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-ie Armee nur aus Moslims besteht. Die bulgarische Regierung beabsichtigt, der derzeitigen Situation eventuell mit bewaffneter Hand ein Ende zu machen. Die Ordre zur Mobilisierung der Armee steht kurz bevor.
Bozen 14. April. DieStadt hat gestern aus Anlaß der bundestreuen Haltung Deutschlands zu Ehren der hier zur Zeit anwesenden Reichsdeutschen einen Festkommers veranstaltet. Bürgermeister Dr. Perathoner pries in seiner Festrede die opferfreudige Bundestreue des deutschen Reiches. Kommerzienrat Avenarius und Gymnasial-Direktor Przygode-Berlin erwiderten im Namen der Reichsdeutschen. An beide Kaiser wurden Huldigungs-Telegramme abgeschickt.
Bozen 14. April. Das deutsche Kaiserpaar traf heute Morgen 5 Uhr 22 hier ein und fuhr 5 Uhr 46 Min. weiter, nachdem der Sonderzug, der wegen der starken Steigung ans dem Brenner geteilt werden mußte, wieder vereinigt worden war. Empfang war verbeten, der Bahnhof war abgesperrt.
Venedig 14. April. Das deutsche Kaiserpaar ist mit dem Prinzen Oskar um Vs 12 Uhr Mittags hier eingetroffen. Auf dem Bahnhofe hatten sich zum Empfang Fürst Bülow der deutsche Botschafter Graf Monts sowie die Vertreter der Zivil- und Militärbehörden eingefunden. Nach Begrüßung der erschienenen Würdenträger verließ das Kaiserpaar mit dem Prinzen Oskar, den Bahnhof, um sich an Bord der Hohenzollern zu begeben.
Rom 14. April. Die vulkanische Tätigkeit in Süditalien und Sizilien gibt zu neuen Befürchtungen Anlaß. Der Aetna stößt große Mengen Lava aus und dichte Massen von Aschenregen gehen über die benachbarten Orte nieder. Auf den ligurischen Inseln hat sich ein neuer Krater gebildet, aus dem eine gewaltige schwarze Rauchsäule aussteigt. In den Abruzzen sollen abermals heftige Erdbeben stattgefunden haben, denen ein Dorf zum Opfer fiel. Menschenleben sind nicht zu beklagen.
Revolution in Ronstanlinopel.
Konstantinopel 14. April. Beim gestrigen Zusammenstoß wurden insgesamt 17 Personen getötet und 30 verwundet. Unter den Toten befindet sich der Justizminister und ein arabischer Abgeordneter. Aus Adrianopel sind dem jungtürkischen Komitee ergebene Truppen eingetroffen. In der Richtung von Stambul wird andauernd Gewehrfener gehört. Die Führer des jungtürkischen Komitees halten sich verborgen. Achmed Riza Pascha soll in besonders großer Gefahr schweben. Zahlreiche europäische Familien flüchten mit der Eisenbahn und mit den Dampfern. Niemand weiß, was die nächsten Stunden bringen werden. Man befürchtet auch griechische und armenische Unruhen.
Konstantinopel 14. April. In Stambul hat sich die Lage wesentlich gebessert. Der Abend ist völlig ruhig verlaufen. Der Sultan erließ eine Proklamation, in welcher er die Soldaten zur Rückkehr in ihre Garnisonen und die Bevölkerung zur Wiederaufnahme der Arbeit auffordert. Auch verspricht der Sultan, daß die Bestimmungen des Scheria-Gesetzes in Zukunft inne gehalten werden sollen.
Vermischtes.
Ueber böse Enthüllungen schreibt man aus Paris: Der Enqueteausschuß, der eingesetzt wurde, um aus den Kriegsschiffen genaue Ermittlungen anzustellen, soll Entdeckungen gemacht haben, welche alles übersteigen, was man Schlimmes erwartet hatte. Nicht nur werden Schiffe repariert, von denen man weiß, daß sie demnächst ausrangiert werden müssen. Nicht nur sind die Munitionen ungenügend oder unbrauchbar und die Mannschaften nicht vollzählig. Der Ausschuß ist viel bedenklicheren Dingen auf die Spur gekommen, absichtlichen Beschädigungen, so auf dem Panzerschiffe „Justice", das fast neu ist und dessen Kessel eine Katastrophe hätten verursachen müssen. Die „Lanterne" deutet an, die Ausbesserung werde die Steuerpflichtigen mehrere Millionen kosten. Sie fragt, wer das schlechte Material geliefert und wer es in Empfang genommen hat, und fordert, daß die Schuldigen nicht straflos ausgehen können, daß man nicht länger, wie das in gewissen Kreisen geschieht, sagen dürfe, wer den Staat bestehle, sei kein Dieb. Die Wahrheit zu erfahren, werde dem Enqueteausschusse nicht leicht gemacht, denn gewisse Offiziere, die sich des Mißgeschicks des Generals Germ in et erinnern, rücken nicht gern mit der Wahrheit heraus. Schon in den ersten Tagen, schreibt der Chefredakteur des „Gaulois", waren die Kommissare vor Entrüstung außer sich. Es ist eine Schmach! rief einer. Es ist ein Jammer! fügten andere hinzu. Man wußte schon lange, daß solche Entdeckungen gemacht werden würden, aber niemand wagte, die wahren Schuldigen zu nennen. Die einen wollten sich nicht kompromittieren, die anderen der Regierung nicht schaden, von der sie Sporteln beziehen. Wenn man eine allgemeine Untersuchung in der Verwaltung und im Heere anstellte, so würde man noch ganz andere Dinge erleben. Der Streik des Post- und Telegraphenpersonals hat uns schon über die Einmischung der Parlamentsmitglieder in die Wahl und die Beförderung der Leute aufgeklärt. Eine Enquete über die Landesverteidigung würde sicherlich die betrübenden Enthüllungen des Senators Humbert bestätigen. Was man von der Verwaltung der Finanzen zu denken hat, wissen wir aus den verschiedenen Veröffentlichungen des Abgeordneten Jules Roche, und wenn man den Wahlagenten der Regierung nachgehen dürfte, den Präfekten, Unterpräfekten und Beamten jeder Kategorie, würde man gewiß häßlichen Dingen auf die Spur kommen. Der Vorsitzende der Handelskammer von Toulon hat vor dem Untersuchungsausschuß für die Marine die Erklärung abgegeben, daß bei den Lieferungen für die Flotte mehrere hunderttausend Franks verloren gegangen seien.
