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sofern diese Feststellungen auf tatsächlichen Unter, lagen und nicht lediglich auf Schätzungen beruhen, auf Grund dieser Gesetze« nicht erloffen werden. Abg. Röstcke (Bd. d. Ldw.) empfiehlt diesen An. trag. An sich könnten seine Freunde ja dem Anträge Fischbeck zustimmen, aber er schaffe doch ru bedenkliche Möglichkeiten. Seine Freunde seien jedoch bereit, ihn anzunehmen, wenn der Reichrtag in die von seiner Partei beantragten Kautelen einwillige. Abg. Wachhorst de Wente (natl.) meint, der Antrag der Sozial, demokraten kompliziere die Sache, der Antrag Fischbeck erschwere die Durchführung des Ge« setze«. Seine Freunde würden olle dem Antrags der Konservativen zustimmen. Abg. Gersten, berg er (Zentrum) tritt ebenfalls für den Ent« «urf in der durch den konservativen Antrag bedingten Fassung ein. Staatssekretär Beth. mann. Hollweg erwidert, alle drei vorliegenden Anträge seien entbehrlich. Auf vielen Märkten würden ja schon jetzt nicht nur Schweine sondern auch Rinder nach lebend Gewicht rotiert. Die Regie, rung wolle nur ein durchsichtige« System, ein Mehrere« wolle sie nicht. Abg. Kobelt (wirtsch. liberal). Diese« Gesetz schafft nicht den geringsten Nutzen. Mit ihm werde lediglich wieder ein Wunsch der Landwirte erfüllt. Daß die Regierung nur auf die Landwirte höre, erkläre den einseitigen Standpunkt der Vorlage. Redner bittet um Verweisung der Vorlage an eins Kom. Mission. Abg. Vogt (w. Vz.) tritt für unver. änderte Annahme der Vorlage ein. Abg. Hilpert (Bbd ) widerspricht dem Verlangen Kobelt« auf Verweisung an eine Kommission. Damit schließt die Debatte. Die Verweisung an eine Kommission wird gegen Freisinnige und Sozial, demokraten abgelehnt. Mit demselben Stimmen« Verhältnisse' werden die Anträge Fischbeck und Albrecht abgelehnt und sodann der § 1 mit der vom Grafen Schwerin.Löwitz beantragten Aende- rung angenommen. Ebenso debattelos der Rest de» Gesetzes. Das Haus berät dann Petitionen und setzt zunächst die Erörterung über dis Münchener Eingabe betreffend Anstellung von Bau. Kontrolleuren aus dem Arbeiterstand fort. Abg. Bömelburg (Soz.) rmpfiehlt den Kommisfionr- antrag auf Ueberweisung zur Berücksichtigung. Abg. Wölzl (natl.) erklärt, man habe in Bayern mit den Baukontrolleuren sehr gute Erfahrungen gemacht, die zur weiteren Verbreitung dieser In. stitution empfehlen. Abg. Irl (Zentrum) be. merkt, der Reichrtag habe sich schon früher für Baukontrolleure am gesprochen. Er verstehe die ablehnende Haltung des Abgeordneten Pauli nicht. Abg. Wieland (d. Volkep) ist gletchfall, der Ansicht, daß sehr wohl Arbeiterkontrolle»» herangezogen werden könnten, allerdings nichtim Haupt« beruf, vielmehr könnten sie gleichzeitig als Arbeiter in ihrem Berufe tätig sein, dann würden auch die Kosten nicht so groß sein. Abg. Burckhardt (wirtsch. Brigg.) tritt ebenfalls für Ueberweisung
der Eingabe zur Berücksichtigung ein. Möge der Bundesrat endlich der Sache näher treten. Abg. Pauli (kons.) beharrt auf seinem Anträge über dis Petition zur Tagesordnung überzugchen. Auf ein Verschulden der Bauunternehmer seien nur 3'/»°/o der Unfälle zmückzuführen. Die Petition wird unter Ablehnung des konservativen Antrages zur Berücksichtigung überwiesen. Morgen lUhr: Erste Beratung de« Arbeittkammern-Gesetze».
Berlin 14. Jan. Wie au« Belgrad gemeldet wird, hat König Peter von Serbien den Mtnisterrat soeben zusammenberufen, um ihm von seinerMficht, abzudanken und als seinen Nachfolger den Kronprinzen Georg zu ernennen, Mitteilung zu machen. Zwischen König Peter und demFürsten vonMontenegro, der ebenfalls abdanken will, findet ein lebhafter Depeschenwechsel statt.
Wien 14. Jan. Aus Innsbruck wird gemeldet: Hier glaubt man, da« Erdbeben sei in Südtirol am heftigsten fühlbar gewesen. In Triest hielt es 7 Sekunden an, machte sich zu- nächst durch Sausen und dann durch wellenförmige Stöße bemerkbar, wodurch Bilder von den Wän- den herunter fielen. Viele Bewohner eilten auf die Straße, wo eine Panik entstand. Gestern früh erfolgte ein neuer Erdstoß. Nach Ansicht von Fachleuten wird sich da» Erdbeben wiederholen.
