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Schutzlrrrppe noch weiter herab zu drücken. Der Herr Staatssekretär Dernburg scheint sehr stolz .auf die Herabsetzung der Zuschüsse für die Schutz- gebiete zu sein, aber, wie hat er das durchgeseHi? Wenn er Berkehrsbauten auf Anleihen nimmst, wie er es tut, so ist da« nicht schwer. Was die' Postverwaltung anlangt, so kommen die Fern» fprech-Etnrichtungen dem platten Lande immer noch viel weniger zu gute als den Städten. Wen« der Etat uns wieder einer Beteiligung an einer Weltausstellung in Brüssel zumutet, so stimmen wir trotz vller ungünstigen Er­fahrungen, namentlich in St. Louis, zu. Der Witwen« und Waisen-Fonds muß unter allen Um­ständen seiner Zweckbestimmung erhalten bleiben. An Sparsamkeit steht MM ja beim Militär-Slat etwas, sonst aber weniK Redner schließt, die enormen Etat-UeberschroNungen müssen endlich einmal ein Ende nehmen. Sie schädigen unser Budgetrecht. Abg. Basserrman n (nall.).- Wir erkennen an, daß in diesen? Etat einigermaßen das Bestreben nach Sparsamkeit »altet. In seinen weiteren Ausführungen erwähnt Redner dis Klagen über die Handhabung des Reschsvereins- gesetzez und bespricht sodann die Frage der Ein« sührung der zweijährigen Dienstzeit bei der Kavallerie und der retteten Artiller ie. Meinr Freunde Lind ich so sagt Redner, meinen im Einklang mit der Denkschrift der Heewrz Verwaltung ^ daß v!s zweijährige Dienstzeit eine schwere -Schädigung dieser Waffen LedeuSrn müsse. Basser- Lv'tnn läßt sich dann über dm Mvriunetat aus, stierst dann das amerMnHH-japEschs-Llbkdmmen ! und b etont dabei, daß wir mit unserem Flotten« ' bau amf dem richtigen Wegs find» Ret ner geht sodann noch aas Kolorri« fragen ein und bespricht die Frage der einzuführenden Spwrfamks it. Dar viele Festfeiern in Deutschland verschlinge Un- summen Seine Fraktion glaube, daß ein ständiger Beisammensein de» Bund« rratrausfchnffer? aur« wärtige Angelegenheiten vielleicht die Ji itiative der Auswärtigen Amte» lähmen könnte, abe^ daß ein öfters» Einberufen de» Ausfchuffc» durch den ReichrkanFer diesem unter Umständen sch c nützen kann, das haben wohl die Zeiten, die hin ter uns liege«, gezeigt. Redner nimmt dann Der tschlaud in Schutz gegen dis ungerechten Angriffe im Zusammenhang mit der Marokvsngel« zenheit, sowie des Casablarcazwischevsvller, welch letzterer / ein typischer Fall für schiedsgerichtliche Erledigung sei. Nach Besprechung der orientalischen Wirren kommt Redner zum Schluß, indem er betont; seine Freunde billigten ks> daß die deutsche Politik an dem Dreibund sesthalre, Einmütigkeit der Deutschen wird da» deutsche Volk in die Lage setzen, feiner schweren Aufgabe gewachsen zusein. Abg.Sch.eide' mann (Soz) bezeichnet den Etat als. eine Karrikatur auf das hohe Lied der Sparsamkeit, das j'tzt so oft gesungen werde. Redner besprüht dann weiter die auswärtige Politik und kritisiert die Tätigkeit de» Reichskanzlers, die von Blamage § zu Blamage geführt habe. Das Verhältnis der ! deutschen und der französischen Bevölkerung zu einander sei ein äußerst herzliches. Die Aera Bülow mache den Eindruck einer Wiederholung der Aera Manteuffel. Die Blockpolitik kritisierend bemerkt Redner, die Freifinnigen erhielten dafür einen mißerablen Lohn und noch mißerablere Behandlung. Redner citiert hierbei dis Fälle

Eulenburg, Liebknecht und die DlsziMnie, rung freisinniger Lehrer. Sr fragt den Staatssekretär, wie es mir der Reform der Krankenversicherung stehe. Der Reichs­kanzler sollte den Reichstag auflösen, um den Willen des Volks zu erfahren. Wir würden mit aller Zuversicht in den Wahlkampf gehen. (Während der Ausführungen des Redner» ent­steht am Bundesratstische im Hintergründe leb­hafte Bewegung. Oberleutnant Goltz vom Kriegs- Ministerium wird von einem Unwohlsein befallen und hinausgeleitet. Nach kurzer Zeit teilt der Präsident mit, daß Herr Oberleutnant Goltz sich wieder erholt habe.) Es erfolgt Vertagung de» Haust s. Montag 1 Uhr Weiterberatung.

