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Erscheinuri^^^uN^-' Monru^. TipuStag, Mittwoch, Tonnersrag. Ac'eirag und Samstag. Iuserrionsprers iiu Pfg. pro Zeile für Lradr u. Bezirlsorte; außer Bezirk 42 Pfg.
Mittwoch, den 14. April 1909.
Vezugsvr.i.d.Ltadr' ^jahrl.in. Träger!.Mk. l.Lk,. PostbezngSpr. f.d. Orrs- u. Nachbarorrsverk. ^jährl. Mk. t.L", im Fernverkehr Mk. l.3o. Besteltg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.
TalreSnemnkeitl«.
Stuttgart t l. April. Graf Zeppelin veröffentlicht im „Schwäb. Merkur" eine Erklärung, in der es heißt, daß er den verschiedenen falschen N achri ch t e n über Fernfahrten des Luftschiffes !." vollkommen fernstehe, und daß er selbst es am unangenehmsten empfinde, wenn durch derartige, frei erfundene Meldungen getäuschte Erwartungen und grundlose Aufregungen verursacht werde. Graf Zeppelin wäre dankbar, wenn sich die Presse bei der Aufnahme solcher Meldungen ihrer Verantwortung mehr bewußt zeigen würde.
Stuttgart 13. April. Der Polizeibericht schreibt: Am Sonntag abend 9"/? llhr gerieten auf der Brücke in Untertürkheim junge Leute in Streitigkeiten, wobei ein 19 Jahre alter Schlosser aus Wangen von einem 23 Jahre alten Weingärtner in Nntertürkheim in den Rücken geschossen und lebensgefährlich verletzt wurde. Der Täter ist festgenommen. — Gestern abend 7 Uhr wurde ein 13 Jahre altes Mädchen beim Spielen auf dem Lagerplatz Ecke Benckendorff- und Möhringerstraße zwischen zwei Grüststangen eingeklemmt und erlitt einen Bruch des rechten Oberschenkels. Die Verunglückte wurde in die Olgaheilanstalt gebracht.
Echterdingen 13. April. Gestern stattete Graf Zeppelin mit dem Grafen und der Gräfin Brandenstein-Zeppelin unserm Filder- ort einen Besuch ab, wobei auch der Zeppelin- Gedenkstein besichtigt wurde. Graf Zeppelin äußerte sich in dankbaren Worten über die viele Liebe, die ihm in den denkwürdigen Tagen des August 1908 seitens der Einwohnerschaft zu teil geworden ist.
Böblingen 13. April. Am Ostersonntag wurden durch Feuer im Staatswald Aldinger Wald ca. 12 Morgen der schönen Tannenkultur eingeäschert. Einem mit Löscharbeiten beschäftigten Bahnwärter wurden die Kleider am Leibe versengt. Die Entstehung des Brandes dürfte auf zündelnde Kinder zurückzuführen sein.
Herren derg 13. April. Am Ostermontag begegnete das Automobil des Oberförsters v. Süßkind von Dornstetten einigen Schulknaben, die einem Fuhrwerk auszuweichen versuchten, dabei aber vor das Automobil gerieten. Dieses erfaßte den im Wege etwas zurückgebliebenen 11jährigen Sohn des Seifensieders Hiller und überfuhr ihn. Der Besitzer des Automobils begab sich sofort mit seiner Gemahlin zu den Eltern des Knaben, wohin dieser inzwischen verbracht wurde, um seine Teilnahme auszudrücken mit der Versicherung seiner tatkräftigen Mithilfe zur Wiederherstellung , des glücklicherweise nicht besonders schwer Verletzten.
Güglingen 13. April. Nachdem schon gestern mittag 3 Uhr ein leichteres Gewitter sich unter Kieselschauern entladen hatte, brach in der Nacht morgens gegen 3 Uhr ein schweres Unwetter mit Donner und Blitz los, das mit orkanartigem Tosen und leichtem Hagel niederging, ohne aber Schaden anzurichten.
Unterboihingen 12. April. Am Abend des Osterfestes ereignete sich auf dem hiesigen Bahnhofe ein schreckliches Unglück. Der in Hegensberg bei Eßlingen wohnhafte 53 Jahre alte Schneidermeister Berger wollte den um °/<9 Uhr abfahrenden Zug zur Heimreise benützen. Im Begriff, seinen Hund zu sich in den schon in Bewegung befindlichen Wagen hereinzuziehen, geriet Berger, der auf dem Trittbrett stand,
unter die Räder, wodurch er am Kopfe so schwerverletzt wurde, daß der Tod augenblicklich eintrat. Die Persönlichkeit des Verunglückten konnte erst im Lause des heutigen Vormittags durch seinen Sohn, der sich bereits auf der Suche nach dem nicht heimgekehrten Vater befand, festgestellt werden.
Mühlacker 13. April. Von dem schweren Brandunglück in der Vetterschen Ziegelei spricht hier natürlich noch alle Welt. Dabei tauchen nach und nach, wie es bei einer Katastrophe zu gehen pflegt, die unheimlichsten Gerüchte auf. Es sei hier nur das angeführt, daß es jetzt Leute gibt, die behaupten, der verbrannte Werkführer Derbst sei nicht durch einen Nnglücksfall um- gekommen, sondern er sei in das Feuer hineingeworfen worden. Er habe den oder die Brandstifter auf der Tat ertappt, und diese hätten, um sich.des Mitwissers ihrer Tat zu entledigen, das Furchtbare begangen. Es läßt sich heute noch nicht feststellen, wie viel an diesem Gerücht Tatsächliches ist. Wahrscheinlich wird es sich, wie erwähnt, um ein müßiges Gerede handeln, wie es bei jedech schweren UnglücksfalO Ne lebhaft erregte Phantasie des Volkes hervorbringt.