Ueber stippige Rpfelsorten.
Der „Prakt. Ratgeber im Obst- und Gartenbau" in Frankfurt a. d. Oder hat eine Umfrage gehalten über die am häufigsten stippig werdenden Apfelsorten. Es liefen 107 Mitteilungen ein.
Auf die Frage 1, welche Apfelsorten werden stets stippig? wurden genannt:
Harberts Reinette 27mal, Ribston 26, Kanada 16, Kasseler 14, Blenheim 11, Boskoop 10, Cor' Orangen 8, Lord Susfield, Baumanns Reinette, Geflammter Kardinal 5, Orleans- Reinette, Grüner Stettiner, Weißer Winter- Kalvill, Fießers Erstling, Gravensteiner, Goldparmäne 4, Bismarckapfel, Schafsnase, Muskat-Reinette, Kaiser Wilhelm, Königin- Apfel, Bellefleur 3, Hildesheimer Goldreinette, Deans Küchenapfel, Danziger Kantapfel, Edelrambour von Winitza, Landsberger, Schweizer Reinette, Roter Stettiner, Großherzog Fr. von Baden, 2 mal, außerdem 27 Sorten 1 mal.
Zur Frage 2, welche Sorten wurden nur bei starker Düngung befallen?
Boskoop, Kanada 6 mal, Goldparmäne, Blenheim 5 mal, Cox' Orangen, Cellini 4, Geflammter Kardinal 3, Baumann's Reinette, Kaiser Wilhelm, Keswicker, Harberts, Landsberger, Jakob Lebel, Manks 2 mal.
Als nie stippig werden genannt: Prinzenapsel, Kaiser Alexander, Baumanns Reinette, Ananas- Reinette, Boikenapfel und verschiedene andere, doch sind alle diese Sorten außer dem Prinzenapsel auch unter den stippigen genannt.
Nach den diese Angaben begleitenden Zuschriften stellt der Ratgeber folgendes fest:
1. Die Apfelsorten sind verschieden stippempfindlich. Frühsorten leiden weniger.
2. Bei vielen Sorten werden nur die großen Stücke, nicht aber die mittleren und kleinen befallen. In dem Maße, wie eine Sorte sich über ihre Normalgröße hinaus entwickelt, nimmt ihre Empfindlichkeit gegen Stippe zu. Vielleicht wird mit Zunahme der Größe die äußere Wachsschicht zu dünn, die Verdunstung zu groß, die Fleischbildung zu schwammig.
3. Die Stippe entwickelt sich bei den meisten Sorten erst auf Lager. Je wärmer das Lager und je weniger frisch seine Luft, um so stärker die Stippe. Früchte, die im Keller stippensrei bleiben, zeigen, ins Zimmer genommen, nach einigen Tagen die bekannten Flecke.
4. Sehr spätes Pflücken ist der Stippenentwicklung günstig.
5. Das Wetter hat erheblichen Einfluß auf die Stippigkeit; ein nasser Sommer mit wenig Sonne fördert sie. Es gibt danach stipp - reiche und stipparme Jahre.
6. Bäume an schattigem Standort und Früchte im Bauminnern leiden mehr von Stippe.
7. Erstlingsfrüchte neigen mehr zur Stippigkeit.
8. Selbst alte Hochstämme, die nie Dünger erhielten, bringen stippige Früchte.
Als Abhilfsmaßregeln werden genannt:
1. Wenig schneiden, namentlich im Sommer, aber doch für lichte Kronen sorgen.
2. Nicht zu stark die Früchte ausdünnen.
3. Das Wachstum nicht zu ruckweise in der Wachstumszeit und namentlich nicht zu spät gegen den Herbst durch Wasser-, Jauche- und Düngergaben anregen.
4. Nicht zu spät pflücken.
5. Nicht zu trockne Lagerräume.
Amtliche und Pri'vatanzeigcn.
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Gemeinderat.
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Liebelsberg.
» Brennholz-Verkauf.
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s>X 9 Uhr an, werden aus den hies. Gemeindewaldungen verkauft: 235 Rm. tannenes Scheiter-u. Rugelhölz. Zusammenkunft beim Rathaus. Käufer sind eingeladen. Den 14. April 1909.
Gemeinderat.
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