einberufen werden soll, von dem da» Ultimatum an Serbien gestellt werden wird. In Wien sollen bereit» 75000 Reserv'sten einberufen worden sein. Auch die ganzen böhmischen Garnisonen find teilweise von ihrem Truppenbestand entMst. Heute trafen hier Pcivatmeldungen von einem Grenzgefecht ein. in dem 40 östreichische Soldaten gefallen sein sollen.
Zürich 2. Dez. Der seit Sonntag vermißte Kaufmann Karl Schmidt aus Bondorf (Württemberg) ist heute am Rantispitz im Kanton Glarus tot aufgefunden worden. Die Leiche des Abgestürzten ist von Rettungsmannschaften ge. borgen worden.
Prag 3. Dez. Die erhoffte Wirkung der Proklamierung des Standrecht« ist nicht ausgeblieben. Sowohl während der Nacht, als auch während de» heutigen Vormittags herrschte vollständige Ruhe. Der Rektor der tschechischen Universität stellte die weitere Abhaltung von Vorlesungen bi« nach den Weihnachtefeiertagen ein.
Wien 3. Dez. Die „Deutschradikale Korrespondenz" bringt die bisher noch unbkständige Meldung, daß stch der Kaiser gelegentlich de« Empfangs der Huldigungrabordnung de« Herren, hause« in sehr entschiedener Weise über die Vor» fälle in Prag «»«gesprochen und dabei unter anderem dis Aeußsrung gemacht habe, daß .unter solchen Umständen endlich einmal hinein« gefahren werden müsse". Auch in Ische- chischen Kreisen wird diese Aeußerung des Kaisers, die er gegenüber dem Grafen Franz Thun gemacht haben soll, kolportiert und eifrig besprochen.
Konstantinopel 3 Dez. Heute Nacht erschien bei General Jrmail Mahyr Pascha ein Albanier, der frühere Kommandant ve« Expeditionskorps auf Samo« mit einigen Militär. Personen und überreichte dem General den Befehl des Krieqsministers» sofort zu ihm zu kommen. Ismail Pascha verließ daraufhin mit einem Diener sein Hau« in Stambul und wurde als er wenige Schritte weit gekommen war, beim Mausoleum Mahmuds durch 8 Schüsse getötet. Einer der Schüsse hatte da« Herz durchschlagen. Der Diener ist schwer verwundet. Der Befehl der Kriegsministers war fixiert, sein Siegel.Abdruck gefälscht. Es dürfte stch um einen politischen Mord handeln.
vermischtes.
— Au« Lome (Togo) berichtet da« »Amts« blatt für das Schutzgebiet Togo": Am 3. Juli nachmittags 5 Uhr fand in Gegenwart der beiden Damen Frau Wirkl. Geheimrat Sachse-Berlin und Frau Oberin Cl. v. Wallmenich-München die feierliche Grundsteinlegung zum „Königin Charlotten.Krankenhaus" statt, das groß, artige Geschenk, welches der Landesverein Württem. berg dem Schutzgebiet gemacht hat und dar nach der Königin Charlotte von Württemberg benannt ist. Die Feier verlief unter lebhafter Beteiligung der europäischen Bevölkerung Lome» in würdiger Weise. Der Festplatz war mit Flaagen in den Reichrfarben und in den württembergischen
Landesfarben geschmückt. Kleine Fähnchen bezeichnet«, die Ecken der 5 Hauptgebäude der in Aussicht genommenen Krankenhaurlage. von der zunächst der Mittelbau mit 5 Keankenräumen in Angriff genommen werden soll. Der Gouverneur setzte in einer längeren Ansprache die Bedeutung dtt zu errichtenden Krankenhauses und die Geschichte seiner Entstehung auseinander. Er begrüßte im Namen de« Schutzgebiets die beiden als Vertreterin, nsn de» Frauenverein« anwesenden Damen Md gs< dachte in Dankbarkeit der bisherigen segensreichen Tätigkeit de« Frauenverein«, sowohl seiner Mit- „lieber in der Heimat, als auch besonder« der von dem Verein in die Schutzgebiete entsandten Schwestern vom Roten Kreuz, von denen schon manche ein Opfer ihre« Beruf« geworden sei. Er sprach den ganz besonderen Dank de« Schutzgebietes dem Landesveretn Württemberg au« und wie» auch auf die hohe Ehre hin. die Königin Charlotte von Württemberg, die Protektorin des Landesverein«, dem Schutzgebiet erwiesen habe. Sodann verlas er die dem Grundstein einverletbte Urkunde über die Errichtung der KönigimCharlottenkranken- Hause« und tat 3 Hammerschläge. Ihm folgten Mitunterzeichner der Urkunde: die beiden Damen vom Vorstand der Frauenvereinr. Regierung«arzt Dr. Liebl, Regisrungsbaumeister Steiner und der Erste Referent Oberrichter Dr. Meyer. Möge der Bau. zu dem so der Grund gelegt wurde, als ein Werk, von deutschen Frauen in deutscher Treue begonnen, durchgeführt und unterhalten, dem Schutzgebiet reichen Segen bringen!
