Karat betragen, in Kimberley 26 Sch., bei Lüde- ritzbucht dagegen nur etwa 5 «6. Darin liege «in Art Ausgleich dafür, daß die Diamanten in Kimberley wertvoller sind. Jrdenfalls bestehen für Südwestafrika Aussichten auf Verbesserung unserer Finanzen, denn 60°/<> des Nettonutzen« werden für den Staat in Anspruch genommen. Um den Handel zu regulieren und die Kolonie gegen Ent« Wertung zuschützen, stndvonderRegierungdienötigen Schritte unternommen worden. Abg. Singer (Eoz.) übt eingehend und ausführlich Kritik an unserer auswärtigen Politik und betont» seine Freunde wollten keine Kabinettspolttik sondern Bolkspolitik. Bei seinem letzten Besuche in Oester­reich soll unser Kaiser dem österreichischen für den Kriegsfall Soldaten angeboten haben. Redner erörtert dann noch das Vereinsgesetz und erklärt, für die Unterbeamten müsse noch mehr geschehen. Abgeordneter Kulerski (Pole) führt aus, auch die innere Politik Deutschlands habe Fiasko ge­macht. Dis Grundlage der preußischen Politik sei die Gewalt. Da« verdanke man der preu­ßischen Regierung, die die Machtmittel des Reiches mißbrauche. (Präsident Graf Stolberg ruft den Redner zur Ordnung.) Abg. Kopsch (frs Vp.) weist die voa sozialdemokratischer Seite gegen die Freisinnigen erhobenen Verdächtigungen ent­schieden zurück. Redner bespricht dann die Be- amtenbesoldungrvorlage uud erklärt, den berech­tigten Wünschen der Beamten müsse Erfüllung gewählt werden. Abg. v. Oertzen (Rp) meint gegenüber dem Vorredner, über die 100 Millionen, die jetzt für die Beamten verwendet werden sollten, dürfe keinesfalls hinausgegangen werden. Er werde dann dem Steuerzahler zu vul zugemutet. Wichtiger als die Erhöhung de« Gehalte« sei es für den Beamten, daß ihm da« Anfangsgehalt erhöht werde. Abg. Heck- Ich er (ns. Vg.) schildert, daß in weiten Kreisen der unteren Beamten und mittleren Beamten sich eins U-summe von Not gehäuft habe, die dringend der Abhilfe bedürfe. Redner verlangt noch Abhilfe der Rechts- und Schutzlosigkeit der Schauspieler und erörtert dann noch unser Ver­hältnis zu Oestreich. dem er empfiehlt eine be­sonnene und friedliebende Balkan.Politik zu treiben. Abg. Erzberger (Ztr.) kommt auf den Fall Eulenburg zu sprechen und stellt weiter verschiedene Anfragen, welche der Staatssekretär Schön beant. wartet. Abg. Ledebour (Soz.) kommt noch­mal« auf den Sprachen.Prragraphen im Vsreinr- gesttz zu sprechen und zicht sich dabei wegen eine« scharfen Angriffe« des Staatssekretär« von Beth- mann-Hollweg einen Ordnungsruf zu. Staats­sekretär von Bethmann-Hollweg ist über­zeugt, daß das Haus aus seinen vorgestrigen Aus­lassungen den Eindruck gewonnen haben werde, daß die Vorwüife Lsdebours unberechtigt seien. Die Regierungen seien entschlossen, das Vereinr- gesetz loyal zu handhaben. An der weiteren Debatte beteiligten sich noch die Abg. Ahlhorn (frs. Vp), Heckscher (frs. Vg.), Staatssekretär v. Schön, Ledebour und andere. Hierauf wird die Generaldebatte geschloffen und der gesamte Etat einschließlich der Besoldungs-Vorlage geht an die Budget. Kommission.

Berlin 11. Dez. DieNordd. Allg. Ztg." schreibt: Eine ausländische Zeitungsmeldung, wonach sich unter den Gepäckstücken, die von Hafenarbeitern in Jaffa ins Meer geworfen worden find, auch da» Weihnachtsgeschenk des Kaisers für da« deutsche Krankenhaus in Jerusalem befunden haben sollte, stellt sich als falsch heraus. Da« kaiserliche Geschenk ist un­angetastet geblieben.

