Konstantinopel 13. April. Stambul steht seit heute morgen in voller Revolution. Zwei im Kriegsministerium kasernierte Bataillone rückten heute im Morgengrauen mit ihren Offi­zieren an der Spitze über die Straße nach der Sofienmoschee aus, von wo sie das Parlament umzingelten. Sie verlangten die Absetzung des Großwesiers, des Kammerpräsidenten und des Kriegsministers, indem sie erklärten, wer gegen den Islam sei, möge sie angreifen. Ein Gerücht, daß in das Kriegsministerium gefangene Offiziere gebracht, daß es von Meuterern besetzt und daß der Kriegsminister geflohen sei, ist bis­her nicht bestätigt.

Berlin 13. April. Die beunruhigenden Nachrichten über eine militärische Meuterei in Konstantinopel und den Sturz des jungtürkischen Ministeriums scheinen nicht den lärmenden Charakter zu tragen, den man nach der Schil­derung der Krawalle annehmen mußte. Auf der hiesigen türkischen Botschaft ist bisher noch keinerlei Nachricht über die Vorgänge in Kon­stantinopel eingegangen, und schon aus diesem Grunde mißt man den gemeldeten Unruhen keine große Bedeutung bei, weil die türkische Regierung sonst bei jeder Gelegenheit unmittelbare Nach­richten empfängt, sobald sich etwas Ernsthaftes in Konstantinopel ereignet, um die auswärtigen Vertreter der Pforte in den Stand zu setzen, etwaigen Gerüchten und Uebertreibungen prompt entgegenzutreten. Man hält es auf der Bot­schaft wohl für möglich, daß kleinere Unruhen Vorkommen können, weil die Bevölkerung sich überhaupt andauernd in einem Zustande der Aufregung und der Erwartung befindet, seit das neue Regime begonnen hat, von dessen wahrer Bedeutung die meisten aber nur eine unklare Vorstellung haben. Wenn es aber heiße, daß in der Garnison von Konstantinopel Kämpfe ausgebrochen seien, und noch dazu wegen religiöser Zwistigkeiten, so trügen solche Nach­richten eine große Unglaubwürdigkeit an sich, denn es seien nur noch ganz wenige, die der

alten Palastgarde angehören, und diese seien außerhalb des Mdizpalastes unbewaffnet unter­gebracht.

Eingesandt.

Zur vogelschrrtzfrags. i

Seit Jahren hat der Boden nicht so wenig > Winterfeuchte in das Frühjahr mitbekommen wie Heuer und alle sonnigen Raine und Abhänge j strotzen von dürrem Gras und Sträuchern. Was : Wunder, wenn man da aus den verschiedensten ! Gegenden des Landes und so auch in der nächsten > Umgebung unserer Stadt von Wald- und > Feldbränden vernimmt, welche wenigstens ! längs der Eisenbahnlinien dem Funkenflug eiliger , Lokomotiven oder aber der Unachtsamkeit und Bosheit jüngerer und älterer Erdenpilger ihre > Entstehung verdanken. Erstere Gefahr ist eine Begleiterscheinung unserer Hochkultur, welche auch ' durch entlegene und romantische Wald- und j Wiesentäler ihre Schienenstränge zieht, gegen letzteren Unfug aber zu kämpfen, dürfte, noch mehr als wohl geschieht, Sache nicht nur der Lokalbehörden und ihrer Schutzorgane, sondern auch des einzelnen Naturfreundes sein, welchem l solch rohe Eingriffe in die schöne Frühjahrswelt nur Schmerz bereiten können. Wer sollte nicht nach dieser langen und trübseligen Winterszeit sich wieder der allbelebenden Sonne erfreuen und ihre Wirkungen auf Wald und Flur mit entzückten ' Sinnen beobachten.

Insbesondere aber ist es die wieder erwachende Vogelwelt, deren Abnehmen infolge der Kulturveränderungen und Nachstellungen durch die Hand selbstsüchtiger roher Menschen jeder Naturfreund auf's Tiefste beklagt und welche auch der Landwirt durch das Ueberhandnehmen allerlei - Ungeziefers aufs schmerzlichste empfindet. !

Mit gesetzlichen Verordnungen oder gar ^ diplomatischer Einwirkung auf die vögelmordenden Nationen im 'Norden (Dohnenstieg") und im - Süden (Italien und Südfrankreich) ist's nicht getan, solange wir nicht mit aller Energie darauf

dringen, daß unseren gefiederten Freunden die Nistgelegenheit nicht fehlt, welche ihnen die Ueberkultur in Wald und Feld zum Teil entzogen hat. Solche zu schaffen bemühen sich Vogelschutz- und Tierschutzvereine aller Art mit wechselndem Erfolg.

Die besten Brut- und Schutzplätze für die Mehrzahl unserer so eminent nützlichen Singvögel sind nun die Hecken. Unsere Gegend, nicht zu Unrecht zumHeckengäu" gerechnet, weist nun vielen Orts eine Unmenge größerer und kleinerer Hecken auf, in welchen zu gegenwärtiger Zeit reges aber heimliches Leben der nützlichen und lieblichen Brüter herrscht.

Mit Enttäuschung muß aber jeder Natur­freund wahrnehmen, wie gegenwärtig diese schützenden Orte, sei es von jugendlichen Müßig­gängern, sei es von törichten Erwachsenen, den Flammen überliefert werden und an schönen sonnigen Mittagen gerade während der Festzeit allenthalben Rauchwolken aussteigen, welche solch blödsinnige und kurzsichtige Tätigkeit verraten, allen obrigkeitlichen Verboten und Warnungen zum Trotz.