— In Genf hat stch die Schriftstellerin Ilse Frapan-Akunian von einer Freundin erschießen lassen, die stch dann nachher auch erschoß. Ilse Frapan, Pseudonym für Ilse Lsvien, war am 3. Februar 1855 in Hamburg geboren und studierte in Stuttgart bei Fr. Th. Bischer. Sie lebte dann in München, später meist in der Schweiz, in Zürich und Genf. Sie fing an mit Hamburger Novellen (1887) die stch durch realistische Auffassung aurzeichneten. Eine große Reihe anderer Novellenbände beweisen ihr Können auch an anderen Stoffen. Allmählich wandte sie stch dem Tendenzroman zu (Die Betrogenen 1898), in dem sie die Frauenfrage oft recht einseitig, aber meist wirkungsvoll behandelte. Mehr und mehr ging sie darin zu der extremen Moderne über (Arbeit 1903), und diese Wendung war ihr unheilvoll, sie hat zuletzt immer mehr ihre frühere Beliebtheit eingebüßt. Auch Gedichte und inte- reffante Vischererinnerungen hat sie herausgegeben, während ein dramatischer Versuch ihr mißlang — Von anderer Seite wird berichtet, daß die Ver- schiedene schon lange schwer leidend war und sie selbst eine Heilung als ausgeschlossen hielt.
Der erste Newyorker „Erdkratzer". Mit der Vollendung der noch noch im Bau stehenden 42stöckigen Wolkenkratzer« der Metro- politan.Lebensverstcherung haben die amerikanischen Wolkenkratzer wohl ihre größte Höhsnausdehnung erreicht, denn im nächsten Jahr wird eine Bau- ordnung erscheinen, die die Höhe der Häuser an bestimmte Grenzen bindet. Schon jetzt hat aber
der Geschäftssinn der Amerüaner einen Ersatz für die Beschränkung von Höhenausdehnungge- funden: statt der Wolkenkratzer baut man „Erd- kcatzer", Häuser» bei denen mehrere Stockwerke unter der Erde liegen. Nach den Plänen de« Architekten Hazlitt wird jetzt der Vau eine« neuen Riesenhause« in Angriff genommen, da« zwar Über dem Erdboden nur 38 Stockwerke zeigen wird, aber zugleich 6 neue unterirdische Etagen besitzt. Die neuesten Erfindungen auf dem Gebiet der Beleuchtung und der Ventilation«- techntk werden diesen unterirdischen Räumen genügend Licht und Luft spenden, um in hygienischer Beziehung hinter den anderen Stockwerken nicht zurückzustehen. Die Kosten der gewaltigen Vau«, der am Broadway errichtet wird, werden auf 15'/» Millionen Mark veranschlagt, und bei der Herstellung, bei der Holz ausgeschlossen bleibt, werden 9—10000 Tonnen Stahl Md gegen 12 Millionen emaillierte Backsteine Verwendung finden.
Der geheimnisvolle Ring. Au« Newyork wird berichtet: Ganz Amerika beschäftigt stch mit der rätselhaften Geschichte eine» kostbaren Ringes, der an Miß Elk in«, die vielgenannte präsumptive Braut de« Herzog« der Abruzzen, in einem Postpaket mit ungenanntem Absender M» Europa geschickt wurde. Seit einiger Zeit werden alle verdächtigen Postsachen an Miß El- kins untersucht, da man Attentate auf dis junge Amerikanerin fürchtet. Al« jetzt au« Italien ein kleines Postpaket ohne Inhaltserklärung eintraf, öffnete die Behörde da» Kästchen. Er enthielt einen einzigartigen wundervollen Goldring mit einem riesigen herrlichen Rubin. Der Ring hätte mit 60°/° seiner Werter verzollt werden müssen. Man schickte ihn nach PtttSburg, die Zollbehörde beschäftigte stch eifrig mit der Angelegenheit, aber auch in Amerika kennt man bureau- kratische Anwandlungen und schließlich wurde verfügt, daß der Ring ordnungsgemäß in New- yoik verzollt werden müsse. Nach einem Monat traf der Ring wieder in Newyork ein, und hier liegt er j-tzt seit Wochen, ohne daß er eingelöst wird. Man verlangt 12 000 ^ Zoll, und schließlich ist man jetzt zur Konfiszierung de« kostbaren Juwel» geschritten. Voraussichtlich wird er das Schicksal aller beschlagnahmten Gegenstände teilen und im nächsten Jahr versteigert werden. Man schätzt den Wert de« Rubin« auf 20000 Allgemein vermutet man in dem Herzog der Abruzzen den Absender, aber Bestimmtes ist unbekannt und das Rätsel fährt fort Rätsel zu bleiben.
vor»»«ftchlliche Sitter»««:
Lokale Nebelbildung, wechselnd bewölkt, vereinzelte Niederschläge, Nachts Frost, unter Tags ziemlich mild.
