VLKWkN

>»Mu'

Amts- und Anzelgedlütt für den Oberamtsbezirk Calw.

58 .

«MEÄ8

MM

iWWILN

---WL«

WBÄ

Erftheinuilgäragt.': Montag, Dienst aq. Milrwock, ft Donnerstag, Freitag und Samstag. Insertionsprris 10 Psg. pro Zeile für -Stadt u. Ve^irksorte: nnjier Bezirk 12 Psg. ^

Amtliche Beka«r»tmachtt«gen.

Alt die Ortsbehördeu,

bete. die Vorlage va» Gefachen am Verwilligang etaeS StaatSdeiLragS z» dem im Jahr 1908 erwachsene» Aafwand Ser ViehverficherangS- vereine.

In Entwarf des Hauptfinauzetats für 190S ist eia Betrag von 80000 Mark znr Fördernng de- ViehverstchrrangSwrsen» vorgesehen.

Dieser Betrag soll vorbehaltlich der ständischen Verabschiedung desselben zur Unter­stützung solcher Vieh- (Pferde-, Rindvieh-, Ziegen-) VerstchernngSvrreiae verwendet werden, weiche durch die im Geschäftsjahr 1908 eingetreteaen SchadenfSlle stärker belastet worden find.

Soweit hirnach noch Mittel zur Verfügung stehen, können auch den miadrrSelastete« Ver­einen GtaatSbeiträge zu den ihnen durch die tierärztliche Behandlnng der versicherten Tiere erwachsenden Kosten, sowie zu dem Zweck gewährt werden, um ihnen die Ansammlung eines Reserve­fonds zu ermöglichen.

Nach den in der Sitzung des GesemtkoLeginms der Zentralstelle für die Landwirrschaft vom 28. Februar 190t aufgestellten Grundsätzen sollen nicht NM ViehverfichernngSveretne mit Geldwirtschaft sonder« anch Vereine mit Naturalwirtschaft (bezw. mit gemischtem System) Sraatsbeiteäge er­halten.

Die Schnltheißeaämter «olle« «na die ViehverfichernngSveretne ihrer Gemeinde«, welche auf einen Staatsbeitrag rechnen, znr Vorlage eines solchen Gesuchs bis spätestens 18. März d. I. ünher veranlaffen und den Vereinen bei Aufstellung des Gesuchs behilflich sein.

Die Gesuche haben folgend« Angabe« unter Benützung der heute den Schnltheißenämtern zugegangenen Form ulare über die Geschäftsergebnifse im letzten Verstcherungsjahr (1908) zu enthalten:

1. Zahl der Mitglieder;

Donnerstag, den 11 Mär; 1909.

2. Zahl der versicherten Tiere (Pferde, Rindvieh, Ziegen, Schweine),

3. Höhe der erhobenen Versicherungsbeiträge nach Prozeaten des Versicherungswerts der Tiere oder ans das Stück Großvieh bezw. Kleinvieh;

4. Zahl der Entschädigungsfälle und zwar:

bei Pferden: Zahl der umgestandenen oder gelöteten Tiere ; bei Rindvieh:

3. Zahl der umgestandenen Tiere;

b. Zahl der notgeschlachteten Tiere, deren Fleisch im ganzen als ungenießbar er­klärt worden ist;

c. Zahl der notgeschlachteten Tiere, deren Fletsch ganz oder teilweise genießbar war;

bei Schweinen und bei Ziegen: wie bei Rindvieh 3 bis c;

5. Gesamtbetrag der gewährten Entschädigungen, und zwar:

bet Pferden: für umgestandene und ge­tötete Tiere; bei Rindvieh:

3. für umgestandeve Tiere;

d. für notgeschlachtete Tiere, deren Fleisch im ganzen' als ungenießbar erklärt worden ist;

c. für notgeschlachtete Trere, deren Fletsch ganz oder teilweise genießbar war und zwar:

33. Fleischerlös;

dd. Zuschußleistung des Vereins; bet Schweinen und bet Ziegen: wie bei Rindvieh 3 bis c.

6. Betrag der vom Verein bestrittenen Kosten für tierärztliche Behandlung ;

7. Betrag des Reservefonds bezw. des Vermögens des Vereins.

Den Gesuchen sind die zur Prüfung der Richtigkeit der verlangte» Angaben erforderlichen Belege und das ausgefüllte Formular cmznschlteßen, welches heute den betreffenden Schnltheißenämtern zugegangen ist; außerdem ist anzugeben, in welcher

^ Bezugsvr.i.d.Sradt' ^jährl.m.Trcigcrl.Mk. 1 . 2 .',. Postbezugspr. f. d. Lrts- u. Nachbarortsverk. ^ )üährl. Mk. l.2v, im Fernverkehr Mk. Vestellg. in Würrt. 30Pfg., in Bayern u. Reich 42 Pfp.

Weise der dem Verein im Vorjahr verwilligte Staatsbeitrag verwendet worden ist.

Etwa weiter erforderliche Formulare können von dem Oberamt bezogen werden.

Ealw, 10. März 1909.

K. Oberamt.

B o e l t e r.

Tagcsnemgkeitev.