Berlin 3. Dez. Me Malerin Emma Mandelbaum, welche ihre Freundin, die Schriftstellerin Ilse Frapan-Akunian, avf ihren Wunsch erschossen und sich dann selbst getötet hat, hat an den Berliner Verleger Dr. Psstel folgenden Brief gerichtet:Sehr ge­ehrter Herr! Al« ich Ihnen da« erstemal von der Krankheit der Frau Ilse Frapan schrieb, da waren wir selber wett davon entfernt, den wahren Charakter der heimtückischen Krankheit zu kennen! Erst seit dem 2. November wissen wir» daß die Krankheit Magenkrebs ist. Ich wollte e» noch nicht glauben, als ich Ihnen Sen letzten Brief schrieb, aber x tzt hilft kein Sträuben mehr, die Krankheit schreitet fort mit unheimlicher Ge­schwindigkeit und ihre Tage find geML Ich fürchte, daß die Zeit gar zu bald rintreten wird» wo dis Werks von Frau Frapan mehr nach ihrem Werte geschätzt werden, denn das pst gt doch immer erst nach dem Tode de» Autors zu geschehen! Ich weiß diesem trostlosen Brief nichts hinzuzufügen, als daß ich wohl wünschte, ich könnte noch bsiihren Lebzeiten ihre kleinen Ver­pflichtungen hier für sie regeln. Ich weiß, ich bin unbescheiden, aber Sterbenden verzeiht man i wohl manches, und mein Leben ist so sehr mit dem meiner Freundin verbunden, daß ihr Tod den mestnigsn bedeutet. In vorzüglicher Hochachtung Emma Marrdelbaum."

Hannover 6. Dez. Ein schwerer Gin brrrchdiebstah! wurde in der sttzten Nacht in Seelze verübt, wo ein 6 Ztr. schwerer Grld- schrank au« der Registratur des Pfarrhauses ge­stohlen wurde. Mr Einbrecher beförderten; den Schrank durch eür Fenster in den Garten, > von wo ste ihn auf einem gleichfalls gOohlenen Wagen fortfuhren und nach einer Wiese brachten. Dort sprengten ste den Schra» k mit einer Patrone auf. Der Schrank enthielt nur Wertpapiere > und Hypothekenbriefe in Höhe roi 406060 Dis Einbrecher nahmen nur die Ztnsscheinr mit, aber auch davon werden ste keinen Nutzen haben, denn die BanLn wurden sofort verständigt. Der Tat verdächtig! erscheinen drei Männer, welche Nacht« in der Nähe des Pfarrhauses gesehen wurden.

Au» dev Schweiz 4. Mz EinMvrd« Prozeß, der nach Deutschland, unk zwar in die Bodenseegegend hinüberspielt, ist heute vor dem Kreis gericht in Raron (Wallis) nach mehr als einjährigem, langwierigem Verfahren erledigt worden. Der Angeklagte,' der 28jährige, schon vorbestrafte Krrecht Robert Pfammatter, wurde

schuldig befunden und zu lebenslänglichem Zucht­haus verurteilt. Pfammatter stand 1906 bei einem Landwirt in der Nähe von Konstanz in Diensten, dort diente auch der 20jährige Oskar Amann au« Daisendorf bei Konstanz. Beide beschlossen, nach Amerika auszuwandern. Sie vsttießen anfangs Sept. 1906 ihren Dienflort; allein Pfammatter erschlug seinen Reisegenoffen und warf ihn in die Aach, wo die Leiste im Nov. 1906 ausgefunden wurde. Die 500 die Amann als Reisegeld bei sich hatte, eignete Pfam­matter sich an und flüchtete in seine schweizerische Heimat, wo er verhaftet wurde. Trotzdem man den Geldbeutel Amanns bet ihm fand, leugnete der Angeklagte; er konnte aber für die kritische Zeit des Verschwindens seines Reisegenoffsn kein Alibi Nachweisen, auch nicht erklären, wie er tu Besitz von mehreren hundert Mark gekommen war, für die er sich Kleider und ein Velo an- geschafft hatte. Obwohl dis Mordtat auf deutschem Boden staltfand, urteilte ein Schweizer Gericht, da Pfammatter clr Schweizer an Deutschland nicht aurgeliesert werden konnte.

