18. Ämts- und Änzeigeblatt für den Oberamtsbe^irk Calw. 84. Iahrgasg.

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«mlliche Bekanrrtmachnngen

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Samstag, den 23. Aanuar 1909.

Die Ortsschulbehörde»

derjenigen Schulgemeinden, welch- mit Erledigung deS Erlasses vom 1. Sevt. 1908 Wochenblatt Nr. 204 betr. die Aufsicht über die ökonomischen Verhälln sie der Lehrstellen an Volksschulen noch im Rückstand sind, werden wiederholt an die Er­ledigung desselben erinnert und beauftragt, dem SchvlkSmmerer ein Exemplar des Verzeichnisses der Dienstwohnungen und Besoldungsgüter und dem K. gem. Oberamt tu Schulsachen eine Aus­fertigung des Protokolls über die erstmalige Besich­tigung der Dienstwohnungen und Besoldungsgüter je alsbald vorzulege«.

Calw, 21. Januar 1909.

K. gem. Oberamt in Schulsachen.

Voelter. Schmid.

Bekarmtmachrmk.

Eine staatliche Rindvieh-Prämierung findet Heuer im Oberami sbezirk Calw nicht statt.

Calw, 23. Januar 1909.

K. Oberamt. . Voelter.

Tagesneuigkeitev.

ff Calw 23. Jan. Am Donnerstag feierte Glasermetstsr Wilh Schwämmle sein 25jähr. Sängerjubiläum beim Liederkcanz und zu­gleich seine silberne Hochzeit. Aus diesem Anlaß veranstaltete der Liederkcanz imBadischen Hof" einen Sängerfamilienabend, der von dm Sängern vollzählig besucht war. Der Vor­stand gab in einer trefflichen Ansprache dem Dank de« Vereins für die vielseitige Tätigkeit der Jubilar« gebührenden Ausdruck und überreichte dem Gefeierten im Namen des Ausschusses einen goldenen Sängerring. In weiteren Reden und Gedichten wurde der vielen Verdienste der Jubilars gedacht und viele Glückwünsche wurden ihm noch dargebracht. Der Gefeierte dankte gerührt für all die schönen Ehrungen, die ihm zuteil geworden

seien und versicherte, der Liederkranz sei ihm ans Herz gewachsen und werde es auch bleiben. Bei stimmungsvollen Gesängen de« Chores, humori­stischen Vorträgen und Flötenvorträgen nahm der Abend einen äuße-st schönen und animierten Verlauf.

8.V. Calw. Gar manchmal hat der hies. Echwarzwaldverein im letzten Jahre seine Mit- f.lteder aufgefordsrt mit thmhinauszuziehcn in Feld und Wald Willig waren ihm stets viele Wander- freunde gefolgt und die Zahl der Teilnehmer an den schönen Märschen betrug fast immer über 70. Einmal wurde auch eine fröhliche Floßfohrt aus- geführt, von welcher die neueste Nummer der Schwarzwaldvereinrblätter eine hübsche Reihe wohl- gelungener Ausnahmen hiesiger Liebhaberphoto graphen bringt. Während der Wintermonate finden nun keine allgemeinen Wanderungen Katt. An ihre Stelle treten der Familienabend (30. d. M.) und die Hauptversammlung (6. März), welch letztere wieder durch einen Vortrag tnteresiant gestaltet wird. Beim Familienabend werden eben­falls wie in den Vorjahren die Mitglieder de« Höfer'fchrn Quintett« die BrsuLc: mit Musik- Vorträgen erfreuen. Dann wird Herr Apotheker Bozenhardt, der Vorstand des Neuer bürger Schwarzwalt Vereins, einen Vortrag halten über von ihm aurgeführte Bergbesteigungen im Stubaier und Engadiner Alpengebiet unter Vorführung von 150 eigenen photographischen Aufnahmen. Herr Bozen Hardt hat vor einem Jahr im Stutt­garter Schwarzwaldverein den gleichen Vortrag gehalten und erntete dort reichen Beifall. Wir freuen uns, daß Herr Bozenhardt sich in liebens- würdigster Weise bereit erklärte, auch hier in seiner Vaterstadt den Vortrag zu halten, und zweifeln nicht, daß er hier ebenso dankbare Zu­hörer finden wird wie in der Residenz.

Calw 22 Jan. Der 31 Jahre alte ver­heiratete Schmtedmeister Jakob St oll von Alt- bürg, welcher beschuldigt wurd-, 4 Brände in Altburg angelegt zu haben, wurde heute vor dem

Schwurgericht in Tübingen wegen Brandstiftung in 2 Fällen zu 3 Jahren und 3 Monaten Zucht­haus unv 5 Jahren Ehrverlust verurteilt. Ja 2 Fällen wurde er freigesprochen.

j Amtliches.) Vom akademischen Senat in Tübingen wurde zum Pfarrer in Dagersheim, OA. Böblingen, ernannt: Pfarrverweser Richard Brecht in Holzbronn.