Belgrad 14. Jan. Gestern fand unter dem Vorsitz de« König « abermals eine Minister, rat »sitzung statt, in der die politische Lage mit Rücksicht auf die Wendung in Konstantinoprl besprochen wurde. Ferner konferierte der Minister der Aeußern, Milowanowiisch mit den beiden Parteiführern Paschitsch und Nowakowitsch, die be- kanntlich vor einiger Zeit als Delegierte der serbischen Regierung im Auslands waren. Heber dar Ergebnis der Beratungen wird Still- schweigen beobachtet. — In Saloniki find zwei Dampfer angekommsn -. ein dänischer mit Munition und ein russischer mit Pferden und Gewehren für Serbien.
London 11. Jan. Hier traf die Meldung ein, daß der deutsche Dampfer »Wangard", der bei Buenos Aires strandete, eine große Ladung Getreide an Bord hatte und daß sich der Schaden auf 1600 060 ^ beläuft.
Es wird gemacht Geld. Wie man der „Neckztg." berichtet, erscheint noch kurz vor Kaiser« Geburtstag ein neues Buch über Kaiser Wilhelm, da« von Dr. Harald Morrö verfaßt und von Maximilian Harden mit einer Einleitung ver sehen ist. Da« Buch führt den Titel: »20 Jahre . . . S. M." Der Verfasser nennt es eine Sammlung von Statiren und Bildern aus dem Leben de« Kaiser» und hat darin auch schon, wie es in dem Buchs heißt, den letzten „Konflikt" de« Monarchen mit der Nation behandelt. In der Vorrede sagt Maximilian
denen es näher gelegen hätte. Habe Ihnen noch kaum recht dafür gedankt — wüßte auch nicht, wie ich'« sollte in dieser verpfuschten unheimlichen Existenz. Ich fühl'« aber ehrlich, daß Sie mir etwa« von der alten Lust, zu arbeiten, und ein wenig von der Zuversicht, nicht zu den Schlechtesten zu gehören, wiedergegeben haben. Nun wäre jitzt eine Gelegenheit, da« zu beweisen» mit einem Male alle Bastseile und Haarseile zu zerreißen, mit denen ich gebunden bin. Hier Monsieur Lareveilliere wird im Auftrag eine« französischen Verleger« die Pantellaria, Lampedusa und dis ganze Regentschaft Tunis bereisen, b!« in die Wüste hineingehen und die ersten Oasen besuchen. Er ist Zeichner, Illustrator, er hat da« Recht, zwei an Bord zu nehmen und meint mit Recht, daß Arbeit für zwei in Afrika wachse."
„Wenn ich mit ihm körnte," st hr er fort, »mich lormachen von den elenden, tausendwal breitgepinselten Motiven, dis hier wachsen, drüben mit neuen Augen sehen, neue, nicht zu Schanden gesehene Gegenstände behandeln könnte, möchte ich Ihnen am Ende Ihre Mühe um mich noch lohnen können. Ich ginge lieber heule als morgen mit dem Franzosen, ich fühle, daß hinter seinem Anirog ein biffere« Schicksal für wich steht. Doch ich kann nicht gehen, wenn wir nicht eine gütige Hand Hilst, freie Fahrt allein kann'« nicht tun. Aber hätte ich nur ein paar hundert Franken, für die ich gern olle meine alten Blätter und Skizzen zum Pfands lassen würde; könnten Sie, Herr Tottor, mir dazu verhelfen, so würde ihre seitherige Wohltat erst Sinn bekommen. — Sie könnten sich am Ende rühmen, mir mehr als ein Almosen, mir Hofftung, Tätigkeit, ein neue« Gefühl meiner selbst gegeben zu hoben, wo« so viel und mehr wert wäre, als wenn Sie mich an einem Leben erhalten, an dem mir schon lange verteufelt wenig lag!"
Frank Holter« hatte, während er sprach, nicht in Gerland« Züge, sondern auf den Piazza tel Popolo hinabgesehen, die von dem Wagen, und
Harden, daß dar Buch „epochale Bedeutung" habe, weil e« den ersten Versuch darstelle, den Charakter Kaiser Wilhelm« in zusammenhängender Form zu analyfieren. Der Verkauf de« Buche« soll in den Bahnhofbuchhandlungen gestattet sein. Da« Buch zerfällt in folgende Unterabteilungen, deren Titel den Inhalt de« Buche» charakterisieren: 1. Bismarck und der neue Kur«, 2. Der Kaiser und sein Volk, 3. Der Kaiser auf Reisen, 4. Wenn der Kaiser redet . . ., 5. Der Kaiser und die Kunst, 6. Der allerhöchste Optimist, 7. Deutsch Byzanz, 8. Onkel und Neffe, 9. Hallali, 10. Der Kaiser und seine Ratgeber, 11. Der Kaiser und da« Ar sland, 12. Der Konflikt. Da« Buch soll mit Illustrationen versehen sein, die dem „Klad- deradatsch" und den »Lustigen Blättern" entnommen find. — Am 3. Februar hält Harden einen Vortrag im Ltederhallc-Festssal in Stuttgart. Der Billetvsrkauf hat bereit« begonnen.
