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Erscheinnngätage: Montag. Dienstag. Mittwoch. ^ Donnerstag, Freitag und Lram sing, ^nsertionspreis 4 iv Psg.vro Zeile für Lradt u. Vezrrksortc: außer Bezirk 12 Pfg. !
Mitlmoch, den 17. Mär; 1909.
Bezngspr.i.d. Stadt'^iahrl.m.Trägerl.Mk. PostdezugSpr.
f. d. Orts- n. Nachbarortsverk. ^jährl. Mk. 1 . 20 , im Fernorrkeyr Mk. 1.30. Bestellg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 42 Dfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
BeküMltmachttng.
Wegen Beschädigung des Floßkanals beim Weißensteiner Wehr wird bis auf Weiteres die Flößerei auf der Nagold gesperrt.
Zuwiderhandelnde werden ans Grund der 8 148 P.-St.-G.-B. 4 Ziffer 1 Abs. 2. 18, 19 der Flößordnung für die Enz nnd Nagold vom 6. April 1889 bestraft.
Pforzheim, 15. Mär; 1909.
Großh. Bad. Bezirksamt.
Or. H echt.
Tagesnemp.leiteu.
— Z e. Ä ö n i g l. Bl a s e st ä t staden am 14. st. M. die Bezirksgeometerstelle Calw stein Hilssgeometer Steift daselbst übertragen.
Birkenfeld OA. Neuenbürg 10. März. In der letzten Zeit kamen in Pforzheim mehrere wertvolle Hunde abhanden, über deren Verbleib man nichts herausfinden konnte—Jetzt scheint man der Sache auf der Spur zu sein. Der Landjäger hat gestern den hier wohnhaften 18jähr. Fässer Schönthaler, der in der letzten Zeit mehrere wertvolle Hunde verkauft hatte, über deren Herkunft er nichts stichhaltiges anzugeben wußte und bei dem auch mehrere Hundefelle gefunden wurden, verhaftet.
Stuttgart 16. März. (Strafkammer.) Ein eigenartiger Fall beschäftigte die Strafkammer in zweiter Instanz. Der kgl. Forstwart Klopfer wurde im Oktober während eines Urlaubs von einem Jagdpächter zur Jagd im Botnanger Gemeindewald eingeladen. Klopfer schoß einen Fasanen an, der in den angrenzenden Hofkammerwald hinüberflog. Forstwart Klopfer begab sich in den Hofkammerwald und
während er nach dem Fasanen suchte, kam der Forstwart Retter hinzu und stellte Klopfer zur Rede; dieser gab auf Befragen seinen Namen an. Forstwart Retter^forderte Klopfer auf, den Wald zu verlassen, worauf Klopfer äußerte, er habe als kgl. Forstwart das gleiche Recht in dem Wald zu bleiben, übrigens hätte er den Fasanen dem Hofjagdamt abgeliefert. Klopfer war in Uniform. Als Klopfer der wiederholten Aufforderung, den Wald zu verlassen nicht nachkam, kündigte ihm Forstwart Retter die Festnahme an und suchte ihn zum Wald hinaus zu schieben; dabei stemmte sich Klopfer mit den Füßen gegen den Boden. Forstwart Retter erstattete Anzeige, woraufhin gegen Klopfer Anklage wegen unberechtigten Jagens und Widerstands gegen die Staatsgewalt erhoben wurde. Das Schöffengericht war jedoch der Ansicht, daß Forstwart Retter nicht in der rechtmäßigen Ausübung seines Amts war, auch dem Angeklagten Klopfer nicht widerlegt werden könne, daß er den Fasanen dem. Hofjagdamt habe abliefern wollen und erkannte auf Freisprechung. Die Staatsanwaltschaft legte Berufung ein gegen die Freisprechung von der Anklage des Widerstands gegen die Staatsgewalt. Die Strafkammer kam aber gleichfalls zu einem freisprechenden Urteil. Das Gericht zweiter Instanz war der Ansicht, daß eine Befugnis zur vorläufigen Festnahme nicht vorlag, da es sich um einen in Uniform befindlichen Forstbeamten handelte und der Name fesigestellt war.
Stuttgart. (Bettelbetrügereien in ungeheurem Umfange.) Seit einigen Monaten wurden wohlhabende und angesehene Persönlichkeiten im ganzen deutschen Reiche init gedruckten Postkarten überschwemmt, auf denen um eine Unterstützung für einen Drogisten der durch ein
Brandunglück zum Krüppel geworden sei, gebeten wird. Die Karten sind unterzeichnet von einem Bankprokuristen, einem Pastor, einer Gräfin und einem Landesgerichtsrat; die sämtlich in arglistiger Weise dazu verleitet worden waren, ihre Namen herzugeben. Der angeblich Hilfsbedürftige, der 45 Jahre alte Drogist Ulrich Gley, wurde gestern auf einem Postamt in Berlin festgenommen, als er einen großen Posten 1-Pfennigmarken, die man für- gestohlen hielt, verkaufen wollte. Es war aber nur der Rest einer großen Menge von ihm gekaufter Marken, die er zum Frankieren der Bettelkarten benutzt hatte. Mit dem Schreiben der Adressen für die Karten, von denen mindestens 100 000 Eremplare versandt worden sind, beschäftigte Gley zeitweilig sechs Adressenschreiber. Selbstverständlich ist der Inhalt der Karten Schwindel. Die leichtgläubigen Herrschaften, die ihre Namen zu dem Schwindel hergegeben hatten, waren in letzter Zeit infolge der Höhe der eingehenden Summen zu der Neberzeugung gelangt, daß es sich um einen Betrug handle. Sie hatten deshalb die Genehmigung zur Verwendung ihrer Namen wieder zurückgezogen. Gley ist heute mit seinem, nur Karten und Briefmarken enthaltenden Reisekorbe der Staatsanwaltschaft vorgeführt worden.
