so

starker Eisbildung eingestellt werden. In die staatliche Fischzuchtanstalt in w Her­lingen wurden letztes Jahr 2 Millionen Blau» selcheneier, 20 000 Gangfischeier und Millionen Sandfelcheneier eingeliefert. Mit dem Einsetzen der Jungbrut ist man zur Zeit in Staad und Hagenau beschäftigt.

Weinheim 28. Jan. In Hemsbach ereignete sich ein schreckliches Unglück in der Gastwirtschaft zurKrone". Der Sohn de« Hauses, der Kaufmann August Mangold und der Knecht Jakob Grünewald waren mit Schnaps« brennen beschäftigt. Al« der Knecht im Keller, in dem er Trester holen wollte, zu lange blieb, wollte ihm Mangold zn Hilfe kommen. Auch er blieb aus Beide wurden schließlich tot öu« dem Keller hervorgeholt. Sie waren infolge der im Keller herrschenden Gase erstickt. Alle Wiederbelebungeversuche waren erfolglos.

Donaueschingen 27.Jan. DasHilf». komite erläßt nunmehr eine öffentliche Danksagung, Inder namens der von dem großen Brandunxlück am 5 August 1908 Be­troffenen den edelgesinnten Helfern und Gebern von Geld und Naturalien der innigste und rück­haltlose Dark für die so liebevolle und unerwartet reiche Hilfe am gesprochen wird. Lie Dar kso gun g lautet wörtlich:Am 7. August hat der Hilf«, am schuß seine» Hilferuf um Zuwendung von Liebesgaben für dis durch den verheerenden Brand de« 5. August so schwer heimgesuchten Bewrhner von Donaueschingen ergehen kaffen. Unser Ruf fand übercll Gihör. Au« Nord und Süd, Ost und West unserer Deutschen Vaterlandes, aber auch au« dem Nmlond und ganz besonders aus der uns benachbarten Schweiz liefen reiche Spenden an Naturalien und große Summen baren Geldes bei uns ein, so dcß eine wirksame, wohltuende Hilfe geleistet werden konnte. Am 30. Dezbr 1908 nahmen die Brardbeschädigten in einer öffentlichen Versammlung unfern Bericht über die gesamte Hilfraktion entgegen und beauftragten uns sodann feeudig bewegt und einmütig, den edelgesinnten Helfern und Gebern von Geld md Naturalien den innigsten, rückhaltlosen Dank für dis so lieberolle und unerwartet reiche Hilfe aus zusprechen. Den gleichen tiefempfundenen Danker- auftrog erhielt der Hilfsar «schuß seiten« der Stadtverwaltung Donaueschingen. Indem wir di,sen Auftrag oursühren, sprechen wir auch unsererseits wärmsten Dark Allen ergebenst aus, die den Brandbeschädigten und unserer Stadt notlinterrde Hilfe haben zukomwen lcffen."

Mainz 28 Jan. Der vierfache Mord im Hause de« früheren Reichrtarabgeordneten Racke hatte jetzt eine betrübende Folge. Die 34jährige

Tochter einer hohen Mainzer Gerichte beamten, dis mit der ermordeten Anna Racke eng befreundet war, ist infolge der Ermordung ihrer Freundin plötzlich icsinnig geworden und mußte ins Hospital gebracht werden.

Berlin 28. Jan. (Reichstag.) Präsident Graf Stolberg eröffnet die Sitzung um 1^4 Uhr. Auf der Tagesordnung steht die Fortsetzung der Beratung de« sozialdemokratischen Antrages betr. die Regelung der Vertr agsverhältniffes zwischen den landwirtschaftlichen Arbeitern und dem Gesinde und ihren Arbeitgebern. Abg. Dr. Stengel (f'.s. Vp.): Wir stimmen für die Gewährung des Koalition «rechts an die ländlichen Arbeiter und und für die Aufhebung der Gefindeordnung. Wir warnen die Rechte, der Sozialdemokratie auch da entgegenzutreten. wo sic berechtigte Forderungen stillt. Abg. Dr. Vahrsnhorst (Rp): Die Sozialdemokraten wollen angeblich durch diesen Antrag da» Los dir Landarbeiter erleichtern. Ein besserer Weg hierzu wäre,'den Landarbeitern ein eigenes Häuschen und eine eigene Scholle zu schaffen. Hier folgt m s aber die Sozialdemokratie nicht. Sie will dem Landarbeiter nicht helfen, sondern Unfrieden zwischen ihm und dem Arbeit­geber schaffen. Ich bedauere, daß da« Zentrum den Sozialdemokraten dabei sekundiert. Abg. Gothein (frs. Vg.): Das gute Verhältnis zwischen Arbeitern und Arbeitgebern in den deutschen Ländern, die die Koalition«freiheit besitzen Hannover m d Maß Lothringen sollte auch die Herren der Rechten veranlassen, diese Frei­heit ollen deutschen Arbeitern zu gönnen. Präsident Graf Stolberg: Ein genügend unter­stützter Antrag ist eingegangen auf namertliche Abstimmung über den vorliegenden Antrag, oder über einen etwa gestellten Artrag, den Antrag Albrecht einer Kommission zu überweisen. Abg. Hufnagel (kons): Ich fürchte, die Annahme de« Antrages würde die Landarbeiter ebenso wie die Arbeitgeber schädigen, denn wenn die koalierten Arbeiter von denen schon jetzt an der Grenze der Leistur gssähigkeit stehenden Landwirten im Sommer höhere Löhne erzielen würden, so müßten die Landwirte zu ihrem Bedauern die Arbeiter im Herbst entlassen. Ich bitte über den Antrag zur Tagesordnung Überzügehen. Abg. Brey (Soz.): Die Landwirte haben dar Recht fich zu vereinigen und nützen es am; ihre Arbeiter aber stehen unter dem Drucke eines Aurnohmegesetzer. Eine derartige Ungerechtigkeit sollte eine Partei, die fich notionalltberal nennt, nicht mitwachcr. In den Gebieten, dis über Abwanderung zu klagen haben, beherrscht nicht die Sozialdemokratie, son­dern die agrarische Partei die Gemeinde- urd Schulpolitik. Da« Verhältnis zwischen Arbeit- gekern und Arbeitern werde erst besser werden,

