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Ämts- und Änzeigeblati für den Oberamtsbezirk Lalw.

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Donnerstag, den 28. Januar 1909.

öezogspr. i. o. Stacht -/^Lhrl. m. TrLgerl. Mk. 1.LS. Postbezu»»p» s. d.OrtS- u. Nachbarorttvert. >/^ührl. Mk. ILV, t-n Airuverkrh, Mk. t.W. s«st»ll,. in «ürtt. WPs,.. in o-ykrn u. «i!-r M V,ü

Amtliche Seksr»ntMach««gett.

Bekanntmachung.

Da in den meisten der dem Schulkämmerer zugesandten WohnirngSbeschretbunqen Angaben be­treffend Retniguirgs- und Streupflicht vor dem Schul­hause, Beleuchtung der Hauseingänge und zwischen­liegender unbewohnter Stockwerke fehlen, so wird hiemit unter Hinweis auf den Erlaß der Oderschul­behörden vom 19 Juni 1908 (K Min.-Amtsbl. Nr. 9 S. 111) angeordnet, daß, wo es noch nicht geschehen ist, diesbezügliche Beschlüsse des Gemeinderats gefaßt und durch die Ortschulbehörden an die Stellen gesandt werden, welche die Wohnungsbeschreibungen aufzubewahren haben.

Dabei wird darauf aufmerksam gemacht, daß bei den Gemeinden, welche sich den Vorschriften für Etaatsgebäude unterworfen haben, die Gemeinde stets die genannten Pflichten ohne weiteres über­nehmen muß, wenn für Schule und Lshrerwohmmg, ev. auch Ratszimmer ein gemeinsamer Eingang be­nützt wird. Nur wo der Lehrer allein wohnt oder einen besonderen Eingang benützt, liegen ihm die betreffenden Pflichten allein ob, bezw. hat er sie mit den etwaigen Mitbewohnern abweselnd zu teilen.

ES wird hiebei den Gemeinden noch empfohlen, das Reinigen und Streuen mit der Schulreinigung zu verbinden. Die Beleuchtung kann am einfachsten der Person vertragsweise übertragen werden, welche die Schulheizung besorgt, bezw. bei etwaiger Nacht- schule oder bei Singstunden und ähnlichem die Beleuchtung im Schulzimmer in stand setzt und hält.

In Landorten wird im allgemeinen die Haus­türe nicht erst abends 8 bezw. 9 Uhr (vergl. K. M.-A -Bl. Nr. 4 S. 41 unten) geschlossen, sondern schon mit Einbruch der Dunkelheit. Damit nun die Gemeinden über diesen Zeitpunkt hinaus an den Tagen, an welchen das Schul- bezw. Ratszimmer abends nicht mehr benützt wird, nicht beleuchten müssen, wird empfohlen, überall einen einfachen Glockenzuz zur Lehrerswohnung anbringen zu lassen.

Bet einem etwaigen Besuch wird dann der Bewohner (wie es in städtischen Prtvateinzelwohnungen auch gehalten wird) beim Aufschließen dem Besucher mit einem Licht entgegengehen.

Calw, 25. Januar 1909.

K. gem. Oberamt in Schulsachen.

Voelter. Schmid.

Tagesneaigkeiteu.

