de« Boi» ds Boulogne nach dem Elysee zurück, kehrte, nahe dem Triumphbogen von einem Jndi. viduum plötzlich angehalten, und bevor die Begleiter de» Präsidenten. Major Lasten und Herr Ramondou, der Generalsekce'är der Präsidentschaft, e« verhindern konnten und bevor die „Schutzengel", die in einiger Entfernung als Sendlings der Präfik'ur dem Staatsoberhaupte in gebührlicher Entfernung folgten, einzugreifen vermochten, ins Gesicht geschlagen und am Barte gerissen. Er fiel mit seinem Angreifer nach der Beurkundung mehrerer Augenzeugen auf einen Sandhaufen, stand aber schnell auf und sagte ohne sichtliche Erregung, indem er seinen abgefallenen Hut aufsetzte, während sich alle Welt auf den Attentäter stürzte: „Lasten Sie nur, ich habe gar nichts. Das ist ein Tollhäurler." — Der feixe Angreifer selbst zitterte wie Espenlaub, als er die drohenden Fäuste an seinem Rockkragen fühlte, und rief ängstlich aus: „Schlagen Sie mich nicht, ich habe keine Waffe bei mir!" Be! der Rückki hr ins Elysss stellte man am Kragen der Präsidenten Blut- fpuren fest, die von einer Hautabschürfung her. rührten: der Attentäter hatte nämlich, was die Heftigkeit dieses schändlichen Angriffes beweist, Herrn Falliöres eine recht tiefe Kratzwunde hinter dem linken Ohr beigebracht. Der Präsident mußte deshalb den ganzen Tag einen Wattever. band um den Kopf tragen. Er empfing gleich daraus den von dem Angriffe benachrichtigten Ministerpräsidenten, der über den Vorfall in eine nervöse Aufregung versetzt war, die sehr viel bemerkt wurde. Was den Attentäter betrifft, so wurde er schnell als ein aus Savoyen ge- bürttger Krllner Jean Mattir, 34 Jahrs alt, ermittelt, der zeitweilig ohne Stellung in einem Hotel garnt der Rue Mazarine im Quartier Latin wohnt. Er wurden in seinem Zimmer zahlreiche monarchistische, antisemitische und klerikale Hetzblätter gefunden, ferner bet ihm selbst eine Medaille de« Herzogs von Orleans, ein Exemplar der Medaille, die dem General Mercier von den Generalstäblern beehrt worden war, eine Karte des berühmten Syndikats der Zaunes, eine Chauffeur. Ermächtigung und ein Notizbuch, in dem die Worte verzeichnet waren: „Für Gott, für den König! Nieder mit den Juden!" Außerdem waren Zeitung«, artikel mit Beschimpfungen Herrn Fälliges', Clevrer ceaus und de» Generals Picqiart abge. schrieben. Der Attentäter erklärte mit ziemlich fester Stimme, er habe schon längst eine Kund, gebung gegen den Präsidenten geplant, weil dieser der Beschützer und Verbündete der Feinde des Vaterlandes, besonder« der Freimaurer sei. Ge- wisse Ereignisse der letzten Tage, über die er sich nicht näher auslossen wollte, hätten seinen Ent. schluß zu einer sofortigen „Tat" gefestigt. Es handle sich um ein wohlüberlegter Vorgehen» bei dem aber keine Absicht einer Verwundung gehegt worden wäre.
P ari s 24. Dez. Der „Mattn" meldet au« Rom: Die Regierung von Montenegro hat dem Ministerium de« Aeußern eine Note über« reichen lasten, welche gleichzeitig auch in London, Pari« und Petersburg den Regierungen über, mittrlt worden ist. Es wird darin erklärt, daß die Abtretung der österreichischen Festung Spizza beansprucht werde, da der Fürst sich seinem Volks gegenüber verpflichtet habe, diese Abtretung
als Kompensation für die Annexion von Bosnien und der Herzegowina zu verlangen. Es wird hinzugefügt, daß der Fürst nicht in der Lage sei, sein Volk zurückzuhalten, wenn diese Hoffnung nicht erfüllt würde.
