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nnng gerufen.) Auch Wilhelm I hat unter Assistenz von Bismarck den Verfassungseid nicht gehalten. (Redner wird zum zweitenmal zur Ordnung gerufen) Das hat Bismarck selbst zugegeben. Wir hoffen, daß die Forderungen der Arbeiterschaft auf friedlichem Wege erreicht werden können. Jit daS nicht möglich, so werden wir stets den jungen Leuten die Mahnung tn die Kaserne mitgeben, immer an die Sozial­demokratie zu denken, aber nie davon zu sprechen. Wir bekämpfen den M litariSmus und seine Ver­treter. (Vizepräsident Kämpf ruft den Redner auf Grund des vorliegenden Stenogramms wegen seiner Angriffe auf hochgestellte Personen noch zweimal zur Ordnung.) Kriegswinister v. Einem: Ich habe nicht falsch zitiert, sondern nur einige wenige Sätze weggelassen, die Kautsky selbst hinzugesetzt hat. Das tut aber nichis Den allerwichttgsten Satz von der Gehorsamsverweigerung hat aber Herr Franck weggelaffen. Wenn Sie es könnten, würden Sie handeln wie Heivö es Ihnen vorgeschrieben hat. Auf Ihren Parteitagen wurde die entschiedene Kasernen-Agitation von Bebel nur bekämpft, weil sie Ihnen schaden kör nte. (Bebel wird wegen eines Zwischenrufes zur Ordnung gerufen.) Die Sozial­demokratie ist der Angreifer; wir befinden uns in der Verteidigung. Ihr ganzer Daseinszweck ist, die Spitze der Macht des Vaterlandes zu untergraben und die staatliche Ordnung zu stürzen. Hätte Bis­marck die Verfassung umgestoßen, so wäre es nur geschehen um das ganze Volk glücklich zu machen Sie kämpfen für eine Klasse, das Proletariat, das Sie für daS Volk arischen. Die Agitation der Sozialdemokratie unter den jungen deutschen Leuten, ist weder gut noch recht, wie Herr Franck e'klärte, sondern infam. (Stürm. Beifall rechts Lärm bei den Sozialdemokraten) Gegenüber dem Abg. Erz- berger, der nochmals über die zur Reitschule nach Hannover kommandierten Offiziere sprach, erklärte der Kriegsminister: Auch nicht unerlaubte Be­ziehungen haben zwischen den Offizieren und der Frau eines Kameraden bestanden. Darauf wird ein Antrag auf Sckluß der Debatte an­genommen. In einer persönlichen Bemerkung nimmt Abg. Erzberaer seine Vorwürfe in der mehrfach besprochenen Affäre der hannoverschen Offiziere mit dem Ausdruck res Beda icrns zurück DaS Gehalt des Kriegs Ministers wird bew lligt. Die Reso­lutionen auf jährlich einmalige Kontrolversamm-

lungen, Revision des Strafrechts und der Ehrengerichte und Freifahrt der Urlauber in die Heimat werden angenommen. Nach Erledigung weiterer Kapitel in der KommiffionSsaffung wird die Weiterberatung auf Montag nachmittag 2 Uhr vertagt. Außerdem kleinere Etats.

Wien 20. März. Im Abgeordnetenhause kam es gestern bei der fortgesetzten Beratung des Rekruten-Kontingents zu Dank es-Kund­gebungen für die deutsche Bundestreue. Der frühere Minister Abgeordneter Ebenhoch sprach dem deutschen Reiche Dank und Aner­kennung aus für seine Bundestreue die sich in den für Oesterreich so schweren Tagen so vollkommen bewährt habe. Der Sozialist Breiter inter­pellierte die Regierung über die Mobilisierungs- Vorbereitungen. Die Interpellation fragt den Landesverteidigungsminister, was er zu tun ge­denkt um die Bevölkerung der diesseitigen Reichs­hälfte über die Kriegsvorbereitungen zu in­formieren.

Budapest 20. März. Von hervorragen­der diplomatischer Seite Wiens verlautet, daß der deutsche Vorschlag, wonach die Mächte das österreichisch-türkische Entente-Protokoll einzeln zur Kenntnis nehmen sollen, von der Tripp el- Entente abgelehnt wurde. Minister­präsident Dr. Wekerle begiebt sich nach Wien, um an einem gemeinsamen Ministerrat möglicher­weise unter dem Vorsitz des Monarchen teilzu­nehmen. In dem Ministerrat soll die Antwort­note an Serbien festgestellt werden, die Montag oder Dienstag überreicht werden wird.

Petersburg 20. März. Gestern Abend hat in Zarskoje Selo eine Sitzung des Ministerrats stattgefunden, der auch der Zar beiwohnte. Wie gerüchtweise verlautet, wurde darüber beraten, ob für die Dauer des mög­lichen österreichisch-serbischen Krieges die Duma und der Reichsrat aufgelöst werden sollen. Dem Vernehmen nach werden Fr an kr eich, England und Rußland in Wien die Erklärung abgeben, daß sie die letzte serbische Note in dem Sinne

aufgefaßt haben, daß Serbien aus alle territorialen und politischen Zugeständnisse verzichtet. Gleich­zeitig werde sie Serbien ersuchen diese Auf­fassung durch eine neue jeden Zweifel aus­schließende Erklärung zu b ekräftigen. Es wird angenommen, daß Serbien diesem Vor­schläge Folge leisten wird.

