.
Deutsche und englische Arbeiter. Bekanntlich hat Ende November 1908 eine Abordnung englischer Textilarbeiter aus Dorkshire Deutschland besucht, um über die wirtschaftliche Lage der deutschen Textilarbeiter Studien anzustellen. Die Eindrücke, welche die Abordnung durch den Besuch der Textilfabriken in Niederschöneweide, Forst, Kottbus und Crimmitschau gewonnen hat, sind in einem offiziellen Bericht niedergelegt worden. Die Abordnung ist zu dem Ergebnis gekommen, daß die wirtschaftliche Lage des deutschen Textilarbeiters, was die Lohnhöhe, die Arbeitsbedingungen, die Kosten des Unterhalts, die Mieten und Steuern anlangt, keineswegs schlechter, zum Teil sogar besser als die Lage des englischen Arbeiters sei. Nur ein Mitglied der Abordnung, John B. Wilson, hat eine abweichende Meinung vertreten; nach ihm bleibt die wirtschaftliche Lage der deutschen Woll- arbeiter hinter der der englischen weit zurück. Diese Meinungsverschiedenheit zwischen den Mit
gliedern der Abordnung hat zu einer lebhaften Preßfehde geführt, in deren Verlauf ein Brief eines englischen, in Deutschland lebenden Arbeiters an Mr. Wilson in der Zeitung: „The News" veröffentlicht worden ist, in dem die wirtschaftliche Lage des deutschen Textilarbeiters im Vergleich mit seinen englischen Kollegen geschildert ist. Zunächst wird in dem Brief betont, aus dem Umstand, daß die Löhne in Deutschland wohl im allgemeinen niedriger seien als in England, dürfe nicht auf eine schlechtere Lage des deutschen Arbeiters geschlossen werden; vielmehr sei diese mindestens so gut, wie die des englischen Arbeiters, wenn nicht noch besser. Der Grund dafür sei zunächst in der größeren Billigkeit des Lebens zu sehen. Sodann erwähnt der Verfasser die Wohlfahrtseinrichtungen, die die Arbeiter- vielfach in den Fabriken genießen. Doch seien dies nur Nebensachen gegenüber den Wohltaten, die die Arbeiter in der deutschen sozialpolitischen Gesetzgebung in ihren drei Zweigen genießen. Der Verfasser schildert eingehend diese Einrichtungen und rühmt besonders die liberale Anwendung dieser Gesetze. Er sagt u. a.: „Manche laufen zum Arzt, wenn ihnen nur der Daumen weh tut. Eine Arbeiterfrau, welche fick in den Wochen befindet, kann sechs Wochen Heilbehandlung beanspruchen. Alle diese Wohltaten sind sehr angenehme Dinge für die Arbeiter." Dann wird in dem Brief auf die liberale deutsche Landesgesetzgebung hingewiesen, die dem Arbeiter die Möglichkeit biete, sich auf einem Stück Land in der Umgebung Kartoffeln, Korn, Gemüse und Obst selbst zu bauen. Von einem seiner deutschen Bekannten sagt der Bries- schreiber: „Er behauptet, er könne nur mit Mühe durchkommen; aber es gelingt den Arbeitern doch, und sie haben immer genug. Ich kann füglich behaupten, daß die Arbeiter heute bei weitem mehr Geld sparen, als in früheren Zeiten, obwohl sie mehr Gelegenheit haben, Geld auszugeben, bester leben und viel mehr reisen als früher." lieber die Steuern wird ausgeführt: „Die letzten Steuern die hier vor zwei oder drei Jahren geschaffen wurden, haben die Arbeiter in der Tat sehr wenig getrosten. Die Steuern belasten hier vorzugsweise die mittleren Klassen. Im ganzen glaube ich nicht, daß der deutsche Arbeiter schlechter steht als der englische, wenn überhaupt nicht besser.
Ereignisse in der Türkei.
Konst antinopel 17. April. Hier herrscht andauernd Ruhe. Die Truppen verhalten sich musterhaft infolge der Aufforderung der Ulemas, sich den Befehlen der Ofstziere zu fügen. Wie die Zeitungen telegraphisch aus Saloniki melden, ist dort ebenfalls völlige Ruhe eingetreten, auf die Kundmachung der Ulemas-Vereinigung, in welcher versichert wird, daß die Verfassung sichergestellt sei, das Parlament nicht aufgelöst werde und die Soldaten aufgefordert werden, zur Ruhe
und Ordnung zurückzukehren, da sonst das heilige Scheriat-Gesetz kompromitiert und alle Zuwiderhandelnden ihre Strafe, wenn nicht schon auf Erden, so doch im Himmel erhalten würden. Infolge dieser Kundmachung ist bei den Truppen des 3. Armeekorps ein völliger Umschwung der Gesinnung zu Gunsten des Sultans eingetreten. Das jungtürkische Komitee hat es infolgedessen für angezeigt gehalten, die Truppen-Transporte nach Konstantinopel zu sistieren und sich in Sicherheit zu bringen.
