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auf den württembergischen Staateeisenbahnen im Herbst 1968) In den Monaten September bis Dezember 1908 find aus den württemberpischen Eisenbahnstationen von fremden Bahnen 27 700 Donnen Obst (554000 Ztr.) angrkommen. (1907: 99077 Donnen) und zwar au«: der Schweiz 20002. Oesterreich-Ungarn 3213, Bayern mit Pfalz 2400, Baden 1860, Frankreich 137, Elsaß-Lothringen 40, Preußen und dem übrigen Deutschland 38 und Hessen 10 Tonnen. Hiervon gingen nach Stuttgart 18078(Rordbahnhof 16681, Westbahnhof 354, Cannstatt 595, Untertürkhetm 448) Eßlingen 2235, Friedrichehafen 1517 und Mm 11063 Donnen. Weitere 14 Stationen hatten einen Empfang zwischen 1000 und 100 Tonnen und 51 Stationen einen solchen unter 100 Tonnen Luegeführt wurden nach Stationen außerhalb Württemberg im Herbst 1908:142805 Donnen (1907 : 5084 Tonnen) Obst.

Stuttgart 16. Febr. Heute fand dis Errichtung der Kurgartenhotel - Gesell» fchaft Friedrtchshasen statt. Dar'Stamm» kapital der Gesellschaft mit beschränkter Haftung beträgt einschließlich de« Stammanteil« von 50000 »O, welchen die Stadtgemeinde Friedrich«» bafen für die Einlage de« Kurgartenareal« erhält, 525000 Ueberdie« steht der Gesellschaft ein fest zugesagte«, zu 4'/« verziniltche«, 5 Jahre ur» kündbare« und hernach in 40jährigen Annuitäten rückzahlbare» Darlehen bi« zur Höhe von 300000«4t zur Verfügung. Zum Geschäftrführer ist bi« zur Anstellung de« Hotelbetriebidtrektol». für welche Stellung bereit« eine geeignete Persönlichkeit gewonnen ist, E. Uhland, Generalbevollmächtiger de« Grafen von Zeppelin, ernannt worden. Der von der Geskllschafterversawmlung bestellte Auf. ficht«rat besteht au« 14 Personen; derselbe hat sich al«bald konstituiert und zu seinem Vorsitzen» den Herrn Dr. H. Steiner gewählt. Der Bau de» Hotel» wird ohne Verzug in Angriff genommen; bi« zum Herbst diese« Jahre« soll der Rohbau vollendet sein und für Frühjahr 1910 ist die Eröffnung de» Hotel« in Aussicht genommen. Die Leitung de« Hotelbaus liegt in den Händen de« Oberbaurat« Eisenlohr in Firma Etsrnlohr und Weigle.

Göppingen 17. Febr. Die 8000 die für die Festnahme de« Ei«linger Brand» fitster« au«gesetzt waren, sollen nunmehr ver» teilt werden. E« sollen erhalten: Spahr jun. von Klein. Ei«lingen, der den Brandstifter L'pp bei der versuchten Brandstiftung beim Ochsen wirt festnahm, 3000 die Witwe Kötzle, dis auf da« Licht in der Scheuer de« Ochsenwirt« aufmerksam machte, 1500 *6, der verstorbene Ochsenwirt Rapp resp. seine Erben 1500 Station«» kommandant Haag.Stuttgart 1000*6, Landjäger vtrkenmkyer»Kleinei«lingen 500 *6 und Ober»

landjäger Hevß»Großei«lingen ebenfall« 500 Die eüizelnen Summen wurden durch die Ulwer Staate an wall schast festgesetzt unter der Voraur» setzung der Zustimmung derjenigen, die die 8000*6 zur Entdeckung de« Brandstifter« zusammenlegten.

Tübingen 17. Febr. Man beabsichtigt hier eine Fleischschau-Steuer einznführen, von der man eine Einnahme von 810000 *6 erhofft.

Rottenburg 17. Febr. Einem Bild» Hauer ist auf mysteriöse Weise, während er für kurze Zeit seine Wohnung unbewacht und un. verschlossen ließ, ein Geldeouvert mit zwölf Hundert» warkschetnen aus dem Schreibsekretär verschwunden. Ueber den Verbleib de« Gelbe« konnte noch nicht« ermittelt werden.

Aalen 17. Febr. Zwei 18jährige Burschen von Hüttlingen, die vom Polizetdtener wegen Un» fuge« zurechtgewiesen worden waren, brachen in dessen Keller ein und ließen ihm ca. 300 Liter Most laufen. Sie wurden jedoch alsbald entdeckt und werden der Strafe nicht entgehen.

