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Schulen, 4 Hospitäler und 11 Waisenhäuser unterhalte. Die Rednerin war ganz in indischer Tracht (rotem Kleid und gelbem Umwurstuch) erschienen. Dann folgte der Vortrag von Korn. Mandant Oliphant, einem Engländer, der etwa 7 Jahre in Deutschland tätig ist. Den Aueländer merkte man seinem Deutsch noch sehr an. Gegen- «ärtig, wo e» in Berlin 40 000, in ganz Deutschland 400000 Arbeitelose gebe, werde niemand die Heilearmee, die sich gerade solcher Ar beite loser annehwe, für über flüssig halten. Sie greife besonder» auf dem Gebiet der Trunksucht ein. und nicht selten werde die H-ilrarmee von Regierungebeamten um Hilfe angegangen, so vom Oberbürgermeister in Mainz. Nicht weniger Hilfe- bedürftig seien Prostituierte, für die sie in Deutschland 7 Heime eingerichtet habe. Auch der kleinen Kinder, deren viele im Elend sterben, nehmen sie sich an. Die Heil«armes werde jetzt von 220 Regie« rungen, die früher meist Gegner waren, unterstützt, so zahle z. B. Hamburg jährlich 5000 »it, Elberfeld 1000 »4t. Straßburg (auf Veranlassung de« Statthalter« Hohenlohe) 400 Beiträge. Doch sei nicht einmal die leibliche Hilfeleistung, sondern da» Heil der Seelen die Havpisorge der Heilsarmee.
Vom Höllischen 18. Jan. Der Rückgang der Holzpreise scheint sein Ende erreicht zu haben. Bei der großen Stomwholzverfleigerung im gräflichen R«vier Michelbach OA. Gaildorf wurden bi« zu 120°/» der Taxpreise erzielt.
Biberach 18. Jan. Vorgestern nachmittag ist zwischen hier und Warthausen unweit der Straße in einem Wöfserungrgroben die Leiche eine« 3jährigen, einäugigen Kindes und in der Nähe diese« Fundort« auch ein Kinder Wägelchen mit Bettflückkn aufgefunden worden. Die Leiche samt Kinderwagen wurden in« hiesige Leichenhau« geschafft. Wie inzwischen bekannt geworden, handelt er sich um da« uneheliche Kind einer Bauerntochter von Britschweiler, Gemeinde Altheim. Letztere, ein geistig nicht völlig normale« Mädchen im Alter von 23 Jahren, hat sich vor- mittag« mit ihrem kränklichen Kinde, dc« sie in den Wagen gebettet hatte, vom Hau« entfernt und ist bisher nicht mehr dorthin zurückgek.hrt; ^ fie eben fall« ör." gesucht hat oder umherirrt, konnte noch Nicht fkstgkstellt Wr»*"."'
Friedrichshafen 18. Ion. die »u«sührung der Doppelhalle und der sonstigen Neubauten für die Zeppelin.Gesellschaft im Riedle- Park ist nunmehr heute die Entscheidung gefallen. Sie wurde der Akttien-Ges« lischest für Brückenbau Flender in Benrath bet Düsseldorf übertragen, die auch bei dem Prei«au«schreiben den 1. Preis davongetragen hat.
Der erste Preisträger für da« neue 25-Pfg.,Stück — ein Böckinger. Bei dem durch da« Reichramt de« Innern zur Gewinnung von Entwürfen für das neue 25 Pfennig-Stück erlassenen Preisbewerb wurde durch die Prüfungskommission der erste Preis im Wert
von 2000 de« Modelleur August Häußer, Sohn des Gemeinderat« Wilhelm Häußer in Bö Singen (bei Heilbronn) zuerkannt und ihm die Kunde hiervon vom Staattsekretär v- Sydow persönlich telegraphisch übermittelt. August Häußer hat als Zeichner und Modelleur seine L.hrzeit und Aurbildung im Hause vruckmann u. Söhne in Heilbronn genossen und besuchte dann die Künstlerschule in Berlin, wo ihm auch vor einigen Jahren schon da« „Künstler-Einjährige" zugesprochen wurde, da« er inzwischen absolviert hat.
Pforzheim 18. Jan. Einen großen Auflauf verursachte gestern obend gegen Uhr die Festnahme eine« anscheinend betrunkenen Kutscher« einer hiesigen Droschkenanstalt, der in der Nähe de« Gasthauses zur „Rose" nicht mehr im Stande zu sein schien, sein Gespann zu meistern. Er verweigerte die Feststellung seine» Namen«, widersetzte sich sodann seiner Festnahme mit einem solchen Kraftaufwand, daß 4 Schutzleute kaum ausreichten, ihn in die Wachstube zu bringen. In den anstoßenden Notarrest gebracht, demolierte er dann in seiner Wut dessen Tür und Fenster. E« hätte nicht viel gefehlt, daß die Festnahme noch zu Weiterungen geführt hätte. Es sammelte sich zahlreiche« Publikum an, da», ohne die Veranlassung dazu zu kennen, geneigt war, für den kaum zu bändigenden Kutscher Partei zu ergreifen, für den es vielleicht eher gut war, daß man ihn von seinen Pferden, von denen er nicht lassen wollte, wegnahm, um größere« Unheil zu verhüten.