Berlin 11. Dez. Aus Paris wird gemeldet: Der Präsident Castro von Venezuela traf gestern früh in Paullac ein. Außer dem Konsul von Venezuela und einigen Journalisten erwartete ihn ein Vertreter der französischen Regierung, der sich sogleich an Bord des Schiffes begab und Crstro die Mitteilung üoerbrachte, daß von seinem Verhalten seine Aufnahme in Frank­reich abhänge. Komme er als Privatmann, so würden ihm bi« auf weitere« Schwierigkeiten nicht gemacht werden. Ander» sei es, fall« er politische Absichten hätte. Castro erwiderte er komme nur als Privatmann. Daraufhin wurde ihm bedeutet, daß er sich jeder Verbindung mit

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der Presse zu enthalten habe, wenn er Schwierig­keiten zu vermeiden wünsche. Castro sagte da« zu. Er verließ am Arm seiner Schwester da« Schiff und stieg in einen für ihn reservierten Salonwagen de« Zuger nach Porto. Castro ist nach Schilderungen von Leuten, die bei seinem Eintreffen anwesend waren, sin kleiner Mann von mulattenarligem Aussehen, einen kranken Eindruck macht er nicht. Um 11 Uhr ist er mit seinem ganzen Gefolge, zu dem allein 3 Aerzte gehören, in Porto eingetroffen. Es ist Anweisung gegeben, ihn nur als gewöhnlichen Reisenden zu behandeln; doch wird er offenbar scharf überwacht. Man glaubt, daß er heute in Pari« eintreffen, aber bald nach Berlin Weiterreisen wird.

Pari« 11. Dez. Bei einem gestrigen Verhör erklärte Frau St ein heil dem Unter­suchungsrichter. daß ihre erste Darstellung, wonach drei mit Tataren bekleidete Männer und ein rothaariges Frauenzimmer den Mord begangen hätten, richtig sei. Ihre Beschuldigungen gegen den Kammerdiener Couillard und den jungen Wolf seien auf Suggestionen zurückzuführen, denen sie nicht habe widerstehen können. In der Rue de Regard wurde gestern ein Hau« durch Explosion zerstört- Unter den Bewohnern brach eine Panik aus. Mehrere Personen sprangn au« den Fenstern und verletzten sich schwer. Durch die Explosion erlitten etwa 10 Menschen teil« Brandwunden, teil« durch Einatmen giftiger Gase Erstickungsanfälle. Die Ursache der Explo­sion ist noch nicht aufgeklärt. Nach einer Dar­stellung soll ein Attentat vorliegen, nach einer anderen soll ein großer Pulvervorrat, den einer der Mieter, ein Jäger, in seiner Wohnung be­wahrte, sich entzündet haben.

Innsbruck 11. Dez. Au« fast ganz Tirol werden schwere Schnee fälle gemeldet. In manchen Orten beträgt die Schneehöhe 70 ow.

London 10. Dez Ueber den Gesundheits­zustand de» Königs Eduard besteht eine gewisse Beunruhigung. Die offiziellen Berichts behaupten nach wie vor, daß alles in bester Ordnung lei. Au« Hoskreisen aber hört man, daß der König viel leidender sei, als man in seiner Umgebung zugibt. Der König laboriere an verschiedenen Leiden, die zusammen einen bedenklichen Schwächezustand herbetführten. Unter anderem krankte ber König an einem Herzleiden, das zwar nicht von akuter Natur ist, aber doch zur Beunruhigung Grund gibt.

Vermischtes.

(Nochmals Woihnachtsversand.) Bet dem zu erwartenden starken Verkehr vor Weih­nachten wird das Publikum im eigenen Interesse darauf aufmerksam gemacht, mit dem Versand von Weihnachtsgeschenken unter keinen Umständen bis in die letzten Tage zuzuwarten, die einzelnen Stücke gut und dauerhaft zu verpacken und zu verschnüren, oder Kistchen gut zu verschließen. Her vorstehende Nägel an Kisten rc. find zu ent­fernen. Die Adressen an den Stücken find, deutlich geschrieben, gut zu befestigen und müssen mit den Adressen aus den Paketadrrfsen Eisenbahn- paketadreffen und Frachtbriefen namentlich auch hinsichtlich der Empfangsstation, Bahnhof- und Straßenbezeichnung genau übereinstimmen. Alte Post«, Eisenbahn- und sonstige Beförderung«, zeichen namentlich alte Adressen auf den Pack­papieren müssen unter allen Umständen vor der Auflieferung beseitigt werden. Die Nicht- beachiung vorstehender Anweisungen hat Zurück­weisung der Sendungen von Seiten der Annahme­beamten, oder aber» fall« doch Uebernahme er­folgt, Verschleppungen und unter Umständen den Verlust einzelner Stücke zur Folge. Es wird von den Post- und Eisenbahndtenststellen daher dringend um genaue Beachiung de« Gesagten gebeten.

