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dessen Seh- und Dsnkkrast zettleben» beeinträchtigt ist, soll eine Entschädigungesumme von 40000 ^ erhalten, die Witwe Werrleinmit ihren Kindern vorläufig eine jährliche Rente von 8500

In Reichenbach bei Triberg wurde da» Sn. wesen de» Liefenbachbauer« Johann Lauble durch Feuer zerstört. Da» Vieh konnte ge­rettet werden, während die Fahrni» den Flammen zum Opfer fiel. Der Schaden beträgt etwa 30000 Brandstiftung wird vermutet. In Konstanz wurden 2 Personen festaenommen, die in den Kleidern für etwa 200 Sacharin eingenäht hatten. Sie hatten gerade den Schweizer Zug verlassen» um in einem badischen weiter- zufahren.

Frankfurt a. M. 18. Febr. Im Hause Rebstöckerflraße 93 spielte sich heute früh eine blutige Szene ab. Jeden Morgen kam da« 17jährige Milchmädchen Lina Möller au«Ober- liederbach in da» Han« und brachte die Milch. Sl» ste heute früh wieder erschien, lockte ste der 28jährige Taglöhner Georg Maier au» Grün- berg i. O. stammend in sein Zimmer, wie er die« schon öfter getan hatte. Er verschloß die Tür hinter dem Mädchen und gab sofort zwei Schüsse auf seine Geliebte ab. Er verletzte ste leben«, gefährlich im Rücken, Kopf und Hal«, während er sich selbst unmittelbar darauf durch einen Schuß in die Schläfe tötete. E» liegt ein Racheakt vor, da da« Mädchen mit Maier gebrochen hatte und er auch ihretwegen bet einem Markenball in Ober­liederbach geprügelt worden war.

Berlin 18. Febr. Die Ruhepause, welche der Berliner Messerstecher seinen Opfern gegönnt hat, ist nur von kurzer Dauer gewesen. Am gestrigen Nachmittag und Abend find wiederum vier neue Angriffe gegen Frauen und Mädchen au« Groß Berlin zu melden. In allen Fällen gelang e« dem Täter zu entkommen. In einem Falle wagte sich der Messerstecher sogar ttr da« Gebäude einer Polizeihauptmannschaft und griff im 3. Stock ein Mädchen an. Glücklicher. Mise find die Ueberfallenen nur leicht verletzt. Von anderer Seite wird berichtet. Geaen abend ereigneten sich wieder zwei Mtfferangriffe. Eine Frau erhielt auf dem Hof ihrer Wohnung in Eharlottenburg von einem -Unbekannten je einen Messerstich in Oberarm und Unterleib. Eine andere Frau erhielt bei einem Auflauf auf dem Marienplatz eine leichte Stichwunde. Die Täter entkamen unerkannt.

Berlin 18. Febr. Ein neuer Messer­ern griff wurde heute mittag der Kriminalpolizei gemeldet. Die Tochter eine« Großbar kier«, die mit ihrer Erzieherin durch die Magdeburgerstroße ging, erhielt von einem unbekannten Täter einen Stich. Der Täter entkam. Bisher waren 23 Attentate auf Frauen und Mädchen gemeldet worden. Die 50 Personen, die von der Polizei unter dem Verdacht der Täterschaft angehalten

und festgenommen wurden, mußten von der Kriminalpolizei alle wieder 'freigelaffen «erden.

Berlin 18. Febr. In der Sarde- Füstlior-Kaserne in der Chauffsestraße brach heute mittag ein Brand au«, dessen Löschung zirka eine Halbs Stunde in Anspruch nahm. Der Schaden ist nicht unbedeutend.

Wittenberg 18. Febr. Au» dem Hochwassergebiet find seit gestern Abend V»8 Uhr keine Meldungen mehr zu erhalten, da sämtliche Leitungen durch Hochwasser zerstört sind. Der Eisenbahnverkehr aus der Strecke Wittenberg- Stendal mußte eingestellt werden, da der Eisen­bahndamm unterspült ist. Die Elbe fällt rapide, da fich da« Wasser durch de« Dammbruch in die altmäikische Niederung ergießt. Die Bruchstelle bei Benge erweitert sieb beständig. Pioniere au« Spandau find eingetroffen und arbeiten mit den Magdeburger Pionieren gemeinsam. Der Kronprinz besichtigte gestern Nachmittag die Durchbruchstelle und kehrte dann nach Berlin zurück.

Magdeburg 18. Febr. Infolge an- dauernden Steigen» des Wafferstandes wächst die Gefahr für See Hausen in beträchtlicher Weise. Ein Teil der Stadt ist schon überschwemmt. Viele Häuser werden geräumt. Der K-orprinz überwies während seine» Avfenhalt» im Überschwemmung«, gebiet 18400^2 für die lieber schwemmten, davon 10000 im Aufträge der Kaisers und 8400 die auf einem Balle beim Prinzen Friedrich Leopold gesammelt worden waren.

