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werde«, so erhalten die Ortsdehörden den Auftrag, für die Erhaltung der Hecken tunlichst Sorge zu tragen und diese« Unfug nachdrücklich entgegen- zutreteu. Auch werden Eltern und Lehrherrn veranlaßt ihre jungen Leute auf dieses Verbot aufmerksam zu machen, wobei bemerkt wird, daß nach ß 832 deSjbürgerl. Ges.-Buchs die zur Aufficht über die Minderjährigen verpflichteten Personen sür den etwa angerichteten Schaden zu haften haben.
Zugleich werden die Heere« vrt»sch«liaspek- tere» «ad Lehrer ersucht, vorstehende Vorschriften unter 'entsprechender Verwarnung den Kindern in den Sch«le» eiazuprägen und zu erläutern.
Calw, 26. März 1909.
K. Oberamt.
Voelter.
Bekanntmachung.
Au die Schultheitzeuamter.
Etwaige Gesuche um Staatsbeiträge zu den Koste« des SchaeebahneaS auf den Staatsstraßen und auf Nachbarschaftsstraßen mit Personenpost' verkehr im Winter 1908/09 find auf der im Minist- AmtSblatt 1901 S. 141 vorgeschriebenen Uebersicht a«f 1. April dS. IS. dem Oberamt vorzulegen.
Calw, 25. März 1909.
K. Oberamt.
Voelter.
Tagesueuigkeiteu.
Stuttgart 26. März. (Finanzkommission.» Die Beratung des Postetats wurde fortgesetzt bei den Titeln für das nicht etatsmäßig angestellte Personal und Dienstaushilfen. Entsprechend den Wünschen des Landtags sind höhere Beträge eingestellt zur Vorrückung von Postagenten in höhere Belohnungsstufen und zur Deckung der Kosten der Vertretung erkrankter und beurlaubter Postagenten. Es sind jetzt 520 Postagenturen und 1300 Telegraphenhilfstellen im Betrieb, die Neueinrichtung von 15 Postagenturen ist vorgesehen, die Belohnungen der Landpostboten sind um 15"/» über die ortsüblichen Taglöhne erhöht worden, die zweimalige werktägige Postbedienung der Hauptlandorte ist nahezu überall durchgeführt, sür die neueingeführte Ueber- nahme der Kosten der Vertretung erkrankter und vollbeschäftigter beurlaubter Landpostboten auf die Postkasse sind weitere Mittel eingestellt. Ein Erlaß von 28. März regelt die Stellvertretungskosten für erkrankte Postagenten und ebenso die Urlaubsgewährung für solche (nach dreijähriger Dienstzeit bis zu 6 Tagen). Von einer Seite wurde der Mangel eines Sonntagsbotengangs für Landgemeinden beklagt, wogegen von anderer Seite gegen weitere Sonntagsdienstzeit und eher für Erweiterung der Sonntagsruhe sich ausgesprochen wurde, auch sei mit einem zweiten Samstagsbotengang dem Hauptmißstand genügend Rechnung getragen. Nach amtlicher Auskunft wird der Sonntagsgang überall da eingeführt,
wo Beteiligte und Gemeinden es wünschen. Von einer Seite wurde der 2, werktägige Botengang für viele Landorte als ein unnötiges Privileg weniger Bessersituierter zu Lasten der Staatskasse bezeichnet ; als vom Verkehrsminister die obenerwähnten Verbesserungen für dieses Personal freiwillige Mehrleistungen oder Geschenke genannt wurden, ist dem von verschiedener Seite entschieden widersprochen worden. Die Krankheitsverhältnisse des Postpersonals, die speziell beim weiblichen Personal außerordentlich stark sind, wurden eingehend besprochen, ebenso die Dienst- und Ruhezeiten an der Hand des Verwaltungsberichts und mehrfacher Beschwerden zumal über die Art der Diensteinteilung, deren Einhaltung auf allen größeren Aemtern geradezu unmöglich sei; eine fortschreitende Verbesserung wurde anerkannt, auch mitgeteilt betr. die auffallenden Erkrankungen des weiblichen Personals nach der Statistik, daß künftig in mindestens zweijähriger Dienstzeit, sich jede Angestellte bezüglich der gesundheitlichen Befähigung bewähren muß; auch erfolgt die Annahme jetzt nicht mehr mit 16 sondern mit 18 Jahren, überdies betrug der Zugang seit 1902 in jedem Jahr- durchschnittlich 112. Gebilligt wurde die Beschränkung in der Annahme von Anwärtern finden rnittleren Dienst im Verhältnis zum niederen Dienst, ebenso das Verhältnis der dienstlichen Bestrafungen zur Zahl der Angestellten als nicht ungünstig bezeichnet. Die Titel 19, 20 bis 24 wurden nach dem Etat bewilligt.
