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Amis-- und Rn^eigeblail für den Oberamisbezirk Calw. 83. Irtzrzsrz
1!rsih«t!imr!i<taL>! Montag, Dienstag, Mittwoch, »nerßtag, Freitag und «amttag. Znsertioulprei» ' vro Zeile für »tadt u. Bezirk»orte; außer Bezirk 1» Psg.
»ezugtpr. i. d. Stadt '/Zkihrl. M. Lrügerl. Mk. I.W. Postbezugto r. f. d.Lrt»- u. Nachbarorttverk. '/Zkthrl. Mk. IL0, tm Jernoerkeh, Mk. 1.S0. Bestes, in Württ. M Psg., in Sägern u. «eich »2 Pfg.
Lum neuen ^adre 1909.
von Alwin Köm er.
Mt au; äem Klei im Limergrunä Hub an ein schalkhaft 2ukunktscleuten,
Da tun es irotze Stimmen kunä Uns kecherklsng uncl Olockenläuten:
„bin neues )adr rog bei uns ein, vasr ^lironos' Herrschaft es verwalte,
So eilt, äie Äünrche ihm ru weih'n,
Oie ungewährt uns lies; äar alte!"
Unä junge Augen schimmern heiss ln Sehnsucht auf nach golänen vielen;
Um müäe Lippen seh ich lei;
Lin hofknungssel'ges Lächeln spielen!
0, alte Unrast, Mr für )adr, in all äen kleinen Menschenkirnen:
„Ob auch voll Leiä äar alte war,
Vas Schicksal kann nicht ewig rinnen!" . .
Da fliegt mir äurch äen Sinn äie Mär Uom Oemsntberg im pvmmerlsnäe . . . Mhunäertjährlich ru ihm her kommt keck ein Uöglein, äa; am kanäe Oe; Merenbergs rein Zchnäblein streicht — Unä ist äer mächt'ge bis rum Orunäe Linst abgewetzt, äann erst entweicht Oie erste Lwigkeitsrekunäe! . .
0, miss an äierem Märchenbilä heut' äeiner Aünrche Wert unä Acren:
Ls wirä äein Herr, ruh'Io; unä wilä,
Uon manchem Lorenärang genesen;
Oie Seele aber, wie im träum.
Schwebt still empor ru ew'gen Sternen,
Unä wanäert über 2eit unä kaum ln unbegrenrte kätsellernen! . . .
Unä leichter trägst äu Müh' unä Pflicht! — Nicht wunschlos — äoch an Schicksalrtsgen gestählt ru lächelnäem Uerricht, treibst äu äein Merk! So äarkst äu'; wagen ln Haus unä Aelt, in hömster Kunst,
Wie in äes Alltags bunten Dingen:
So muss auch kärgste Zchicksslrgunst lm neuen Jahr äir Segen bringen! . . .
r<StS»e«isreite«.
X Stammheim. Am Abend de» Stephan- feiertags hielt der hiesige Liederkranz im Waldhornsaale seine Weihnachtsaufführung ab. Der geräumige Saal vermochte nicht alle zu soffen, die der Aufführung anwohnen wollten. Dar reichhaltige Programm enthielt 12 Nummern, darunter 4 Diänneräöre, 2 Duette, 2 gemischte Chöreunb4humoristischeundtheatralische Nummern. Etngeleitet wurde dis Feier durch Beethoven»: „Heilge Nacht/' wobei der Chor seine vorzügliche Schulung in dynamischer Hinsicht an den Tag legte, lbsnso wie im Schlußchor: „Nun ade" von Orth, drffen abwechslungsreiche Tymmik an da» Können ziemlich hohe Anforderungen stellt, denen ober der Chor voll gerecht geworden ist. Der zweite Teil des Programm» wurde begonnen mit dem Lied: „AN den Rhein" von Nägelt. Wirklich schön erklangen auch die zwei Duette: „Volkslied" vo i Mendelssohn, „Suleika und Hotem" von Fanny Mendelssohn. Eine überraschende Abwechslung brachten zwei vorzüglich zu Gehör
gebrachte gemischte Chöre: „Nur einmal noch in meinem Leben" und vor allem der heitere Chor: „Des Tyrolers Freud." Auch der Humor sollte gehörig zu seinem Recht kommen in 4 Nummern, die einen von Stück zu Stück sich steigernden Beifallssturm entfachten. Es wurden aufgeführt: „Eine musikalische Ehe," ,,Der gefoppte Polizei- kommiffar", „A Achtavierzger" und ,,O dia Witwer" von SLwrgelbauer. Namentlich dis beiden letzten bielen den Darstkllern oft große Schwierigkeiten. Sämtliche Darsteller beherrschten ihre Rollen meisterhaft, was auch der mehr und mehr sich steigernde Beifall der Zuhörer bekundete. Die mitunter sehr schwierige Klavierbegleitung lag in den Händen de» Dirigenten. Trotzdem das P o ;ramm erst um V-1 Uhr abgewickelt war, verließ doch niemand den Saal vor Schluß. Der Verein Hot es verstanden, seinen Mitgliedern einen selten gebotenen Genuß zu verschaffen und es hat sich gezeigt, in welch schöner Weise ein Gesangverein auch den Geschmack am Guten und Schönen zu pflegen vermag. Hochbefttedigt konnte man jeden Teilnehmer nach Hause gehen sehen. Am 3. Januar soll die Aufführung gegen mäßige» Eintrittsgeld auch für Nichtmitglieder wiederholt werden. Dem Verein aber wünschen wir ein weitere« Fortschreiten auf diesem eingeschlagenen Weg, damit auch die Jugend begeistert werde für da« Edle und Schöne, dar in unfern herrlichen Volksliedern zum Ausdruck kommt, ebenso wie für einen gesunden Humor, daß dis so gewöhnlichen faulen Witze und gemeinen Ausdrücke, die man da und dort zu hören bekommt, von der Bild- flächs verschwinden.
