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ÄmLs- und AnzeigeRM für Ken OberaNtsbe;irk Calw.

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«»sch«tnw>!p»»age: Slocrae, »ienltaa, Liittwoch, «»»»«rltag. Freitag and vam»tag. Jniertiontpretr ' «kg. pro Lette für Stadt n.»e,irr«orte,' außer «ezirt I» Pfg.

Mittwoch, den 16. Dezember 1808.

«eeugLpr. i. d. Stadt -/«Mrl. m. LrLgeri. Mk. I.LL f. d.Ortr- u. Nachbarorttverk. '/^Lhrl. Wk. I.S0.' Mk.1.30. «estellg. in Württ. 30 Pfg., in «apern

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Amtliche Bekanntmachungen

K. Regierung des Schwarzwaldkreises.

-Awaugsinnrmg.

Nachdem fich bei der Abstimmung die Mehr­heit der beteiligten Handwerker für die Einführung des Beitrittszwanges erklärt hat, wird hiemit ange­ordnet, daß mit Wirkung vom 1. März 1909 eine

Zwangsinrmug für das Friseurgewerbe in deu OberamtSbezirke« Calw, Freudeustadt, Horb, Nagold und Neuenbürg mir dem Sitz in Nagold errichtet werde.

Von dem genannten Zeitpunkt ab gehören alle Handwerker, welche das Frtseurgewerbe in den genannten Oberamtsbezirken betreiben, dieser Innung an.

Zugleich wird auf diesen Zeitpunkt die für den gleichen Bezirk bisher bestehende freie Friseur- innung geschloffen.

Reutlingen, 14. Dezember 1908.

Hofmann.

Die Ortsbehörden

derjenigen Gemeinden, in welchen im laufenden Kalenderjahr Neubauten an Schulhäusern, Lehrer­wohnungen, Turnhallen und Nebengebäuden zu denselben erstellt, oder Umbauten und Anbauten an solchen Gebäuden ausgeführt worden sind, werden beauftragt, bis spätestens 18. Januar 1909 zu berichten, welcher Art diese Bauten sind, auf welche Räumlichkeiten sich dieselben erstrecken und welchen Aufwand jedes der einzelnen Bauwesen verursacht hat. Bauten mit einem Aufwand von weniger als 1000 sind hiebei außer Betracht zu lassen.

Calw, 14. Dezember 1908.

K. gem. Oberamt in Schulsachen.

Voelter. Schmid.

Tk8rs»e»iskrite».

* Calw 15. Dez. Nach einem Erlaß der Mintsterialabteilung für die höheren Schulen unterliegt es keinem Anstand, wenn von den Vorständen höherer Schulen im Laufe des Winters einzelne Turnstunden oder sonstige Unterrichtsstunden oder auch ganze Nachmittage für die ganze Schule oder einzelne Klaffen Schlittenfahren freigegeben werden. Eine ffichtigung und irgend welche Verantwortung für etwaige dabei eintretende Unfälle können Schule und Lehrer jedoch nicht übernehmen. Die Be­nützung der genannten Gelegenheiten zum Schlitten, fahren ist den Schülern vollständig freizustellen.

Simmozheim 15. Dez. (SM.) Am Sonntag abend gegen 9 Uhr wurde hier eine kaffernmäßig rohe Tat verübt. Lammwirt Kugele wurde beim Gang in den Keller von 2 auflauernden Strolchen angefallen, durch einen Schlag auf den Hinterkopf zu Boden gestreckt und in den Rücken gestochen. Glücklicherweise scheint das Messer auf einen Knochen gestoßen zu sein, sodaß ein wettere« Eindringen verhindert wurde. Wie leicht könnte der Mann jetzt eine Leiche sein. Hoffentlich ge­lingt es der Polizei, die Täter auifindig zu machen, weil es mehr wie nahe liegt, daß auch hiesige darunter find, denn eine halbe Stunde vorher wurde ein Tagl. R. vom Lammwirt zum Verlassen der Wirtschaft aufgefordert, wegen Händeleien. An Helfershelfern zu einer solchen Tat fehlt es nicht, indem es 4 oder 5 gleichartige Brüder find und zu so etwas

