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aufgetaucht waren, sie gebunden, geknebelt und «tt dem Tode bedroht 5-tten, konnte die Justiz und Polizei nicht auf die Spur der Mörder bringen. Außer den beiden Getöteten und Frau Sieinheil hatte sich in jener Nacht nur der zwanzig­jährige Diener Remy Couillard in der Villa be­funden, aber er schlief im dritten Stockwerk und schwur, nichts von den Vorgängen im Erdgeschoß gehört zu haben. Alle anderen Mitglieder de« Hartes Steinhetl, die ToUer Martha und dte Köchin sowie die sehr gefürchteten Wachhunde, waren in jener Nacht in einem Landhaus außer­halb von Pari« und auch der Maler, seine Frau und seine Schwiegermutter hatten in jener Nacht, nur weil es zur Rückkehr aufs Land zu spät geworden war, in der Stadtoilla geschlafen. Eine Anzahl Gchmuckgegenstände der Frau Steinheil und 8000 Frar cr Bargeld waren gestohlen worden. Aber alle Nachforschungen der Polizei blieben resultatlor. Couillard war in Steinheil« Diensten geblieben. Dieser Tage nun fand man in dem Portefeuille des Dieners eine in Seidevpopier eingewickelte Perle, welche nach Angabe der Frau Steinheil aus einem Ringe stammt» welcher beim Morde entwendet wurde. Neben den Stim men, di« den Scharfsinn der Frau Steinheil priesen, wurden alsbald auch solche laut» die auf Grund verschiedener Anzeichen vermuteten, die Perle sei in da« Portefeuille de» Diener« eingeschmuggelt worden, um den Verdacht der Mords, der Bei­hilfe dazu oder der Hehlerei aus den Diener zu lenken. B.so des waren die Angaben der Frau Steinhetl nicht ganz klar und widersprachen sich teilweise. Nun hat diese zwei Journalisten, die sie einem reaelrechten von 9'/« Uhr abends bis 1 Uhr , achis währenden Verhör unterzogen er­klärt, daß sie selbst die Perle in die Brieftasche des Dieners Co Mard gesteckt habe, um den Ver­dacht ans diesen zu lenken. Der Mörder ihres Gatten und ihrer Mutter sei ein gewisser Alexander Wo'f, der Sohn ihrer Köchin, der ihr gedroht Habs, er werde, falls er verhaftet würde, avrsagen, daß er den Mord aus ihre Anstiftung verübt habe, und daß sie ihm bei der Ausführung der Ver- brechen« behilflich gewesen sei. Wolf habe nur das Geld geraubt. Sie selbst habe die Schmuck süchsn verborgen, um eiren Einbruch glaubhaft zu machen. Au« Furcht, daß Wolf sie als Mit­schuldige bezeichnen könne, habe sie die Gerichts­behörden aus falsche Fährten geführt. Schließlich habe sie den Verdacht auf den Diener abwälzen wollen, in der Hoffnung, sich vollständig vor den Augen eines Mannes rechtfertigen zu können, besten Liebe Ae verloren habe, beste« Ramm sie «der nicht rennen wolle. Frau Steirheil wwde verhaftet und heute früh vom Unter- suchungrrichter vernorrmen. Ruch hier gab fis zu, eine Pule in die Brieftasche dr» Kammer« dirnsrs Couillard gebracht und einen Diamanten, den man bei der von ihr beantragte« Haursuchur g fand, auf dem Boden versteckt zu haben, um dte Gerichtsbehörde trrezuführen. Sobald Frau Stein- heil da« erste Geständnis abgab, Unterzeichnete der Untersuchungsrichter den Freilaffurg«besetz! für Couillard. Nach dem Verhör konfrontierte brr Untersuchungsrichter Frau Steinheil mit der Köchin

Mariotte Wolf. Di« Konfrontation ergab aber kein Resultat. Auch der Sohn der Köchin, Al-xunder Wolf, wurde Frau Steinhetl gegenüber­gestellt, wobei diese ihre Beschuldigung aufrecht erhielt, während Wolf zu leugnen fortfuhr.

Ein Prrlser Blatt, die .Libre Parole", spielt in einem «Vom Ely'es zum Gefängnis St- Lazare" betitelten Artikel auf die Gerüchte an, wonach Frau Steinhetl in Beziehungen zu dem früheren Präsidenten FelixFaure gestanden habe und schreibt: Wenn es wahr ist, daß Frau Steinheil, bevor sie ihre Mutter und ihren Satten verschwinden ließ, den Präsidenten Felix Faure vergiftet hat, dann könnte fis bei diesem politischen Verbrechen nur ein Werkzeug gewesen sein. Westen Werkzeug? Man wird es erfahren müssen. Die Affäre Steinheil ist noch nicht beendigt. Sie hat erst begonnen.

