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Amts- und Snzeigrblatt für den Kberamksbeflrk Lalw. 88.)«-««,
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Verlag de» Lalwer Wochenblätter.
Amtliche «etanrrtmachnnge».
Bekanntmachung des K. Medizinalkolle- ginms. Tierärztliche Abteilung, betreff, die Abhaltung von Unterrichtskursen für Fleischbeschauer.
Für das Jahr 1909 find UnterriMkurss für Fleischbeschau«! in Aurstcht genommen-^
1) in Stuttgart mit Beginn am 12. Januar — UntenMsleiter: Veterinärrat Kösler;
2) in Reutlingen mit Beginn am 2. Mär- — Unterrichtrlsiter: Stadttierarzt Blümer;
3) in Heilbronn mit Beginn am 4. Mai — Unterrichtsleiter: Stadttierarzt Hohl;
4) in Ravensburg mit Beginn am 23. Juni — Unterrichtrleiter: Stadttierarzt Diener;
5) in Gmünd mit Beginn am 6. September — Unterrichtrleiter: Betsrinärrat Ostertag;
6) in Ulm mit Beginn am 26 Oktober — Unterrichtrlsiter: Stadttierarzt Dr. Rößle.
Die Gesuche um Zulassung zu dem Kurse in Stuttgart find spätestens bis zum 7. Januar, die übrigen Gesuchs jsspätestens 14 Tage vor dem Beginn des betref. senden Kurses bei dem Unterrichtrleiter ein- zureichen. In der Regel werden höchstens 12 Teilnehmer zu einem Kurse zugelassrn; er em- stehlt sich daher, die Gesuche möglichst frühzeitig einzureichen.
Bemerkt wird ferner, daß zu den im Anschluß an die Unterrichtrkurse stattfindenden Prüfungen nach den Prüfungsvorschriften für Fleischbeschauer (Bunderratsbestimniungen 8 zum Fleischbeschaugesetz, Württ. Rsg.BI. 1902 S 299) nur solche Bewerber zugelaffsn werden, welche
1) da» 23. Lebensjahr vollendet und dar 50. Lebensjahr noch nicht überschritten haben,
2) körperlich tauglich, insbesondere im Vollbesitz ihrer Sinne find,
und hinsichtlich deren
3) keine Tatsachen vorliegen, welche die Unzuverlässigkeit de« Nachsuchenden in Bezug auf die Ausübung de« Beruf» als Fleischbeschauer dartun.
Die Einberufung der Gesuchsteller wird durch den Leiter de« Unterricht« schriftlich erfolgen.
Stuttgart, 22. Dezember 1908.
Nestle.
T>zeS«e«irretteit.
Calw 29. Dez. Gestern wurde im Althengstelter Gemeindewald an der Straße nach Hirsau der 50 Jahre alte Maurer Leonhard
Dienstag, tzrrr 29. Dezember 1908.
Gehring erhängt aufgefunden. Der Leben«, müde soll in der Schweiz verheiratet gewesen sein; von seiner Frau getrennt, lebte er seit 2 Jahren Ln Althengsteti.
Stuttgart 28. Dez. Wbsr die Wsih- nach!«feiertage find zwei bekannte Persönlichkeiten aus dem Leben abgsrufen worden: Am 26. Dsz. verstarb in Berlin, wo er zum Besuch weilte, 76 Jahre alt, der Oekonowierat Friedrich Grub, langjähriges Mitglied des hies. Bürgeraurschusse« und nachher des Gemeinderatr, sowie in den Jahren 1887—1890 Vertreter der 10. württ. Wahlkreises im Reichstag. Am 27. Dezember verschied zu Ludwigrburg tm Alter von 76 Jahren, ebenfalls nach kurzer Krankheit, der Strafanstalts- direktor a. D Ernst v. Sichart, der sich um die Reformbestrebung auf dem Gebiets der Straf- systems in hohem Grade verdient gemacht hat und bis zum Sommer 1905 der Strafanstalt von Ludwigrburg uid Hohenasperg Vorstand. Er hat sich auch durch bedeutende literarische Arbeiten in seinem Fache hervorgetan.
Sturtgart 28. Dez, Da» Vereinswesen in Stuttgart bildet sich immer weiter aus. Auch da« dem neuen Adreßbuch beigegebsne Versinsregister weist gegen früher eine nicht unwesentliche Erweiterung auf. Die Zahl der Vereine in Groß-Ltuttgart ist nun auf über 1300 gestiegen. In dieser Zahl find jedoch die zahl« reichen kleineren geselligen Vereinigungen, wie Kegel-, Kartenspiel- und andere Klubs noch nicht inbegriffen. Wer sich religiösen oder wohltätigen Bestrebungen zuwsnden möchte, hat dis Auswahl unter 200 Vereinen und Gesellschaften; Unterstützung»-, Sterbekassen-, Krankenvereine u. s. w., die meist der Selbsthilfe dienen, gibt es annähernd 100; Beruf«-, Fach- oder sonstige Interessen verfolgen 260 Vereine» darunter 70 Gewerksvereine für Arbeiter, 57 Vereinigungen für Beamte und Unterbeamte und 20 für Arbeitgeber. Vereine, die auf Erwerb und Sparen gerichtet find, find 70 vorhanden. Nicht weniger als 160 Vereine widmen sich dem Sport in der verschiedensten Form, darunter find 31 Turnvereine, 24 Radfahrer-, 12 Athleten- und 15 Trachtenvereine. Mit der Zucht von Tieren und Pflanzen befassen sich 25 Vereins. Den breitesten Raum im Vereinrregister nehmen natürlich Geselligkeit« - und Gesangvereine ein, deren e» 215 gibt. Der Pflege des Gesang« in seinen verschiedenen künstlerischen Abstufungen widmen sich rund 100 Vereine, worunter 14 Kirchenchöre. Der Wissenschaft, Kunst und Literatur wollen 100 Vereine dienen. Politische Tendenzen verfolgen 22 Gruppen, mit der Gesundheitrpflege geben sich 25 Vereine ab. Militär, und Kriegervereine find 40 verzeichnet, Bürgerveretne 25. Die Frauenwelt hat sich in 20 Frauen- oder sonstigen Vereinigungen zusammengefunden.