jederzeit gerne bereit und eingerichtet. Es wird nachgerade unheimlich vor diesen Gesellen der Nacht, denn ein Polizeidiener ist fast machtlos dagegen. Es wäre sehr zu wünschen im Interesse der Sicherheit, daß wir den in Möttlingen stationierten Landjäger hierher bekämen zur Unter- stützung der Polizeidtenerr.

Herrenberg 15. Dez Auf dem Wegs zwischen hier und Oberjettingen wurde eine 32jähr. Dienstmagd im Walde von einem Unbekannten überfallen, der ihr dm Geldbeutel mit mehr als 20 Mk. Inhalt entriß und darauf die Flucht ergriff. Er ist bis jetzt nicht gelungen, der Räuber« habhaft zu werden.

Stuttgart 15. Dez. In der Zweiten Kammer konnte gestern, am dritten Verhand- lungrtage, endlich die bei Art. 1 der Völki­sch u l n o v e l l e entstandene Debatte über Religion und Religionsunterricht in der Volksschule zu Ende geführt werden. Wie an den beiden voraurgegangenen Sitzungstagen, so trug auch gestern wieder die Debatte fast ausschließlich einen polemischen Charakter. Ausgehend von den beim französischen Moralunterricht gemachten Erfah­rungen glaubte zunächst der Abg. v, Kiene (Ztr.) der Sozialdemokratie gegenüber den Beweis führen zu können, daß die von den Sozialdemokraten angestrebte religionslose Schule bald zu einer dem Christentum feindlichen Schule werden würde. Minister v. Fleischhauer ergriff diese Gelegen, heit» seine früheren Darlegungen in dieser Frage noch genauer zu präzisieren. Er sagte, indem er fich übrigens ausdrücklich auf dar evangelische Bolkischulwesen beschränkte, daß der vom Lehrer zu erteilende Religionsunterricht der Volksschule kein dogmatischer, sondern ein biblisch-geschichtlicher sei, und daß, soweit dogmatische Gesichtspunkte Hereinspielen, etwaige Schwierigkeiten bei einem Takt und pädagogischen Geschick leicht überwunden werden können. Wegen eines Verstoßes gegm Dogmen sei in Württemberg noch gegen keinen Lehrer vorgegangen worden; man sei in diesen Fragen in Württemberg seither mit Weitherzigkeit und Duldsamkeit verfahren und werde auch ferner, hin so verfahren. Al» selbstverständlich müsse man es aber auch ansehen, daß der Lehrer bet der Erteilung der Religionsunterrichts sich nicht in ausgesprochenen Widerspruch mit der Glaubens- lehre der Kirche setze. Nachdem fich der Abg. Re «bald-Aalen (Ztr.) noch in scharfen Aus- führungen gegen die Kritik gewandt, welche eine neulich in Heilbronn abgehaltens Versammlung von Lehrern der unteren Neckargaues an der Schulnovelle und an den Kommisstons-Beschlüffen geübt, war die Debatte über den Religionsunterricht erschöpft. Bei der Abstimmung wurde zunächst der sozial- demokratische Antrag, den Religionsunterricht aus der Volksschule zu entfernen, mit 72 gegen 16 Stimmen (Soz., sowie Betz und Maier-Ulm) ab- gelehnt, ebenso der sozialdemokratische Eventual- antrag, die Religion«- und Sittenlehre nicht an der Spitze der Volkschulfächer, sondern als deren letztes aufzuzählen mit 68 gegen 19 Stimmen. (Hier stimmten mit der Sozialdemokratie außer Betz und Maier-Ulm auch noch Nägele, Storz und Schmidt Freudenstadt.) Der weitere Antrag der Sozialdemokratie, daß dis Raumlehre in der Volks­schule als selbständige» Fach behandelt werden soll,

