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unzweideutig gegen diese Richtung ausge- en. Da« große Publikum jedoch vergißt vielfach über den praktische'« Bestrebungen de« Bunde« für Mutterschutz seine in ethischer Hinficht gefährlichen Tendenzen und er wird in seinem Irrtum von einem Teil der Presto unterstützt. 8u« diesem Grunde hielt sich Srau Herzogin Wera für verpflichtet, Farbe zu bekennen, als ste erfuhr, daß der Verein den Saal im Königin Olga-Bau benützen wollte. Daß dle gegebene Zusage erst in so später Stunde zurückgezogen «erden konnte, ist dadurch veranlaßt» daß die Frau Herzogin erst nachttäglich Kenntnis von der Sache erhielt.

Stuttgart 3. Fsbr. Der heutigen Ledermesse in der Gewerbehalle waren etwa 650 Ztr. zugeführt. Gleich zu Beginn der Messe wurden eine größere Anzahl Käufe abgeschlossen.. Im einzelnen stellten fich die Preise per Pfund Sohlleder 1 30 Wildoberleder I» 1.90 bi« 2.30 Wildoberleder IIu 1.70 ^ bis 2. Schmalleder 1.90 bi« 230 «albleder 2 80 bi» 3.20 Besonders stark war auch da« Angebot in Rehfrlleu. Der Verlauf de« Geschäft« war beftiedigend.

Stuttgart 3. Febr. (Strafkammer.) Daß die gesetzliche Mtndeststrafe von 1 Jahr Ge» fängnis für schweren Diebstahl öfters in keinem Berhältni« steht zum Wert de« gestohlenen Gegen­standes, da« zeigte wieder ein Fall vor der Straf­kammer. Sin 18jähriger Bursche stahl gemeinsam mit einem 13jährigen Knaben au» einem Hof durch Uebersteigen und gewaltsame» Oeffnen de« Hoftors ein Säckchen mit Hundekot. den ein anderer Knabe zum Verkauf an Weißgerber ge­sammelt hatte. Den Kc t verkauften sie um 2 Der 18jährige Bursche ist wegen Diebstahls vor­bestraft. Gr war län gere Zeit in einer Er­ziehungsanstalt untergeb racht. Die Strafkammer verurteilte ihn zu der gesetzlichen Mtndeststrafe von 1 Jahr Gefängnis Die Strafkammer stellte dm Beiden anheim, ein Gnadengesuch einzrrreichen.

Mühlacker 3. Febr. Sin etwa 15jährige» Dienstmädchen aus Ensingen mischte am MonSag dem 5 Jahre alten Knaben ihrer Herrschaft in Dürrmenz einige Tropfe« Schwefelsäure, die Uh zu Reinigungrzwecken in der Küche befand, unter die Milch, angeblich um fich für eine ihr durch das Ktnd zugefügte Beschimpfung zu rächen. Infolge sofort durch den Arzt angewandter Mittel dürste der j Knabe keinen Schaden an seiner Gesundheit leiden. Da« Gericht beschäftigte sich bereits mit der Angelegenheit.

Tübingen 3. Febr. (Strafkammer.) Am Sonntag, den 18. Oktober» nachmittag«, gab die SeiUänzergksellschaft Stey auf dem Holzmarkt: in Reutlingen eine Vorstellung. Gegm deren

Ende brach plötzlich der Haken, an bem da« Seil befestigt war und schnellte in die Höh r. Dadurch und durch da« Riederfallen einer Leiter und einer Terüststange wurdm drei Kinder teilweise erheb­lich verletzt. Diese Körperletzung aus Fahrlässig­keit verursacht zu haben, waren angeklazt die Seiltänzer Meinrad und Anion Stey und der Laglötzner Schümm. Die beiden Step, die jede Schuld bestritten, wurden mangels hinreichenden Schuldbeweise« frrigesprochen, gegm Schümm wurde dar Verfahren in Ermanglung eines Straf­antrags eingestellt.

Ulm 3. Febr. Die Kreisregierung wünscht eine Aeußerrmg de» Gemsinderats darüber, was getan werden soll, uw den Reservefonds der ge­meinsamen Ortskrankenkasse auf die gesetzliche Höhe zu bringen. Der Reservefonds sollte 1907 208990 ^ betragen, hat aber nur 180 000 ^ erreicht. Für 1908 ist ein Kaffenfehlbetrag von 15 000 zu erwarten, sodass dem Reservefonds wieder nicht« zugeführt werden kann, wodurch dieser um 48 800 ^ hinttr der gesetzlichen Höhe zurückbleibt. Für 1909 ist ein Abmangel von 100000 ^ zu erwarten Die Kasse müßte, um den Ausgaben gewachsen zu sein, 33000 höhere: Einnahmen erzielen. Dies könnte fich nur durch' eine Erhöhung der Beiträge von 3,3°/» auf 3,75 > erreichen lassen. Erwägen ließe fich auch die Erhebung eine» Zuschlagsbritrag« von jenen, die Familienunterfiützung beanspruchen. Eine weitere Erhöhung der Beiträge über 3,75°/« jedoch wäre nicht empfehlenswert, weil sonst die Gefahr des Austritts von Betrieben herbeigeführt werde. Der Gemeinderat beschloss in feiner ge­strigen Sitzung, vor Abgabe einer Aeußerrmg an die Kreirregierung in anderen Städten Erhebungen über die Verhältnisse der dortigm Krankenkassen anzustellen.

