^ 66 .

Amk- und Anzeigeblatt für den GberamtsbeM Calw. 81 . z»-,,«,.

Erscheinungstagc: Mo n rag. Die ns rag. Mittwoch, Donnerstag. Freitag und Samstag. Jnsertionspreis 10 Pfg. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorle: außer Bezirk 12 Pfg.

Samstag, den 20. Mär; 1909.

BezugSpr.i.d. Stirdl^jährl.m. Trägerl. Mt. 1.25. PostbezugSpr. > f. d. Orts- n. Nachbarortsverk. '/nährt. Mk. 1 . 20 . im Fernverkehr !! Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfg.

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekanntmachung der K. Zentralstelle für die Landwirtschaft, betreffend die Aufstellung eines Sachverständigen für landwirtschaftliches Maschinenwesen.

An der landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim wurde mit Genehmigung der K. Mini­sterien des Kirchen- und Schulwesens und des Innern ein mit umfassenden landwirtschaftlichen Kenntnissen ausgerüsteter Ingenieur als Dozent für landwirtschaftliche Maschinenlehre, als Vorstand und Geschäftsführer der K. MaschinenprüfangSanstalt daselbst, sowie als La idessachverständiger für land- wirtsch Etliches Maschinenwesen zunächst in unstän­diger Weise angestellt. In letzterer Eigenschaft fällt dem Sachverständigen die Aufgabe zu, den Land­wirten, landwirtschaftlichen Vereinigungen, Gemein­den «. s. w. in allen das landwirtschaftliche Maschinenwesen betreffenden Fragen Rat und Aus­kunft zu erteilen, sowie auch Vorträge in Versamm­lungen über alle in das Gebiet einschlägige Fragen zu halte»

Mündliche Auskunft auf der Kanzlei des Sachverständigen sowie kürzere schriftliche Beratungen werden kostenlos erteilt. Für .die Erteilung münd­licher Auskunft steht der Sachverständige jeden Mon­tag auf seiner Kanzlei in Hohenheim zur Verfügnng.

Für die Erstattung umfassenderer Gutachten, für die Anfertigung von Plänen und Kostenooran- anschlägen, sowie für Beratungen an Ort und Stelle können von der Zentralstelle Gebühren bezw. der Ersatz von Barauslagen, welche für Reisen des Sachverständigen erwachsen, erhoben werden.

Anträge und Anfragen sind unmittelbar an den Sachverständigen, De. Hollack in Hohenheim, zu richten.

Stuttgart, 12. März 1909.

In Vertretung:

Krais.

Tagesuemgkeile«.

Neuenbürg 19. März. In dem be­nachbarten Ottenhausen war gestern die Kriminal­polizei und nahm Haussuchung vor, um ein Goldhehlernest auszuheben. Sie war in dem Hause des früheren Goldarbeiters und jetzigen Gemüsehändlers Gottlieb Kiefer, dessen Frau in einer Pforzheimer Goldwarenfabrik arbeitete, man fand für 67000 - // Goldschnipfel. Die Frau wurde in Pforzheim verhaftet. Der Mann soll geflohen sein. Er soll in den letzten Jahren wenig gearbeitet, aber sich ein Haus gekauft und Pferd und Wagen angeschafft haben.

Stuttgart 19. März. Bei einem in den letzten Tagen in einem Hause der Paulinen - ftraße verübten Diebstahl wurden 9 goldene Herrenuhren, 21 goldne Damenuhren, 38 goldne Eheringe und 52 Double-Eheringe entwendet.

Stuttgart 19. März. (Strafkammer.) Der Kommissionär Gotthilf Groß und der Maler­meister Anton Bäuerle von Zuffenhausen waren vom Schöffengericht Ludwigsburg wegen Be­günstigung zu je 6 Wochen Gefängnis verurteilt worden. Sie hatten einem Malermeister, gegen den ein Haftbefehl wegen Wechselfälschung erlassen war, zur Flucht verholsen. Auf die von ihnen gegen das schöffengerichtliche Urteil eingelegte Berufung ermäßigte die Strafkammer die Strafe auf 3 Wochen beziehungsweise 1 Monat. Der ledige Kaufmann Karl Hart mann unter­

schlug als Buchhalter einer hiesigen Firma inner­halb eines halben Jahres 2000 /7 und verbrauchte das Geld für sich. Er wurde zu 1 Jahr Gefängnis verurteilt, unter Anrechnung von 2 Monaten Untersuchungshaft. Der schon vielfach vor­bestrafte ledige Tapezierer Otto Armbruster von Kirchhofen wurde wegen eines Ueberzieher- diebstahls zu 1 Jahr Zuchthaus und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt. Er war kurz zuvor aus dem Zuchthaus entlassen worden.

Zuffenhausen 19. März. An einem von Ludwigsburg kommenden Automobil, das gestern vormittag die Stuttgarterstraße passierte brach beim Einbiegen in die Olgastraße die Steuerung, sodaß das Vehikel gegen die Mauer des Knabenschulgebäudes anfnhr, zum Glück ohne weiteren Schaden zu nehmen, oder die Insassen zu verletzen. Unter den letzteren befand sich ein drei Jahre altes Kind, das zwecks Vornahme einer Operation nach Stuttgart übergeführt werden sollte. Als man es aus dem Wagen nahm, war es bereits verschieden.

Metzingen 19. März. Auf der Straße zwischen hier und Dettingen verunglückte die 15jährige Fabrikarbeiterin Helene Rausch von Dettingen, indem sie unter einen Steinwagen geriet, überfahren und getötet wurde. Den Fuhrmann trifft keinerlei Schuld, da er das Mädchen davor gewarnt hat, sich an die Wagenkette zu hängen.