Cuxhaven 18 Febr. Der Eisgang auf der Unterelbe ist jtzt ein sehr schwerer, da der Westwind dort da« Treibeis ar staut. Trotz­dem drei große Eitbrecher ununterbrochen tätig find, kommen die größeren Seedampfer kaum vorwärt». Mehrere Dam pfer er litten Ei« Havarie. Verschiedere nach Hamburg bestimmte Schiffe mußten in Crxhaven die Weiterfahrt aufgeben.

Au« der Schweiz 17. Febr. Reicher Kindersegen ist einem Landwirt in der Nähe von Wil bei St. Gollen zuteil geworden. Zu drei bereit« vorhandenen Kindern schenkte ihm seine Gattin vor einigen Tagen noch vier muntere Knaben. Der Gesundheitrbericht über die Mutter und namentlich dieVierlinge* lautet erfreulich.

Havre 18. Febr. An Bord de« Dampfer« .Campinar*. au« Brasilien kommend, mit 48000 Sack Keffee, 10500 Häuten und 100 Tonnen Polisanderholz beladen, ist Feuer au«- gebrochen. Der Schaden ist sehr beträchtlich.

Rom 18. Febr. Der frühere Bürger- metster von Messina, Arrtgo, welcher nach dem Erdbeben vom Könige abgesetzt worden ist, weil er keine ausreichenden Rettung«Maß­regeln getroffen hatte, ist von der Bevölkerung Messina« wiederum zum Bürgermeister gewählt worden.

Petersburg 18. Febr. Großfürst Wladimir, Onkel de» Zaren ist gestern Abend 6 Uhr nach kurzer Krankheit an Herzschwäche gestorben.

London 18. Febr. Im Kanal herrschte gestern überau« starker Nebel. Al« dieser fich zu heben begann, sah man ein große« Dampfschiff etwa 10 Meilen von der Küste von Dover ent­fernt, da« offenbar schwor beschädigt war. Da« Schiff hatte alle seine Rettungsboote Herab­gelaffen und drehte fich im Kreise. Ein starker Schlepper wurde dem Dampfschiff zu Hilfe ge- schickt, aber kaum war er in See gegangen, al« fich der Nsbel von Neuem senkte und e« unmöglich machte, dem hilfebedürftigen Dampfer beizustehen.

London 18. Febr. Ueber da» furcht­bare Grubenunglück bei West-Stank y liegen folgende Meldungen vor. Von 153 eingeschloffenen Bergleuten wurden bi« her 37 gerettet. 116 find noch in der Grube begraben. Die Retter haben bereit« Dutzends von Leichen liegen gesehen, viele davon waren schrecklich verstümmelt. Al» die Retter den Stockwcll Schacht erreichten, in dem die Explosion stattfand, fanden ste zu ihrer Enttäuschung weder Lebend« noch Tote darin. Das Schicksal der Eirg-schlrffenen ist daher noch ungewiß. Einer der Gänge konnte noch nicht erreicht werden und man weiß nicht, wie viele Bergleute darin find. Man hofft roch auf Rettung, da die Ventilatoren arbeiten und die Grube nicht brennt.

Wie viel würde eine Wehrsteuer sinbringen? Unter den vielen neuvorge- schlagenen Steuern befindet fich auch die Reich«, wehr steuer, die von den Militär untaugliche« erhoben «erden soll. Wie dieL. N. N* Mit­teilen. ist die Zahl der wegen kleinerer Fehler der Ersotzreserve und dem Lardsturm Ueber« wiefenen und der völlig Dienstuntauglichen im letzten Jahre 270000 Mann gewesen. Im Jahre 1881 ist ein Voranschlag ausgearbeilet worden, der 9 Jahrgänge vorsah. Wenn dafür 12 Jahre angenommen würden, so würden nach den Erfahrungen de» Hesresergärzungsgefchäfte« in diesem Zeitraum ungefähr 3000000 Wehr- steuerpflichtige gezählt werden, die bei eine» Dukschnittssotz von nur 20 ^ doch 60000600 Steuern aufbringen würden. Bayern hatte sogar in den Jahren 18681871, in denen e« eine Wehrsteuer erhob, pro Jahr und Kopf einen Durchschnittrsatz von 35

»-tte»die«kk.

