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gar nicht einmal an. Daß der Kaiser je ein Berliner Geschäft selbst zum Kaufe betreten hätte, ist seit seiner Thronbesteigung kaum vorgekornwen. Darin ist cr seinem Großvater, Kaiser Wilhelm I, unähnlich. Noch in seinen letzten Lebensjahren suchte der große Kaiser einiae seiner Lieferanten vor Weihnachten stets persönlich auf. meist um Geschenke für seine nähere Umgebung zu e> merben. Daß sich dann schnell dort, wo der kaiser­liche Wagen hielt, eine Menschenmenge sammelte, um den allorrehrten Herrscher zu begrüßen, ist selbstverständlich. Aber an Stelle dieser Huldigungen, die sich immer in ruhiger Form hielten, ist oll- mählich im neuen Berlin ein« lärmende oft takt­lose Neugierde getreten, und das ist wohl auch der Grund, warum man den Kaiser nur bei zwei Anlässen zu Fuß in den Straßen Berlins sehen kann : am 1. Januar, wenn Seine Majestät sich zur Parole ins Zeughaus begibt, und hin und wieder aus dem Wege zum Dom.

Literarisches.

Fra« Pauliue Brater, Lebensbild einer deutschen Frau. Von Agu--s Eappsr. Bkcksche Verlagsbuchhandlung von Orkar Beck. München 1908. Mk. 4.- geb.

Wieder ist auf dem Büchermarkt ein neuer Band von Agnes Sa pp er erschienen, der bekannten und beliebten Jugendschriftstellerin. Dieselbe ist manchen Calwern noch persönlich bekannt, da sie sich während ihres 8jährigen Aufenthalts in hiesiger Stadt durch ihre gewinnende Persönlichkeit einen treuen Freundeskreis erworben. Allerdings ist diesmal ihre Gabe keine Jugendschrist, wie bisher mit einer einzigen Ausnahme Tie Mutter unter ihren Kindern der Fall war. sondern sie hat in anziehender Weise das Lebensbild ihrer im April 1907 verstorbenen Mutter gezeichnet, von der sie im Vorwort sagt:

Wertst Fr. Brater? Wer war sie? Ist sie eine Künstlerin, eine Gelehrte, eine Wohltäterin der Mensch­heit gewesen? hat sie irgend etwas hervorragendes ge­leistet urd sich in der Welt einen Namen gemacht? Diese berechtigten Fragen müssen alle verneint werden ....

. . . aber wer sie persönlich kannte, der empfing von ihr was er gerade bedurfte: Klarheit in schwierigen Lebensfragen. Erheiterung in bedrückter Stimmung. Aufrüttelung der Energielosigkeit, Wahrheit im Schein­wesen, Hinweisung zum Göttlichen."

Beim Lesen des Lebensbildes dieser deutschen Frau bekommt auch derjenige, der sie nicht kannte, die Ueberzeugung daß dem so gewesen sein mutz; denn bei aller Bewunderung und Verehrung der geliebten Mutter bleibt die Verfasserin in ihrer Darstellung einfach und natürlich, frei von Gefühlsseligkeit und Effekthascherei. Man merkt: die Tochter ist der Mutter geistesverwandt.

Frau P. B. hat ihre Originalität von ihren beiden schwäbischen, aus Württemberg stammenden Eltern über­kommen, und ihre ganze Lebensführung, als Tochter eines mit Kindern, aber nicht mit Schätzen gesegneten j

bedeutenden Mathematikers, später als Gattin eines Juristen, des Politikers und langjährigen Abgeordneten Karl Brater, der mit Drangabe seiner Gesundheit, ja seines Lebens, der nationalen Einigung Deutschlands vorarbeitete, war derart, daß diese Originalität und ihr unverwüstlicher Humor nie gehemmt oder unterdrückt wurden, sondern im Gegenteil in allen Lebenslagen reichlich Gelegenheit hatten, Oberwasser zu behalten. Und wenn sie auch durch Mann, Familie und Freund­schaft stets mit bedeutenden Personen in Verbindung gestanden ist und in geistig hochstehenden Kreisen verkehrt hat, so blieb sie doch immer neben der geistig anregenden und angeregten Persönlichkeit ganz und gar die einfache, sparsame, praktische Hausfrau, unermüdlich fleißig und hilfsbereit.

Das Buch binterläßt den angenehmen Eindruck eines Stücksaus der guten alten Zeit", wo der Mensch, war er nur geistig und moralisch tüchtig, um seiner Selbst­willen geachtet war. auch ohne einen goldenen Hinter­grund. Und viele Leser, die ich dem anziehenden Buch wünsche, werden es befriedigt aus der Hand legen. L.

vor»»<stchMchr Witter»«-:

Wolkig bis trüb, stellenweise Niederschläge, zunächst noch ziemlich mild, später kühler.

Gottesdienst.

Die auf Donnerstag angekündigte Bibelstunde muß aussallen.

Privat-Anzeigen.

Calw, 16. Dez. 1908.

Todes-Anzeige.

Freunden und Bekannten teilen wir die schmerzliche Nachricht mit, daß unser liebes Kind

Anna Martha

uach kurzer schwerer Krankheit, gestern Mittag 11.30 sanft entschlafen ist.

Beerdigung findet Donnerstag nachm. 2 Uhr statt. Die trauernden Eltern:

Christian Mohn, Sriestriigrr «ad Fra«.

»tkrd»«tiurrcIi«»K.

Hierdurch gebe ich allen meinen seitherigen Mandanten und künftigen Interessenten bekannt, daß ich mein

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nach Pforzheim (Aienlestraße 3) verlegt habe und außer sämtlichen, den gewerblichen Rechtsschutz betr. Angelegenheiten auch auf dem Gebiet Allgemeine Technik, Ausführung von Projekten, Berechnungen, Aon- struktionen, Entwürfen, Gutachten, Taxationen rc. rc. tätig sein werde. Verwertung von durch mein Büro zur Anmeldung gelangten Erfindungen erfolgt gegen geringe Vergütung, evtl, prozentuellen Gewinnanteil; unbemittelten Erfindern räume ich billigste Preise und günstige-Zahlungs- weise ein. Streng diskrete Bedienung und äußerste Sorgfalt ist

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