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Amtliche Bekanntmachungen.

Die Ortspolizeibehörden

werden beauftragt, von der im Amtsblatt des K. Ministeriums des Innern 1908 Seite 344 abge­druckten Belehrung über die Verwendung von Giften zur Vertilgung von lästige« oder schäd­lichen Tieren den Händlern mit Giften einschließlich der Apotheker Kenntnis zu geben.

Calw, 11. Dezember 1908.

K. Oberamt. Amtmann Rippmann.

Bekanntmachung, betr. die Verleihtrug von Feuerwehrdienstehrenzeicheu.

Anträge auf Verleihung des Feuerwehrdienst­ehrenzeichens sind bis spätestens 28. Dezember d. IS. beim Oberamt einrureichen.

Hiebei find die Vorschriften des Ministerial­erlasses vom 1. November 1906, Mia.-AmtSbl. S. 321, genau zu beachten.

Calw, 11. Dezember 1908.

K. Oberamt. Amtmann Rippmann.

MeNorddeutsche Allgemeine Zeitung" und die Agitation des Vereins Deutscher Zrttungs- verleger gegen die AureigenSener.

DieNordd. Allgemeine Zeitung" wendet sich in einem ArtikelZur Agitation gegen die Anzeigen­steuer" gegen die vom Verein Deutscher ZeitungS- verleger in einer Extranummer desZeitungs-Verlag" vom 21. November veröffentlichte Kritik des Gesetz- entwulfes und greift einen Satz heraus, um darau

Samstag, Lrn 12. Dezember M08.

die Anfechtbarkeit der kritischen Arbeit des Vereins nachzuweisen.

Der Satz lautet:Völlig unmöglich aber ist es, die 2 Proz. Steuer bet den Lokalinserenten durch Preiserhöhung hereinzuhole«. Statt 10 Pf. Zeilen­preis 12 Pf. zu nehmen, ist wenigstens in Nord- deutschlaud bei der Abneigung des Publikums gegen nicht abgerundete Preise nicht angängig, und eine Erhöhung aus 15 Pf., also um 50 Proz., ist ganz ausgeschlossen."

Hiezu bemerkt dieNordd. Allgem. Ztg.": Natürlich weiß der Verein der Zeitung?Verleger ebensogut wie jeder, der rechnen kann, daß zwei vom Hundert von zehn Pfennig nicht zwei, sondern 0,2 Pf. sind. Solche Rechenkünste nehmen sich besonders gut aus in einem Artikel, der fast jeden Satz des Gesetzes und der Begründung alsabsurd" bezeichnet."

Daß der Verfasser der Kritik des Vereins Deutscher Zeitungsoerleger mit den Wortendurch Preiserhöhung hereinzuholen" nicht zu sagen beabsichtigt, daß ein Aufschlag auf einen Zeilen­preis von 10 Pf. um 2 Pf. gleich 2 Proz. wäre, geht aus d'em Schluß des Satzes ganz deutlich hervor, in dem eine Erhöhung des Zeilenpreises von 10 Pf. aus 15 Pf. als ehe Erhöhung nm 50 Proz. ganz richtig bezeichnet wird. Hätte die Norddeutsche Allgemeine Zeitung" auch noch den nächsten Satz zitiert, so wäre auch ke'n Zweifel mehr bestehen geblieben, daß der Kritiker des Zettungs- Verlegervereins das Renommee seiner Rechenkunst absolut nicht mit einem Charakterdefekt zu rehabili­tieren braucht, wie dieNorddeutsche" eS darzustellen bemüht ist.

Dieser Satz lautet:Es ist eben ein ge­waltiger Unterschied, ob ein Inserent für die An­zeigenzeile in einem großstädtischen Blatt statt bisher 50 fortan 55 Pf. zahlt, oder ob ihm für die Zeile

Bkzugsvr. i. v. Vlaltt -,,jLhrl. -n. TrLzerl. Dik. 1.LS. Pojiblzuz»»-' s. d.virk- u. NachbarortSverk. Mk. I.2V, iiri Fernverke«!

Mk.I.SO. vest«ll,. in Sürtt.MW«., m vay-rnu. «,ich«LLir

des kleinen ProvinzblatteS statt bisher 10 in Zukunft 15 Pf. abverlangt werden. Das eine Mal sind eS 10, das andere Mal 50 Proz."

Also auch hier wird wieder richtig gerechnet, daß eine Erhöhung des Zeilenpreises von 50 Pf. auf 55 Pf. einen Aufschlag von 10 Proz, eine Erhöhung des Preises von 10 Pf. auf 15 Pf. einen Aufschlag von 50 Proz. bedeutet.

Vom Aufschlagen um 2 Proz. auf den Zeilenpreis von 10 Pf. ist aber in dem zur Strecke gebrachten ersten Satz gar nicht die Rede, sondern nur vom Hereinholen der Steuer, .und damit selbstverständlich auch der Un­kosten für die Einziehungsarbeit, durch Erhöhung des Zeilenpreises um etwa 2 bis 5 Pf. Wenn der Satz etwas korrekter gelautet hätte:Statt 10 Pf. ZeilenpreiS etwa 12 Pf. zu nehmen", so wäre wohl auch derNordd. Allg. Zeitung" nichts Ausfälliges ausgestoßen.