— Der Anführer der 50 Fremden, lsgionäre, welche am 12. d. M. in Algier die Meuterei verursachten, ist, wie man der „F.kf. Ztg." aus Posen meldet, nach Ermittlungen der Steatranwallschaft in Lissa identisch mit einem Hochstapler, der im Mat ö. I. in Reisen bei L ffa mehrere Tage auftrat und dann verschwand ohne die ziemlich hohe Zeche bezahlt zu haben. Die Behö.den stellten damals fest, daß die« der Gärtnergehilfe Feb'x Kadur war, der bereits viele Varstrafen, darunter zweimal js 3 Jahre Zuchthaus verbüßt hatte. Dieser Felix Kadur ist nun jener de Pal, der sich als früherer bayerischer Hauptmann und als Freund hoch, stehender Personen aurgab. Er war nach seinem Auftreten in Reisen vo r seinem Onkel mit Geld. Mitteln verseben worden, nach Frankreich gekommen und hatte sich do t zur Fremdenlegion gemeldet. Von Algier aus hatte er im August an seinen Onkil unter dem Namen ds Pal geschrieben, und rhm mitgeteilt, daß er bei der 25. Kompagnie der zweiten Regiments der Fremdenlegion angenommen sei.
Petersburg 27. Dez. Die Moskauer Polizei umzingelte gestern ein Wohnhaus, um eine Anzahl Bewohner desselben, die im Verdacht stehen, Revolutionäre zu isin, zu verhaften. Die Hausbewohner leisteten h'fügen Widerstand. Ein Unteroffizier wurde gEct. Der Polizei- chkf sowie seit! Schreiber, drei Poltzsiagenten und ein Osfizitr verletzt.
Petersburg 27. Dez. In der Duma hielt am Freitag der Minister de» Auswärtigen, Jrwolrkt, seine lang erwartete Rede über die Balkansrage Er betonte, daß auf der Balkan. Halbinsel sich die Dinge offenbar günstig gestalteten. ES sei vielleicht der erste Fall in der Geschichte, daß Rußland in seiner Aktionsweise gegenüber den tü tischen Vorgängen auf die Einmütigkeit selbst derjenigen Mächte rechnen könne, die früher Mißtrauen und Mißgunst an den Tag legten. Ein Protest gegen dis Annexlo r Bosnien« und der Herzegowina durch Oesterreich wäre für die russische Regierung der größte politische Fehler gewesen und hätte zu einem Konflikt mit Oesterreich. Ungarn führen können. Der Konserevzgedanke rühre nicht von ihm her, sondern von der Türkei. Rußland dürfe auf die Zustimmung der Mehrzahl der Mächte rechnen. Der Türkei stehe bet den Verhandlungen eine wichtige Rolle bevor und sie könne dabei auf Rußland» Sympathien für ihre gerechten Forderungen rechnen. Rußland werde auf Wahrung de« für alle nötigen Friedens be- dacht sein und mit allen diplomatischen Mitteln warm und uneigennützig für sämtliche Balkan, staaten eintreten. Aus Rußland« Initiative sei in da« Konferenzprogramm ein Punkt über Ver- günstigungen für Serbien und Montenegro auf. genommen worden. Rußland könne nicht umhin, mit Bulgarien zu sympathisieren und es sei deshalb bemüht, ein gerechte» Abkommen zwischen Bulgarien und der Türkei herbüzuführen. Bulgarien, Serbien und Montenegro wüßten durchdrungen sein von dem Bewußtsein der Notwendigkeit moralischer
und volitischer Einigkeit untereinander. Da« Ziel Rußland« bestehe darin, dies« Staaten zusammerzuschließen mit der Türkei und ste durch den gemeinsamen Gedanken an den Schutz ihrer nationalen und ökonomischen Selbständigkeit zu einigen. Rußland verfolge keinerlei habsüchtige Zwecke sondern nur'dis gesetzmäßige friedliche Lösung der schwebenden Fragen.
Belgrad 24. Dez. In diplomatischen Kreisen wird es als große Taktlosigkeit angesehen, daß Kronprinz Georg der vor. gest.igsn Aufführung des Hitzstücker „Hedschylvia" beiwohnte, dessen Autor der Führer der Belgrader Straßen-Demonstranten ist. Das Stück hat eine stark anti.österreichische Tendenz. Der Kronprinz gab bei besonders markanten Stellen wiederholt das Zeichen zum Applaus. Besonders lebhaft applaudierte der Kronprinz, als dem Auior ein Ge. wehr als Geschenk überreicht wurde mit der Bemerkung, er möge in Zukunft mit dieser Feder schreiben.