(Zum Fall Hau.) Au» Bernkastel a. d. M. kommt die Nachricht, daß dortselbst der Vater des im Zuchthaus zu Bruchsal befindlichen Karl Hau, Herr Joh. Bapt. Hau, an Herz, schwäche gestorben ist. Herr Hau sen. war in Bernkastel, wo er die Stelle eine» Direktor« der Vorschußbank bekleidete, ein geachteter Mann, dem seine Mitbürger auch nach dem schweren Schicksal» da» ihn bettoffen, ihr Vertrauen nicht

entzogen. Er selbst hat bis zuletzt nicht an die Täterschaft seine« Sohne« geglaubt. Aber er litt unter den furchtbaren Geschehnissen so sehr, daß er kurz vor der P ozeßverhandlung gegen seinen Sohn, als die Nachricht von dem Selbstmord seiner Schwiegertochter Lina Hau eingetroffen war, von einem Schlaganfall heimgesucht wurde und seitdem leidend war.

Zum Mord im Eisenbahnzug. Aus Trier wird weiter gemeldet: In der Wohnung de» wegen Mordverdacht« verhafteten Maagh wurden Papierreste von verbrannten Legitimation»- papieren der im Zugabteil ermordeten Regel ge­funden. Maaghr Kleider waren blutbespritzt; in seinem Besitz fand sich dar Portemonnaie der Ermordeten und seine blutige Fahrkarte. Regel wurde wahrscheinlich im Schlaf erschaffen; da« ist anzunehmen, da die Leiche eine lächelnde Miene zeigte. Maagh hatte den Revolver vor acht Tagen gekauft.

Ueber die feierliche Ueberführungder Leiche des Kaisers Kwang- nach dem Kohlenhügel wird dem Rsuterschen Bureau aus Peking berichtet: Am 9. Dezember wurde die Leiche des Kaisers Kwang- mit großem Pomp von der v-rbotenen Stadt nach dem Fried­hof auf dem Kohlenhügel transportiert. Dort wird sie liegen, bis eine Stelle für ein kaiserliche« Grabmal gewählt und das Mausoleum fertiggestellt ist. Gewaltige Menschenmaffen und 4000 Sol­daten bildeten mährend de« Leicherzuges kaieend Spalier in den Straßen. Der Letchenzug begann um 10 Uhr morgens. Der Kaiser Pu-Ji und die Kaiserin Witwe Ushonala knieten nieder» als der Zug sich in Bewegung setzte. An der Spitze de« Zuge« schritt der Regent, Prinz Tschun. Er führte den Zug bis zum östlichen Tor der ver­botenen Stadt. 64 Träger trugen den gewaltigen Sarg nach dem Osttor, wo sie von den 128 Trägern abgelöst wurden. DarTrauerkomites", an dessen Spitze Duanschtkai mit 37 Würden- trägern marschierte, wurde durch zahllose Bettler und Vagabunden verstärkt. Die Mitglieder des Komitees trugen reichgestickte Gewänder. Da» Heranziehen von Bettlern und Gesindel zuderartigen Trauer feierlichkeiten ist ein alter Brauch. Hinter dieser merkwürdigen Trauergescllschaft wurden zahlreich gesattelte Pferde, Kamele mit Trag­körben und sonstige Tiere geführt. Diese Last- tiere werden für die Reise der Seele als not­wendig erachtet. An verschiedenen Stellen wurde Wein geopfert und Papier verbrannt. Die Zeremonie dauerte 2 Stunden. Bisher war es nach altem Brauch keinem Ausländer gestattet gewesen, einen kaiserlichen Leichenzug zu sehen. Der Waiwupu hatte diesmal nicht nur die Er­laubnis dazu erteilt, sondern den Ausländern auch günstige Plätze angewiesen. Die Kosten der Trauerfeierlichketten für den Kaiser und die Kaiserin Witwe beliefen sich bi« jetzt auf sechs Millionen Taels.

voranSstchUiche Witter»«tz:

Meist trüb, zeitweise Niederschläge, lebhafte Mnde, wieder kälter.

Starrdetamt Cattv.

Geborene.

4. Dez. Karl Friedrich, S. d. Wilhelm Sachs, Konditors.

7. Wilhelm Friedrich, S. d. Wilhelm Heinrich

Labadiö, Bäckers.

7. Berta Mina, T, d. Daniel Kugele, Metzger­

meisters.

8. Gertrud Sofie, T. d. Hubert Reiser,

Mechanikers.

10. Gustav Robert, S. d. Christian Friedrich

Ztpperer, Gasfabrikarbeiters.

11. , Hermann Albert, S. d. Hermann Rauscher,

Lokomotivheizers.

Gestorbene.

4. Dez. Karl Jakob Immanuel Greiner, Web­meister in Hirsau, 56 Jahre 11 Mo­nate alt.

10. Christine Margarete Buck, geb. Beißer, Tuchmacherswitwe, 82 Jahre 11 Monate alt.

10. Elsa Frida, T. d. BahuhofaufseherS Johann Gottlieb Seyerle, 7 Mo­nate alt.