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Ingenieur kommen zu den Ausstiegen nach Wien. Der Flug-Apparat wurde mit den Antoinette« Motoren gekauft, mit denen Farman schon zahl« reHe Flüge unternommen hat.
Konstantinopel 3. Febr. Trotz aller Dementi trifft dis Türkei andauernd ernste militärische Maßregeln in Mazedonien. Die Pforte hat andererseits an die Mächte eins Slots gerichtet, worin sie mtttetlt, daß ste die Unterhandlungen mit Bulgarien nur dann wieder rmsnehme, wenn Bulgarien seine militärischen Vorbereitungen wieder einstelle, sowie seine bereit« einberufenen Truppen wieder entlasse.
Vermischtes
Zeppelin.Schwindel- Wie die ehrlichen Gewerbe mit dem Namen Zeppelin Geschäfte zu machen suchen, so haben auch die Schwindler schon seine« Namen« als Zaubermittel sich bemächtigt. Im November hatte sich in Zürich, so wird der „Thurg. Ztg." berichtet, ein Deutscher einlogiert, der sich als Monteur des Grafen Zeppelin aurgab und renommierte, er sei von diesem nach Zürich beordert worden, um Arbeiten in der Maschinenfabrick Escher, Wyß u. Co in der Neu. «ühle zu beaufsichtigen. Noch am Abend seine« Logirbezuges saß er in der Wirtschaft nebenan und machte sich damit wichtig, im persönlichen Dienste des Grafen Zeppelin zu stehen. Der Mann imponierte den Gästen, da« Ende vom Liede war, daß er den Wirt um einen Vorschuß von 20 Frc«. anging, der bereitwilligst entsprach, denn der berühmte Zeppelin stand bei ihm gut in Kredit. Folgenden Tage« borgte auch die Logirfrau dem neuen Logtrherrn ebenfalls 20 Franken her, da der Monteur versicherte, der Lohn könne jeden Moment aus Fliedrichrhafen eintrcffen; der Herr Graf habe ihm geschrieben, daß er noch weitere Arbeiter herschicken werde. Al« aber der Mann trotz seiner Versprechungen nie Geld sehen ließ, wurden ste stutzig und der Mann kam auf die Idee, einmal bei der Neumühle dem Manne nachzufragen. Al« man hier von einem solchen nichts wußte, ging den Leuten ein Licht auf, daß ste angeschwindelt worden waren. Man machte bet der Polizei Anzeige und diese entlarvte den angeblichen Monteur de« Grafen Zeppelin als Schwindler. Er hieß Otto Meyer au« Schlesien, Seemann seines Zeichen«, der sich arbeitslos in Zürich Herumtrieb und sich mit dem erschwindelten Gelds über die dummen Leute lustig machte. Das Bezirksgericht verfällt« ihn in eine Strafe von einer Woche Gefängnis.
— Ein schwerer Schneesturm herrschte am Samstag und Sonntag im Staate Nswyork; erst Montag nachmittag hat er sich etwa» gelegt. An der Küste erreichte er Geschwindigkeiten von nahezu 70 Kilometern in der Stunde. Auch auf dem Ozean wütete er mit voller Heftigkeit. Auf
der Höhe von.Sandy Hook wurde da« Leuch tschiff »Scotland" von 'einem Schooner mitschiff« ge- rammt. Es sandte eine drahtlose Depesche, daß er sich in gefährdeter Lage befinde; der Zollkutter „Mohawk" wurde zur Unterstützung obgesandt. Da« Leuchtschiff „Look-out" wird vermißt; man befürchtet, daß e« gesunken ist. Die „St. Loui»" von der American-Ltnie, die am Sonntag in Nswyork eintreffen sollte, hat ein drahtlose» Tele- gramm gesandt, daß ste im Sturm einen Teil ihre« Ruder« verloren hat und infolgedessen erst am Montag ankommen konnte. Die Vertreter der American.Linie haben die Marin ebehörde um die Erlaubnis gebeten, auf der Martne-Werft in Brooklyn die Reparatur der „St. Louis" vornehmen zu dürfen. In der Stadt Newyork ist der Verkehr durch den großen Schneefall sehr behindert. Die Hochbahn ist außer Betrieb gesetzt, und die Untergrundbahn ist bis zur Grenze ihrer Fassung» kraft in Anspruch genommen. In Brook- lyn ist ein großer Teil der Telephon- und Tele- grophendrähte unter der Schneelast niedergebrochen. Das Wetterbureau kündigt weitere große Schnee- fälle an, denen dann ein Fallen der Temperatur folgen soll.