Paris 28. Nov. DerMatin" hat den geheimnisvollen Namen ausfindig gemacht, den Frau Steinhetl nicht nennen will. Er handelt sich um di.jmige Persönlichkeit, um derentwillen Frau Steinheil ihre Erklärung abgab, um sich vor diestm Manne zu rechtfertigen. Das Blatt gibt den Name» der bekiffenden Persönlichkeit nicht direkt an, veröffentlicht aber ein drei Spalten langes I tsrview mit der Persönlichkeit Die Unterredung ist aus Mez'5-er datiert. Es handelt sich um den Besitzer eines Schlaffes, der im Besitz großer Reichtümer ist. DerMatin" versichert gleich bei Beginn des Artik.l«, daß diese Persön­lichkeit über jrden Verdacht erhaben sei.

Paris 28. Nov. Der Verteidiger der Frau Steinhetl hat einen Protest gegen die Verhaftung seiner Klientin eingelegt, indem er angibt, daß sie ihre widersprechenden Angaben im Zustands der Hri 'erie gemacht hat. Die Pariser Presse fährt fort, die Justiz w.gen ihres Verhal­tens im Falle Steinheil g ober Säumnis und Pflichtverletzung arzuklagen.

Die richtige AmveMus des Lutterkalkes.

Bekanntlich bedürfen olle Tiere zur Bildung von Fleisch und Blut, sowie namentlich zum Auf- bau der Knochengerüsts Phosphorsäme und Kalk, zwei Bestandteile, die in den Füller stoffen, mit denen wir unsere landwirtschaftlichen Nitztiere err ähren, in mehr oder weniger großer Menge enthalten sind. Einen besonders großen Bedarf zeircn naturgemäß dte j mgen, im Wachsen de- griffencn Tiers, bei denen oar Knochengerüst Haupt- sächlich ausgebMet wird, sowie tragende oder säugende Muttertiere, die itrss Stoffe in beträcht­licher Menge in der Leibesfrucht oblagsrn oder den Jungen in der Milch zuführen müssen. Werden diese Tiere nun mit Futtermitteln er­nährt, dis arm an düsen Stoffen find, so kann infolge dieses Mangels Knochenbrüchigkeit eintreten. Ei dürste daher interessieren, wie die einj'lnen Futtermilt!l in dieser Beziehung beschaffen sind.

Reich an Kalk und Phosphorsäur e find folgende Futtermittel: Normales Wiesenheu. so wie dar Heu oller Leguminosen; Stroh der Hülsen- flüchte. Von den Kraftfuttermitteln: Sesam- kuchen und Mohr kochen.

Viel Phosphor säure aber wenig Kalt ent­halten die Körner der Cerealien und alle Kleien, einschließlich Reirmehl, und von den Oelkuchen, Erdnußkuchen, Leinkuchen, Rapskuchen, Kokoskuchen und B rumwollsaatmehl. Von anderen gewerblichen Abfällen Biertreber, Getreideschlempe, Malzkeime und Fleischmehl.

Arm an Phorphorsäure und Kalk sind die Wurzelgewächse wie Anqersen, Möhren und Kar­toffeln; ferner saure« Wiesenheu, sowie Heu, da« auf einem phorphorsäure- urd kalkarmen Boden gewachsen ist; schließlich find noch arm an diesen Stoffen das Stroh u serer Halmfrüchte und dis Molken.

An der Hand dieser Zusammenstellung wird nun jeder Landwirt en.scheiden können, ob da« Futter, das er seinen Tieren gibt, gerüger.d Phorphorsäure und Kalk enthält, und er wird in den meisten Fällen in der Lage sein, da« Futter so einzurichten, daß ein Mangel an diesen Stoffen nicht vorhanden ist. Im Großen und Ganzen werden meistens für Pferde, Rinder und Schafe in dem gegebenen Heu und in den Krafifutter- mitteln genügende Mengen davon enthalten sein, während es fitz bei jungen raschwüchsigen Schweinen, die vorzugsweise mit Kartoffeln, Molken und Körnerflüchten ernährt werde >, empfrhlen kann, den Mangel an Kalk durch künstliche Zuführung zu beseitigen. In düsen Fällen genügt dann meistens Schlemmkceide, die in allen Dcogerieen billig zu haben ist. Will man aber den Tieren neben dem Kalk r och Phorphorsäure zusühren, so kann der phosphorsaure Futterkalk Verwendung st.den. Beim Einkauf diese« ErsotzmÜtels zahle man aber nicht mehr als 10 pro Zentner und mache zur Bedingung, daß die Ware neben einem hohen Gehalt an Grsamt-Phorphorsäurs auch eine hohe Zitratlösüchkstt besitzt, denn ein derartiger Futterkalk wird von den Tieren am besten verwertet. Von einem solchen Fabrikat gsrüzen 510 Gramm für kleinere Tiere, 20 bis 30 für ein Stück Großvieh und 3050 Grawm für säugende oder tragende Muttertiere. Ob der gekaufte Kalk den oben angeführten Bedingungen entsp icht, sollte durch Untersuchung feffgest llt werden, dis auf der Versuchsstation Hohenheim kostenlos ausgeführt wird.

