Ei ist schwer, zu glauben, daß ein so fleißiger Künstler Zeit gefunden haben soll, ein Laster­leben zu führen, wie Frau Stsinheil er be­schrieben hat. Alle Personen, dis ihn näher kannten, bezeichnen ihn als charakterschwach, aber von perversen Neigungen war auch gerüchtweise niemals die Rede.

Wien 4. Dez. In Brüx kam er gestern abermal« zu Demonstrationen und Zusammen- flößen zwischen Deutschen und Tschechen. Besonders tschechische Dragoner nahmen dort gegen die Deutschen eine bedrohliche Haltung ein. Zu ernsten Ausschreitungen kam es auch in Pilsen. Dort war besonders dar deutsche Haus und die Wohnung des deutschen Landmannministers vr. Schreiner gefährdet.

Wien 4. Dez Alle Mobilisierung«- und Kriegrgerüchte werden offiziell kategorisch dementiert. Die Timer-Meldung, daß der österreichisch ungarische Botschafter in Konstanli- nopel der Pforte seine Befriedigung über ihre korrekte Haltung in der Boykottfrage ausgrückt habe, wird in hiesigen maßgebenden Kreisen be­stritten. Dies sei deshalb undenkbar, weil die bisher von der türkischen Regierung gegen die Boykott-Bewegung unternommenen Schritte nicht die gerinoste Wirkung gehabt haben und dar Organ der Großwefir«, Jeni Gazetta, sogar neuerdings zur Beteiligung am Boykott auffordert.

Prag 5. Dez Hier herrscht jtzt völlige Ruhe. Der Geschäftsverkehr wickelt sich wieder in normaler Weise ab.

Prag 4. Dez. Mit großer Bestimmtheit erhalten sich hier die Kriegrgerüchte, welche durch dis Abberufung eines Teiles der hiesigen Garnison nach dem Süd-n neue Nahrung erhalten. Das hier garnisoniererde Infanterie-Regiment Nr. 75 ist gestern Nachmittag 3 Uhr in zwei Extrazügen nach Bosnien abgegangen. Es ver­lautet hier gerüchtweise, daß heute die gesamte Prager Garnison bis auf einige Bataillone nach Bosnien abgkhen sollen. Buch au» anderen Gar­nisonen Böhmens find Mannschaften an dis bos­nisch, serbische Grenze abgegangen. Die tschechischen Sozialdemokraten haben für nächsten Dienstag eine Protcstversammlung gegen die kriegerische Regierungs-Politik einberufen.

Moskau 3. Dez. Senator Garin hat die Untersuchung der Moskauer Polizei­zustände beendet. Es ist festgestellt worden, daß die Geheimpolizei seit Jahren in Verbindung mit dem Moskauer Verbrechertum steht und gemeinsam mit den Verbrechern Raubmorde und Raubüberfälle

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und andere Verbrechen in« Werk gesetzt hat. Die Stadt war hiezu in besondere Bezirks eingeteilt, in denen den einzelnen Verbrocherbanden gegen Abgabe eines bestimmten Prozentsatzes ihrer Beute völlige Freiheit gestchert war. Ein ehemaliger Stadthavptmann wird wegen Fälschung, Bestech­lichkeit, Wucher und Erpressung vor Gericht ge­stellt werden.

Petersburg 4 Dez. Senator Garin, der eben erst durch eine Revision dis haarsträubenden Mißbräuche des Moskauer Polizeipräsidenten, General Reinbott, festgsstellt hat, wird abermals nach Moskau kommandiert. Diesmal handelt es sich um die Revision der dortigen Staats- und Privatbahnen, die durch Mißbräuche um 30 Mtll. Rubel geschädigt find.

Budapest 4. Dez. Trotz des offiziellen Dementi erhält sich hier da» Gerücht, daß tät- sächlich an der montenegrinischen Grenze ein Zusammenstoß einer östereichischen Pa­trouille mit einer montenegrinischen Bande stattgefunden habe. Doch soll nicht die Patrouille» sondern dis Bande in die Flucht ge­schlagen worden sein. Bei dem Kampf sei der die Patrouille führende Offizier gefallen und drei Mann schwer v.rwundet worden.

Belgrad 4. Dez. In der geheimen Sitzung der Skvptschina bestätigte der Minister der Aeußern, Milowano witsch, daß er auf seiner Reise im Auslands den Eindruck ge­wonnen habe, daß dis Großmächte dis Annexion Bosniens und der Herzegowina bereits anerkannt habe, daß Serbien sich mit einer kleinen Kompen­sation begnügen müsse. An einen Krieg mit Oesterreich sei nicht zu denken, da Serbien zu einem solchen gänzlich unvorbereitet ist.