Vermischtes.
Wegen der Diamantfundo in Deutsch-Südwest hat in Berlin im Reich«- Kolonialamt die angekündigts Besprechung de« Staatssekretär« Dernburg mit Vertretern der Stadt Hanau stattgefunden, wo die in Deutsch- Südwestafrika gefundenen Diamanten geschaffen worden find. Den Gegenstand der Konferenz bildete die Frage, was sich die deutsche Edellmetall- Industrie von den Diamantfunden in unserer Kolonie versprechen darf. Einem Redakteur erklärten die Herren, daß in diesen südwestafrikanischen Dtamantsunden eine Sache von allererster Bedeutung vorliege. Wa« die Qualität der Steine betreffe, so hielten sie den Vergleich mit den im Kap Lande gefundenen Steinen wohl au«, ja. sie seien geneigt» die in Südwestafrika gefundenen Steine höher zu stellen, al«
die auf englischem Gebiet zu Tag geförderten.
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BoranSfichtliche Witteruug: " ,
Zunächst noch unbeständig, zeitweise unruhig, Mederschläge, Temperatur rasch wechselnd.
s. Könnt«« n«ch dt« Lrsäletnnngsfeft, 17. Jan. Vom Turm 383. Predigtlied 417: Jesn hilf siegen rc. 9^/, Uhr: Vormitt.-Predigt, Dekan RooS. lUhr: Christenlehre für die Söhne. 8 Uhr: Bibelstunde im VcreinshauS, Vikar Roos.
Kenner,»««, 21. Jan. 8 Uhr abend«: Bibelstunde i» VereinshauS. Stadtpfarrer Schmid.
«-lNamekU.
Die Empfehlung gesunder und billiger Geuußmittel ist bei der zunehmenden Verteuerung der Lebenshaltung besonders wertvoll. Eines der besten Getränke bietet zweifellos MrßmerS Thee, der in den bekannten Mischungen Wohlgeschmack und Bekömmlichkeit mit außerordentlicher Ausgiebigkeit verbindet. Eine Tasse Meßmer» Engl. Mischung stellt sich auf ca. 1 Pfg! EBNETE
Menschengewühl de« Spätnachmittag« erfüllt war. Ein einziger Blick, mit dem er da« ernste Gesicht des Gelehrten streifte, ließ ihn die Antwort zum vorau« erraten, die ihm zu teil werden würde. Noch ehe Doktor Gerland ein Wort erwiderte, zog Frank Holter« hochmütig gleichgiltig die Achseln empor und begleitete die Worts de« Landsmannes mit einem geringschätzigen Lächeln, dos ausdrücken sollte, wie oft er dergleichen schm vernommen.
„Ts tut mir leid, Herr Holter«, daß Sie ein Vertrauen auf mich setzen, für da« meine Schultern zu schwach find," entgegnet« Friedrich Gerland.' „Ich bin nicht reich genug, Ihnen die gewünschte Summe selbst zu geben. Und wenn ich versuchen wollte, Ihnen durch weiteren Verkauf Ihrer Blätter oder durch Aufträge au« Deutschland zu verschossen, war Sie so plötzlich und eifrig verlangen» so würde darüber mehr Zeit vergehen, al« Ihnen da» Anerbieten de« französischen Herrn vermutlich läßt! Ich bin aber, wenn Sie wir erlauben, keineswegs sicher, daß Sie recht tun würden, den Zug in die Wüste zu unternehmen, auch wenn Sie ohne weitere« die Mittel dazu beschaffen könnten. Ob er Ihnen künstlerisch so wesentlich und entschieden frommen würde, wie Sie jetzt meinen, weiß ich nicht und verstehe wohl, daß die« jeder schaffende und tätige Mann mit sich selbst abmachen muß. Aber Sie find noch halb krank und somit einer großen Anstrengung» wie die Afrtkareise sein würde, noch in keiner Weise gewachsen. Und Sie schulden e» Ihrer Frau, den Rest Ihrer Gesundheit und Ihrer künstlerischen Kraft nicht in einem unbedachten Versuche aufzubrouchen. E« kann doch unmöglich ihre Meinung sein, die arme Frau hier hilflo« zurück, zulaffen, und wenn e« Ihr ernstlicher Vorsatz bleibt, eine große Reife zu tun, so werden Sie doch vor ollem daran denken müssen, für Frau Frarcerka Sorge zu tragen."
(Fortsetzung folgt.)