wenn letztere fich durch die Koalition gegen schlechte Löhne und Behandlung wehren könnten. Abg. Wachhorst de Wente (natl): Eine reich»- gesl tzl-che Regelung der angeschnittenen Frage ist noch nicht notwendig. Wünschenswert aber ist eine reich«, gesetzliche Regelung der Krankenversicherung länd­licher Arbeiter und eine zeitgemäße Reform der Gefindeordnung. Abg Böhme (wirtsch. Vgg.): Der Kern der landwirtschaftlichen Arbeiterfrage liegt in der Seßhaflmachung der Landarbeiter. Die Koalitionsfreiheit ist für den ländlichen Ar­beiter im Gegensatz zu dem Industriearbeiter nur von nebensächlicher Bedeutung. Die Regelung dieser Frage muß Sache der Landergesitzgebung bleibe». Abg. Heckscher (frs. Vg): Ich bin am besten mit den organisierten Arbeitern ausgekommen, dis bestimmte Bedigungen stellten. Es kam nie zu Differenzen, wenn diese erfüllt wurden. Dagegen gab er mit dem Nichtorganisierten hergelaufenen Gesinde immer Streit. Dieser vorfimflutlichen Gesetzgebung muß durch reichsgesetzliche Regelung ein Ende gemacht werken. Die Unzufriedenheit nnter den Landarbeitern hat erst seit Beginn der Verhetzung seitens de« Bundes der Landwirts eil gesetzt. Ich beantrage Verweisung des Antrag« an eine 21gliedrige Kommission. Abg. v. Bolko (kons.): Der Giiirbefitzer mrß seine Leute, u« sie sich zu erhalten, gut behandeln. Aber rin konstitutionelle« Regiment kann auf einem Gute nie sein. Der Antrag würde einen Keil zwischen Landwirte m d Landarbeiter tr eiben. Bbg. Werner (Resp): In den Bezirken mit Koalitionsfreiheit machen dis Landarbeiter keinen Gebrauch de von. Es ist also kein Bedürfnis dafür vorhanden. Abg. v. Oertzen (Rp.): Unser Verhältnis zu den Landarbeitern ist im großen und ganzen gesund. Wir brauchen nicht daran zu rütteln. Eine gesetz- liche Regelung der ArbeiiSzctt istunwöglich. Die Koolltionssrkiheit würde dis Agitatoren der Sozial­demokratie störend zwischen Herren und Arbeiter bringen. Ander« ist es mit der Autdehrung der obligatorischen Krankenverficherurg ans die Land­arbeiter. Nach persönlichen Bemerkungen wurde dis Verhandlung auf Freitag 1 Uhr vertagt.

Berlin 28. Jan. Der französische Aviatiker Zipfel hat heute Nachmittag auf dem Tewpelhvfer Felde in Gegenwart de» Prinzen Heinrich und de» Großherzogs von Oldenburg zwei kurze Flugversuche unternommen, die auf« beste gelungen find.

Berlin 28. Jon. Die angestrebte Or­ganisation der südwestafnikanifchen Dia- manten-Abbaue» und Verkaufes ist nunmehr dm chgeführ t Die Veröffentlichung der betreffenden allerhöchsten Verordnung steht urmittelbar bevor. Die Houptkestimwung setzt für olle Dkamantförderer die Beipflichtung fest, ihre gesamte Förderung einer