S»»»1«a K-omt-i, 21. Febr. Vom Tuiw: 555. Predigrlicd 372 : Was von außen und von innen re. !>'/» Uhr: Vormittagspredigt, Vikar Köstli«. 1 Uhr- Christenlehre für die Töchter. 5 Uhr: Bibelstunde in der Kirche, Dekan RooS. Ke«»rt»sek Sr. Majestät de» König», 25. Febr. 1V Uhr: Festpredigt, Dekan RooS.

in herben Leiden«jahren und schweren Seelenkäwpfen erworben hatte, viel untrüglicher war, al« alle Erfahrungen der in der Welt Lebenden. Und noch kaum jemals hatte die« innere Gefühl so entschieden für irgend jemand gesprochen, al« für Erika.

Roch ganz abgesehen von der Hoffnung, die in ihr aufg» blitzt war» daß Erika jene» Mädchen sein könne, dessen Bild nicht au» dem Gedächtnis ihre« Vetter» schtvand und deren Spur er so sehnsüchtig, aber vergeblich wieder und wieder gesucht hatte fand ste, daß Erika ln jedem Falle die Teilnahme Heinrich» verdient hätte und beschloß ihm au»führlich zu schreiben und ihn zum eisten Male wegen seine« Verhalten» zu schelten. Und indem sie den Brief an ihn im vorau« bedachte, sagte sie fich auch, daß ste erst om Spätabend und nachdem Erika ste für die Nacht verlassen hätte, schreiben könnte. Ste raffte die geringe Verstellungkraft, die ihr zu teil geworden war, zusammen, um fich nicht gegen Eiika zu verraten. Denn ste fühlte, daß diese, wenn sie eine Ahnung vom Inhalt und Tone de« «elterlichen Briese« erhielte, durch nicht« mehr zuiückzuha'ten sein würde. Und so vermochte fie e« über fich, al» die zugleich Ersehnte und Gefürchtete wieder eintrat, ihr nur leichthin zu sagen:Mein Vetter Heinrich hat wich wissen lassen, daß er leider erst morgen zu un« kommen kann, Erika. Und ich habe Ihr Wort, daß Sie ihn still erwarten wollen, auch wenn e« einen halben Tag später wird, al« wir hofften.*

Ich hätte mein Wort nicht so rasch geben sollen, Fräulein Christine!* entgegnrte Fräulein von Gravenreuth, auf deren Gesicht fich alrbald ein nachdenklicher »««druck zeigte.Ihr V tter kann natürlich keine Ahnung davon haben, wie peinlich mir da« Zusammensein mit meinem Bruder hier geworden.*

»Und gerade da» «ollen wir Ihnen erleichtern, Liebe,* fiel Christine

ihrer Gesellschafterin in« Wort.Wir bleiben nunmehr den ganzen Tag und morgen, bi« Heinrich kommt, hier auf meinem Zimmer. Man ist'» gewöhnt, daß ich oft an den gemeinsamen Mahlzeiten nicht tsilnehmen kann. So wird e» gar nicht auffallen, wenn wir unr heute ganz still und allein verhallen. Sie brauchen dem Herrn Bvuder durchaus nicht zu begegnen. Gegen Abend bitte ich Sie, damit e« nicht gar au« steht, al« ob ich Sie bei mir gefangen hielte in den Gartsnsaal htr unterzusteigen und dort die Sescherke, die noch auf meinem Tische liegen, für mich abzuholen.*

Erika widerstand dem bittenden Tone Christine« auch diesmal nicht. Sie war an die ihr angssonnene Enge und bewegungslose Ruhe nicht gewöhnt aber fie sah, daß, wenn ste nach ihrem ursprünglichen Vorsatz längere Zeit in dem Hause bliebe» ste fich daran gewöhnen müsse. Die beiden Mädchen nahmen eifrig die Lektüre de« englischen Roman» wieder auf fie arbeiteten gemeinsam an Geschenken, mit denen Christine Hagen den Kindern der Arbeiterfamilien ihr Dasein wohltätig kund machte, da­zwischen teilten fie fich gegenseitig Erinnerungen und Eindrücke au» ihre« L-ben mit und Erika erfuhr und erriet dabei gar manche« von der beständigen Entsagung, in der die Jugend der Gelähmten verronnen war. Sie mußte fich im stillen glücklich preisen, um wieviel freier, reicher und bewegter ihr Dasein bi« zur Zeit gewlsen war, in der die Sorgen um den Bruder oll«» andere zu überwältigen drohten. Und doch, wie ste hier neben der Gefährtin saß. von deren Leider »erscheinung ihre frische Schö Heft und ihre jugendliche Kraft so entschieden abstachen, zog e» leise durch ihren Sinn, daß auch fie sin geheim»« Leid, ein unerfüllte« Sehnen in fich hege» von dem keine Se»le in ihren Umgebungen je etwa« geahnt, und auch die neue Freundttr nicht« ahnen sollte.

(Fortsetzung folgt.)