Au« Baden 18. Jan. Ein schlauer sckwarzwälder Bauernweiblein, dar „Löschte- Wieble" in Ewattingen hat, wie sich laut „Alb- Bote" erst nach ihrem Tode j tzt heraurstellte, ein Leben lang die Mitwelt samt der hohen Obrigkeit zum Narren gehalten. Sie rühmte sich mit Großherzog Friedrich I auf einen Tag geboren zu sein und erhielt au« diesem gewiß höchst verdienstlichen Grund manches Geschenk,selbst von fürstlichen Personen. In mehreren Zeitungen erschien ihre sehr bewegte Lebenrgeschtchte. Es wurde für sie gesammelt und das Domäneamt Vonndorf zahlte ihr eine jährliche Gabe des großherzoglichen Hofer au«. Erst anläßlich ihre« Tode» — es ist darüber noch in keinem Blatte > beriA?! worden — erfuhr man, daß dis unter-
.lustige Llt? alle ihre Gönner und Wohl-
täter aevrellt denn sie war gär nicht am rarer geprellt y--.. . ^ ^ ^ , weibliche
9. September geboren!!
Original, da« bei jedem Grotz^oütftstinder Amttfladt erschien, sich groß tat r§w «lnmaUogar vom alten Großherzogrpoar in Karlsruhe emp,». ^ " wurde, trotzdem wohl in Frieden ruhc».
Augsburg 17. Jan. Ein hiesig^ Wirt hatte den Schuhmacher Voigt, den „Haupk<ann von Köpenick", gegen ein Honorar von 900 ^ für 3 Lage engagiert, um ihn in seinem Lokal gegen ein Eintrittsgeld von 30 und bei erhöhten Bierpreisen zur Schau zu stellen. Schon
am zweiten Tage machte die Polizei dem Unfug ein Ende und verbot da« fernere Auftreten de« „berühmten Manne«".
Berlin 17. Jan. Die Sammlung de« kronprinzltchenPaarc» für die auf Zeche Radbod Verunglückten hat in einer Höhe von 300000 ihren Abschluß gesunden. Da« Krönprinzenpaar erläßt in der Presse eine öffentliche Danksagung. Zur Uebergabe der San mlung ist eine Deputation von Arbeitern der Zeche Radbod im kronprinzlichen Palai« empfangen morden, welche Vorschläge über die Verwendung der Geldmittel unterbreitet hat.
Berlin 18. Jon. Dar Kronprinzen, paar erklärte sich mit den Vorschlägen der Abordnung ans Radlod bei dem Empfang am Sonnabend einverstanden und unterhielt sich noch einige Zeit mit den Arbeitern über die furchtbare Katastrophe. Sichtlich tief ergriffen erkundigte sich der Kronprinz und die Kor Prinzessin roch nach Einzelheiten des furchtbaren Unglücks und gaben ihrem Schmerz darüber Ansdruck, daß er nicht möglich gewesen fei, noch mehr Bergleute zu retten. Auf die Froge nach dem Stande der Sumpsungror beiten konnte dem Kronprinzen mtt- geteilt werden, daß die erste Sohle in diesen Tagen freigelegt wird. Zur Erinnerung überreichte der Krorprirz jedem der drei Bergleute ein Busennadel. Nack herzlichem Abschied wurde der Abordnung ein Abendessen im Palais serviert,
Berlin 16.Jan. Da« deutsche Hilfskomitee für die in Süditalien durch Erdbeben Geschädigten macht bekannt: Gestern traf au« Neapel folgende« Telegramm ein: „Heißen Dank für soeben aurgepockte Liebesgaben. Internationales Hilftkowitee." — Die Sendungen nach Italien nehmen ihren Fortgang. Siebzehn Zelb barocken für 500 Obdachlose find mit 2 Monteuren unterwegs. Dar rheinische Hilfrkomitee sendet 10 Holzbaracken, die für dauernde Wohngelegen- heit geeignet find und deren jede etwa 20 Personen aufnehmen kann. Das Hamburger Hilfrkowitee hat Genua weiterhin mit bedeutenden Geldsummen unterstützt. Das Bremer Komitee hat dem Hilfrkowitee 40000 die Stadt Mannheim eber fall« 40000 ^ überwiesen. Weitere Zuwendungen find dringend erforderlich. Da« Bureau befindet sich Alsenflraße 10.
Berlin 18. Ion. (Reichstag.) Auf der Tagesordnung steht der Etat de« Reichrjustiz- amte«, mit dem diesmal die 2. Lesung des R»ich«- haushaltr Ety.tr beginnt. Abg. Wagner (kons.) Wir stehen j tzt im 10 Jahre der bürgerlichen Recht». Dieses bat sich bewährt, ober an einzelnen
wird es dom Überfalls so bald als möglich Tuu-, "»oeoy , irr Bezug auf di«
geändert werden Nüssen, so v. - -kn
Frage de» Eigentum« Vorbehalte« aufM»„. 8«.