Stuttgart 22. Jan. Die Zweite Kammer hat heute die Beratung über dieOrts- schulaufstcht fortgesetzt und dabet den schon gestern eingehaltenen Rahmen einer verhältnismäßig ruhigen Verhandlung nicht verlassen. Der Abg. Löchner (Vp.) sprach sich im Interesse des Friedens zwischen Lehrer und Geistlichen für die Befestigung der geistlichen Aufsicht und gegen eine Kontrolle des außerdienstlichen Verhaltens der Lehrer aus. Man solle dem Lehrer mehr Vertrauen entgegenbringen. Der Abg. Graf (BK) erklärte sich im allgemeinen für den Regierungsentwurf und stellte folgenden Antrag: Der Ortsgeistliche als Mitvorfitzender des Ortsschulrats ist berechtigt, jederzeit Schulbesuche zu machen, ohne übrigens befugt zu sein, Anord­nungen zu treffen. Der Ortsschulrat kann das gleiche Recht einem anderen Mitglied durch Beschluß übertragen. Die Beibehaltung des jetzigen Zustandes erwünscht seine Partei nicht, damit der Schnlkampf endlich aus dem Lande verschwinde. Kultusminister v. Fleischhauer betonte die Notwendigkeit eines Kompromisses in dieser Frage, da keine Partei ihre politische Ansicht rein hätte durchsetzen können. Die geistliche Schulaufsicht lasse sich in ihrer gegen­wärtigen Gestalt nicht mehr aufrechterhalten. Der Lehrerstand würde es nach seiner sozialen Stellung, seiner Bildung und seinem Wissen als drückend empfinden, von einem anderen Stande beaufsichtigt zu werden. Bei Berücksichtigung der Anschauungen des kath. Volkes wäre jede Reform in dieser Hin­sicht unmöglich gewesen und doch wünsche die Mehr­heit des Volkes solche Reformen. Die Kirche habe in der religiös-sittlichen Erziehung der Jugend völlige Freiheit, ein Aufstchtsrecht ihrerseits über die welt­lichen Fächer könne nicht zugestanden werden. Die örtliche Aufsicht sei notwendig zum Schutze der Kinder und zur Beruhigung der Eltern. Die von

Welche von beiden?

Novelle von Adolf Stern.

(Fortsetzung.

Die Hochzeitsgesellschaft kam zwar nicht unmittelbar, aber die Wagen, die im Schatten der Sakristei gehalten halten, gerieten in Bewegung und rollten vor das Hauptportal der Kirche. Ehe sich die kleine Gesellschaft allerseits erhoben hatte, ehe der Wein bezahlt und die wo treiche Erklärung der freundlichen Padrona über die dort drüben stallfindende Trauung angehört war. ehe man die ersten zwanzig Schritte auf der Landstraße zurücklegte, ward den Augen der Daherwandelnden der unmittelbare Ar blick des Hochzeitszuge« zu teil. Die Equipagen fuhren in so raschem Trabe, daß sie um sich große Staubwolken auswirbelten, die dunklen Livreen der Kutscher und Diener mit weißen Streifen bedeckt wurden und daß sich nur tm Fluge zahlreiche Köpfe und Gestalten, schimmernde Frauengewänder, Uniformen und dunkle Gesellschaftranzüge unterscheiden ließen. Der Wagen mit dem eben vermählten Paare hatte zudem geschloffene Fenster, so daß nur die schärfsten Bugen eine« bleichen jungen Gesicht« in einer Flut von kostbaren weißen Schleiern ansichtig wurden und einige der deutschen Damen mit dem alten General zu schmollen begannen, daß er den Aufbruch au« der Osteria zu lange verzögert habe. Blitzschnell waren die z«hn oder zwölf Wagen vorübergeeilt und ließen nicht« zurück als die hohen und breiten Staubsäulen, die die im Wege Stehenden einhüllten. Die eifrigsten Leobachterinnen tauschten noch einzelne Wahrnehmungen au« und niemand, außer Erika v. Herbert, hatte acht darauf, daß Doktor Gerland und Klara Addenhoven inzwischen den Weg gegen die Kirche hin fortgesetzt hatten

und auf den Stufen vor dem Haupteingang zu San Paolo mit gegen­einander geneigten Häuptern, eifrig sprechend, der anderen wartend standen.

Als die Gesellschaft sich vor wenigen Minuten erhoben hatte, war Friedrich Gerland zurückgeblieben und seine traumglänzenden Augen waren noch einmal zwischen der ernsten Freundin und dem jugendlich schönen Mädchen hin- und hergetrrt. Dann war'«, als ob er erwache» ein tiefe« Schamgefühl über geheime Regungen, die er bis heute für unwirklich gehalten hatte, wandelten ihn an er trat plötzlich und als ob er nur die entschlossenen Schritte nötig habe zu Klara Addenhoven und hielt sich an deren Seite, als diese die Wagenreihe wie etwa«, da« sie nicht« angehe, an sich vorüberrollen ließ. Den ernst v.rwunderten Blick au« den braunen Augen, der still an ihm niederglttt, bemerkte er nicht, ihm war zu Mute wie einem Sinkenden, der mit ungestümer Hand die rettende Erdscholle faßt und nur empfindet, wie fest und sicher sie sei. Als einen rettenden Boden sah er den inneren Entschluß an, seiner ersten Regung und seinem Worte treu zu bleiben und so konnte ihm nicht» ^Glücklicheres widerfahren, als daß er mit Fräulein Addenhoven allein weiter ging, während die anderen in die glänzenden Wagen hineinblickten und dem in Staubwolken verschwin- denden Wagenzug nachschauten. Der seltsam bewegte Mann kümmerte sich, al« sie vor der Kirche anlangten, um die dienstfertig zudringlichen, auf ihn lotsprechenden Führer u d Bilderhändler nicht, er deutete mechanisch auf die nachkommende Gesellschaft und rief abweisend:Nachhcr nachher!* Dann aber wandte er sich zu Fräulein Klara und sagte:

»Ich habe einen Brief von Peter in dem er mich noch einmal beschwört, alle« zu tun und Sie vom Eintritt bei den Schwestern vom Kreuz zurückzuhalten. Mich dünkt, ich sei ihm zuvorgekommen ich habe alle« getan! Sie aber tun nicht Recht, daß Eie mich so lange auf