Brandwunden durch Suggestion. Ueber die merkwürdige Tatsache, daß in der Hypnose durch Suggestion, ohne irgendwelche äußere Einwirkungen, Brandwunden erzeugt wer- den können, macht der Genfer Professor Paul Farez auf Grund langjähriger Experimente aus. führliche Mitteilungen, die jeden Zweifel an dieser Erscheinung unmöglich machen. So erzählt er den Fall eine« achtzehnjährigen Mädchens aus dem Jahr 1904, da« wegen hysterischen Stummseins, hervorgerufen durch Erschrecken bet einem Brand, in das Hospital kam. Sie wurde durch hypnotische Suggestion geheilt; dann wurde ihr suggeriert, daß sie auf der Unterseite de» Unter, arme« eine Brandwunde mit Wasserblasen habe. Die Suggestion verwirklichte sich am folgenden Morgen vollkommen. Ein Arzt, der von dem Experiment nicht« wußte, konstatierte eine Verbrennung. Einen anderen Versuch machte der Stockholmer Arzt Wetterstrand an einer Frau von 46 Jahren. Er suggerierte ihr während des hypnotischen Schlafe», daß man auf ihren rechten Vorderarm einen Tropfen brennenden Siegellacks fallen lasse.. Sieben Stunden nach der Suggestion entstand eine Brandblase, die photographiert wurde. E« ist unzweifelhaft, daß diese Erscheinungen wirklich vorhanden waren. Jedoch hat man nicht bei allen Versuchen mit Hysterischen den gleichen Erfolg. Farez gibt eine Erklärung dafür. „Man verlange", meint er, „von einem Hypnotisierten, daß er die oder die Oper finge; er wird dazu durchaus unfähig sein, wenn er die Melodie, die man verlangt, nie gehört hat. Eben, so wird die Suggestion erfolglos sein, wenn man
von jemanden verlangt, er soll eine Verbrennungserscheinung Hervorrufen, wenn er sich noch nie- mal« verbrannt hat. Den Beweis dafür erbringt ein interessante« Experiment de« Dr. Podtapolsky, der einem hypnotisierten Bauern suggerierte, er habe auf der Haut ein Senfpflaster und seine Haut werde rot und brennend werden. Rach der Hypnose erschien keine Rötung; der Bauer empfand nur ein leichtes Wärmegefühl. Er erklärte denn auch, daß ihm noch niemal« ein Senfpflaster aufgelegt worden sei und daß er nicht wüßte, wa» da« wäre. Nachdem er aber wirklich mit einem Senfpflaster behandelt worden war. erfolgte bei einer erneuten Suggsrisrung eine« imaginären Senfpflaster« in der Hypnose sine starke Rötung der Haut. Dr. Voistn suggerierte einem jungen Hystero Epileptiker die Empfindung, daß jeder goldene Gegenstand Brand- wunden verursache. Berührte der junge Mann nun ein Goldstück, so sah man an der Stelle der Berührung Röte und eine Brandnarbe erscheinen. Wollte man ihm ein Goldstück geben, so weigerte er sich energisch, er zu nehmen, und zuckte ängstlich mit den Fingern zurück; zwang man ihn, e« zu berühren, so zeigte er an den Fingern Brand- blasen. Darauf suggerierte ihm Voistn in der Hypnose, daß man sich nicht an Gold verbrenne, sondern im Gegenteil an Silber. Nach dem Erwachen faß'e er ein Goldstück ohne Schwierigkeit und wollte kein Silberstück berühren, well er sagte, daß er sich am Silber verbrenne. Voistn zwang ihn, da« Silberstück in die Hand zu nehmen; sogleich erschien Röte, dann eine Brandblase. Auch die Heilung wirklicher Brandwunden kann durch Suggestion beschleunigt werden. Der belgische Arzt Delbreuf machte einem Manne mit einem glühenden Eisen an jedem Arm eine ganz gleiche wirkliche Brandwunde, nachdem er ihm vorher suggeriert hatte, daß auf der einen Sette eine sehr rasche Heilung eintreten würde. So war es auch. Die Brandwunde auf der in der Hypnose erwähnten Seite war sogar nicht schmerzhaft und hellte rasch, während die Heilung der anderen Seite langsam vor sich ging und endlich nur unter dem Einfluß einer neuen Suggestion ganz erfolgte. Dasselbe Experiment wurde mit demselben Et folg am Rücken wiederholt."
Bekanntmachung.
Auf der Schweinezuchtstation in Sindlingen sind wieder angekört worden 15 männliche und 12 weibliche Ferkel.
