Amts- und KnzeigeblaLl für den Gberamtsbezirk Lalw. 83. Ishr-r»-.

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Srschüinungstage: Montag, Dienstag, VNttwoL, «saaerstag. Freitag und Samstag. Inserttonspreis » g?g. pro Zeile für Stadt u. Bezirksorte; außer Bezirk 18 Pfg.

Ireitag. -e» 4. Dezember 1808.

»ezugSpr.i. d. Ttadt V^LHrl. m. Lrüzerl. Mk. I.2S. Postbezuztpr. f.d.Ortr»u. Nrchbarortlverk. >/^LHrI. MI. 1.20. im yernverkrh« Wk.I.N. »estilly. in WLrtt. so Psr-, in Bayern u. «eich« Pf,.

Amtliche Bekanntmachungen

Bekanntmachung

betr. den einjährig-freiwilligen Militärdienst.

Diejenigen im Jahre 1889 geborenen jungen Leute, welche zurzeit ihren dauernden Aufenthalt im Königreich Württemberg haben, im Besitze gültiger (Schul-) Zeugnisse über die wissenschaftliche Befähigung für den einjährig-freiwilligen Dienst sich befinden und die Berechtigung zu« einjährig- freiwilligen Militärdienst erwerben wollen, werden darauf aufmerksam gemacht, daß die Gesuche um Er­teilung des Berechtigungsscheines zum einjährig- freiwilligen Dienst alsbald und spätestens biS zum 1. Februar 1909 unter Beifügung der in § 89 Ziff. 4, lit. 3c bezw. Ziff. 5 lit. a der deutschen Wehrordnung (s. Regierungsblatt für das Königreich Württemberg vom Jahr 1901 Seite 275 u. ff.) vorgeschriebenen Papiere, nämlich s) eines standesamtlichen Geburtszeugaiffes, d) der nach Muster 17 3 zu § 89 der deutschen Wehrordnung erteilten EinwilligungSerllärung des gesetzlichen Vertreters, c) eines UnbescholtenheitSzeugnisseS (d. h. eines Leumundszeugnisses vom Geburts- und Auf­enthaltsort und zwar je «euere« Datums), cl) des (Schul-) ZeugniffeS über die wissen­schaftliche Befähigung für den einjährig- freiwilligen Dienst,

bei der Kgl. Württ. Prüfungslommisfion für Einjährig-Freiwillige in Ludwtgsbnrg schriftlich

einzureichen sind.

Hiebei wird bemerkt, daß es zulässig ist, schon vom vollendeten 17. Lebensjahre an um Erteilung des Berechtigungsscheins zum einjährig-freiwilligen Dienst nachzusuchen und es sich für die Nachsuchen­den empfiehlt, mit der Einreichung des Gesuchs nicht bis zum Eintritt in das militärpflichtige Alter zuzuwarten.

Im übrigen wird auf die Bekanntmachung der K. Württ. Prüfungskommission für Einjährig-

Freiwillige vom 15. Juni 1908 (StaatSanzeiger Nr. 189, Beilage) hingewiesen, worin das Nähere über die gedachte Berechtigung, ihre Nachsuchung und den dabei zu führenden Nachweis enthalten ist. Calw, 4. Dizember 1908.

K. Oberamt.

V o e l t e r.

TaseS«e«iskette».

* Calw 4. Dez. Die gestrige Bürg er- ausschußwahl hatte folgende« Ergebnis. Ge­wählt find Karl Zahn, Uhrmacher mit 330, Wilh. Stickel, Uhrmacher mit 327, Heinrich Essig, Flaschnermeister mit 325, Jakob Knecht, Kaufmann mit 272, Emil Hammer, Löwen- wirt mit 225, Georg Steck, Maschinenstricker mit 208, Georg Jung, Kaufmann mit 203 und Jakob Schäfer, Schreinermeister mit 196 Stimmen. Die ersten 4 Gewählten standen auf beiden Wahlzetteln. Weitere Stimmen erhielten: Friedrich Pfrommer, Bäckermeister 179, Gottl. Wörner, Färbereibefitzrr 163, Christoph Jäger, Malermeister 141 und Georg Pfau, Wsinhändler 93 Stimmen. Von 600 Wahlberechtigten haben 34357°/° abgestimmt. Vom Volksverein wurden 116 unabgeänderte und 84 abzeänderte, zusammen 200, vom Bürgerverein 64 unabgeänderte und 79 abgeänderte, zusammen 143 Wahlzettel ab­gegeben. Der Bürgerausschuß besteht jetzt aus 13 Mitgliedern des Volksvereinr und 2 der Bürger- verein».

Stuttgart 3. Dez. Behuf» Teilnahme an den bevorstehenden Beratungen im Bundesrat über die Strafprozeßreform ist der Mini­sterialdirektor v. Zindel im Justizministerium zum stellvertretenden Bundesratsbevollmächtigten ernannt worden.

Stuttgart 3. Dez. Au« Anlaß der 60. Wiederkehr des Tages des Regierungs­antritts de« Kaiser« Franz Josef von Oesterreich, fand gestern abend in der öster­reichisch.ungarischen Gesandtschaft in der Neckarstraße ein großer Empfang statt, zu dem auch der König, Ministerpräsident Dr. v. Weizsäcker, die übrigen Staatsminister, da« diplomatische Korps, Hofchargen und zahlreiche Offiziere erschienen waren. Der König und die Königin find abends V»10 Uhr mit dem Automobil nach Bebenhausen zurückgekehrt.