Stuttgart 28. Dez. Laut „Schwäb. Merkur" verzeichnet« heute früh um halb 6 Uhr die Erdbebenwarte in Hohenheim ein schweres Erdbeben, dessen Herd in einer Entfernung von 1300—1400 Kilometer in Süd-Jtalien (Ka- labrien) zu suchen ist.
Stuttgart 28. Dez. Ueber den An. führer der 50 Fremdenlegionäre schreibt sin Leser dem „Staatsanz.": Der sich als de
SezuzSpr. i. d. Stadt 1/tikhrI. m. Lrügerl. Wk. k.LS. Postbizuj-rpl s. Ü.OrtS- u. Nachbarort-verk. >/3ührl. Wk. 1.80, t», Hernvtrkeh, Wk. 1.S0. «kst-Uy. in Württ. so Pfg., In Bayern u. Kelch 1L Ps« .
Pal unterzeichnende heißt in Wirklichkeit Frltz Kadur, er führt seit Jahren ein Abenteurerleben. Vor 3 Jahren hielt er sich unter dem Namen Püfchsl einige Wochen im Versinshau« in Tuttlingen auf. Er erzählte damals, er komme direkt von der Fremdenlegion, wo er desertiert sei, wußte auch zahlreiche sehr interessante Einzelheiten über die Zustände in Algier und in der Fremdenlegion zu erzählen, die es wahrscheinlich machten» daß er wirklicher Fremden- lsgionär war. Kadur ließ keinen Zweifel darüber, daß er entgleist und von seinem Vater verstoßen sei, daß er ein bewegte» Leben hinter sich habe und von seinem Onkel hin und wieder mit Geld unterstützt werde. Er zeigte sich sehr bescheiden und liebenswürdig und war gerne bereit, dom Haurvaker des Vereinrhause» auch bei den geringsten Arbeiten behilflich zu sein. Schließlich verschwand ec plötzlich, nachdem er übrigen« seine Rechnung bezahlt hatte. Kadur ist noch sehr jung und mag jetzt etwa 25 Jahre alt sein, höchsten« 30. Sr ist eine gewandte Erscheinung, weiß sich zu benehmen und beherrscht da» Französische. Wenn er in Algier deutsch kommandierte, so war die« - wohl lediglich Demonstration.
Feuerbach 28. Dez. In der hiesigen Teer- und Asphaltfabrik von Bolz in der kann- stattsrstcaße brach heute mittag ein kleiner Brand aus, der durch dis eigenen Feuerköschapparate der Firma rasch erstickt werden konnte, ehe er größeren Schaden anrichtete.
Tübingen 28. Dez. Die Geschäftrführüng de» Landtagrabgeordneten und Schultheißen Felg er in Gönnin gen gab seinerzeit zu manchen Klagen Anlaß; es ging sogar da« Gerücht um,
F. habe amtlich anvertraute Gelder unterschlagen. Schullehrer Koch in Gönningsn sagte am 18. Sept. in der Bahnhofrestauratton in vertraulicher Weis« und ohne Namensnennung zu zwei Gemeinderäten, er habe gehört, daß hier anvertraute Gelder in mangelhafter Weise verwaltet würden; in einer Zuschrift an die Vorstandsmitglieder der Darlehen- kaffen verein« äußerte er, die Mitglieder der Kaffe sollten achtgebe.:, daß ste nicht um ihr sauer verdienter Geld kämen. In einem von K. unter- zeichneten Artikel im „Wiesatzboten" bezog er diese Aeußerungen sogar ausdrücklich auf F. kl« Ratrschreiber und Vorstand der Darlehenskasse.
Am 17. Oktober erstattete der Landjäger von Gönningen im Auftrag von Koch, Bierbrauer Schmelzle nnd Oekonom Betz eine Anzeige bei der Staatsanwaltschaft gegen F. wegen Unterschlagung in sechs Fällen. Am 19. Oktober wußte sich F. beim Oberstaatsanwalt verantworten. In fünf Fällen hatte er die Gelver, bis ste zur Au«, bezahlung gelangen konnten, in der Darlehenskasse verzinslich angelegt, in einem Falls hatte er allerdings 150 vereinbarter Kaffengeldsr im Drange der Geschäfte und wegen der Landtag«. Wahlagitation vergessen zu buchen und auszubezahlen.
Al« er jedoch nach 2 Jahren wegen de« Gelbe« moniert wurde, zahlte er e« samt Zin«. Geschädigt ist somit niemand. Infolgedessen wurde auch da« Strafverfahren gegen F. eingestellt. Am Abend de« 19. Oktober fand nun im Gasthau« zum „Adler" in Gönningen eine Abschiedrfeier für Pfarrer Baumann statt, die verhältnismäßig schwach besucht war. In seinem Unmut darüber hielt F., nachdem sich der Geistliche entfernt hatte, roch