Stuttgart 30. Dez. Bei der Ziehung der Reutlinger Ktrchenbaulotterie fielen die Hauptgewinne auf folgende Nummern: 40 000 auf Nr. 73 684, 10 000 ^ auf Nr. 63322, 2000 ^ auf Nr. 25 400, je 1000 auf Nr. 44390 84 769, je 500 ^ auf Nr. 5089, 46 715, 67131. 24150, 79533. 97699, (Ohne Gewähr.)
Stuttgart. Ein frecher Diebstahl wurde hier am heiligen Abend in einer Wirtschaft der Lerchenstraße aurgesührt. Solange sich der Wirt auf wenige Augenblicke in den Keller begeben hatte, um Wein zu holen, schlich sich einer der anwesenden Gäste unbemerkt in« Buffet und plünderte die offenstehende Kaffenschublode, wobei dem Dieb 360 ^ bar Geld tn die Hände fiel. In einer anderen Schublade befanden sich weitere 800 von welchen der Dieb glücklicherweise nichts gewahr wmde, weshalb er sie unberührt ließ. Bei seiner Verhaftung verweigerte er beharrlich jede Auskunft über den Verbleib de« von ihm inzwischen anderwärt» in Sicherheit gebrachten Geldes.
Stuttgart 30. Dez. Der Polizeibericht schreibt: Gestern vormittag 8 Uhr wurde im Hofe eines Hause« ver Hölderlin straße ein 55 Jahre alter Taglöhner bewußtlos und erstarrt aufgefunden, der bald nach seiner Ueber- führung in» Katharinenhospital starb. — Beim Schlittenfahren auf dem Gähkopf erlitt gestern eine Dame einen Beinbruch. — Gestern nachmittag 4 Uhr stsl ein 43 Jahre alter Schieferdecker vom Dache eine« Hause« im Salzmannsweg ca. 14 w hoch herab und blieb
bewußtlos liegen. Er erlitt innere Verletzungen und wurde nach dem Katharinenhospital Übergeführt.
Stuttgart 30. Dez. Die Landesversamm- lung der württembergischen Gruppe deutscher Bodenreformer findet am Sonntag, 31. Jan , in Stuttgart statt- Die Gegenstände der Tagesordnung ergeben sich von selbst au« den gleichzeitigen Arbeiten de« Landtag» und Reichstag« und au» dem Mitgliederstand der Gruppe, nachdem sts in letzter Zeit besonders durch den Beitritt von Gemeinden verstärkt worden ist. Außer Jahresbericht und Geschäften werden also Bodenreform-Thesen zur Reichsfinanzresorm vorbereitet und es wird zur neuen württembergischen Banordnung die Versammlung auf Grund eine« Berichtes ihre« Vorsitzenden, Oberbürgermeister Jäckle-Heidenheim, Stellung nehmen.
Stuttgart 30. Dez Wie mau hört, wird seiten« der Zentralleitung derWohl- tätigkeitsvereinr in Württemberg eine einheitliche Sammlung für dis Opfer der Erdbebenkatastrophe in Süditalien und Sizilien organisiert werden.
Stuttgart 30. Dez. „Briefe, die ihre Adresse nicht erreichten!" so kann man dm bekannten Buchtitel varlsren, wenn man liest, daß im Reichs-Postgebiet im Jahre 1907 nahezu zwei Millionen Postsendungen endgültig unbestellbar geblieben find. In der Hauptsache find e» An- stchtrpostkarten, dis wegen ungenauer Adresse ihre Empfänger nicht finden. Man steht hieraus, wie nötig es ist, dis Adressen auf Briefen und Karten deutlich und genau zu schreiben.
Stuttgart 30. Dez. (Strafkammer.) Wegen Körperverletzung im Amt hatte sich der Volkrschullehrer Gottlob Seegsr von hier z» verantworten. Ec hatte am 12. Juni auf de« Stöckachspielplatz einen 13 jährigen Bürgerschüler, der dar von ihm geleitete Spiel störte, mit eine« Stock derart mißhandelt, daß der Knabe betäubt wurde und in die elterliche Wohnung geführt werden mußte. Der Körper de« Knaben war mit Striemen bedeckt, auch wurden vom Arzt auf dem Kopf mehrere Verletzungen festgestellt. Der Knabe, der herzleidend ist, mußte mehrere Wochen im Bett zubrtngen. Der Angeklagte ist dem Schüler nachgesprungen und hat blindlings auf ihn eingeschlagen. Nach seiner Aussage soll der Knabe gegen ihn auch beleidigende Aeußerungen gebraucht haben. Der Angeklagte ist ein pflichtbewußter und tüchtiger Lehrer mit einem allerdings etwa« gefährlichen Temperament. Die Strafkammer sah seine Handlungsweise als grobe Ueberschrettung seiner Befugnisse an und verurteilte ihn zu 50 ^ Geldstrafe und zur Be- zahlung einer Buße in Höhe von 40
Stuttgart 30. Dez Dem Kartoffelgroßmarkt auf dem Leonhard« platz wurde in der Zeit vom 18. Juli bi« 28. November insgesamt 25000 Zentner zugeführt gegen 30000 Zentner im Vorjahr. Die Preise betrugen 2 20 ^ bis 4.80 per Ztr.
Stuttgart 30. Dez. Wie der „Schwäb. Merkur" hört, hat Landrichter Hermann Authen- rteth in Stuttga-t einen Ruf zum Uebertritt tn den Reichskolonialdienst erhalten. Er wurde zum