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das sei, mit aller Strenge vorzugehen. Staats- kretär Symian erklärte, daß er auf keinen Fall nachgeben werde. Heute wird man sich im Ministerrat abermals mit dem Ausstande be­schäftigen und verfügen, daß bis auf Weiteres keine Versammlungen der Post- und Telegraphen­beamten stattfinden dürfen. Die schuldigen Telegraphenbeamten werden sämtlich ihres Amtes enthoben, ohne daß sie, wie es bisher Brauch war, vor einen Disziplinarrat gestellt werden. Im Zentral-Telegraphenamt blieben heute Nacht 2000 nach Deutschland bestimmte Telegramme unbe- sördert.

Paris 16. März. Nach offiziellen An­gaben war die Zahl der heute früh vom Dienst fern gebliebenen Angestellten der Post-, Tele­graphie- und Telephon-Betriebe im Bezirk Paris anfänglich relativ gering, nämlich nur 140 von 4000 Beamten. Später aber gelang es einer starken Gruppe von Beamten des Zentralamts Grenelle auf einer Hintertreppe nach der Straße zu entkommen. Eine andere Gruppe wurde von der Polizei im Hofe fest­gehalten.

Paris 16. März. Die der Regierung nahestehenden Blätter überhäufen Oester­reich mit Vorwürfen wegen seiner scharfen Haltung gegen Serbien, die nicht mehr die Zu­lassung der Donaukommission gestatte. Wenn in Wien keine andere Politik als die des Knüp­pels getrieben werde, dann müsse Frankreich allerdings den Dingen ihren Lauf lassen. Es sei unter solchen Umständen berechtigt, an eine Konferenz zu denken.

Paris 16. März. Eine Meldung aus Wien teilt mit, daß zwischen Deutschland und Oesterreich-Ungarn ein Sonder-Abkommen bevorstehe über die Haltung Deutschlands im Falle eines Kriegs mit Serbien und Ruß­land. Deutschland würde in diesem Falle, so heißt es, sich zur wohlwollenden Neutralität ver­pflichten. Beide Staaten beabsichtigen, durch ihre Botschafter in Paris einen Anschluß Frank­reichs an diese Konvention zu erlangen, in dem Sinne, daß Frankreich gleichfalls Neutralität in einem Kriegsfälle beobachten würde. Man

mißt jedoch in maßgebenden politischen Kreisen dieser Meldung nur geringen Wert bei.

Wien 16. März. Kaiser Franz Josef ist heute Vormittag ganz unerwartet in die Hof­burg gekommen und hat von halb 13 Uhr ab mit den österreichischen und ungarischen Ministern, darunter auch Dr. Wekerle, einen Kronrat ab­gehalten. Nach den bekannt gegebenen Dis­positionen wollte der Kaiser den heutigen Tag in Schönbrunn zubringen. Die Lage wird in der Hofburg als sehr ernst erklärt.

Wien 16. März. Die öffentliche Meinung ist zu der Ueberzeugung gelangt, daß der ser­bische Krieg unvermeidlich geworden sei, daß Serbien ihn haben wolle und daß man daher die Nuß werde knacken müssen, ehe sie noch härter wird. Dieser Auffassung gegen­über verharre Freiherr v. Aehrenthal bei seiner leidenschaftslosen Ansicht, alle diplomatischen Mittel in Belgrad zu erschöpfen, um möglicher­weise doch noch eine friedliche Klärung der Lage herbeizuführen.

Wien 16. März. Die städtischen und Kommitats-Behörden von Preßburg haben heute morgen vom Honved-Ministdrium die telegraphische Verständigung erhalten, daß die im Bereich des 15. Korps (Serajewo) und im Bereich des Militär-Kommandos von Zara garnisonierenden Truppenkörper binnen 24 Stunden auf vollen Kriegsstand zu setzen sind. Es wurde verfügt, daß die Reserven, die zur Er­gänzung aller in dem genannten Korps und dein Militär-Kommando-Bereich detachirten Truppen ! gehören, heute noch einberufen werden, um ! längstens morgen zu ihren Abteilungen abrücken ^ zu können. Auch in Troppau wurden die j Reservisten einberufen. !

Wien 16. März. Die Mobilisie­rung macht sich bereits in allen Kreisen der Bevölkerung fühlbar. So sind bei der elektrischen Straßenbahn allein 400 Mann einberufen worden. Auch viele Studenten haben Ein­berufungsorder erhalten. In den Einberufungen wird jedoch nicht von Mobilisierung gesprochen, sondern von einerWaffenübung auf un­bestimmte Zeit". Von Wien ist heute auch

die Feldpost nach dem Kriegsschauplätze ab­gegangen.

Belgrad 16. März. Kriegsminister Ziv- kowitsch hat gestern den Generalstab der 5. ser­bischen Division telegraphisch zum Kriegsrat nach Belgrad berufen. Die Beratung wurde auf heute festgesetzt und dabei der endgültige Kriegsplan festgestellt. Minister Milowanowitsch erklärte in der Skuptschina die Lage Serbiens gebe zu Besorgnissen keineswegs Anlaß. Der russische Gesandte habe ihm erklärt, daß Rußland mit der Note Serbiens einverstanden sei. Ruß­land werde Serbien vor weiteren Demütigungen Oesterreich-Ungarns schützen.

Peters b u r g 16. März. Die Reichs- duma beschloß, eine Konferenz mit dem Kriegs­minister abzuhalten, um über Maßregeln zu beraten, die sofort zu ergreifen wären, um Rußland kriegsbereit zu machen. Die Duma ist bereit, die weitestgehenden For­derungen für den Kriegsminister zu bewilligen.

Smyrna 16. März. In Skutari hat ein Erdbeben 300 Häuser völlig und 0 00 teilweise zerstört. Viele Menschen sind umgekommen.

Reklamctcil.

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Amtliche und Prirmtaiyeigeil.

Zaoelstein.

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wird am Samstag, den 20. d. M., nachmittags 2 Uhr,

auf weitere 6 Jahre auf dem Rathaus verpachtet.

Den 16. März 1909.

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verkaufe ich am Donnerstag, den > 18. ds., mittags 2 Uhr, gegen Bar- ? zahlung auf der Güterstelle Calw: l

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