Amts- und Snzeigeblatt für den Gberamtsbezirk Äalw
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Amtliche Bekanntmachungen.
Die Ortsschulbehörden
werden, soweit dies noch nicht geschehen ist, an Erledigung des Erlasses vom 1. September d. I. — Wochenblatt Nr. 204, — betr. Fertigung der Beschreibungen der Lehrerwohnungen und Schulbesoldungsgüter erinnert und aufgefordert, das Protokoll über die Besichtigung der Wohnungen und Besoldungsgüter alsbald hieher vorzulegen.
Calw, 3. Dezember 1908.
K. pem. Oberamt in Schulsachen. Voelter. Schmid.
Au die Ortsbehörden.
Da die Belästigung der Bezirks-Einwohner durch Bettler und Landstreicher wieder zunimmt, so werden die Ortsbehörden beauftragt, den Polizeidienern durch Eintrag in das Schnltheißenamts- Protokoll zu eröffnen, daß sie jeden Tag den Ortsetter zu begehen, bet Strafvermeidung auf Bettler und Landstreicher ein wachsames Auge zu richten und solche vorzuführen haben.
Zu den OrtSbehörden versieht man sich, daß sie bet eigener Verantwortung die Bestimmungen des Mtnisterial-Erlasses vom 21. März 1888, (Minist.-Amtsbl. S. 115) strenge handhaben, die Tätigkeit der Polizeidiener genau überwachen, die Bettler und Landstreicher dem Oberamt vorführen lassen und nicht auf freien Fuß setzen.
Calw, 7. Dezember 1908.
K. Oberamt.
Voelter.
TssesseKisTeites.
Stuttgart 5. Dez. Der Vorstand der Handwerkskammer Hst sich gegen die Steuer auf Gas und Elektrizität ausgesprochen. Er sieht darin eine ungeheure Belastung des Handwerker« und eine ungemeine Verteuerung des Produktionsprozesses. Der trotz Verwendung von Gas und Elkktrizität in seinem Betriebe gegenüber den großen Betrieben in Bezug auf dis Konkurrenz sehr schwache Handwerker verliert durch diese Steuer geradezu den Boden unter den Füßen. Auch als Beleuchtungsfaktoren sollten Gas und Elektrizität nicht besteuert werden.
Reutlingen 5. Dez. Die immer noch anhaltende trockene Witterung bringt einer Reihe von Ortschaften in unserer Nähe wieder recht mißliche Zustände. Auf der Alb, wie auch in den dem Neckar zugelegenen Dörfern, werden bittere Klagen über Wassermangel laut.
Nußdorf OL. Vaihingen 5. Dez. Gestern abend gegen 8 Uhr ist auf bisher unaufgeklärte Weise, aber mrmullich infolge von Brandstiftung» in der mit Futter - und Fruchtoorräten reich ge> füllten Scheune von Paul Besserer Feuer ausgebrochen, das infolge der reichlichen Nahrung innerhalb V« Stunde die Scheune voll- ständig in Asche legte. Leider konnte, trotz de« alsbaldigen Eingreifens der Feuerwehr, nicht verhindert werden, daß das Feuer auch auf den an die Scheune angebauten Gasthof zur Krone Übergriff. Gleichzeitig breitete sich dar Feuer aber auch auf dar gleichfalls nächst gelegene Wohnhaus von Besserer aus. Sowohl der Gasthof, wie das Wohnhaus konnten nicht gerettet werden und sind im Laufe der Nacht vollständig niedergebrannt.
Rottweil 5. Dez. Der Heizer Veremund Maier von Kölbingen, der bei der Firma G.
Montag, Sen 7. Dezember !908.
