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Amts- und Änzrigeblalt für den Gberamtsbeflrk Ealw.
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»«ttiche Bekanntmachungen.
Au die Ortsarrueubehördeu.
Durch bauliche Erweiterung der Landarmenanstalt in Reutlingen ist weiterer Raum für hilfsbedürftige. insbesondere auch geistesschwache Personen beiderlei Geschlechts geschaffen worden. Sratuten- gemäß werden, soweit der Raum und die Verhältnisse der Anstalt es gestatten, auch solche Hilfsbedürftige ausgenommen, welche in Fürsorge der Ortsarmenbehörden des Schwarzwaldkreises stehen.
Die Octsarmenbehöcden des Oberamrsbezirks werden unter Hinweis auf Artikel 22 Absatz 2 des Gesetzes vom 17. Avril 1873, Reg.-Bl. S. 109, hierauf mit dem Anfügen aufmerksam gemacht, daß das Verpflegungsgeld von Fall zu Fall, je nach dem Grad der Pflegebedürfttgkeit, vom Ausschuß der Landarmenbehörde festgesetzt wird.
Calw, 28. Januar 1909.
K. Oberamt.
V o e l t e r.
Tagesneuigkeiten.
« Decke npsronn. (Marktbericht.) Der heutige Schwetnemarkt war sehr stark befahren, insbesondere waren Läuferschweine in schöner Qualität zahlreich vertreten und wurden zu steigenden Preisen rasch verkauft. Auch der Viehmarkt war gut freq rentiert, doch ging der Handel wie gewöhnlich zu dieser Jahreszeit, sziemlich flau. Trotzdem, daß wir keine Bahnstation haben, ist der hiesige Markt zu den besten de« platten Landes zu zählen.
Neuenbürg 28. Jan. In da» Rathaus in Enztal wurde eingebrochen und die Dienstsiegel gestohlen. Das Gel) fand der Dieb nicht.
Stuttgart 28 Jan. Die Regierung hat im Landtage eine Berechnung des Rein
Ireitag, den 29. Aanuar 1909.
ertrage» der Ltaatseisenbahnen vor- vorgelegt. Darnach wird das Stammkapital der Ttaatsoisenbchnen, da« im Jahre 1906 722 Millionen betragen hat, in den nächsten 2 Jahren auf 799 Millionen Ma>k steigen. Der Betriebs- Überschuß bet-ägt für 1909 bei Berechnung aller einschlägigen Burgaben 17*/» Millionen Mark, La« einer Rente von 2.31°/«, entspricht. In den nächsten 2 Jahren wird das Eisenbahnnetz durch sechs neue vollspurige Nebenbahnen um rund 100 Kilometer erweitert. Im Herbst 1909 werden die Bahnen Tübingen-Herrenberg. Böb- lingsn-Deltenhausen, Jrry Seltmans und Weikers- heim Nöttingen dem Betrieb übergeben, im Winter 1909/10 die Bahr Rudersberg.Welzheim und im Sommer 1910 die Bahn Göppingen-Gmünd.
Stuttgart 28. Jan. (Strafkammer.) Wegen Zweikampf mit tödlichen Waffen wurde ein Studierender der Technischen Hochschule zu 3 Mo raten Festung« Haft verurteilt. Er hatte in Oßweil in der Scheuer eines Wirt« mit einem anderen, übermittelt gebliebenen Studierenden, eine Bestiwmungtmensur aurgefochten. Der Wirt erhielt wegen Beihilfe 4 Wochen Festungshaft.
Tübingen 28. Jan. (Strafkammer.) Wegen Aufforderung zum Mord hatte sich die Händlersehefrau Katharine Heusel in Tailfingen zu verantworten. Sie heiratete 1887 ihren jktzigen Ehemann, der dann in der Folge wegen Stttltchkeitsverbrecher.s mit */» Jahr Gefängnir bestraft wurde. Ihrerseits unterhielt die Angeklagte seit 1894 ein Verhältnir mit dem damals noch ledigen Bauern Haar, der 1907 heiratete. Solange die Beziehungen der Angeklagten zu Haas dauerten, hat er von ihr nach und nach 7050 erhalten. Diesen Betrag klagte der Ehemann
A»iry«pr. t. d. «ladt -/^Lhrl.m. »rLz-rl. Mk. 1.L5. Poftb-zuytp, s. d.Ort», u. Nachbarort»»«!. -Mhrl. Mt. l.W. tm»«nvert«-. > Mt. IL0. »est,ll,. iu Württ. »0 P<g., iri Bayern u. «etcht» 8Iy
der Heusel gegen Haas ein und erstritt ein Urteil in Höhe von 6650 Wegen diese« Betrag« und der Pcozkßkosten von 665 ^ wurde iw das Vermögen der Haar Zwangsvollstreckung eingeleitet. Im November erstattete Haas dis Anzeige, daß die Angeklagte während ihres Verhältnisses mit ihm, sowohl ihm, wie seinem Bruder Friedrich Geld (150, 200 und 400 ^t) angeboten habe, daß ste ihren Mann totschlagen sollen. Die Angeklagte bestritt dies. Gottlieb Haas habe öfters von ihr verlangt, sie solle mit ihm durchgehen, er habe ste Hiewegen auch einmal halb totgeschlagen. Der Gerichtshof gelangte zu einer Freisprechung der Angeklagten, da bei dem feindseligen Verhältnis auf die Zeugenaussagen kein voller Verlaß war.