Zum Schluffe wollen wir aber vor einem ge, dar kenlosen Verschwenden dieses Beifutter« warnen, denn es ist ein Irrtum, wenn man glaubt, mit Hilfe von phorphmsaurem Futterkalk fette Schweine erzielen zu können. Dis dicken Schweine, die mau auf Reklamen häufig steht, st d nur durch dbn Sttft der Zeichners so dick geworden und stellen auf jeden Fall keine Abbildung von Schweinen dar, die durch Verfälle; ung von Futterkalk so fett geworden sind!

Land». Versuchsstation Hohenheim.

kteriameteil.

m Paketen von 25 kkx. avkivärts. LsvorLUxt« AisehllUKSll ä, 2.80 pro kttmä, kein, kräktix, »UL- xiediA uvä 3.50, ir>i!ä rmä aromatisch.

W. Ssvl»», vorm. Lostenbsrier, V»I»

KMlichk Md PllMtMlkilNl.

K. Htaatkanrvallschaft Tübingen.

Ladung.

I« der Strafsache gegen den Metzger Hugo Jahn von Crimmitschau wegen Diebstahls t. R. werden der Färber Johau« Georg Eid von Pfullingen und der Taglöhner Paul Schüttle von Cbhousen, welche sich in der Gegend von Calw aufhalten sollen, als Zeugen vor die Strafkammer des K. Land­gerichts hier auf

Freitag, deu 4. Dezember 1908, vorm. 11 Uhr,

geladen.

Ich ersuche die Behörden, dem Eib und Schüttle im BetretungSfoll hiervon Mitteilung zu machen.

Deu 28. November 1908.

Staatsanwalt.

KI ö p f e r.

emmiiluiWli.

Wettere Versammlungen, In denen ich über

di« Tätigkeit der Landtags

berichten und etwaige Wünsche der Wähler inLandeSangklegevheiten entgegen­nehmen werde, finden statt:

am Moutag, L«u 30. dS. MtS., abinds 8 Uhr, in Hirsau (Löwen), am DiruStag, d«u 1. Dezbr., nachm. 2'/, Uhr. in Uuterhaugstett (Hirsch),

abends 5 Uhr, in Simmozhetm (Adler),

abends 8 Uhr, in Nruhrugstett (Lamm),

am Mittwoch, de« 2. Dezbr., abends 8 Uhr, in Liebeuzell (Ochsen),

am Freitag, de« 4. Dezbr., abends 8 Uhr, in Uuterrricheubach (Hirsch)

am SomStog, dr« 5. Drzbr., abends 6 Uhr, in Aichelberg (Sonne),

am Sonntag, de« 6. Dezbr., vorm. 11 Uhr, in Neuwkiler (Lamm),

nachm. 2',- Uhr, in MartiuSmooS (Krone), abends 5 Uhr, in Obrrhaugstett (Löwen), abends 7 Uhr, in Neubulach (Hirsch).

Die Wähler dieser und der umliegenden Gemeinden beehre ich mich zu diesen Versammlungen freundlich etnzuladeu.

Laridtagsabgeordmter Ztaudemnryer.

Stammheim.

Wegen Grabarbeiten zur Wasser­leitung ist die Straße nach Herrenberg vom Gasthaus zum Rößle bis zum Forstwarthaus

gesperrt

und ist der Weg durch den oberen Teil des Ortes zu nehmen.

enamt.

Ernst.

Schultheitze

Ernst.

Kiffrm oder Wttchea

zur Aushilfe gesucht. Näheres im Compt. ds. Bl.

Ein freundlich!s, möbliertes

Zimmer

hat sogleich oder bis 1. Januar an einen soliden Herrn zu vermieten Carl Weil, Mster.

Badgasse.