Möchte doch allmählig jeder Vernünftige einsehen, welcher Schaden durch diese Zündelei angestellt wird, ganz abgesehen von der Gefahr der Ausbreitung des Feuers in benachbarte Waldungen, besonders Nadelholzkulturen.

Man sagtdas ist immer so gewesen", gewiß sind wir für Beibehaltung aller vernünf­tigen alten Sitten und Gebräuche, aber dieser Unsitte kann nicht scharf genug zu Leibe gerückt werden und da können der Natur der Sache nach die Polizeiorgane nicht ausreichen, da muß jeder vernünftig Denkende Mitwirken an dem Heimatschutz für unsere Vogelwelt.

vv. . m.

Reklametett.

Amtliche und prwatanzeigen.

Schuleiutrttt.

Donnerstag, den 22. April, beginnt in der Volksschule das neue Schuljahr. Schulpflichtig werden Heuer diejenigen Kinder, welche im Jahre 1902 geboren sind, also Heuer das 7. Lebensjahr vollenden. Außer diesen können auch solche Kinder ausgenommen werden, welche 1903 geboren sind, wenn sie körperlich und geistig hinreichend entwickelt sind.

Die Knaben haben sich um 9 Uhr, die Mädchen um 10 Uhr beim Lehrer der Elementarklasse cinzufindeu. Jedes Kind hat Geburts- und Impfschein mitzubringen.

Calw, den 14. April 1909.

K. ev Ortsfch«linfpettorat.

Stadtpsarrer Schmid.

Esfringen.

Dttkalif von Mkiilmi-Artikkln.

Aus der Konkursmasse des Friedrich Vatter, Schreinermeisters dahier bringt der Unterzeichnete am kommenden

Freitag, den 16. April 1909, vormittags von 8'/2 Uhr an, in der Wohnung des Gemeinschuldners im öffentlichen Ausstreich gegen sofortige Barzahlung zum Verkauf:

1 Gehrungssäge mit Stoßlade (System Ott), 1 Leimofen beide fast neu 5 Zinkzulagen, 80 Bretter u. Täferdielen, 80 Pfund Leim, 60 Ltr. Weingeist, 1 Flasche (ca. 80 Pfund) Schleiföl, ca. 800 m verschiedene Stäbe, 600 Blatt Nußbaumfourniere, 700 Blatt andere Fourniere, 2 Hobelbänke je mit Handwerks­zeug, 13 Schraufzwingen, 2 eiserne Leimzwingen, verschiedenes anderes Handwerkszeug, 1 größere Anzahl von Messinggriffen, Schlüsselschilden, Schlössern und dergleichen, Bettladenbeschläge, Konsolen, 8 Ltr. Kopallack, 8 Ltr. Kopalpolitur, 6 Ltr. Möbel­lack, ca. 12 Ltr. Mägerlein, 1 Korbflasche mit 80 Pfund Leinöl, 6 Fl. Mattierung, Fries und Füllungen zu 4 Bettladen, Muscheln, Gesimse/ Zahnleisten, Stangenschlösser, Tropfen­konsolen, Glaspapier, Nußbaumaufsätze und Bettladenbögen und Anderes.

Kaufsliebhabcr werden eingeladen mit dem Ansügen, daß ich auch zum Verkauf der Gegenstände aus freier Hand ermächtigt bin.

Wildberg, den 13. April 1909.

ttonkursverrvalter:

stv. Bezirksnotar Bühl.

Möttlingen, OA. Calw.

Vergebung von Bauarbeiten.

Zum Umbau der evang. Kirche sind nachstehende Arbeiten zn vergeben:

Kanalisation. 384

Grab-, Beton- und Maurerarbeiten . 2500

Schmiedarbeiten.30

Zimmerarbeiten. 900

Flaschnerarbeiten. 250

Gipserarbeiten. 1400

Schreinerarbeiten. 2200

Glaserarbeiten. 720

Schlosserarbeiten.610

Malerarbeiten. 1200

Pläne, Kostenvoranschläge und Bedingungen liegen vom 12. April bis 17. April im Amtszimmer des Pfarrers in Möttlingen zur Einsicht auf.

Die Angebote sind schriftlich, mit entsprechender Aufschrift versehen, bis längstens Samstag, 17. April, mittags 12 Uhr, unter Beilegung von Zeug­nissen neuesten Datums bei dem K. evang. Pfarramt Möttlingen einzureichen. Zuschlagsfrist 10 Tage.

Möttlingen, im April 1909.

Kgl. evang Pfarramt: Die Bauleitung:

Eipper. Pros. R. Böklen L C. Feil, Architekten,

Stuttgart, Eberhardstraße Nr. 55.

Geschäfts Eröffnung.

Einem verehr!. Publikum erlaube ich mir die Mitteilung zu machen, daß ich am hiesigen Platze ein elegant eingerichtetes

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eröffnet habe. Durch meine bisherige Tätigkeit bin ich in .

den Stand gesetzt, selbst den weitgehendsten Anforderungen ^ höckllen"" gerecht zu werden. Auszeichnungen:

Vollständig separater Damensalon mit den neuesten Ehrenpreisen, Apparaten. Medaillen u.

Lkampooing, Onäulation, iisariärbungen, Iffanioure. Diplomen.

Anfertigung sämtlicher Haarbeiten unter Garantie.

Lager fertiger Haararbeiten. Versand nach auswärts.

Hochachtungsvoll

^/iltiSlm SejinSictsn,

beim Hotel Krone, Kurort Schömberg, OA. Neuenbürg, früher in Calw, Bahnhofstraße.