X Calw. Am letzten Montag hielt der Turnverein seine jährliche Generalver­sammlung ab. Aus dem Bericht de« Vorstands ist zu entnehme», daß ein Jahr reger Arbeit und schöner E folge hinter uns liegt. Bei dem Gau» turnfest in Horb war der Verein sehr stark be­teiligt und errang sich eins schöne Anzahl Preise; auch bei der auf dem Deutschen Turnfest in Frankfurt a. M. von Gauturnwart Pfrommer vorgeführten Riege de« Na.oldturngaur. die sehr gut abschrütt, war der Verein durch 2 Mitglieder vertreten. Zur Zeit zählt der Verein 198 Mit­glieder und zwar 2 Ehrenmitglieder, 140 Turn- freunde 28 aktiv? Turnus 28 Zöglinge; ferner 26 Mitglieder der Damenrirgs. Geturnt wurde von den Aktiven an 143 Abenden mit 2400 Be­suchern, von den Zöglingen an 143 Abenden mit 1210 Besuchern, von der Damenriege an 89 Abenden mit 2056 Besuchern Am Turnen beteiligten sich die Mitglieder der Damenriege mit 87°/o, die aktiven Turner mit 60°/» und die Zöglinge mit 33°/». Dis schwache Beteiligung der Zöglinge ist in dem Besuch der Fortbildung«- schule begründet. Die Kaffs wurde im vergangenen Jahre ganz besonder« stark mitgenommen durch den Besuch de« deutschen Turnfestes in Frankfurt, sowie durch das Gautucnfest in Horb, so daß eine Bermözensabnahme zu verzeichnen ist. Bet dem Heuer in Heilbronn staltfiidenden Turnfest des

XI. Lurnkreise« (Schwaben) beteiligt sich der Verein mit einer Riege. Die Neuwahlen ergaben keine wesentlichen Veränderungen. Gewählt wurden als Vorstand: E. Staudenmeyer, Schriftführer: Paul Georg ii, Rechner: Herm. Marquardt, I. Turnwart:W. Wackenhuth, II. Turnwart: Albert Koch, Damenturnwart: Julius Zapp. In den Turnrat wurden berufen: Fr. Pfrommer, Fr. Eisenhardt, K Eberhard! u.P.Karch.

(Holzsrlöse.) Die Gemeinde Welten, schwann hat für ihr Forchenlangholz mit ca. 0,75 ebw ineinander 111 Prozent der staat­lichen Laxe gelöst.

Nagold 27. Jan. Die Gemeinden Ober- und Untertalhetm wurden tm Mat v. I. von einem verheerenden Unwetter heimgesucht. Der Schaden wurde, sofern er auf Hagelschag zurück- zuführen war, von der Nordd. Hagelversicherung»- gesellschaft reguliert. Leider waren kleine Bauern unversichert und gegen Beschädigung durch Wasser besteht keine Versicherung-Möglichkeit. Auf eine Eingabe de« Schultheißenamtr werden nun von seiten des Wohltätigkeittverein« Erhebungen über die Höhe de« verursachten Schaben« angestellt» u« darnach die Unterstützungen an die Betroffenen bemtss.-n zu können.

Nagold 27. Jan. Auf dem vorgestrigen Viehmarkt waren zugesührt: 27 Paar Ochsen, 79 Kühe, 31 Kälber und 35 Stück Schmalvieh. Verkauft wurden 14 Paar Ochsen mit eine« Erlör von 12236 «4t, 25 Kühe mit 5526 «4t, 15 Kälber mit 1611 «4t und 16 Stück Schmal­vieh mit 2872 «4t. Auf den Schwetnemarkt wurden 130 Stück Läuferschweine und 126 Stück Saugschweine zugesührt, wovon 38 Stück Läufer- schweine mit einem Eclör von 4152 «4t und 64 Stück Saugschweine mit einem Erlös von 1132 «4t

Welche von beiden?

Novelle von Adolf Stern.

(Fortsetzung.