Ulm 13. April. Nachdem der Schwindel mit dem ins Haus gebrachten Tintenpulver nicht mehr zieht, bringt ein anderer Schwindler den Frauen von außer Hause befindlichen Gewerbetreibenden eine angeblich bestellte Kiste ins Haus und verlangt 7 50 I Zoll.
Berlin 13. April. Die erste Aufführung des viel besprochenen englischen Invasions- Dramas. Eines Engländers Heim im Neuen Theater wurde vom Publikum mit Entrüstung am Ostersonntag abgelehnt. Bei der gestrigen Aufführung des Stückes, die vor nur schwach
Line Lüge.
Roman von Ludwig Rohmann.
(Fortsetzung.)
Er machte eine Pause und sah scheu zu Marie hinüber, die starr und in sich versunken dasaß.
Eines Tages aber brauchte er sein Geld wirklich. Das war im September und in der schwersten Krise, in der ich je engagiert war. Ich hatte Hunderttausende nötig und besaß sie nicht; ich habe verzweifelt alle Mittel aufgeboten, um mich halten zu können. Nun mußt du dir vorstellen, mas alles davon abhing, daß ich ohne Schanden aus der Krise hervorging. Die Krise hatte ohnehin schon Opfer gefordert, und wenn ich fiel, dann stürzten wieder ein paar Dutzend andere mit mir und wir selbst waren Bettler. Das alles war schlimm und konnte allein ausreichen, mich zur äußersten Anstrengung zu veranlassen. Das Schlimmste aber schien es mir zu sein, daß mein Name seinen alten Vollklang verlieren, daß ich, Karl Wilhelm Berg, von der Börse verwiesen werden und bankerott sein sollte. Es ist vielleicht die bescheidenste Größe auf der ich stand und noch stehe; aber gerade darum habe ich sie stets mehr als mein Leben verteidigt und darum war ich fast wahnsinnig in der Sorge, daß am Ende doch noch alles hinsinken könnte."
Marie stand auf, sie fing an zu begreifen, was folgen würde. „Und gerade da kam er?" fragte sie in atemloser Angst. „Gerade da! Er hatte Schwierigkeiten schon seit einiger Zeit und brauchte notwendig Geld. Ich fragte ihn, ob er eine Unterbilanz habe; nein die hatte er nicht. Aber das bare Geld fehle ihm in allen Ecken und Enden und auch sein Lebenswerk hinge von dem Besitz des Geldes ab, Und da bat er mich eben, ich möge ihm das Darlehen zurückgeben." „Und du —?"
„Und ich! — — Ich weiß kaum noch, wie's möglich war — ich
weiß nur, daß mich ein wildes Entsetzen packte: Da ist einer, der dich ruinieren wird! Gibst du ihm das Geld, dann ist alles Ringen umsonst gewesen, dann ist Karl Wilhelm Berg morgen verloren und in Schande. Ich hätte ihn ja freilich aufklären, ich hätte ihn um ein paar Tage Geduld bitten können — aber ich habe von alledem nichts getan. Zuerst fragte ich ganz mechanisch, wie man eben in der Verlegenheit fragt, um Zeit zur Ueberlegung und zu einer Antwort zu finden: „Welches Darlehen?" Aber die gedankenlose Frage hatte ihn, der fest auf mich gebaut hatte, wie ein Blitz getroffen. „Welches Darlehen?" wiederholte er, während er mich mit einem unbeschreiblichen Blick anstarrte, „aber du weißt doch —!" Und nun erst packte mich wie ein Taumel der Gedanke: Er hat nichts in Händen und kann seinen Anspruch nicht beweisen! — Und nun blieb ich dabei: „Aber nichts weiß ich! Ein Darlehen, das ich nicht längst zurückgeben hätte?"
Marie tanmelte wie unter einem körperlichen Schlage zurück und dann brach sie wild aufstöhnend zusammen. Berg selbst saß völlig haltlos, das Gesicht mit den Händen bedeckt, in seinem Sessel.
Es währte lange, bis Marie sich wieder gefaßt hatte. Sie richtete sich mit Anstrengung auf und sah mit leeren Blicken auf den gebrochenen Mann, dem sie bis dahin mit unendlicher Liebe angehangen hatte und vor dem sie nun ein namenloses Grauen empfand. „Und dann?" fragte sie tonlos, „was geschah dann?"
„Dann!"-Bornemann war totenblaß geworden und ver
mochte kein Wort zu sagen. „So ging er. Ich war nun selbst ohne Fassung da die Lüge heraus war; ich wollte ihn halten, aber er floh vor
meiner Berührung:-Und dann kam das andere. Die Lüge hatte
ihn urplötzlich bankerott gemacht. Er besaß nun nicht nur kein bares Geld mehr — er hatte auch, da die hunderttausend nicht mehr für ihn vorhanden waren und da er zu vornehm dachte, um mit mir über die Forderung zu streiten, eine Unterbilanz. — Ich habe an ihn schreiben