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Fried richsha fen 2. April. Das Luftschiff ist pünktlich 8 Uhr über Fned- richshafen ein getroffen. Es hat also die Fahrt von München, wo es 3 Uhr 36 Min. abgefahren ist, in genau 4 Stunden zurückgelegt. In Fnedrichshafen herrscht kolossale Begeisterung. Die Straßen tragen reichen Flaggenschmuck. Die Reichsballonhalle war zum Empfang geschmückt. Die Zeppelin'schen Beamten hatten sich zur Begrüßung nach Manzell hinausbegeben. Pünktlich '/-8 Uhr wurde das Luftschiff am Horizont gesichtet. Es herrscht unbeschreiblicher Jubel. Böllerschüsse wurden gelöst, auf die man aus der Gondel des Luftschiffes durch Signale antwortete. In schlanker, eleganter Fahrt, in der auch nichts auf eine „Ermüdung" hindeutete, zog der stolze Kreuzer durch sein Element dahin, seiner Ausgangsstätte zu. In hiesigen Luftschifferkreisen wird der Münchner Fahrt ganz besondere Bedeutung beigelegt. Man ist voll Genugtuung, daß das Schiff die Verankerung im Sturm so gut überstanden hat.
Friedrichshafen 2. April. Die Landung ging um 7 Uhr 55 Mn. in Manzell glatt von statten. Auch hier hatte sich eine große Menchenmenge eingefunden, die stürmische Ovationen ausbrachte. Vor dem Deutschen'Hause, der Wohnung des Grafen, staute sich die, zum Teil weit hergekommene Masse von begeisterten Verehrern des Grafen, die seine Rückkehr erwartete. Ihr Jubel, als Graf Zeppelin eine halbe Stunde später anlangte, war unbeschreiblich. Er dankte sichtlich erfreut. Von den Strapazen der letzten 36 Stunden war ihm nichts anzumerken.
Frankfurt I. April. Major v. Tschudi hat während seiner Anwesenheit in Friedrichshafen mit der Zeppelin-Luftschissahrts- gesellschaft einen Vertrag abgeschlossen wonach Gras Zeppelin mit seinem Luftschiff die Ausstellnng besucht. Das Luftschiff wird während der Ausstellung in der zu diesem Zweck errichteten Halle hier stationiert sein und von hier aus Fahrten unternehmen. Der Bau der riesigen Luftschiffhalle ist bereits in Angriff genommen.
Darmstadt l. April. Indem Lumpen- Magazin von Wolfs Strauß brach Groß- feuer aus, durch das die angrenzende Kaserne des Leibgarde-Jnf.-Regts. Nro. 115 und eine Volksschule sehr gefährdet waren. Die Löscharbeiten wurden durch die starke Rauchentwicklung sehr erschwert; die Feuerwehr mußte sich deshalb aus die Rettung der beiden Gebäude beschränken. Nach etwa 3 Stunden war die Gefahr für die angrenzenden Gebäude beseitigt. Das Magazin brannte vollständig nieder. Bei den Rettungsarbeiten wurden durch das Einstürzen des Daches 3 Feuerwehrleute verletzt, einer von ihnen schwer.
Berlin 2. April. Reichskanzler Fürst Bülow wird dem Bl T. zufolge seine angekündigte Reise nach Nord-Italien bereits am Sonntag früh antreten. Die Rückkehr erfolgt gleich nach den Osterferien.
Berlin 2. April. Heute Mittag gegen 1 Uhr hat sich an der Ecke der Lietzenburger- und Fasanenenstraße ein schwerer Automobil-Unfall ereignet. Der Oberstleutnant a. D. v. Merkel wurde, als erden Fahrdamm überschreiten wollte von einer Automobil-Droschke überfahren. Die Räeer gingen ihm über den Kops. Auf der Unfallstation konnte der Arzt nur noch den Tod feststellen.