Eislingen19. März. Der seit mehreren Tagen vermißte Mesner Joh. Sichler wurde gestern Abend ertrunken aus dein Mühlkanal herausgezogen. Man vermutet, daß er beim Nachhauseweg in der Dunkelheit in den Mühl­kanal gefallen und ertrunken ist.

Großeislingen 19. März. Gestern vormittag ist der Arbeiter Alois Stauben- maier in der hiesigen Benzinfabrik schwer verunglückt. Er wurde durch ausströmende Dämpfe am Kops und im Gesicht schwer ver­brüht und fiel dabei in einen Schacht. Durch den Sturz zog er sich einen Bruch der Hand und weitere Verletzungen zu. Er mußte ins Bezirks­krankenhaus nach Göppingen gebracht werden.

Balingen 19. März. Rach einer am Dienstag in Tieringen abgehaltenen Hochzeits­feier wurde der Hasenwirt Striegel von Michelseld auf dem Heimweg von dem Maurer Eppler von hinten überfallen und derart auf den Kopf geschlagen, daß er bewußtlos zu- sammenbrach. Eppler schlug dann weiter erbarmungslos aus sein Opfer und ging hierauf seines Weges weiter. Stingel blieb längere Zeit bewußtlos liegen und konnte sich dann nur mühsam nach Hause schleppen. Er hat schwere Verletzungen am Kopf erlitten und liegt hoff­nungslos darnieder. Anscheinend handelt es sich um einen Ra'cheakt.

Ulm 19. März. Dem Viehmarkt' am letzten Dienstag waren 36 Farren, 5 Ochsen, 45 Kühe, 28 Kalbinnen, 23 Jungrinder und 5 Kalbeln zugeführt. Es wurde lebhaft ge­handelt, wobei bezahlt wurde: für Farren 160 bis 250 Mk., Kühe 220350 Mk., Kalbinnen 250480 Mk., Jungrinder 100210 Mk.

Friedrichshafen 19. März. Heute vormittag V-10 Uhr erfolgte ein weiterer Aufstieg des Reichsluftschiffes 2 1. Die Fahrtging zunächst landeinwärts, bewegte sich aber dann in der Hauptsache über dem See. Um I I Uhr erfolgte die Landung an der schwimmenden Halle. Ein besonderes Programm war nicht geplant. Ein weiterer Ausstieg ist für heute nachmittag in Aussicht genommen, mit dem eine Landung auf dem Exerzierplatz in Weingarten verbunden werden soll.

Friedrichshafen 19. März. Wie verlautet, beschäftigt sich der Präsident des Deutschen Flottenbundes, Generalleutnant von Nieder, mit dem Gedanken, hier eine Schule zur Ausbildung von Luftschifsern zu gründen. Wie das Seeblatt hört, wird eine Fernfahrt nach München definitiv statt­finden. Der Tag der^ Dauerfahrt ist noch nicht bestimmt, ebenso ist man noch im Zweifel mit welchem Luftschiff die Fahrt unternommen wird, ob mit dem Militärluftschiff 2 I oder mit dem neuen Luftkreuzer.

Friedrichshafen 19. März. Der für heute nachmittag geplant gewesene Aufstieg von 2 1. in dessen Programm auch eine Landung auf dem Exerzierplatz in Weingarten ausge­nommen war, hat nicht stattgefunden.

Pforzheim 19. März. In der jüngsten Generalversammlung der Handelskammer für den Bezirk Pforzheim wurde beschlossen, die Zahl der Mitglieder der Kammer von 14 aus 21 zu erhöhen. Der Bericht über das Wirtschaftsjahr 1908 stellt für die Schmuckwaren-Jndustrie einen erheblichen Rückgang fest. Die Beschäftigungs­losigkeit hat jetzt einen Grad erreicht, wie schon seit langen Jahren nicht mehr. Durchschnittlich wird nicht mehr als 45 Stunden wöchentlich gearbeitet.

Aus Baden. 19. März. Der aus Mergentheim gebürtige Finanzgehilfe Richard Vogel, der in der Rolle eines Finanzasseffors einem Fräulein in Freiburg Wertpapiere in Höhe von 27 000 -77 abschwindelte und auch einen Diebstahl beging, wurde von der Frei­burger Strafkammer zu 2 Jahren 6 Monaten Gefängnis und 3 Jahren Ehrverlust verurteilt.

Berlin IS. März. (Reichstag.) Die Beratung des Militäretats, Titel Kriegsminister, wird fortgesetzt. Abg. Graf Carmer-Zteser- w itz (kons.) warnt davor, sich als Laie über innere Heeresfragen ein Sachverständigen urteil anmaßen zu wollen. Was die Soldatenmißhandlungen an­lange, so könne auch ein Unteroffizier, der den Tag über schwer gearbeitet habe, nervös werden. DaS sei zu beklagen, aber doch menschlich. Die frühen Pensionierungen, über die geklagt werde, seien bei den Offizieren begreiflich angesichts der Anstrengungen, die durch die zweijährige Dienstzeit den Offizieren zugemutet würden. An den Kriegsminister richte er die Bitte nach möglichster Ausdehnung des Systems kleiner Garnisonen. Abg. NoSke (Soz.) führt aus: Wir leben in einer Zeit politischer Gewitterschwüle. Umsomehr wundere ich mich über die Angriffe, die der KriegSwiaister wieder gegen die Sozialdemokratie gerichtet hat. Diejenigen Natio- nalliberalen die ans ihre Tradition noch nicht ganz verzichtet haben, lassen sich nicht abhalten, Kritik zu