sie erinnerte fich klopfenden Herzen« der Stunde, in der die Ce cca hier in dem kleinen Hofe von ihr Abschied genovmen hatte und daneben mit unheimlicher Deutlichkeit jeder Minute de« heutigen Mittags I Sie wußte wieder und wieder an den Brief denken, der Gerland vor der Pforte von San Paolo übergeben worden war und meinte gehört zu haben, daß der halbwüchsige Eawpagnole, der ihn gebracht, vom Maler in der Vigne Vreschtni gesprochen hatte. Wenn man Frarcreca Holters, die C cca, auffir den, sprechen könnte sie würde mehr zur Aufsuchung, zur Sicherung und Rettung de« Gelehrten vermögen, als Botschafter und Bankier! Ein plötzlicher leidenschaftlicher Antrieb, selbst zu versuchen, «a« olle Netteren und Erfahrenen um sie her außer ccht ließen, wcchte in ihr auf, wuchs mit der verstreiche» den Minute. Sie fühlte fich hier wie gefangen und bereute jetzt fast, daß sie vorhin ihre Teilnchwe en Friedrich Eerlants Geschick und Gefahr so lebhaft und u» verhohlen gezeigt habe. Al» Frau v. Herbert die stumm vor fich hinträuwende Nichte fragte, ob sie nicht mit auf ihr Ziwmer kommen wolle, gab sie scheinbar ruhig zur Antwort, daß sie lieber hier oder unter den Bäumen der Hofe» die Rückkrnft von Fräulein Addenhoven erwarten möchte. Wie eine unwiderstehliche Mahnung, wie da» Eingreifen einer höheren Gewalt schien es ihr, daß sie eben j tzt, wo ihr der glücklich erlösende Gedanke gekommen war, allein gelassen wurde. Sie konnte j tzt ! ur an da« Nächste denken, blitzschnell und ehe die beiden älteren Damen noch im Hausgang verschwunden waren, stand ihr Plan vor ihren Augen. Sie mußte, da sie ohne Hut war, ihr schwarze« Schleiertrch um da« Haupt legen, wie dis Italienerinnen, mußte die wenigen Schritte bi» zum Tritons zurücklegen und dort einen Wogen ror der Porta Paolo urd bi» zur Vigne der El cca nehmen.

Erst als Erika dem plötzlichen und geheimnkrallen Antriebe ihres Herzen« schon gefolgt, als sie aus dem Hause und der Via dt San Bofilio geschlüpft war und im Wogen saß, defftN Lenker ihr vor der Hand die Kirche San Pools Fuori le Mura als ihr Ziel bezeichnet hotte, fühlte sie auf einmal ihren Herzschlag stocken und eine kurze Anwondlr ng von Scham und Furcht drohte ihren Entschluß zu lähmen. Sir hatte zwar, ehe sie

der Pension enteilte, auf eine Karte an Tarte Hedwig in fliegender Eile die Worte geschrieben: . Keine Sorge um mich! ich suche Frau Fron- c-eca Holters, die in Doktor Gerland« Angelegenheit vielleicht den besten Rat und die rascheste Hilfe weiß!" aber, indem sie fich j tzt besann, dcß sie gar nicht wisse, wie lang ihre Fahrt «ähren und wie spät sie zuröäkehren körne, duräschouerte sie ein leichte« Bangen und sie dachte j tzt daran, wie herben Mißdeutungen ihr Schritt schon in ihrem nächsten Kreise unterliegen müsse. Niemand würde ihr Recht geben, sie nur begreifen Klara Addenhoven vielleicht ausgenommen. Doch die ursprüngliche kräftig reine Empfindung de« jungen Mädchen in der Ersäütterung der letzten Stunde vollends wechgerufen hielt auch der zweifelnden Ueberlegurg Stand. Erika wollte tun, war sie schuldig zu sein glaubte und dann mochte kommen, wo« dem blinden Schicksal gefiel. An den Trost» den ihr Klara Addenhoven mit Worten und Winken gespendet» glaubte sie nicht, jetzt nicht »ehr! War er auch nun völlig gewiß, daß die ernste ältere Freundin niemals Friedrich Gerland« Frau werden würde, wer lürgte Erika, doß der Gelehrte die, um die er doch geworben, nicht auch wirklich liebte und die Erinnerung an Klara heilig bewahrte, wenn- schon sie ihm nicht noch Deutschland und nicht zu seinem Herd folge» mochte? Erika dachte nicht an fich, nicht an ein mögliche« Glück, dessen Traum in den Monaten ihres römischen Aufenthalts sie unberufen umweht und ihr geheime Schmerzen genug bereitet hatte aber sie fand, daß, wenn ihr Gerland auch roch fremder sei, roch ferner stünde, als cs der Fall mar, in seiner origer blicklichen schweren Gefahr jeder für ihn tun müsse, wo« er vknröge. Nengstlich fühlte Erika, während ihre Droschke über da» römische Pflaster rcffelte, ob sie ihre kleire Börse bei fich führe. Fall« die Ce cca wie sie für gewiß hielt etwa« wüßte, etwa« zu tun uüßte und dozu Geld bedürfte, traf fich's gut, dcß sie die paar hundert Franken, die ihr zum Ankauf von römischen Gescherten angewiesen, vor wenigen Togen erhoben und roch beinahe nicht angcrührt hotte.

In solch wirrcm Wechsel tiefer halbbcwnßter Empfindungkn und kleinlicher Sorgen dcr Augenblick« fuhr das junge Mädchen durch die