Stuttgart 26. März. Mit Schreiben des Kgl. Staatsministeriums vom 23. März sind der Ständeversammlung, zunächst der zweiten Kammer, Uebersichten über die Besteuerung der Warenhäuser und der Konsumvereine zur weiteren Behandlung zugegangen.
Stuttgart 26. März. Die Gemeindekollegien haben in ihrer gestrigen Sitzung beschlossen, für die gesamte Gasstraßenbeleuchtung in Alt-Stuttgart die Fernzündung nach dem Patent einer Berliner Firma einrichten zu lassen, was bis zum 1. Nov. d. I. durchgesührt sein soll. Der Kostenaufwand ist auf 140000 -x// veranschlagt und kann aus den Ersparnissen, die mit der Einführung der Gasfernzündung gemacht werden und zu 63 000 im Jahr veranschlagt sind, ohne Inanspruchnahme von Etatsmitteln in wenigen Jahren gedeckt werden.
Stuttgart 26. März. Kaum daß der Frühling am letzten Sonntag seine Herrschaft angetreten hat, hat er uns gestern abend auch schon das erste Gewitter bescheert. Schon im Lauf des 'Nachmittags waren bei fortgesetzt fallendem Barometer mehrmals Gewitterwolken über dem Stuttgarter Tal aufgetaucht, die aber nur kurze Regengüsse brachten. Nach 7 Uhr abends aber wurden die Regengüsse heftig und
um 9 Uhr stellte sich auch eine Gewitterbö ein, die mit mehreren starken elektrischen Entladungen, mächtigem Donnerrollen und leichtem Hagel verbunden war.
W aiblingen 23. März. Die sensationelle Meldung von der hier erfolgten Verhaftung eines Pfälzer Liebespärchens, das unter Entwendung von 70000 entwichen sei, ist dahin zu berichtigen, daß allerdings das Pärchen hier verhaftet und das Mädchen von seinem Vater abgeholt wurde. Dagegen mußte letzterer einräumen, daß das Geld nicht entwendet sei. Wahrscheinlich hatte er die hohe Summe angegeben, um durch die ausgesetzte Belohnung von 500 >-..// rasch wieder in den Besitz seiner Tochter zu kommen. Doch erhielt die hiesige Polizei 50 Belohnung.
Göppingen 26. März. Mit ab geschossener Hand wurde an der Straße nach Jebenhausen ein italienischer Arbeiter aufgefunden, der sich im Rausch mit einer Pistole das Leben nehmen wollte. Die Pistole explodierte und zerriß ihm die Hand, die ihm im Bezirkskrankenhaus abgenommen werden mußte.
Eutingen OA. Horb 26. März. Am Mittwoch abend wurde auf hiesiger Station einem Reisenden, der zu früh aussteigen wollte, ein Fuß abgefahren. Er wurde in die chirurgische Klinik in Tübingen übergeführt.
Mergentheim 26. März. Der Kaiser wird in den Tagen vom 12.—16. September hier erwartet. Er wird während der Zeit des Kaisermanövers in dem neuen Wohngebäude des Karlsbads sein Hauptquartier aufschlagen. Die Räumlichkeiten sind bereits dieser Tage, ebenso wie die des Oehringer Schlosses, durch mehrere Herrn vom kaiserlichen Hofe besichtigt worden.
Friedr ichshafen 26. März. Zur Zeit herrscht hier stürmisches und regnerisches Wetter, sodaß diese Woche wohl kein Aufstieg mehr stattfinden wird. Für die geplante Fernfahrt wird das Luftschiff durch Einfügen neuer Ersatzteile in die Motors usw. vorbereitet. Ueber die Zeit der Fernfahrt verlautet noch nichts. Man vermutet, daß sie am Dienstag ins Werk gesetzt wird. Von nun an soll das Luftschiff die Bezeichnung 8. Ll. 2. I. führen.
Aus Baden 26. März. Der Kassier der Boxberger Spar- und Vorschußkasse, Jäger, ist seinen schweren Verletzungen, die er sich durch Entladen seines Jagdgewehrs zuzog, in vergangener Nacht erlegen. Es findet eine Prüfung der Kasse statt; ob sich Beanstandungen ergeben, muß abgewartet werden. Jäger konnte sich nur noch schriftlich verständigen, da ihm Kinnlade und Backen durch den Schuß vollständig abge-
Der Diener trat fast augenblicklich ein.