Berlin 2. April. Aus Hamburg meldet die „Tägl. Rundschau": Auf Veranlassung des Alldeutschen Verbands begaben sich gestern nachmittag 21 Korporationen, darunter die Hauptleitung des Alldeutschen Verbands, dessen Ortsgruppen, Hamburg, Lübeck, Mainz, Dresden und der nordelbische Gau, der Deutschnationale Handlungsgehilfenverband, der Deutsche Ostmarkenverein, die Deutschsoziale Partei, die Deutsch- östreichische Gesellschaft nach Friedrichsruh, um am Sarkophag des Altreichskanzlers Lorbeerkränze mit Schleifen und Inschriften niederzulegen. Im Mausoleum hielt Pastor Jenisch eine erhebende Gedächtnis- und Gelöbnisred e. Der akademische Bismarckausschuß, sowie studentische Korporationen hatten das Bismarckdenkmal aus der Elbhöhe mit Kränzen geschmückt. Die Mitglieder des Reichstagswahlvereins von 1884 waren bereits Mittags zur Kranzniederlegung nach Friedrichsruh gefahren. Professor- Koller hielt eine Ansprache. Die Fürstin Bismarck mit ihren Kindern erschien pünktlich um 12 Ilhr mit Kränzen im Mausoleum.
Berlin 2. April. Heute morgen 9 /. Uhr wurde auf den Geldbriefträger Eulenburg vom Postamt 48 auf der Friedrichsstraße ein Raubmordanfall ausgeführt. Der Geldbriefträger hatte um diese Zeit bei einem Rechtsanwalt Geld bestellt. Auf der Treppe des Hauses wurde er hinterrücks von einem unbekannten Manne mit einem schweren Instrument auf den Kopf geschlagen, sodaß er bewußtlos zusammenbrach. Er hatte eine klaffende Schädelwunde und mußte in das Krankenhaus am Urban gebracht werden. Der Täter raubte dem Ueberfallenen etwa 800 - // aus seiner Geldtasche. Aus der Treppe lagen noch- Geldstücke verstreut umher. Vom Täter fehlt noch jede Spur.
Paris 2. April. „Echo de Paris" erklärt, ermächtigt zu sein, die Meldung von einer geplanten Zusammenkunft zwischen dem deutschen Kaiser und dem Präsidenten Fallieres in Monaco zu dementieren. Die Ankündigung sein ein tendenziöses Manöver, denn wenn selbst die historischen Gründe nicht mehr beständen, um Bedenken gegen eine solche Zusammenkunft zu rechtfertigen, so würde der Druck, welchen Deutschland gelegentlich der Orientkrise auf Rußland ausgeübt hat, allein genügen, um die Regierung der Republik zu hindern, einen Schritt für möglich halten zu können, der in Petersburg als tatsächlicher Verrat aufgefaßt werden könnte. Auch die anderen Pariser Morgenblätter, welche Beziehungen zur Regierung unterhalten, erklären die Gerüchte für unbegründet.
Wien 2. April. Aus Belgrad kommen wieder Nachrichten über eine angebliche Gärung
in der Armee, wobei der frühere Kronprinz seine Hand im Spiele haben soll. Man fürchtet, daß sich über Nacht eine militärische Diktatur etablieren könnte. In Nisch und Kragujewac sind Offiziersverschwörungen entdeckt, die sich die Entthronung der Dynastie zum Ziele gesetzt hatten. Eine Anzahl Offiziere wurde verhaftet.
London 31. März. Am 1. April tritt hier das Gesetz über Kinder in Kraft. Es enthält zwei wichtige Bestimmungen. Die erste ist die, daß in Zukunft keinem Knaben unter 16 Jahren gestattet ist, zu rauchen. Die Polizisten haben die Pflicht, Knaben am Rauchen zu verhindern, und das Recht, den bei den Knaben Vorgefundenen Tabak wegzunehmen. Tabakhündlern ist unter Androhung beträchtlicher Geldstrafen der Verkauf von Tabak an Knaben verboten. Ein zweiter Punkt des Kindergesetzes ist das Verbot des Aufenthalts von Kindern unter 14 Jahren in Wirtshäusern. Selbst der Versuch, Kinder zu dem Betreten von Räumen zu veranlassen, in denen geistige Getränke zum sofortigen Genüsse verkauft werden, ist strafbar. Eine große Anzahl von Wirten kam um die Erlaubnis ein, das Wirtshaus durch ein Wartezimmer für Kinder erweitern zu dürfen. Diese Anträge sind in fast allen Fällen abschlägig beschieden worden, so daß Eltern, die Kinder unter 14 Jahren bei sich haben, in Zukunft die Wirtshäuser meiden müssen. Neben diesen beiden Hauptpunkten des Kindergesetzes und noch einige andere Bestimmungen des Gesetzes von Interesse. Es ist in Zukunft verboten, Kinder allein in einem Raume zu lassen, in dem ein offenes Feuer brennt. Da in England in allen Räumen offene Feuer brennen, wird sich diese Bestimmung sehr unangenehm fühlbar machen. Ein anderer Paragraph des Gesetzes bedroht diejenigen mit Geld- oder Gefängnisstrafen, die Kinder zum Betteln anhalten. Als Betteln wird auch betrachtet, wenn Kinder auf den Straßen singen, um dadurch die Passanten zur Mildtätigkeit zu veranlassen. Den Händlern, die altes Eisen usw. verkaufen, wird durch das neue Gesetz verboten, in Zukunft von Kindern zu kaufen. Diese Bestimmung wurde für nötig erachtet, weil viele Kinder sich durch die Möglichkeit, altes Eisen in Geld umzusetzen, dazu verleiten ließen, Türklopfer und andere Metallgegenstände zu stehlen.