Ich aber wußte", fuhr Frau Holter» fort,ohne daß mir'« gesagt ward, daß mein Mann sie dahin gesetzt hatte, daß Sie damit in den einsamen Turm gelockt und von da, wer weiß wohin, verschleppt werden sollten, um darnach von Ihren Freunden in Rom ein Lösegeld zu erpressen I Beppo gestand ein, daß er einen Brief an Sie tragen solle, sobald Sie nach San Paolo oder Tre Fontane kämen und ich schwur mir, daß ich Sie erwarten und warnen und Frank auf dem bösen Pfads hindern wolle, wenn mir die Heiligen betstünden I Gestern nach Ave Maria sagte mir Beppo, daß Sie heute nach der Abadia kommen würden und ich preßte ihr» alle» ab, was er sonst wuß e. Mein Mann sollte nicht b.-i dem Ueberfall sein, aber für den Brief nach Rom Sorge tragen, in dem gemeldet wird, daß Sie in erbarmungslosen Händen seien, fall« kein Geld komme. Frank gtng schon früh au« dem Hause und sagte mir dabei, daß mo.'gen oder übermorgen der Franzose komme, mit dem er dann reisen werde. So wußte ich, was meine Pflicht war und machte mich auf den Weg, nachdem ich dem Beppo eingeschärft halte, er solle nur tun, was sie von ihm verlangten ich würde schon für das rechte sorgen.

Doch wie ich hier so lange auf Sie harren mußte, Signor Federigo, fing ich an zu fürchten, daß Sie doch einen anderen Wrg nach dem Trümmerturm eingeschlagen haben könnten, obschon er kaum einen zweite n gibt. Und ich warf mir vor, daß ich Unrecht gehandelt hätte, alle» auf da» Glück der Stunde ankommen zu laffsn. Ich konnte Ihnen ja nicht schreiben, Hexr, weil ich e« nicht gelernt habe und ich durfte keinem andern vertrauen, wa» ich wußte, weil ich sonst meinen Mann hinter die Gitter und in die Hand de« Richter« geliefert hätte. Dank sei der Madonna

daß ich sie getroffen habe, ganz wie es sein soll. Sie werden Frank nicht anklagen, um meinetwillen, und ihm den frivolen Anschlag nicht schwerer anrechnen, als seinen schnöden Undankl Sie werden ihm auch den Brief verzeihen, wenn dieser noch nach Rom kommt. Ich gehe jetzt mit Ihnen zu dem Tre Fontane zurück, bi« ich Sie ganz in Sicherheit weiß und Sie versprechen mir, Herr, sich fernerhin vor meine« Manne» Zorn zu hüten, damit er nicht doch noch in» Verderben stürzt!"

Mt wachsendem Staunen vernahm Friedrich Gerland, vor welchem Abgrunde er gestanden habe überrascht und mit einer Art Ehrfurcht vor dem unbeirrbaren ehrlichen Dankgefühl und dem bescheidenen Stolz de« armen Weibe», vor der einfachen Größe und Sicherheit, die Cccca in diese« Pflichtenkarrpf gezeigt hatte, rief er jetzt:

.Frau Fe an ce« ca» ich danke Ihnen also meine Freiheit vielleicht mein Leben! Ich glaube Ihnen jede« Wort und kann Ihnen leicht ver­sprechen, daß ich r iemal« eine Anklage gegen Ihren Gatten erheben will, um den ich wahrlich Bessere» verdient hätte. Aber Sie haben, wie ich merke, bei alledem nur an mich, nicht an sich gedacht! Wa» wird au» Ihnen, nun ich die Herren im Sovclleturm um ihren vermeinten Fang betrüge nun Ihr Mann vielleicht durch Beppo oder sonstwie erfährt, daß Sie zwischen ihn und mich getreten find? Wa» können wir, ich meine wich und meine Freunde und vielleicht auch die Schwestern vom Kreuz, für Sie tun?"

Kümmern Sie sich nicht um mich, Herr!" sagte die Frau de» Maler« fast hart.Frark wird wich vielleicht schlagen e» ist nicht da« erste Mal! Und er wird wieder ein paar Wochen in der Campagna herum- schwetfen, ohne darnach zu fragen, ob ich einen Bissen Brot habe. Einerlei e« ist noch Mhl zur Polenta und Oel im Hause! Geben Sie mir nicht«, nicht da« Geringste, Signor Federigo, e« würde mir Vorkommen, al« ob ich Teil an der Schändlichkeit hätte, ja zuviel, wenn Sie um meinet- willen und weil ich seine Frau bin, schweigen!"