- Calw. Tie anläßlich der Geburts­tagsfeier Sr. Majestät des Königs von der Spöhrer'schen Höh. Handelsschule veranstaltete Feier hatte ein besonderes Festgedicht gezeitigt, das Herr Regierungsrat Voelter in Calw Sr. Majestät eingesandt hatte. Der Kabinettschef des Königs schreibt nun anläßlich dieser Einsendung unter dem 6. ds. an Herrn Regierungsrat Voelter:

Seine Majestät hat an dem von Ihnen ein­gesandten Gedichte des Handelslehrers Her­mann Heller lebhaftes Gefallen gefunden und läßt dem Dichter für den Ausdruck seiner patriotischen Gesinnungen und Ihnen für die Einsendung des Gedichts den gnädigsten Dank aussprechen. (gez.) von Soden."

H Calw 10. März. Das Schöffengericht Calw verurteilte heute den Goldarbeiter Ar. Walz von Unterhaugstett, weil er als Zeuge am 20. Januar d. I. beim Kassenamt des Amts­gerichts angab, er arbeite 9 Stunden täglich, während er nur 8 Stunden beschäftigt war, wegen Betrugs (Wertsbetrag 51 I) zu der Geld­strafe von 5 - und zur Tragung der Kosten. Dieses Urteil dürfte hinsichtlich ähnlicher Fälle als Warnung dienen.

Calw 11. März. Gestern am Jahrmarkt war der Vieh mar kt befahren mit 451 Stück. Verkauft wurden 62 Ochsen und Stiere zu 760

Line Lüge.

Roman von Ludwig Roh mann.

(Fortsetzung.)

Die beiden sahen scheu und ein wenig erschrocken auf, als Manders die Möglichkeit andeutete, daß er am Ende seinen Platz in der Gemeinde aufgeben könne, und jetzt standen sie unschlüssig da. Manders wartete einen Augenblick. Dann fragte er müde :

Habt ihr noch etwas?"

Die beiden stießen sich an und ermunterten einander durch Blicke und Geberden, zu sprechen. Endlich raffte wieder Kramer sich aus.Jo, Herr Pastor," er räusperte sichwir fallen fragen, wie das nu waren soll keene Arbeit und nischt"

Davon ein ander Mal!" rief Manders,geht jetzt geht!"

Er wandte sich empört ab und wartete, bis er hörte, daß die Türe sich hinter der wunderlichen Gemeindedeputatton geschlossen hatte. Dann sank er müde in seinen Arbeitssessel. Er war zermalmt. In aller sonstigen Not hatte er doch noch immer Kraft in dem Bewußtsein gefunden, daß er und die Gemeinde einander gehörten und einander notwendig seien. Und nun die Erfahrung dieser Viertelstunde, die alles vernichtete, was ihn aufrecht gehalten hatte in dem harten Alltagskampfe, die all die Arbeit der Jahre auslöschte und ihm zeigte, daß er der Gemeinde im Grunde nichts hatte geben und daß er sie auch nicht um Haaresbreite hatte fördern können. Derselbe Stumpfsinn, dieselbe Engherzigkeit, die er vorgesunden, damals aber aus die Zeiten des Elends zurückgeführt hatte, aus denen Bornemann seine Landsleute zu befreien vergeblich bemüht gewesen.

Und Bornemann! Er konnte noch immer das Ungeheuerliche des Undanks nicht fassen, der sich angesichts der Leiche des edlen Mannes so schamlos hervorwagte und zur Tragik der Geschehnisse den fürchterlichsten >

Hohn fügte. Aber je mehr er diesem Ungeheuerlichen nachsann, umsomehr kam er dann auch zu einer milderen Auffassung dessen, was er eben hatte erleben müssen. Mußte man den Leuten nicht die Verzweiflung zugute halten, in die sie so ganz unerwartet gestürzt worden waren? Und war es denn nicht bis zu einem gewissen Grade entschuldbar, und hatte man es nicht tausendfach erlebt, daß der redlichste Helfer mit Steinen beworfen wurde, wenn der Erfolg nicht mit ihm war? Run ja, das mochte es denn sein: Entschuldbar, aber darum doch nicht zu rechtfertigen. Und daß es ihm nicht gelungen war, seine Gemeinde zu einer besseren Einsicht zu führen, das blieb nun einmal traurig, wie immer er auch die Sache ansehen mochte. '

Mit» der Arbeit war's für jetzt gründlich vorbei, und so ging Manders langsam ins FMllienzimmer hinunter. Er traf die Brüder und Inge zusammen in lebhaftester Unterhaltung. Inge hatte einen Brief aus Frankfurt bekommen, unter dem derselbe Name stand wie unter den Bei leidstelegramm, das am Abend vorher eingegangen war: Berg. Nur schrieb diesmal die Tochter, und was sie sagte, das klang ungemein herzlich:

Mein liebes, liebes Fräulein!

Mein Vater hat mir mitgeteilt, ein wie fürchterliches Unglück Sie und Ihre Brüder betroffen hat, und ich kann Ihnen nicht sagen, wie tief ich in innerster Seele erschüttert bin. Ich habe das Glück gehabt, Ihren Vater zu kennen, ich weiß, wie viel er meinem Vater war, und ich kann an dem, was wir selbst an diesem schrecklichen Tage verloren haben, die ganze Größe Ihres Unglücks ermessen. Und da drängt es mich denn, zu Ihnen zu kommen und Ihnen aus einem schwesterlich mitfühlenden Herzen heraus zu sagen, wie innigen Anteil ich an Ihrem Geschick nehme. Ich will Sie nicht mit konventionellen Versicherungen und landläufigen Tröstungen quälen: es gibt nun einmal Schickungen, denen kein Zuspruch die Kraft nehmen kann, und dazu gehört, was Ihnen nun geschehen ist. Aber eine Bitte möchte ich doch aussprechen: Lasten Sie mich Ihnen