Gottesdienste.
2. Kdvml» 6. Dez. Vom Turm: 63». Predigtlied: 98 Ermuntert euch ihr Frommen rc. 9'/- Uhr: Vormitt -Predigt. Dekan Roos. 1 Uhr: Christenlehre für die Söhne. 5 Uhr: Bibelstunde im Vereinshaus, Stadtpfarrer Schmid.
10. Dez. 8 Uhr abend»: Bibelstunde i« VereinShanS. Dekan Roos.
Gegen Mittag hatte er einen zweiten Ohnmachtranfall zu Überstehen, fodaß der Diener — ohne einen Auftrag abzuwarten — den Arzt herbeirief.
Der alte Geheimrat, der Heimer schon seit Jahren behandelte, schüttelte bedenklich den Kopf und empfahl die größte Schonung, während er zugleich dringend vor jeder seelischen Aufregung warnte.
Dann ging er, und Heimer war wieder allein.
Gewissenhaft nahm er die verschriebene Arznei. Er mußte ja wieder gesund werden — sobald als möglich. Jede Minute war jetzt kostbar. Wenn nur erst die Nachricht von Ada eingetroffen war . . .!
Plötzlich kam ihm ein neuer Gedanke: vielleicht war sie schon auf dem Wege zu ihm . . . er ließ stch da« Kursbuch bringen und berechnete dann, wenn sie wohl eintreffen könnte . . . Frühestens in vier Tagen, sagte er stch. Aber nun wollte er stch gedulden. Diese» Bewußtsein gab ihm wieder neue Kaft, und er fühlte stch förmlich erleichtert dadurch.
Am nächsten Morgen versuchte er schon wieder, stch allein anzukletden; und es gelang auch, allerdings nur unter großer Anstrengung.
Der Arzt kam und nickte befriedigt:
„Nun sehen Sie, mein lieber Herr Heimer: heut find sie ja schon bedeutend wohler. Aber nun Diät halten und vor allem — keine Auf. regung, überhaupt keine geistige Anstrengung! Ein zweites Mal dürften Sie übrigen« nicht so glimpflich davonkommen . . . Haben Sie übrigen« Ihre Frau Gemahlin benachrichtigt?"
Heimer verneinte. Er konnte dem alten Herrn unmöglich die Wahr, heit sagen.
„Ist nun auch nicht mehr nötig, denke ich —" fuhr der Sanitätsrat fort — „befolgen Sie nur meine Anordnungen, und dann werden wir schon weiter sehen. Aber aurspannen müssen Sie unbedingt auf einige Zeit, sobald ste wieder ganz wohl find . . ."
Wieder vergingen zwei Tage. Und nun wurde Heimer von neuem unruhig: Wenn Ada stch auf seinen Brief hin zur sofortigen Rückkehr ent- schlossen hatte, weshalb hatte sie ihm dann wenigsten« nicht telegraphiert?
Seine Koffer standen noch immer gepackt da. Ein Telegramm mit Rückantwort hätte ihm Gewißheit darüber verschaffen können, ob Ada noch in Nizza oder bereits auf der Rückreise sei. Wenn er es nun wagte, trotz
seines leidenden Zustand« die Reise zu unternehmen — vielleicht in Be
gleitung seines Diener« . . .
Seine Sehnsucht nach ihr wuchs mit jeder Stunde der Erwartung.
Da — gegen Abend, als er bereit« in Gedanken da« Telegramm
formulierte, schrillte der Ton der Korridorglocke durch die Stille der einsamen Wohnung.
Ein jäher Schreck durchzuckte Heimer: sollte da« Ada sein? War ste gekommen — ohne Anmeldung, beunruhigt durch seinen Brief und besorgt um ihn? Hatte ste stch noch in letzter Stunde darauf besonnen, daß ste zu ihm gehörte?
Regungslos stand er in der Mitte des Zimmer« Md lauschte.
Dann öffnete stch die Tür, und der Diener trat ein, um ihm einen Brief zu überreichen.
(Fortsetzung folgt.)