Voraussichtliche Witterung.
Norden vorwiegend heiter, Süden zunächst noch trüb, zeitweise Niederschläge, allgemein kälter.
Standesamt Calw.
Geborene.
29. März. Anna, T. d. Georg Jakob Hennefarth,
MühlebauerS.
30. „ Klara Sofie, T. d. Theodor Eugen
Mößner, Eisenbahnschaffners.
R-klam-teil.
ko1u«cki8-KrmN»"?AA-'
ungefärbt.
AMlilht Md primIklyNM A. Amtsgericht Calw.
In das Güterrechtsrcgisler wurde heute unter der Aufschrift:
Karl Dürr, Maler in Hirsau und Anna Dürr, geb. Dierlamm daselbst eingetragen:
Die Eheleute haben durch Vertrag vom l. April 1909 die Gütertrennung des Bürgerlichen Gesetzbuchs vereinbart.
Den 2. April 1909.
Oberamtsrichter H ö l d e r.
Ein wenig getragenes
Helles Sommcrkl id
ist zu verkaufen in der Salzgasse, frühere Kanne, 2 Treppen doch.
K. Forstamt Enzklösterle.
Papier- a. Kei-hoWndmf
im schriftlichen Aufstreich
ans Staatswald I. Wanne 32, 36,37, III. Dietersberg 7, 22, 23; IV. Hirschkopf 3, 15; Vl. Laugehardt 32; VII. Kälberwald 20, 21, 30, 39, 41, 42, 51, 6l, 66, 68, 69:
Rm. Buchen: 20 Scheiter, 175 Anbruch ; Birten: 2 A- bruch; Nadelholz: 98 Roller, 5 Scheiter, 8 Prügel, 938 - Anbruch.
Die Angebote auf die einzelnen Lose sind in Geld pro Rm. ausgedrückt, vom Bietenden unterzeichnet und verschlossen mit der Aufschrift „Angebot auf Beigholz" bis spätestens Freitag, ! den 16. April, vorm. 10 Uhr, beim i Forstamt einzureichen, worauf sofort im Gasthaus zum Waldhorn in Enzklösterle die Eröffnung erfolgt, welcher die Bietenden avwohnen können.
; Abfuhrtermin: 1. September 19(j9.
: Losverzeichnisse und Offertformulare ^ unentgeltlich durch das Forstamt.
K. Forstamt Hirsau.
LoMolz-, Slaugrn- und Brcullholz-Vcrraus
am Samstag, den 10. April, vorm. 9 Uhr, im Gasthaus von Wwe. Mohr aus Staatswald IV. Altburgerberg Abt. 4 Löffelschmiede, 6 Langewand, 8 Blaiche und V. Lützenhardt Abt. 47 Felsenmeer, 49 Mühlrain, 50 Miß:
13 buchene Derbstangen I. Kl., Brennholz: Rm. Eichen: 1 Prügel, 2 Anbruch; Buche«: 53 Scheiter, 67 Prügel, 20 Klotzholz, 69 Ausschuß- u. Anbruchholz; Nadelholz: 1 Scheiter, 33 Prügel, 1l1 Anbruch; Reis: 29 Flächenlose geschätzt zu 2150 hartge- mischien und 3370 Nadelholzwellen, 9 Haufen an Wegen, geschätzt zu 490 Nadelholzwellen.
Ernstmühl.
Holz-UkllMs.
Am Montag, ? AL , den 5. April 1909,
vorm. 10 Uhr, kom- men auS der Brand- Halde bei Bärenwtrt " Friedr. Kirchherr: 71 Rm. buchene Scheiter u. Prügel, 19 Rm. tannene Scheiter u. Prügel zum Verkauf, wozu Käufer eingeladen werden.
Aus Auftrag:
Schultheiß Weber.
Eine freundliche
Wohnung
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