Schussenried 2. Febr. In der letzten Woche wurde der bisher unbescholtene Bürger und Stroßsnwärter I B. in Haft genommen. Veranlaßt wurde die Verhaftung durch die Aus­sagen eine« Hausierers, mit dem B. eine« Abends gemeinsam den Weg von Gattenbeuren nach Schussenried machte. Dem Hausierer sollen da- ' bei Uhr und Geld abhanden gekommen sein, i Es wurde ihm Glauben geschenkt, B in Haft ge- ' nommen und eine Haussuchung angeordnet, wobei ! aber nicht« gefunden wurde. Obwohl B. seine Unschuld beteuerte, mußte er in Hast bleiben. Im Arrest erlitt B. einen Schlaganfall und liegt nun schwer krank daheim.

Friedrichshafen 3. Febr. Major Groß und Hauptmann v. Jena hatten dieser Tage hier Besprechungen mit dem Grafen Zeppe­lin, wegen der Aufstiege de« 2 I, dar bekannt- lich in den Besitz de» Reiche» übergegangen ist. Die Aufstiege werden nicht vor Ende dieses oder

Anfang nächsten Monat« erfolgen. Eine Ent­scheidung darüber» ob da« Luftschiff alsdann in Metz stationiert wird, ist noch nicht getroffen. Der vor einiger Zeit hier eingetroffene Feldwebel nebst 4 Mann vom Luftfchifferbataillon hat da» Landjägerkommando bei der Bewachung der Reichs­ballonhalle abgelöst und bleibt vorläufig hier. Im Frühjahr, d. h. zu den oben genannten Aus­stiegen, folgt ihnen ein größere« Kommando, be­stehend au« mehreren Offizieren und 100 Mann de« LuftschtfferbatatllovS, nach. Der neue württembergische DampferFriedrichshasen" ist gestern vom Stapel gelaufen und befindet sich j tzt in Romanrhorn, wo die Kessel eingesetzt werden. Alsdann erfolgt seine Fertigstellung hier, da« Schiff wird im Frühjahr dem Verkehr übergeben.

Pforzheim 3. Febr. Am Rechen de« hiesigen städtischen Elektrizitätswerkes wurde heute nacht ein neugeborenes Kind gefunden. Es war in Zeitung«- und Packpapier gewickelt und ver- vsrschnürt. Nähere« ist noch nicht bekannt.

Im Berliner Kgl. Schloß brach gestern in einem neben der Braunschweigischen Kammer gelegenen Mädchenzimmer Feuer aus, das, ehe er gelöscht werden konnte, auch die Decke der Braunschweigischen Kammer ergriff. Der Kaiser besichtigte persönlich die Brandstätte und forschte nach der Brandmsache.

Berlin 3.Febr. Eine schreckensvolle Szene spielte fich gestern in der 10. Abendstunde in der Fruchtstraße ab. Dort feuerte ein mit seinem Komplizen auf frischer Tat ertappter Einbrecher einen Schuß auf den ihn verfolgenden Schutzmann ab und versuchte fich dann zu er­schießen. Der Schutzmann wurde schwer verletzt und mußte nach dem Krankenhaus Friedrichrhain gebracht werden. Der Einbrecher wurde sterbend nach der Charit« gebracht.

Chemnitz 3. Febr. Wie dieChemnitzer Allgemeine Zeitung" meldet, ist der ehemalige kaufmännische Direktor der sächsischen Maschinen­fabrik vormal« Richard Hartman», Stöckli», der wegen Fälschung der Aktien diese« Unter­nehmen« verfolgt und in Jsmailja in Unterägypten verhaftet worden war, auf dem Hertransport seinen Begleitern in Genua entwichen.

Prag 2. Febr. Die heutige Feiertags. Promenade deutscher Studenten auf dem Graben verlief in aller Ruhe, da die Arrangeure der Exceffe nicht erschienen waren.