wurde gleichfalls obgelshnt; und abgelehnt wurde darauf auch der Antrag Löchner, den'Religions­unterricht ganz dem Geistlichen zu übertragen, mit 67 gegen 21 volks parteiliche Stimmen. Da­mit war der Kommisstonsantrag in diesem Punkt angenommen, und Religion und Sittenlehre bleibt also in der seitherigen zentralen Stellung im Volksschulunterricht. Der weitere Verlauf der Sitzung war ausgefüllt mit der Verhandlung über den Turnunterricht. Die obligatorische Einführung der Knabenturnen«, wie sie die Regierungs-Vor­lage bringt, üiucde^von keiner Seite beanstandet; dagegen kam es zu längeren Erörterungen über die Frage, ob, wie die Kommisston beschlossen hatte, für die Mädchen nicht wenigstens einfache Leibesübungen, und zwar gleichfalls obligatorisch, eingesührt werden sollen. Gegen diese Forderung wurde namentlich vom Zentrum, aber auch von einigen Mitgliedern de« Bauernbundes ein Wider­spruch erhoben, namentlich unter Hinaus auf dar flache Land, wo da« Turnen für Mädchen kein besonderes Bedürfnis sei. Da« Hau« trat schließlich der von der Kommission beantragten Fassung gegen die Stimmen des Zentrums und einiger Mitglieder de« Bauernbundes und der Deutschen Partei bei. Es werden damit also auch für die Mädchen einfache Leibesübungen obligatorisch ein« geführt.

Stuttgart. Mostobstmarkt auf dem Nordbahnhof. Marktamtlich festgestellt. Mit- getetlt von der Zentralvermittlung« stelle für Obst­verwertung am 14. Dezember. Aufgestellt waren 7 Wagen, worunter 2 Wagen Mostbirnen und 1 Wagen Tafeläpfel. Im Kleinverkauf für 50 Kilogramm 4.404.60

Cannstatt 13 Dez. Gestern abend kurz nach 10 Uhr brach in der Neckar-Vorstadt Feuer aus, das leicht größeren Umfang hätte annehmen können, da da« Brandobjekt in einer Gegend lag, in welcher Scheuern und Hinterhäuser aneinander gebaut liegen. Es brannte in der Brückenstraße S die dreistöckige Schweickardt'sche Scheuer, welche mit leicht brennbarem Material und Futteroor- räten wie Stroh und Heu angefüllt war. Feuer­wache 3 war in wenigen Minuten zur Stelle und bekämpfte den Brand mit der Dampfspritze und fünf Strahlrohren. Die Nachbarhäuser (Vtrauß'sche Bettfedernfabrik) waren anfangs sehr stark gefährdet, doch gelang es dem energischen Eingreifen der Feuerwehr, nach zweistündiger Arbeit, da» Feuer auf seinen Herd zu beschränken und die den anstoßenden Bewohnern drohende Gefahr abzulenken. Die Entstehungsursache ist bi« jetzt noch unbekannt. Der Schaden ist beträchtlich.

Göppingen 15. Dez. Von einem rasch en Tod wurde gestern der Meister der Metallwaren, fabrik Schweizer ereilt. Am Montag früh kurz nach 8 Uhr sagte er zu einem Kollegen in der Fabrik, es sei ihm in der Hand sodumm", er könne den Hammer kaum mehr halten. Sr soll ihm doch den Arm etwa« massieren. Bald darauf sank jedoch Schweizer tot um. Sc hatte» wie der herbeigerufene Arzt feststellte, einen Hirn- schlag erlitten. Schweizer, der am Samstag noch voll Freude den Weihnachtsbaum für seine Familie richtete, war 37 Jahre alt. Er hinterläßt Frau und 8 Kinder.