Bestellungen seitens der Mitglieder des laud- wirtsch. Bezirksvereins nimmt Herr Vereinssekretär Fechter entgegen. Der Preis pro Zwet-Monat-Alter und pro Stück beträgt 36 für die männlichen und 30 für die weiblichen Tiere.
- Calw, 4. Februar 1909.
Der Perstaad des leudw. Lk?irksverri»s.
Reg.-Rat Voelter.
glücklichen Zufall, wie ein solcher mir ihren Vornamen Erika schon zugeweht hatte, und fand mich am Ende dem plötzlichen Abschied gegenüber befangen, ungeschickt hilflos — ließ den einzigen Augenblick verstreichen und meinte in den nächsten Tagen und Wochen wohl gar, daß es sich um einen guten Lag und holden Traum gehandelt habe, wie ja der Mensch so viel begraben muß. — Und lebte im Dunkel dahin, dis mir meine kluge Schwester Christine ein Licht anzündete. Da« Gefühl, daß ich an jenem Tage eine lichte Spur de« Glücks verloren habe, werde ich nun wohl durchs Leben tragen müssen."
„Du denkst doch nicht etwa» daß alle« zu Ende ist, Heinrich?" fragte die Kranke mit blkümmertem Ton, und mit einem Ausdruck stillen Nach- sinnen« auf ihrem Gesicht, der den Vetter lächeln machte. „Was ließe sich denn zunächst noch tun?"
Heinrich Hagen entgegnete kopfschüttelnd: „Dar beste wird sein, sich zu fügen und zu entsagen. Müßte ich nur nicht jedes Mädchen mit der Unvergessenen vergleichen, und kämen ste nicht alle, Dich ausgenommen, Cousine — zu kurz, viel zu kurz bei diesem Vergleich!"
Christines Antwort wurde durch ein Klopfen an der Tür de« Winter- garten« und den hereingefieckten Kopf Martin« unterbrochen. „Ich soll die jungen Herrschaften zum Dejeuner rufen und habe schon einmal gepocht," rief der Diener und kam dann näher, um den Fahrstuhl der Gelähmten in Bewegung zu setzen.
Heinrich wir kte ihn zurück. „Ich fahre Dich selbst hinüber, Christine, rief er freundlich, „und unterwegs aber mußt Du wir noch rasch sagen, wer Dir den Märchenwald hierhergezaubert hat, die Schneebäume mitten in« Frühlingrgrün?"
„Die Arbeiter, deren Frauen und Kindern ich am Sonntag vor Weihnachten beschert hatte, haben wir die ganze Winterlandschaft während unserer Bescherung aufgebaut. Wenn'« auch nicht recht zum Warnchau»
und den Kamelien paßt, so fitz ich doch gern in der Schneelandschaft, während sich Eva da unten im Park tummelt."
Der junge Mann hatte inzwischen mit geschickter Hand den vorzüglich konstruierten Fahrstuhl über die Mißen de« Vorsaale« und über da» Parkett de« großen Speisezimmer« gelenkt, immer den Diener, der neben herlief und Hilfe leisten wollte, zurückweisend. Er begrüßte die schon am Tische Harrenden und erspähte rasch die Stelle, die für Christine am Frühstückstisch bestimmt war, und geleitete ste an den Stuhl, den Martin neben diesem Platze breitwillig zurückzog.
Al« Heinrich Hagen sich au« seiner leicht gebeugten Haltung empor- richtete, fand er sich plötzlich Gesicht gegen Gesicht mit dem jungen Offizier, den er vorhin auf dem Eisspiegel de« Teiche« gesehen hatte und der keine Zeit mehr fand, seine Züge au« den Falten eine« halbvergnügten, halb höhnischen Lachen», mit dem er seine hübsche Nachbarin unterhalten hatte, in die Ruhe achtungsvoller Erwartung zurückzuzwingen. So tadellos und verbindlich der Leutnant auch ein paar Sekunden später dreinblickte» der junge Fabrikherr Heinrich Hagen hatte den Spott, der in da» blonde Bärtchen schlüpfte, um den hübschen roten Mund de« Offizier« doch noch zucken sehen und wußte auch, daß da« Lachen seiner Dienstleistung am Fahrstuhl der Kranken gegolten hatte.
Der junge Offizier verbarg seine Verlegenheit hinter einer hastigen Bitte an den Hausherrn, ihn dem Neueingetretenen vorzustellen» wa« der Kommerzienrat, der den Beginn de» Frühstück« unverantwortlich verzögert fand, kurz genug bewerkstelligte. „Herr Leutnant v. Gravenreuth, Herr Fabrikbesitzer Heinrich Hagen, rechte Hand und Seele von Hagen und Söhne."
(Fortsetzung folgt.)