Wer die Rabatt- und Kreditverhältnifse im Zeitnngsgeschäft und die Beanspruchung des An­zeigenteils der Presse im Dienste der Wohltätigkeit, der Volksbildung usw. näher kennt, dem ist ohne weiteres klar, daß Zeitungen mit einem tarifmäßigen Zeilenpreis von 10 Pf., ihn sicher auf 1215 Pf. werden erhöhen müssen, wenn sie einen Netto- Einnahme-Verlust von 2 Proz. und die ganz enormen Kosten für die Ein­ziehung der Steuer einholen wollen, und ebenso klar ist es, daß eine solche Erhöhung ge­wagter ist als die Erhöhung eines Zcilenpreises von 50 Pf. auf 55 Pf.

In dem einen Falle iit es wir wieder­holen das nachdrücklich eine Erhöhung bis 50 Proz, im andern Falle eine Erhöhung von 10 Proz.

Die starken Blätter mit hohen Anzeigenpreisen erfreuen sich das ist auch jedem Eingeweihten bekannt aber ganz anderer Tarifsicherheit wie

Ada.

Roman von Konrad Remling.

(Schluß.)

Ada hatte noch in oller Eile den Rest der Versicherungssumme bei ihrem Berliner Bankier abgehoben und ihrem Manne in Verwahrung gegeben. Eine Verständigung mit Jarnow wagte sie nicht; sie sollte erst von Amerika aus erfolgen, da j» ohnehin in den nächsten zwei Jahren kein Geld aus den Geschäftssinn ahmen für sie zu erwarten war.

Drei Tage später waren sie in London.

Das düster« Nebelweer der Riesenstadt verschlang sie, und der Prinz begann nruen Mut zu fass.n. da er sich hier wenipstenr so lange den Ver- folgern entziehen zu können glaubte, bis die Plätze gemietet wären, und da» Schiff die Anker lichten würde.

Noch in letzter Stunde jedoch wurde ihre Abreise wieder verzögert: Ada. die von Tag zu Tag apathischer geworden war, bekam plötzlich einen schweren Anfall von Herzschwäche und weigerte sich nun ganz entschieden London zu verlassen.

Bentoff hatte sosoit einen Arzt gerufen, der die Üblichen Mittel anwandte, ohne jedoch ihren Zustand dadurch wesentlich bessern zu können. Sie lag fi bernd im Bette und sprach unaufhörlich von längst vergangenen Tagen, von den Triumphen, die sie in Berlin gefeiert, von glänzenden Vergnügungen und Festlichkeiten, beschrieb auf« eingehendste die Toiletten, die damals getragen, und fragte plötzlich nach Helmer, dessen Tod sie völlig vergessen zu haben schien.

In ratloser Verzweiflung saß der Fürst am Krankenlager seiner Frau und versuchte, beruhigend auf ste einzusprechen» ohne daß er ihm jedoch gelingen wollte, ste in die Wirklichkeit zurückzufahren.

Ganz allmählich nur wich das Fieber, und nun kam wieder die regungslose Starrheit über ste, in der sie willenlos alle« über sich ergehen ließ, ohne zu widersprechen, oder auch nur eine eigene Ansicht zu äußern.

Die von Kotschagtn angediohts Frist war bereit« überschritten, und ventoff, der die weitreichenden Verbindungen kannte, die dieser in sämt­

lichen Großstädten Europa« besaß, wagte rs nur noch des Abends, im Schutze der Dunkelheit auszugehen, um die notwendigsten Vorbereitungen zur Abreise zu treffen.

Ada, die sich jetzt fürchtete, sobald sie allein war» klammerte sich jedermal verzweifelt an ihn, wenn er ste verließ und beruhigte sich nicht eher, als bi« ste ihn wieder vor stch sah. In solchen Stunden erwachte ste aus ihrer Lethargie, durchmaß mit hastigen, erregten Schritten das Zimmer und sprach unaufhörlich vor sich hin.

Endlich stand der Tag der Abreise bevor.

Am Abend verließ Alexander Bentoff zum letzten Male seine Frau, um die bereits gemieteten Plätze noch einmal zu besichtigen und sich mit dem Kapitän und dem Schiffsarzt in Adas Interesse zu besprechen.

In gewohnter Aufregung erwartete Ada seine Rückkehr. Aber die Stunden vergingen, und er blieb noch immer au«.

Schließlick wurde es Mitternacht.

Unheimlich dröhnten die zwölf Schläge der Uhr vom nahen Kirchturm an ihr Ohr.

Bereits unzählige Male hatte ste das Fenster geöffnet und in da« dumpfe Brausen de» Straßenlärmes hinausgelauscht, der sich trotz der vorgerückten Nachtstunde rastlos und unermüdlich an ihrem Hause vorüber wälz'e.

Ein feuchter, atemraubender Nebel schlug ihr jedesmal von draußen entgegen, und unter den trüben, matt flimmernden Laternen sah ste nur eine finstere, gähnende Leere, au« der hin und wieder der Hufschlag eine» Pferdes, das Raffeln von Wagenrädern, oder der halb erstickte Ruf einer menschlichen Stimme zu ihr heraufschallte. Bentoff kam nicht.

Sie schlug da« Fenster wieder zu und warf stch auf da« Ruhebett mit einem verzweifelten Versuche, ihrer an Wahnsinn grenzenden Aufregung Herr zu werden. Umsonst.

Ihre Verzweiflung wuchs mit jeder Minute.

Dann sprang ste wieder auf, stürzte zur Klingel und rief da» Zimmer­mädchen herbei, da» nach längerer Zeit mit verschlafenen Augen erschien.

Sie versuchte, stch dem Mädchen verständlich zu machen, erhielt aber nur ein Achselzucken zur Antwort und gab es schließlich auf.