Crailsheim 28. Jan. Die Gasbeleuchtung versagte am Dienstag abend fast in der ganzen Stadt. Im Gaswerk war durch das Eintreten von Luft in den großen Gasbehälter eine Betriebsstörung eingetreten, indem stch ein lufthaltige« Gasgemisch bildete und bi« in die äußersten Enden des Gasrohrnetzes verbreitete. Die Folge davon war, daß die Garlawpsn einige Zeit schwache» Licht gaben und der mangelnden Beleuchtung halber in einigen Geschäften die Arbeit eingestellt werden mußte. In Wirtschaften und Geschäften mit mehreren Garlampsn machte sich die Störung besonder« stark bemerkbar. In den Straßen der Stadt pfiffen viele Ga«laternen gleich kleinen Dampfmaschinen. Während der Nacht find die Begleiterscheinungen dieser Störung wieder verschwunden, indem da« Leuchtgas wieder in der vorschriftsmäßigen Zusammensetzung in« Rohrnetz gelangte.
Vom Bodensee 28. Jan. Die Dampfschiffahrt auf dem Untersee mußte infolge
Welche von beiden?
Novelle von Adolf Stern.
(Fortsetzung.
Frau v Herbert hemmte den Strom ihrer Worte nur, weil fie merkte, daß derselbe an ihrer Nichte völlig abprollte und daß selbst der alte General und seine Gattin mit mißbilligender Verwunderung auf fie sahen. Klara Addenhoven erklärte, daß fie zwar die Rückkehr Herrn v. Erpels von der Botschaft erwarten wolle, daß aber schließlich doch nur übrig bleiben werde, da« Geld bi« morgen aufzutreiben und an den im Briefe bezeichneten Ort zu bringen.
Da« Anrufen von Gesetz und Gewalt habe in ollen ähnlichen Lagen nur den Unglücklichen dar Leben gekostet» für deren Befreiung man habe handeln wollen. Der General wiederholte, daß es gegen sein Gewissen gehe» da« Brigantentum solchergestalt groß zu ziehen und ergriff schließlich, hochrot vor Erregung, seinen Hut, um nach dem nächsten Droschkenstand zu eilen und nach dem Kapitol zu fahren. — Klara Addenhoven wollie inzwischen dem Bankier Dollar Gerlandr, der zufällig auch der ihrige war, eine vorläufige Mitteilung über den schlimmen Vorgang und die Gefahr, in der sein Geschäftsfreund schwebe, machen. Sie flüsterte Erika von Herbert, dis noch immer bleich, unbeweglich und mit zu Boden gesenkten Blicken dasaß, ein paar unhöibare Worte zu und steigerte damit die stille Entrüstung der Tante Hedwig. Al« Klara zur Treppe eilte, um sich rasch für den erneuten unerwarteten Ausgang fertig zu machen, sprang da« junge Mädchen auf, um die Tante wie um alle andere unbekümmert, erreichte die ernste Freundin am Fuß der Treppe und rief ihr in leidenschaftlich schmerzlicher Bewegung zu: „Ich — ich allein trage Schuld an seinem — an Doktor Gerland« Unheil! Ich habe ihn — weil er von allen Frauen verwöhnt und von der armen Cccca fast angebetet ward
— vor dem abscheulichen Frank Holter« nicht gewarnt, wie mir ausdrücklich aufgetragen war."
„Frank Holters, Kind?" fragte Fräulein Addenhoven kopfschüttelnd zurück und strebte da« junge Mädchen zu beruhigen, indem fie ihr mit der Hand zärtlich über Stirn und Haar strich. „Der hat sicher nichts mit der Wegschlkppung Doktor Gerland« zu schaffen — es find andere Leute» als der verwilderte Maler, die hierzuland ein so gefährliche« Handwerk treiben!"
Erika aber ließ stch nicht beschwichtigen und belehren. „Ich weiß von nicht«," sagte fie klagend und mit einem anmutig nachdenklichen Zug um den Mund. „Und doch ist mir'«, als wüßte ich alle«. Der unselige Maler hat sicher die Hände im Spiel — wäre er nie in die« Hau» gekommen! Ich mache mir Vorwürfe, daß ich damals geschwiegen habe, aber ich fühle schon, daß es nicht» helfen würde, wollte ich jetzt reden!"
Fräulein Klara sagte begütigend: „Aengsttgen Sie stch nicht unnötig, liebe Erika. Doktor Gerland wird morgen um diese Zeit frei sein und Sie werden dann von ihm selbst hören, wie herzlich ihn Ihre Teilnahme crfreuen wird, wenn auch Ihr Verdacht wegen de« Unglück«, da« ihm widerfahren ist, auf falscher Fährte geht." Sie küßte, selbst nicht wenig erregt, da» junge Mädchen und eilte die Treppe empor, um vor der Wiederkehr de« General« auch von ihrem Ausgang zurück sein zu können. Al« Erika stch von neuem in da« kleine Sprechzimmer begab, fand fie hier nur Frau v. Erpel und ihre Tante Hedwig vor, deren Mienen ihr genug zürnten, wenn fie auch schwieg.
Aber da« geängstigte schöne Mädchen vermochte jetzt nicht einmal Bedauern über da« wachsende innerliche Zerwürfni« mit ihrer Verwandten zu empfinden. Sie war rur von den Vorfällen de« Tage«, von der Toderdrohung, die über Friedrich Gerland« Haupte schwebte und ihrer vermeintlichen Schuld erfüllt. Mochten fie alle sagen, wa« fie wollten — ste hegte die Ueberzeugung, daß Frank Holter« mit dem Ueberfall ihre« Hau«genoffen draußen in der Campagna in irgend einem Bezug steh« und