Cannstatt 16. März. Seit einiger Zeit ist hier und in der Umgegend namentlich in Verkaufsbuden wiederholt eingebrochen worden. Am Samstag nacht gelang es nun, den Einbrecher in der Person eines vielfach vorbestraften ledigen Taglöhners festzunehmen. Er < . / , t mar eben im Begriff einer Verkaufsbude einen . ^
Besuch abzustatten.
Eßlingen 16. März. Gestern abend wollte in der Nähe des Pliensauübergangs der
Line Lüge.
Roman von Ludwig Rohmann.
(Fortsetzung.)
„'Nein, nein — so was nicht denken! — nicht einmal denken! Und auch Sie müssen sich Mühe geben, damit fertig zu werden, liebe Inge. Man soll seinem Herzen genügen, das ist selbstverständlich; aber man soll auch das Leben lieben, denn wir armen Menschenkinder haben nichts, was wertvoller und köstlicher wäre — köstlicher trotz allem Leid und —" sie zögerte einen Augenblick und vollendete dann schnell — „trotz aller Erbärmlichkeit, die einem überall entgegentritt."
Inge vergrub das Gesicht an der Schulter der resoluten Trösterin. „Wie lieb Sie sind," sagte sie herzlich, „und wie ich Ihnen danke."
Das Abendessen, das nach einfach bürgerlicher Sitte um acht Uhr abends eingenommen wurde, vereinte Vater und Tochter und die Geschwister im Speisezimmer. Die Unterhaltung, die sich in allgemeinen Geleisen bewegte, war nicht gerade lebhaft. Marie mußte, da Berg ein wenig müde und einsilbiger als sonst war, all ihre Lebhaftigkeit ins Treffen führen, um immer neue Anknüpfungspunkte zu schaffen, die auch den Gästen eine Teilnahme ain Gespräch ermöglichten.
Nach dem Essen schlug Marie vor, einen kleinen Gang durch den Garten zu machen. Der Abend sei wundervoll und ein wenig Bewegung werde ihnen allen gut tun. Horst war sofort bereit, obwohl er sich stark ermüdet fühlte. Die Ruhe, die ihn hier umgab, das Bewußtsein, daß nun all das Fürchterliche der letzten Tage hinter ihm liege, löste eine kräftige Reaktion aus, der er nicht widerstreben mochte. Aber Marie hatte recht: Der Abend war wirklich herrlich, und ein kleiner Spaziergang konnte feinen Nerven nur gut tun.
Die Damen gingen voraus, und Berg und Horst folgten in einigem
Abstand. Berg zeigte viel herzliche Teilnahme. Er erkundigte sich nach Paul und seinein Studium; er erkundigte sich, ob Horst in Gießen bleiben oder ob er sich etwa irgendwo niederlafsen wolle. Dann fand er die Aussicht prächtig, daß er vielleicht in Frankfurt ein Unterkommen finden werde. Er kenne den Chefarzt des Krankenhauses ganz genau und wolle sehen, ob er Horst nützen könne. Dann sprach er von Inge: Wie reizend sie sei, wie er sich freue, sie hier zu haben und daß er auch für seine Tochter manches Gute von dem täglichen Umgänge init Inge erhoffe. Marie schließe sich schwer an, und da er leider ein sehr schwacher Vater, so müsse er ihr zuliebe sogar auf manche Geselligkeit verzichten.
Horst siel bei alledem nur eines auf: Daß Berg nicht ein Mal nach den näheren Umständen der Katastrophe fragte. Aber als man dann ins Haus zurückkehrte und sich für die Nacht trennen wollte, bekam er die Aufklärung.
„Gute 'Nacht," sagte Berg, indem er Horst die Hand gab und ihn lange ansah. „Bei Ihrer Jugend, nach den Anstrengungen der Reise und nach allem, was hinter Ihnen liegt, wird die Nacht, so hoffe ich, wirklich gut für Sie sein. Ich bin da schlimmer dran; ich bin nervös und mehr als gut ist, zur Schlaflosigkeit verurteilt. Ich muß darum auch alles erregende am Abend vermeiden und eben darum habe ich Sie heute nicht nach alledem gefragt, was ich noch wissen möchte und wissen muß. Aber morgen" — er schüttelte Horst warm die Hand — „morgen werden Sie mir das alles sagen, nicht wahr? Und noch einmal: Gute Nacht."
Marie ließ sich's nicht nehmen, Inge selbst in Ihr Zimmer hinauf zu führen, und so blieb es Horst versagt, mit der Schwester wenigstens kurz die Eindrücke des Tages in dem gastlichen Hause auszutauschen. Auch das sollte morgen geschehen, und morgen abend wollte er dann nach Gießen fahren und die Arbeit, die er jetzt besonders notwendig brauchte, wieder aufnehmen. Aber als er morgens mit Marie zusammentraf, erfuhr er, daß Berg in der Nacht ein Telegramm erhalten habe, das ihn dringend