Biberach 19. Febr. Vorgestern abend ist auf eine Frau ein räuberischer Ueberfall durch einen Stromer gemacht worden. Er entriß ihr eine Tasche mit Lebensmitteln, wurde aber dann von zwei Männern verfolgt, die ihn jedoch nicht ein holten. Später konnte der Täter von der Polizei festgenommen werden

(Der Mord iu Gntiuge« a. E.) Der Mörder de« Altbürgermeister« Stell dle ist in der Person dr« Fässer« August Redinger ermittelt und verhaftet worden. Redinger ist 18 Jahre alt, ein langer hagerer Mensch, der im Hause verkehrte und auch mit Strudle verwandt ist. Der Verhaftete hat die Tat bereit« eingestanden; er hatte eine sörm. liche Angst, nach Eutingen geführt zu werden, weil er fürchtete der Lynchjustiz zu verfallen. Ueber die Vorgänge berichtet derPforzh Gen.» Anz " von Eutingen da« Folgende: Heute vor» mittag nach 11 Uhr durcheilte unfern Ort die Echreckentkunde, daß Altbürgermeister Christian Wilhelm Strudle, ein hochangeseherer 74 Jahre alter Mann, in seiner Scheuer tot, wahr­scheinlich ermordet aufgefunden wurde. Soviel bi« jetzt festgestellt werden konnte, hat ein bi« jetzt noch unbekannter Mann, vermutlich gestern abend schon, sich in da» Hau« etngeschlichen und den im Eckzimmer der Parterrewohnung befindlichen Sekretär zu erbrechen gesucht Al» Steudle heute früh vor 8 Uhr vom Schlafzimmer nebenan sich in da« Eckzimmer begab, sah er den Sekretär halb geöffnet und fragte danach seine Frau, ob sie am Sekretär zu tun gehabt habe. Al« sie da» verneinte, wellte der alte Mann sich gerade zum Kaffeetrirkcn niedersetzen, da sah er

hinter einer Gardine ein paar Stiefel Hera«» schauen. Er ging darauf zu, wurde aber im selben Moment zurückgestoßen, ein junger Mann von schlankem Wuchs mit einer au« einem im Hau» gefundenen, ehemal« weißen Fensterluch mit grüngelber Kordel hergestellten Gestcht«ma«ke stürzte hervor und warf auch die entgegenkom» mende alte Frau zu Boden. Der Unbekannt« sprang zum Hau« hinaus» dessen Türe er ver» muilich mit dem im Schloß steckenden Schlüssel rasch g<öffnet hatte. Dle alten Leute setzten sich, al« sie sich von ihrem Schrecken erholt hatten, zum Kaffee nieder. Bald nach 8 Uhr ging Steudle zum Hau« hinau«, um zu sehen, ob der Einbrecher noch im Anwesen sich aufhielt. Ec ging über den Hof in die Scheuer. Weil er dann längere Zeit aurblieb, sah die Frau nach ihm, ohne ihn zu finden. Sie wandte sich da» nach an einige Nachbarn, von denen 4 Männer sich bereit fanden zu suchen. Erst nach längerem Nachsehen fand einer der Nachbarn den alten Mann unter einem Haufen Heu tot und sorgsam zugedeckt. Da da« Heu direkt unter dem Garbenloch liegt, an dem alten Mann Spuren äußerer Verletzung nicht wahrnehmbar waren, Steudle auch nur um den Mund blutigen Schaum zeigte, ließ sich vorläufig nicht konstatieren, ob er erwürgt oder von der Lenne hsrabgestürzt war. Jedenfalls stieß Steudle in der Scheuer auf den Einbrecher, den er zur Rede stellte; denn Vorübergehende behaupten laute« Sprechen in der Scheuer gehört zu haben. Al» e« dann vi lleicht zu Tätlichkeiten kam, mußte der alte Mann einem rücksichtslosen jüngeren Mann unter» liegen. Da» Tuch, da« dem Täter al« Gesichts» marke diente, wurne im Futtertrog gefunden. Der:er selbst hat sich vom Garbenboden au» durch ein entgegengesetzt von der Straße auf« freie Feld gehende» Scheuern-Fenster geflüchtet, auf dessen Gesimse noch die Fingerabdrücke de« Flüchtigen zu sehen waren. Die Gendarmerie und Kriminalpolizei arbeitete gestern nachmittag in der Frühe fieberhaft. Nach allen Richtungen gingen Fahndungsmannschaften, Gendarmen in Automobilen und mit dem Rad hinau« um die Spuren zu verfolgen. Da der sonst so wachsame Hund sich ruhig verhalten hatte, war die Vermutung gegeben, daß es sich wohl um einen mit Haus und Hau«» bewohnern vertrauten Menschen handeln dürfte. Die zahlreichen Verwandten die sich am Tatort etngkfunden hatten, dt; Nachbarn wurden befragt und kam man schließlich auch dazu, nach dem 18jährigen, arbeitslosen Fässer August Red» in per zu forschen, der im Hau« wohl Bescheid wußte. Hierauf erfolgte dessen Verhaftung in einer Wirtschaft.