„Leben Sie wohl, lieber junger Freund. Und für die Zukunft ein frohes Glückauf! Seien Sie vorsichtig — das rate ich in Ihrem Interesse. Aber bei aller Vorsicht können doch Umstände eintreten, die einen Helfer wertvoll machen können. Dann kommen Sie nur zu mir, ja? Und nun gute Nacht — und leisten Sie den Damen noch ein wenig Gesellschaft. Die werden Sie ohnehin schmerzlich vermißt haben." — —
Als Paul am anderen Morgen reisefertig war, fand er Inge und Marie bereits am Frühstückslisch. Inge begrüßte ihn mit einem Kuß und Marie bot ihm herzlich die Hand.
„Wie lieb", sagte er in aufrichtiger Freude, „daß ich Sie noch einmal sehen darf". Marie lachte unbefangen. „Ach nein — was sollte daran besonders sein? Ich weiß nur, daß es nichts häßlicheres gibt als ein einsames, hastiges Frühstück vor einer Reise, und Sie sollen nun einmal nur freundliche Erinnerungen aus unserem Hause fortnehmen. Außerdem: Wir sind Frühaussteherinnen, Inge und ich, und es hat uns jedenfalls kein Opfer gekostet, daß wir gerade heute unserer Gewohnheit treu geblieben".
Aber das Frühstück verlies darum doch nicht allzu gemütlich. Ein paar Fragen und Antworten bildeten die ganze Unterhaltung. Als Paul Abschied nahm, steckte ihm Marie ein weißes Chrysanthemum ins Knopfloch. „So", scherzte sie, „das Beste, was mein Garten jetzt noch hergibt. Und nun auf Wiedersehen und gute Reise!"
Paul sah ihr werbend in die fröhlichen Augen, und plötzlich beugte er sich nieder und preßte seine Lippen auf ihre Hand. „Sie machen mich namenlos glücklich", sagte er halblaut, „und Sie dürfen dabei überzeugt sein, daß meine Glücksansprüche wirklich nicht die bescheidensten sind. — Es ist mehr als ein Wunsch — es ist eine Bitte, wenn ich nun wiederhole: Auf Wiedersehen!"-
Als der Wagen mit ihm davonrollte, kehrten die Mädchen Arm in Arm ins Haus zurück. „Nun sage mir, Marie, wie gefällt er dir? Marie blieb völlig unbefangen. „Närrchen — er ist doch dein Bruder! Da ist's doch nur natürlich, daß er mir lieb ist. Aber da du doch einmal fragst, will ich auch ganz offen sein: Horst gefällt mir besser". —
VIII.
Ter alte Hunstock bewohnte ein Häuschen nahe dem Ausgang des Dorfes. Es war sein Eigentum vom Vater her, aber viel gehörte ihm eigentlich nicht davon; er mußte mehr an Zins an einen Heiligenstädter Geldmann zahlen, als andere im Dorf an Mete aufzubringen hatten, aber er hielt darum doch mit zäher Energie an seinem bescheidenen Eigentum fest. Später, wenn er einmal tot war — nun, dann war's ja vielleicht nicht zu halten; aber dann mochten eben die anderen sehen, wie sie fertig wurden — er hatte das Seine redlich getan.
Die anderen — das waren der Christel, sein Einziger, und Rose, dessen Weib. Die hausten mit dem Vater zusammen in dem Hüttchen und taten, was sie konnten um dem Vater den Zins aufbringen zu helfen. Sehr viel war das aber nicht. Christel war leidend; er war schon als Kind immer kränkelnd gewesen, und Weberkindern kann nicht viel zur Kräftigung gegeben werden. So wuchs er als ein blasses, schmächtiges Bürschlein heran. Soldat konnte er nicht werden, aber ein Weib nahm er doch, als er der Meinung war, daß es nun Zeit dazu sei. Nun hatten sie drei Kinder — schwach, wie er selbst als Kind gewesen; auch die Rose war nun blaß und schmal geworden, und Christel hatte sehr mit der „Brust" zu tun, — so sagten die Leute. Getan wurde aber nichts gegen das Leiden — allenfalls wurde einmal ein Brusttee gekocht wenns gar zu arg wurde. Im übrigen lebte der Kranke dahin, als sei er kerngesund, und da ein Arzt weder im Dorfe selbst noch auch in der