»ezuzrpr. t. d. Stadt -/^iihrl. m. TrLzerl. Mk. 1.25. Postbezug«« r f. d.Orts- u. Nachbarortloerk. -/^ührl. Ml. 1.20. im Hern verletz, Mk. 1.SO. »«stell,, in Württ. M Ps,., in «ayern u. «eich 12 Bf,
Henke in Tuttlingen, bei der er angestellt war, innerhalb eines größeren Zeitraums Schuhe im Werte von etwa 640 ^ gestohlen und größtenteils verkauft hat, ist wegen dieses Diebstahl« zur Gefängnisstrafe von 8 Monaten und Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte auf 3 Jahre vsr- urteilt worden.
Heidenheim 5. Dez. Al« gestern mittag zwei Stromer wegen Diebstahls und Bettel« verhaftet werden sollten, leisteten sie dem Schutzmann Widerstand und verletzten ihn mit einem Messer nicht unbedeutend. Der Schutzmann zog schließlich blank und versetzte einem der Angreifer 2 Säbelhiebe auf den Kopf, konnte aber dis Burschen doch nicht ergreifen, weil er von dem anderen zu Boden geschlagen wurde. Die Täter flüchteten dann. Verfolgung ist eingeleitst.
Scheer 5. Dez. Dem Aalfischfang ist in letzter Zeit ein schwerer Schaden zugefügt worden. Nach dem Hochwasser der letzten Tage wurden große Mengen prachtvoller Aale in zerstückeltem oder entwertetem Zustande in der Donau vorgefunden. Wahrscheinlich hat ein Wasserwerk- befitzer den Schutzrechen von den Turbinen in verbotener Weise entfernt.
Leutkirch 5. Dez. Al« unlängst zwei bettelnde Handwerk«burschen hier fest- genommen werden sollten, entzogen sie sich der Festnahme durch Flucht. Einer von ihnen feuerte auf die nacheilenden Schutzleute einen Schuß ab. Bei Niederhof wurden die „armen Reisenden" festgenommen und dann ans K. Amtsgericht eingeliefert.
* Hechingenö. Dez. Der gestern abend in der fürstlichen Domäne Ziegelbacher Hof an mehreren Stellen zugleich ausgebrochene Brand, dem der ganze Gebäudekomplex zum Opfer gefallen ist, ist auf Brandstiftung zurückzuführen. Ein kurz zuvor entlassener Knecht» der abend« von Bisingen aus nach Sigmaringen reiste, wurde auf dem Bahnhof Sigmaringen als der Tat verdächtig verhaftet und in da« hiesige Untersuchungsgefängnis eingelicfert. Die Frau de« Pächter« Wolf, die vor drei Tagen im Wochenbett eine lebensgefährliche Geburt überstanden hat, konnte noch rechtzeitig zu Verwandten auf den Bühlhof gefahren werden. Ihr Zustand ist jedoch infolge dst überstandenen Anstrengungen sehr bedenklich. Der Brandschaden ist bedeutend, besonders an Frucht- und Futtervorräten, sowie an landwirtschaftlichen Gerätschaften. Da« gerettete lebende Inventar bestand aus 8 Pferden und 33 Stück Vieh, die nur unter größten Anstrengungen in Sicherheit gebracht werden konnten. Die Löscharbeiten wurden durch Wassermangel sehr erschwert.