Brüssel 20. März. Meldungen aus Paris zufolge verhandelt die Regierung mit der Marconi-Gesellschaft und einer englischen Firma wegen Herstellung einer drahtlosen Verbindung zwischen London und Paris während des Streiks der Telegraphen-Angestellten. Der Direktor der Marconi-Gesellschaft erklärte wenn ein Abschluß erfolgen würde, so würden die für Frankreich bestimmten Telegramme in Clifton gesammelt, von wo sie dann direkt nach dem Eifelturm befördert würden. Die Gesellschaft erklärte in der Lage zu sein, täglich lO OOO Worte zu übermitteln: Die streikenden Post­beamten lassen sich bereits zu Tätlichkeiten Hin­reißen. So wurde gestern ein Briefträger von einem ausständigen angegriffen, der ihm seine Briese entriß und nach allen Richtungen ver­streute. Der Streikende wurde verhaftet.

Marktberichte.

Ulm 21. März. Der gestrigen Schranne waren 1839 Zentner Getreide zugesührt, das bis auf 54 Zentner zu folgenden Mittelpreisen abgesetzt wurde: Kernen 11.75-//, Weizen 11.69 -,//, Einkornmischling 11.50 -//, Roggen 9.10 .//, Gerste 10.12 .//, Haber 8.78 - //, Wicken 9.20..//. Gegen den letzten Fruchtmarkt hat pro Zentner Kernen um 4 Weizen um 13 Roggen um 41F, Gerste um 21 Haber um 5 aufgeschlagen.

Mergentheim 21. März. Der letzte Schweinemarkt war mit 438 Stück Milch­schweinen und 5 Läufern befahren. Die Milch­schweine stehen nachgerade so hoch im Preis, daß man sich über die lebhafte Nachfrage nur wundern muß. Milchschweine kosteten 3862 -//, Läufer 8096 ^// das Paar.

Amtliche und Privatanzeigen.

X. Amtsgericht Lalw.

Im Genossenschaftsregister Band ll Blatt 18 wurde heute bei dem Darlehenskassenverein Deckenpfronn, e. G. m. u. H. in Teckenpfronn, eingetragen:

In der Generalversammlung vom 22. Februar 1909 wurde an Stelle des verstorbenen Vorstandsmitglieds Gotthilf Aichele in den Vorstand gewählt:

Fritz Aichele, Rößleswirtssohn in Deckenpfronn.

Den 19. März 1909.

Amtsrichter Ehmann.

Bekanntmachung.

Sämtliche Reservisten, Landwehrleute und Ersatz-Reservisten der Stadt Calw haben ihre Kriegsveorderungen oder Paßnotizen persönlich am 27. und 29. März 1909 in der Zeit von 8 Uhr vormittags bis 7 Uhr abends (auch in den Mittagsstunden), am 28. März 1909 von 9 bis 12 Uhr vormittags auf dem Haupt­meldeamt (Zimmer 9) abzuholen.

Ter Militär- bezw. Ersatz-Reserve-Paß ist mitzubringen.

Calw, 19. März 1909.

tt. Vezirkskomnrando.

Vorstehende Bekanntmachung betr. die

Paßnotizen der Angehörigen des Beurlaudtenstandes

wird hiemit den Beteiligten zur Kenntnis gebracht.

Calw, 19. März 1909.

Stadtschultheitzenamt.

Conz.

Gemeinde Gechingen.

Fischwaffer-Berpachtuna.

Das im Eigentum der Gemeinde stehende Fischwasser rm Würmfluß hiesiger Markung Forellenwasser mit etwa 2,7 km Länge wird ani Montag den 29. März 1909, vormittags 11 Uhr, auf dem hiesigen Rathaus vom 1. April ab auf eine Reihe von Jahren im öffentlichen Aufstreich neu verpachtet.

Nähere Auskunft, namentlich über den anzubedingenden Fischbruteinsatz, wird auf Wunsch vom Schultheißenamt erteilt.

Den 20. März 1909.

Gemeinderat.

Oberhaugstett.

Jagdverpachtung.

Die hiesige Gemeindejagd wird am Montag, de« 29. März, nachmittags 2 Uhr, auf dem hiesigen Rat­haus auf 3 bezw. 6 Jahre verpachtet.

Den 22. März 1909. Gemeinderat.

MM.

Hornberg.

Im Voüstrküungswege

verkaufe ich am Donnerstag, den 23. ds., nachmittags 1 Uhr, gegen bare Bezahlung:

1 junge ea. 24 Wochen trächtige Kuh

Zusammenkunft beim Rathaus. Gerichtsvollzieher Ohngemach.

Einen sehr gut erhaltenen

Flanderpflug,

sowie einen Ispänn.

Fuhrschlitteu

hat zu verkaufen

F. Nonnenmacher,

äußere Mühle.

Für kommende Saison wird zur Besorgung der Bäder ein zuverlässiges

Mädchen

gesetzten Alters oder jüngere Frau bei gutem Verdienst gesucht.

Öderes Bad, LiebenzeN.

Schmieh.

Am Donnerstag, den 25. ds., vormittags 10 Uhr, verkaufe ich an der neuen Straße vis-L-vis dem Ma­schinenhaus :

32 Rm. buchenes Scheiterhol.;

und lade Kaufsliebhaber ein.

Johannes Rentfchler.

Calw, 22. März 1909.

ToSesanZrige.

Tiefbetrübt teilen wir Verwandten, Freunden und Bekannten mit, daß unsere l. Mutter, Schwjegcr- und Großmutter

Katharine Stepper, geb. Schnürte, nach schweren Leiden im Alter von 68 Jahren sanft in dem Herrn entschlafen ist.

Um stille Teilnahme bitten

Wilhelm Neuster, Portier.

Ernestine Neuster, geb. Stepper. Pauline Spät, geb. Stepper.

Beerdigung Dienstag nachmittag 2 Uhr.