Konstanttnopel 24. Dez. Der rus. fische Botschafter überreichte der Pforte eins Zirkular-Dipssche Jrwoltkis, die den russischen Standpunkt bezüglich der Konferenz entwickelt. Die Depesche bespricht dis Notwendigkeit, die betreffende Frage durch die Vertragsmächte zu regeln, nimmt Kenntnis von der angebahnten Verständigung Oesterreich Ungarn« mit der Türkei, die geeignet sei, die Regelung der Frage zu er. leichtern und nimmt den Antrag an, daß vor der Konferenz eins Verständigung über die schwebenden Fragen zwischen den Mächten erfolgen werde.
Caracas 27. Dez. Die Präsidentschaft des Generals Gomez ist nunmehr im ganzen Lande anerkannt worden. Die Revolution voll- zog sich ohne jede« Blutvergießen. Der Bruder de« Exprästdenten Castro, General Felestino Castro, Befehlshaber des Departement« Tachera, händigte seinem Nachfolger alle Waffen, und Munition«. Vorräte aus. Eine Anzahl P.ozeffe auf Rück« erstattung beschlagnahmter Güter, welche gegen den Präsidenten Castro angestrengt worden find, dürften wahrscheinlich mit der Verurteilung Castro» zu einer Entschädigung im Gesamtbetrags von 2 Millionen Dollar endigen. Da» Vieh-Monopol ist adgeschafft und die Preßfreiheit wieder ein. geführt worden.
Washington 23. Dez Durch Vermitt- lung de« brasilianischen Gesandten in Caracas hat Vizepräsident Gomez den Wunsch geäußert, die Streitigkeiten mit Amerika beizulegen Da« Staatsdepartement hat den früheren Gesandten der Vereinigten Staaten in Panama, Buchanan, entsandt, der sich zur Zeit an Bord de» Kreuzers „Nmdkarolina" auf dem Weg nach Venezuela befindet. Gomez hat ferner mttteilen lassen, daß ihm die Anwesenheit eine» Kriegsschiffe« der Vereinigten Staaten in La Guaira erwünscht wäre. Staatssekretär Root erklärte, daß Buchanan die wohlwollendsten Instruktionen mitbekommen habe. Die Vereinigten Staaten beabsichtigen keine Flottendemonstratton.
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W. Ssok», vorm. Lostenbscler,
A>tW Mt MÜMItiM.
K. Forstamt Langrnbrand.
Stangen- «nd Beigholz-Verkavf
am Donnerstag, den 7. Januar 1909, vorm. 10 Uhr, in Unterreichenbach im Gasthof zum Hirsch aus StaatSwold Heiligenwald, Steinleswald u. Brünnle: Stangen (Fi): 10 Baust. Is, 16 Hagst. I. u. II., 7 Hopfenst. II. und 21 Rebst. I. Kl.
Beigholz Rm.: 108 bu. Schtr., 10 Nodh.-Schir., 1 eich., 75 buch, und 89 Nadelholz-Anbruch. Protokoll-Auszüge durch das K. Kameralamt Neuenbürg.
K. Forstamt Hirsau.
Brennholz-Verkauf
am SamStag, de« v Ja««ar 1909,
vorm. 10 Uhr, im „Hirsch" in Ober- reichenbach auS StaatSwold Distrikt Birke«, Abt. 2 Hinterer Birken und Wrckeuhardt, Abt. 15 Sperberholz, 30 Oberer Höllgruud und 38 Bockstall:
Eiche«: 1 Rm. Prügel, Buche«: Rm.: 14 Scheiter, 102 Prügel, 2 Klotz, bolz, 108 Ausschußholz, Nadelholz: Rm.: 4Klotzhrlz, 115 AuSschnßprügel, 33 Anbruch; ferner 3700 geschätzte Nadelholzwellen in Flächenlosen.
Milch
ist wieder zu haben bei
Friedrich Pfrommer,
unteres Ledereck.
Calw.
Einladung
MrLösmg von tleujahrswunschenthetmilgskarteu,
wodurch einerseits die Glückwünsche zum Jahreswechsel und andererseits der Verzicht auf persönliche und schriftliche Beglückwünschung zum Ausdruck gebracht werden.
Die Kartenabgabe erfolgt gegen Entrichtung des Mtndest- betrags von 1 Mk. bei der Armenverwaltung, Rathaus, 2. Stock, Zimmer Nr. 13. Der Ertrag wird ausschließlich zu Armenzwecke« verwendet.
Die Veröffentlichung der Namen der Kartenabnehmer geschieht nur in einer Liste und zwar in einer der am 30. Dezember erscheinenden Nummer dieses Blattes Den 28. Dezember 1908.
Namens der Ortsarmenbehörde
die Vorstände:
Deka« RooS. Stadtschuttheitz Co «z.