Wien 5. Dez. In der heutigen Sitzung des Abgeordnetenhauses machten die Tschechen einen ungeheuren Lärm wegen der Klofae- Affäre. Al« wenige Minuten nach 10 Nhr der Präsident Dr. Weißkirchner im Saale erscheint, wird er mit Abzug Weißki'chner-Rufen empfangen von den tschechisch Radikalen. In dem Augen­blick, da dis Schreier müde geworden zu sein scheinen, ziehen sie Pfeifchen hervor und beginnen auf diesen ein schrilles Korzert. Einer hat sogar eins Kinder-Trompete mitgebracht und bläßt auf dieser. Der Abgeordnete Hallima will gegen die Präsidenten-Tribüne stürme», wird daran jedoch durch dis Schranke, die um die Tribüne errichtet ist, gehindert Präsident Dr. Weißkirchner be­trachtet dis Lärmmacher ruhig durch sin Opern- gla», zieht dann ein Papier hervor und beginnt ihre Namen zu notieren, was dis Erregung der Tschechen noch mehr steigert. Inzwischen Hit der erste Redner das Wort ergriffen und da dis tschechisch Radikalen Las Nutzlose ihres Beginnen« ein sehen, hörten ste nach einiger Zeit mit dem Skandal auf.

London 5. Dez. Lord Nofsdsry er­klärte in einer zu Leich gehaltenen Ansprache, das uibesonnene Gerede von einer deutschen Invasion sei eine ernste Beleidigung einer großen aufgeklärten freundschaftlichen Nation, doch müßte man sich gegen dis Gefahr sichern. Allo ver­nünftigen Männer dächten wie er. Er bedaure das Anwachsen der deutschen Marine. Die Ueber- machr der englischen Flotte fei eins Lebensfrage für England. Wenn das System der Territorial« truppe scheitere würde man vielleicht das Schweizer System etnführen müssen.

BvrnnSstchMche Gitter»»-:

Vorwiegend trüb oder nebelig, untertags stellenweise

vorübergehend Aufklaren. Nachts Frost.

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in kakstell vos 25 ktz. aufwärts. Lsvornuxt« AiseimllKSll L 2.80 pro klullä, kein, kräktix, aus- xisNK ullä 3.50, milä ullck arowatisok.

SV. Ssvk», vorm. Lostenbsckei, Lsl«

Amtlich« und privatanjetgen.

Zwangsverftcigernug.

Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die auf Markung Ernstmühl und Hirsau belegenen, im Grundbuch von da Heft 3K Abteilung I Nr. 1 n. 2 und Heft 234 Abt. I Nr. 1, zur Zeit der Eintragung des Verfteigerungs- nermerkes auf den Namen deS

vermerres ^iehl, GoldarbeiterS in Erustmühl,

eingetragenen Grundstücke und zwar die demselben auf Grund landrechtltchrr Errungenschaftsgesellschaft znstehende nnabgeteilte Hälfte an Markung Ernstmühl

Geb. Nr. 34 85 qm Wohnhaus,

05 Veranda, südlich.

04 Küchenveranda, östlich,

1 s 55 Hoftaum s. Staffeln,

2 s 49 qm am Vizinalweg Nr. 2,

gemeinderätlicher Schätzungswert 3500 Van Nr 91 17 s 21 qm SraS- u. Bamngarten in Hohenacker,

* ' gemeinderätlicher Schätzungswert 500

Markung Hirsau jllebertrag 4000

Parz. Nr. 567/2 12 L 84 qm Baumacker in der Brandhälde,

gemeinderätlicher Schätzungsw ert 120 zusammen 4120

cm Montag, -er» 1. Februar 1SÜS, nachmittags 2 /2 Uhr,

auf dem Rathause in Ernstmühl versteigert werden.

Der Bersteigerungsvermerk ist am 27. November 1908 in daS Grund­buch eingetragen.

S» ergeht die Aufforderung, Recht«, soweit sie zur Zeit der Eintraauna des Versteigerungsvermerkes au» dem Grundbuch nicht erfichtuch wnmu, späteste« im VerfteigerungStermine vor der Aufforderung zur Abaab« von Gebote« an­zumelden und, wenn der Gläubiger widerspricht, glanbhast zu mache«, widrige» falls sie bei der Feststellung des geringsten Gebot» nicht berücksichtigt mW bst der Verteilung de» Versteigerungserlöser dem Ansprüche de» Gläubigers mck den übrigen Rechten nachgesetzt werde«.

Diejenigen, welche ein der Versteigerung entgegenstehendes Recht haben- werden aufgefordert, vor der Erteilung des Zuschlags die Aufhebung obor einstweilige Einstellung de» Verfahren» herbeizuführen, widrigenfalls M da» Recht der Bersteigerungserlö» an die Stelle des versteigerten Gegenstand«» trM. Calw, den 5. Dezember 1908. KommiMr

Bezirksnotar Krayl.