Konstantinopel 17. April. Der Sultan hat verlangt, daß der General des Garde-Korps, Mahmud Mukhtar Pascha, der sich jetzt nach Athen in Sicherheit gebracht hat, ihm tot oder lebendig ausgeliefert werde. Daraufhin umstellten 150 der meuternden Soldaten sein Haus und drangen sogar in den Harem ein. Ebenso betraten sie englischen Boden, indem sie nicht nur in den Garten, sondern auch in das Haus eines angesehenen Engländers eindrangen, wo sie der Frau die Bajonette auf die Brust setzten. Wie verlautet, hat der englische Botschafter bis jetzt noch keine Schritte unternommen, doch wird eine Stellungnahme Englands zu der Angelegenheit erwartet. Der Großwesier Tewsik Pascha will angeblich in zwei bis drei Tagen abdanken.
Konstantinopel 17. April. Entsetzlich lauten die Nachrichten aus Adana, wo ein Armenier in der Notwehr zwei Moslem en tötete. Seitdem hat die mohamedanische Bevölkerung eine Schreckensherrschaft etabliert und massakriert die Nicht- mohamedaner. Die Konsulatsberichte lauten verzweifelt. Die Excesse gewinnen stündlich an Umfang. Die Eisenbahnlinie Mersina-Tarsus- Adana ist unterbrochen und teils zerstört. Adana stand heute Morgen zumTeil inFlam- men. Die Fremden sind derart gefährdet, daß die hiesige Botschafter-Konferenz augenblicklich über die Entsendung von Kriegsschiffen berät.
Marktberichte.
Herrenberg 17. April. Auf den heutigen Schweinemarkt waren zugefühtt 130 Milchschweine, Erlös pro Paar 36—48^, 62 Läuferschweine, Erlös pro Paar 60—98 Verkauf
schwach.
Ulm 18. April. Der gestrigen Schranne waren 1468 Zentner Frucht zugeführt, die bis aus 70 Zentner zu nachstehenden Preisen abgesetzt wurden. Kernen 12,74 Weizen 12,47 Roggen 8,83 Gerste 10,68 Haber 9,57 Linsengerste 9,50 Erbsen 10 Wicken 9,80 Gegenüber dem letzten Fruchtmarkt hat Kernen pro Zentner um 27 und Weizen um 15 cZ aufgeschlagen, Roggen um 6 c- Gerste um 6 §) und Haber um 31 abgeschlagen.
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. ! - ungefärbt.
Amtliche und Privatanzeigen.
Realschule MllclmtM.
Die Aufnahmeprüfung in die hiesige
ziveiklassige Nealschule,
an welcher fakultativ in 12 Wochenstunden lateinischer Unterricht erteilt wird, findet am
Dienstag, de« 4. Mat, vormittags S Uhr,
im Lehrzimmer der Unterklasse statt.
Der Eintritt soll nach Mhrigem Besuch einer Volksschule erfolgen, auch muß während des dem Eintritt vorausgehenden Jahres der an der Schule eingerichtete Vorbereitungsunterricht besucht werden. Letzteres gilt insbesondere auch für eintretende Mädchen.
Das Schulgeld beträgt 12 pr. Jahr, der Vorbereitungsunterricht wird unentgeltlich erteilt.
Nach dem Lehrplan dürfte bei begabteren Schülern der Besuch der hiesigen Realschule mit darauffolgendem einjährigen Unterricht an einer Vollanstalt zur Erlangung der Berechtigung zum Einjährig-Freiwilligen Dienst hinreichen.
Bei der Aufnahnieprüfung sind Geburts- und Impfscheine, sowie Schulzeugnisse vorzulegen.
Ztudienkommission.
Vorstand: Stadtschultheiß Beyerle.
Gemeinde Münklingen.
Langholz-Berkauf.
Am Dienstag, den 27. April, nachmittags 1 Uhr, kommen im Gasthaus zum „Ochsen" hier aus den Gemeindewaldungen Fahrenwald und Brand 638 Stück Säg- und Baustämme,
75 „ Bauholz IV. Klaffe,
27 „ Wagner-Eichlen und
96 „ „ Büchlen
zum Verkauf, wozu Liebhaber eingeladen sind.
Borgfrift bis 1. Oktober, bei Barzahlung 3°/»
Rabatt. Auszüge wollen rechtzeitig bestellt werden.
Den 16. April 1909.
Schultheißenamt.
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