Stuttgart 3. Dez. Heute nachmittag fand im Frtedrichrbau eine Versammlung württ. Zeitungsverleger statt. Diese nahm nach einem Vortrag von Dr. Wolf (Schwarzw. Bote Oberndorf) gegen die geplante Anzeigensteuer Stellung und billigte die bisher vom Vorstand de» Verein« deutscher Zeitungsverleger in der An­gelegenheit unternommenen Schritte. Im An­schluß an dis Versammlung wurde beschlossen, einen Kreitverein Württemberg de« Verein« deut­scher Zeitungsverleger zu gründen. Der größte Teil der Anwesenden erklärte sofort seinen Bei­tritt. Ein provisorischer Ausschuß wurde mit den weiteren Schritten beauftragt.

Tübingen 3. Dez. Eine aufregende Geschichte, die aber erfreulicherweise ohne U.fall abging, ereignete sich gestern Abend. Wie immer fuhr die Post um 8 Uhr von hier nach Beben­hausen ab, beladen mit Paketen und eine Frau als Passagier mit sich führend. In Lustnau an der Post wurden Pakete abgeladen, als aber der Kutscher weiterfahren wollte, waren Wagen und Pferde verschwunden. Die edlen Rösser waren auf dumme Gedanken gekommen, einfach umge- kehrt und nach der Stadt in toller Fahrt gerast,

Roman von Konrad Remling.

(Fortsetzung.)

Da war gestern Jarnow, mit Büchern und Papieren beladen, in seine Pcivatwohnung gekommen und hatte ihm Vortrag gehalten, unauf­gefordert, mit klaren, nüchternen Worten . . hatte ihm das Wechselkonto, die einzelnen Verfalltermine genannt, hatte von Lieferungs-Einstellungen gesprochen, die Trges.Einnahmsn vom Januar und Februar zusammen- gerechnet. Aktiva und Passiva gegenüberg stellt und dann geschwiegen.

Mit qualvoller Erinnerung dachte er daran, wie ihn gestern gerade dieses Schweigen beschämt und niedergedrückt hatte. Totenstill war es im Zimmer gewesen; nur dis hohe Standuhr hatte einförmig und wie es ihm schien mitleidlos dazu getickt. Und er hatte nicht gewagt, üufzu- bltcken, dem Manne in die Augen zu sehen, der jahrelang mit ihm gemeinsam gearbeitet am Aufblühen und Gedeihen de« Geschäfte», der unbedingte« Vertrauen zu ihm gehabt und der zu ihm aufgesehen hatte als zu einem der umsichtigsten und solidesten Geschäftsleute.

Er hatte schließlich noch einmal versucht, ihn hinzuziehen, ihn zu vertrösten als ob nicht er selbst, sondern Jarnow der davon Betroffene sei aber vor den klaren, ruhigen Augen de» Mannes waren ihm die Worte auf den L ppen erstorben.

Und dann hatte Jarnow er gewagt noch immer, ohne den eigent­lichen Vorwurf aurzuspcechsn nach Ada zu fragen.

Frau Heimer ist noch Immer in Nizza?'

Ec hatte nur genickt dazu und kein Wort erwidert. War bedeuteten die paar tausend Franken, die Ada dort gebrauchen würde, gegenüber den großen Summen mit denen er hier zu rechnen hatte. Er hatte ihr die Reise im Anfang der Januar versprochen als er den Titel Kommerzienrat

s erhielt, und noch niemand seine finanziellen Schwierigkeiten ahnte. Wider Erwarten schnell hatte er seine Einwilligung dazu gegeben. Und j tzl begriff er auch, weshalb er er getan; ihre Gegenwart hatte ihn g'quält und gemartert die ganzen letzten Wochen hindurch. Er wollte noch immer nicht einsehen, daß sie allein es war, die ihn zu Grunde gerichtet halte. Er liebte ste noch immer vielleicht noch mehr als zuvor. Und deshalb hatte er ste fortgeschickt: ste sollte nicht zusehsn, wie mühselig und hülflor er ankämpfte gegen da« Schicksal . . Das hatte er sich etngeredet und er glaubte wohl auch, daß dies der einzige Grund zu seinem Entschlüsse gewesen sei. In Wirklichkeit gab es noch einen anderen einen tiefer liegenden, den er sich jrdoch nicht eingestehen wollte. Er hatte damals die Empfindung ge­habt, daß er sie verlieren könnte, daß ste ihn vielleicht verlassen und ihn aufgsben würde an dem Tage an dem ste zum ersten Male klar sah, wie es um ihn stand . . So gut kannte er ste und dennoch liebte er ste. Er zitterte bei dem Gedanken, daß seine Vermutung zur Wirklichkeit werden könnte; und sein Verlangen nach ihr wuchs, je mehr er hätte einsehen sollen, daß sts seiner unwürdig war, daß ste ein Dämon war, der rücksichtslos Opfer um Opfer forderte.

Nun hatte Jarnow durch seine Frage nach Ada diesen ganzm Gedanken­gang wieder in ihm wachgerufen; und er kam nicht wieder davon los. Er hatte plötzlich dar Verlangen, ihr nachzureisen, den Rest seine« Gelder zusammenzuraffsn, irgendwo noch eine größere Summe aufzunehmen, fall« ihm dies noch gelingen sollte, und an der Bank von Monte Carlo einen letzten, großen, verzweifelten Coup zu versuchen . . vs. bangus zu spielen. Vielleicht, daß ihm noch in letzter Stunde da« Glück lächelte . . Freilich: es wäre ein Spiel auf Leben und Tod gewesen.

Einen Tag lang rang er mit diesem Entschluß. Er zermarterte sein Hirn, um eine letzte Hülfsquelle ausfindig zu machen; denn wenn er ging, so mußte er eine bedeutende Summe in Händen haben.

Da während er bereit« seine Koffer packen ließ und alle not-