Frankfurt a. M. 17. Febr. Wie die Blätter melden, sind auf dem Lu«stellung«gelände für Luftschiffahrt 5 Luftschiffhallen

kann. Daß Tu die Mission übernehmen mußt, ist auch klar, Du bist der einzige von un«, der Spanisch versteht und ich habe von der einen Ver­handlung, die ich vor drei Jahren mit Sennor Artoleda in Hamburg hatte und von seinem fürchterlichen Englisch noch den Schrecken in den Gliedern."

Heinrich Hagen, bissen ernstes, kluge» Gesicht von dem selbst zufrieden lächelnden de« neben ihm stehenden Vetter« wundersam obstach, stimmte der Auseinandersetzung seine» Geschäft«gen offen nur mit kurzem Kopf, icken bei und la« aufmerksam den Brief, der von dem englischen Vertreter de« Hausl« eingelaufen war. Dann sagte er: »Ich bin, wie Du siehst, auf dem Wege in« Geschäft und werde mit Deinem Vater alrbald Rücksprache nehmen. Du kommst doch mit mir zurück?"

»Du kannst ebensowohl mit dem Alten allein die Sache ordnen. Ich wollte von Dir au« noch auf einen Sprung nach Dreikorn hinüber; ich habe eine kleine Freundin daselbst, die auf ihr Weihnachtsgeschenk von mir wartet," erwiderte Franz.

Heinrich Hagen, der, soviel e« ihm möglich war» die fortgesetzten Vertraulichkeiten de» Vetter« von sich ablehnte, ließ auch diese neueste platt auf den gefrornen Boden fallen und sagte ruhig ablenkend:Ihr habt gestern abend noch große« Diner und viele Gäste gehabt? Ist Christine« erwartete neue Gesellschafterin angekommen?"

»Ob sie gekommen ist! Und wie sie gekommen ist!" rief Franz Hagen. »Ein stattliche, schöne, gefährliche Person! Ich glaube, e« ist eben so geraten, ohne die nötige Erfahrung mit Dynamit zu spielen, al« mit diesem Fräulein Münter. Ich sage Dir, obschon sie positiv nicht« andere« ist al« eine Gesellschafterin, trägt sie bi« zur Täuschung die Marke einer Dame au« den besten Kreisen und scheint mir eine Männerfischerin von bedenk» lichem Gepräge. Will ohne Frage einen reichen angesehenen Gemahl fangen. Hätte ich nicht Kenntni« in dem Fache und wäre mir nicht der Umstand zur Hilfe gekommen, daß auch die Klügste ihrer Art doch immer

ein Fädchen der Vergangenheit herauehängen läßt, so hätte ich vielleicht mit falscher Schätzung de« blendenden Kiesel« viel schöne Zeit verloren. So

allerding«-na, wir find eben zu klug, um auf solchen Gimpelfang

hereinzufallen.

Franz brach hochmütig und selbstbewußt ab und sah den Vetter mit einem Blick an, in dem sich die lauernde Pfiffigkeit eine« untrüglichen Jäger« und der Triumph eine« Sieger« paarten Heinrich:te, seiner leidenden Cousine eingedenk, mit entschiedenem Unmut die Auseinander­setzungen an, die Franz ihm machte, und warf nur geringschätzig hin: .Wenn e« so steht tut mir Christine aufrichtig leid. Sie wird wenig Freude an der neuen Gefährtin erleben. Und Dir läßt sich ja nicht« «kff-rc« anroten, als der bederklichen Person, deren ganze Gefährlichkeit Du in den paar Stunden schon ergründet hast, möglichst fernzubleiben."

Nun, ich weiß doch nicht mich könnte da» Wagnis schon reizen," lächelte Franz selbstgefällig.Sie ist eine Blondine von reinster Raffe, e« wäre kein schlimme» Schicksal, sie ein Viertel» oder Halbjahr zur Geliebten zu haben. Wir hier auf dem Dorfe dürfen die paar Gelegenheiten, ein Stück L ben zu erhaschen, am allerwenigsten verpaffen. Ich weiß schon Du der kst ander«. Dir schmeckt die Wildfrucht gelegentlicher Abenteuer nicht. Um so btffer für mich! Und jetzt» verzeih, aber die kleine Elsbeth de» Bahnmeister« in Dreikom denkt sonst wirklich, ich vergäße ihren heiligen Czrist l

Er lachte hellauf, sein Lichen klang dem ernsten Vetter mißtönig und widerwärtig, aber dieser harte e« längst aus gegeben, Franz irgendwelche Vorstellungen zu machen. Heinrich schnitt jede weitere Unterhaltung ab, indem er sagte:Ich gehe also zum Onkel. Und Du b.st im voraus mit den Abmachungen, die wir wegen London treffen» einverstanden?"

Sicher, sicher und mit allem!" rief Franz zurück, der mit großen Schritten schon seinen weiteren Weg an getreten hatte.

(Fortsetzung folgt.)