Berlin 5. Dez. (Re ich «tag.) Auf der Tages- orimung sieht die 1 Lesung des Reichrhaushalt«-Etat« p o 1909 in Verbindung mit der Besoldungs- Vorlage und dem Nachtrags-Etat für Ueber- nahme de» ostasiatischen Detachement« durch die Marine. Schatzsekretär Sydow bringt den Etat mit einer Rede ein, in der er u. A. ausführt: Das Jahr 1907 hat mit einem Fehlbetrags von 13°/« Millionen abgeschlossen, ungerechnet 7 Millionen Ausfall an Uebenvsisungrsteuern. Der Fehlbetrag setzt sich zusammen aus 19 Millonen Mehreinnahmen und 33 Millionen Mehr
ausgaben. Der Fond» für Witwen und Waisen hat au« den Zöllen nur 42'/« Millionen erhalten, also 5^2 Millionen weniger, als veranschlagt war. Im laufenden Etat-Jahre dürfte der Fehlbetrag 112°/« Millionen betragen gegenüber dem Voranschlag, hauptsächlich deshalb, weil Mindereinnahmen in Höhe von 134 Millionen zu erwarten find, namentlich Mindereinnahmen an Zöllen aber auch bet der Postvsrwaltung. Daß die Notwendigkeit sparsameren Wirtschaften« anerkannt worden ist, zeigt Ihnen der bekannte Erlaß des Reichskanzlers vom Juni. In dem neuen Etat find auch schon bei den Zentralstellen keine neuen Beamtenstellen eingerichtet worden. Eins Ersparung bringt auch die Angliederung der ost- astatischen Detachement« an die Marine. Das Gesamtergebnis diese« Ersparnis-Prinzipr ist, daß der neue Etat gegen den von 1908 nur 80 Millionen mehr erfordert. Auf dis einzelnen Etats des Näheren eingehend, bemerkt der Schatzsekretär zum Militär-Etat: Die einmaligen Ausgaben find wesentlich niedriger und zwar nicht etwa weil die Raten niedriger bemessen wären, sondern weil überhaupt weniger gefordert werden. Im Ganzen ist, und da« ist zum ersten Male seit langen Jahren vorgekommen, der Militär- Etat von dem einen Jahr zum andern diesmal um 33 Millionen zurückgegangen. Der Kolonial- Etat weist diesmal ein freundlicheres Gesicht auf, weil die Zuschüsse an die Schutzgebiete geringer sind. Im Ganzen ist der neue Etat eine Vsr- stärkung der Gründe für die Finanzrefocm und die neuen Steuern. Weiter verbreitet sich der Redner über Besoldungrreform. Diese komme zu Gute, den unteren Beamten mit 53°/«, den Mittleren zu 42°/«°/« und den höheren Beamten nur mit 4°/«. Andere Reformen find geplant auf dem Verwaltungswege und zwar namentlich eine Aufbesserung der Diätare. Folgen soll auch eine Erhöhung der Löhnung der Mannschaften. Insgesamt, mit Wohnungsgeldzuschüssen, aber ohne Erhöhung der MannschaftSlöhnung kommt man zu einem Mehraufwand von 134 Millionen. Ich glaube, daran zeigt sich, daß da« deutsche Reich er an Fürsorge für seine Angestellten nicht fehlen läßt. Wenn die Beamten noch weitergehende Verbesserungen verlangen und wenn der Reichs, tag diesem Wunsche stattgeben sollte, so würden noch mchr als 500 Millionen erforderlich sein und das Zustandekommen der Finanzreform würde dadurch sehr erschwert werden. Ich kann daher nu: raten mit der Bewilligung weitergehender Beamtsn-Aufbefferungen vorsichtig zu sein. Abz. Speck (Ztr.) führt au«: Der Etat ist jedenfalls ein ungünstiger. Er ist eben auf Grund der jetzigen Gesetzlage aufgestellt und deshalb ist in ihm noch die Stundung von Matrikularbeiträgen vorgesehen. Der Bedarf scheint mir an einzelnen Stellen künstlich herabgedrückt zu sein, um den Etat schöner aussehen zu lassen, als er ist. (Inzwischen ist der Reichskanzler auf seinem Platze erschienen.) Wir sollten mit dem Bau von Schiffen langsamer Vorgehen. (Sehr richtig im Zentrum.) Ich bedauere, daß nicht von deutscher Seite Entgegenkommen gezeigt wurde, als un« eine Ver- Minderung de» Flottenbaue« von anderer Sette nahe gelegt wurde. So erfreulich die Herab- setzung der südwestafrikanischen Schutztruppe ist, so werden wir doch bemüht sein, den Bestand der