Wien 3. Febr. Der Flugapparat Farman ist bekanntlich von einem Wiener Consortium angk kaust worden. Das Consortium besteht au« 12 Wiener Herren, von denen jeder 10000 Kronen zeichnete. Entweder Farman selbst oder sein erster

Wetter Heinrich.

Novelle von. L. Nathmann.

(Fortsetzung.)

Das ist mein gute«, alte« Recht, Heinrich!" sagte die Kranke.Ich habe es zuerst erraten, was in Deiner Seele vergeht, und mich wwdest Du nicht täuschen, auch wenn Du Dich zufrieden und vergnügt stellen wolltest."

Das weiß Gott, daß ich kein» von beiden bin!" ries Heinrich Hagen md setzte fich wie vorhin neben Christine, die ihm geneigten Haupte» zuhörte.Sieh', Cousine da« Leben wird für uns immer ernster unk schwerer, ich denke einmal ander« als d« Onkel und Franz ich glaube da an strenge Pflichten, wo Dein Vater und Bruder nur über unerträgliche Belästigungen schelten. Und ich sehe voraus, daß die Anforderungen an uns Glückbkgünstigte fich in Zukunft fortwährend steigern, daß wir noch viel, viel mehr Opfer an Gut und Zeit Md Genuß zu bringen haben «erden, als jetzt. Du bist die einzige hier im Hau«, die versteht, wie ich'« meine! Und je härter und anspruchsvoller die Außenwelt wird, um so «ehr wächst dar Verlangen in mir nach einer Seele, die mein Empfinden und mein Leben teilt unK mir die Gewißheit lebendig erhält, auf dem rechten Wege zu sein. Vielleicht will ich zuviel vielleicht sollte ich keinen Auger blick vergiften, daß ich ja Dich habe! Ein flammende« Rot überhauchte den Nacken Christine« und brannte, al» sie sich rasch empor- richtete, aus ihren blaffen Wangen. Mit einem klaren, festen Blick, der fast gebieterisch erschien, und mit entschlossenem, beinahe zürnendem Tone sagte sie:Ich will da, nicht hören. Heinrich Du hast an mir eine Schwester Md Du brauchst eine Frau!" Und wie zur Mahnung senkte sie die Augen nieder auf die Decke, die ihre gebrechliche Gestalt zur Hälfte umhüllte.

Heinrich Hagen fühlte fich von der Men Sprache diese« flüchtigen Augenniederschlagens der armen kranken Christine, de« reichen Kommerzienrats Hagen ältester Tochter, tiefer ergriffen, al« von dem ungewohnten Tone in den Worten. Er barg seine Erschütterung hinter einem Seufzer Md entgegnete:Wem sagst Du da«, Christine? Ich dächte, Du hättest erfahren, wie ich mich nach dieser Frau gesehnt habe, fett nun seit dem Tags, von dem ich Dir nun hundertmal erzählte! Gut, daß nur Du Md ich darum wissen ich würde einem erschütternden Gelächter verfallen, wenn man mir anmerkte, daß ich drei Jahre lang dis Sehnsucht nach einem Mädchen nähre, die ich nur einige Stunden gesehen und gesprochen, und von der ich nicht erfahren habe, wie sie heißt und wer sie ist. Da« geht über Weither« Leiden und gleichwohl, wenn ich an jene Fahrt zurückdenke, an die sonnig schimmernde Bergstraße, den reinen ungetrübten Tag, das Gespräch, auf dem nur Sonnenschein und so gar kein Retsestaub lag, kommt mir alle« so einfach und natürlich vor, al« ob es gar nicht ander« sein könnte. Und auch dar, was mir hinterdrein so bittere Stundm bereitet hat, daß ich gar nicht daran gedacht habe, mich um Namen, Wohn­ort, Verhältnisse der Anmutigen zu bekümmern wie schien mir'« an jenem Tage das einzig Richtige! Großer Gott, es wäre ja besser gewesen, ich hätte mich als der große Papiermüller von Herbistal, wie unsere Leute hier sagen, oder meinetwegen auch als der Herr Frabrikant Heinrich Hagen vorgestellt. Aber Du verstehst doch, daß ich an nicht« weniger dachte als an unsere Fabriken überhaupt an nicht« als an die wunderbar schönen Stunden und an da« frohe Leben, das mir von den Lippen und in den Augen de« jungen Mädchen« entgegenblühte. Ich war über ihre wahre mutige Jugend, über die reiche Bildung, die fich nie vordrängte, und über die innere Güte des Wesen«, da« lebendig und doch wie ein erfüllter Traum vor mir saß, so beglückt, daß ich erst ganz zuletzt merkte, daß auch die lieblichen Züge, die reine Stirn, da» reiche, aschblonde Haar und die feinbewegte Gestellt mir'« angetan hatten! Da hoffte ich denn auf einen