DerTag" weiß von einer Abänderung der amtlichen Hofbertchterstattung zu melden. Der Kaiser Habs zunächst den einzelnen R'fforts seiner Hofhaltung wissen lassen, daß er unwichtige Dinge nicht mehr erwähnt haben wolle. Wenn z. B ein jüngerer Prinz sich nach Potsdam begebe, um beim 1. Gardregiment z. F. zu speisen» oder ein anderer einem Freunde einen Jagdbesuch abstatte, so sollen diese privaten Tatsachen künftighin nicht mehr öffentlich bekannt­gegeben werden. Auch habe der Kaiser dem Wunsche Ausdruck gegeben, die Zeitungen möchten nicht von sich au« bedeutungslose höfische Angelegenheiten berichten. Von jetzt ab solle der Hofbericht dem K. literarischen Bureau

des Staatsministeriumr (für preußische An­gelegenheiten) und dem Preßdezernat des Aus- wärtigen Amts (für Angelegenheiten des Reichs) vorgelsgt und dann erst veröffentlicht werden.

In dem bekannten Kinde sunt e r« schiebungsprozeß der Bahnwärterfrau Meyer contra Gräfin Kwtlecka, in dem wieder die Oeffsntlichkeit ausgeschlossen war, find der Vortrag des Aktenmaterialr und dis weiteren Beweisanträge abgeschloffen worden. Nanmehr soll im Termin an 19. Dezember 9 Uhr die Entscheidung de« Oberlandesgericht« darüber verkündet werden, ob eins weitere Beweisaufnahme stattfindet oder ob die Anwälte ihre Schlußplai- doysrs zu halten haben.

voraussichtliche Witterung:

Lokale Nebelbildung, wechselnde Bewölkung, stellen­weise Niederschläge, unter Tags ziemlich mild.

Standesamt Cal».

Geborene.

29. Nov. Eugenik Friedrike, T. d. Eugen Wilhelm Bodemer, Taglöhners.

29. Maria Johanna, T. d. Georg Friedrich

Dongns, Schuhmachermeisters.

Gestorbene.

28. Nov. Johann Gottlieb Krals, Maschinenstricker 81 Jahr 11 Monat alt.

2. Dez. Jakob Heberle, gew. Buchbinder, 77 Jahr

6 Monate alt.

3. Dez. Willy, S. d.d Franz Immanuel Roller,

Jacqardwebers, 6'/- Monat alt.

Kekkametett.

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Privat-Anzeigrn.

LS

Hirsa«, 4. Dezember 1908.

Todesanzeige.

Verwandten, Freunden und Bekannten zur Nach­richt, daß unser lieber, treubesorgter Gatte, Vater, Bruder, Groß- und Schwiegervater

Tarl Greiner

heute abend 7 Uhr unerwartet schnell gestorben ist.

Beerdigung Sonntag nachmittag '/-4 Uhr vom ! Trauerhaus aus.

Die trauernden Hinterbliebenen.

Althengstett.

Todesanzeige.

Verwandten und Freunden geben wir die schmerz­liche Nachricht, daß unser lieber Sohn

Lugen

gestern Abend 10 Uhr nach langem Leiden im Alter von nahezu 25 Jahren, sanft entschlafen ist. Beerdigung am Montag nachm. 1 Uhr.

Jakob Blaich, Metzger und Fra«.

Lievenzell, 5. Dezember 1908.

Todesanzeige. °

Teilnehmenden Verwandten und Bekannten geben wir die schmerzliche Nachricht, daß unser lieber Sohn

Larl Wiefel

heute früh 5 Uhr nach längerem Leiden im Alter von 19 Jahren sanft entschlafen ist.

Um stille Teilnahme bitten

die trauernden Eltern

Philipp Flesel und Frau.

Beerdigung am Montag nachmittags 2 Uhr.

I.Lraftsportvereln Lalw.

Heute SamStag, 8. d. M., abends 8 Uhr,

Mouatsversa mml««g

im Lokal.

Zahlreiches Erscheinen er­wartet

der Ausschuß.

Orangen»

Zitronen,

Maronen,

Nüsse

Johannisbrot

empfiehlt ZMoIsi

ZuMmlek Verein Lol«.

Dienstag, den 8. Dezember, abends

8 Uhr imWaldhorn"

Momtsvcrsammlullg.

Referat über den Vertretertag in Eßlingen, Vortrag überDas Hand­werk einst und jetzt."

Freunde unserer Sache sind eingeladen.

Der Borstand.

Einen noch guterhaltenen

Ueberzieher

gibt billig ab

Schühle, Schnett«.