Interesse de« Maschinenbaues und der Kes«^ ^ duflrie muß hier Abhilfe durch da» Gefitz gel^"^ werden. Wetter muß der Ueberlastuog L?« Reich», gericht« abgeholfen werden. Wie stehe e« ft^er
Wie sich Erika fitzt in der Stille jede« Wort der Römerin wieder in« Gedächtnis rief, fielen ihr vor ollem die Worte ein, die Friedrich Serland gegolten hatten: „Er verdient e», daß kein Stein auf seinen Weg falle" und „er hat die Augen in die eine Frau schauen sollte, ehe sie sich einem Manne vertraut!" Fräulein Erika sah mit einem Mal Friedrich Gerlart« Gesicht vor sich und blickte in seine Augen hinein, sie sprach unwillkürlich fast in dem Tone Francesco« die Worte derselben nach und mußte dann über diese und sich selbst lächeln. Hatte sie nicht vorhin während der Fahrt auf dem Monte Prrco zu Tante Hednig beinahe da« Gleiche gesagt? Wenn sie an den Ton, den Ausdruck der Römerin dabei dachte, so war'« ihr, al« ob die C cca für den Landsmann ihre« Gatten, der Frank Holter« so unähnlich war, eine stille Neigung empfinde. Und bet diesem Gedanken fühlte Erika v. Herbert «in plötzliche« Widerstreben gegen die Stimmung, in die sie sich eben hinein gelebt hatte. Mochten sie ihn alle lieben, die arme geprüfte Römerin ein ge schlossen, was ging es sie an? Da« war für Fräulein Addenhoven, für die ja der gelehrte Herr allein Augen und Sinn hatte!
Der gelbliche Dävwerschein, der durch da« einzige Fenster in Erika« fiel, mahnte des junge Mütchen, wieviel Zeit verstrichen sei, seit sie müßig vor fick hinträuwte und trotz ihrer besten Vorsätze nutzlosen Gedanken nach, hing. So wenig e« half, dem Leid der armen Frorcesca Holteis nachzvsinnen, die fitzt läni st auf dem Wege nach ihrer Hütte im fieberdrvhenden Tibertal war, so wenig konnte e« frommen, sich Zukunft und Leben eine« Manne« auszumalen, dem ihr, Erika«, Leben gletchgiltig war. Und doch hätte sie gern gewußt, ob Doktor Gerland allein nach Deutschland heimkihren und nur wieder zwischen seinen Büchern leben, oder ob Klara Adder Hoven an
seiner Seite sein werde, Warum sollt»-' er die ernste Freundin nicht zur Frau nehmen, wenn sein Herz ihn doch zu ihr "« Wesen hirzog? Sie hätte ihm eine jüngere heitere Frau gegönnt, doch wu.-sche sie ihm jeder Glück, da« ihm selbst al« Glück erschien.
Vielleicht würde sie ihm und ihr später in der Heimat begegne», vielleicht auch ihn niemals Wiedersehen, — was war er ihr denn mehr, al« ein Landsmann, mit dem sie der Zufall der Reise zufamwengesührt hatte? Nur eine wunderbare Verkettung kleiner Umstände hatte fie gezwungen, dem fremden Mann, der ihr fern stand, immer fern stehen wtkde, mehr Aufmerksamkeit und inneren Anteil zu schenken, al» einem anderen, den ihr ein gleicher Anlaß ein paar Wochen gegenübergestillt hätte. Die unberechtigte, feindselige Haltung ihrer Tante gegen Doktor Gerland, da« Abenternr mit dem verkommenen deutschen Maler und seiner römischen Frau» die Hilfsbereitschaft der jungen Gelehrten und die zufällige, gleichfalls erst in Rom entstandene Beziehung zu Fräulein Addenhoven — da» olle« waren doch keine Grürde, sich da« Herz schwer werden zu lassen. Gleichwohl mußte sich Erika eingestehen, deß ihr nicht kickt zu Mut sei. Sie hatte seither nur gelacht, wenn „Er, der Herrlichste von allein" besungen ward, und jetzt — fitzt war« ihr, al« klinge da« töricht überschwengliche Lied in ihr Pille« Nachfinnen herein. Eie griff mit beiden Händen an ihre Wangen sich zu überzeugen, daß fie in zornigem Scham erglüht sei und fühlte nur, daß Ihre Finger von rieselnden Tränen feucht wurden. Trotzig sprang da« junge Mädchen von dem Stuhl empor, auf dem fie seit einer halben Stunde und länger gesessen hatte, fie rieb ihre Augen, ihr Gesicht mit dem Tuche, fie strich ihr Haar so energisch glatt, daß sich der Knoten löste und die Flechten frei in ihren Nacken herabrollten. Einerlei