Vollmer abgebrannt, ebenso vor zwei Ranaten die Wirtschaft zur .Sonne", dis dicht daran an gebaut war. Man vermutet deshalb Brandstiftung.

Berlin 14. Okt. Reichskanzler Fürst Bülow empfing im Laufe de« heutigen rage« die Botschafter der Türkei, Japan« und England« und konferierte mit ihnen über die politischen Tage»fragen. Wie derLok.-Anz," hört, dürften sich hieran Empfänge auch anderer Vertreter der au««Lrtigen Mächte ««schließen. Gestern hatte der Kanzler eins längere Unterredung mit dem östreichisch-ungarischen Botschafter. Sie ergab im Wesentlichen volle« Einvernehmen der betten Staat«mänrer in allen Fragen der au«, wärtigen Politik.

Berlin 14. Okt. Ueber den Verbleib von 5 weiteren Teilnehmern an der Gordon- Lennetfahrt wird berichtet: Mit banger Sorge erwartet man allgemein infolge der un. günstigen, auf die Nordsee gerichteten Wind- Ächtung die Landung derjenigen Aeronauten, die noch keine Meldurg nach Berlin haben gelangen lassen. Auch der Kaiser hat sofort tatkräftig Hilfe geleistet und noch am Montag dem Geheim« rat Burley die Mitteilung von der Entsendung de« .Ziethen" und zweier großer Torpedoboote zum Lufsuchen der noch Menden Bostons zu« gehen lassen, denen am Montag nachmittag noch zwei weitere Torpedoboote gefolgt find. Außerdem herrscht ein lebhafter Funkensprechverkehr zwischen allen Stationen der Nordsee, um, wenn nötig, den Ballon« rasch Hilfe leisten zu können. Be­kanntlich war gestern abend von dem AvßsnJade- feuerschiff die Meldung eingelaufen, daß um 7 Uhr morgen« bei der Insel Wangeroog ein Ballon auf die Nordsee zu vorbeigefahren sei. Dar Luft­schiff soll einen langen Namen an der Hülle ge­tragen haben, den man nicht deutlich habe lesen können. Der roch fehlende BallonBurley" kann es also nicht gewesen sein. Vielmehr, be« fürchtet man, daß e« der am Montag bei der Dauerfahrt aufgestiegene BallonHergesell", Führer Leutnant Förtsch» sein könnte. Letter herrscht auch ein starker Nebel, der bereit« seit zwei Tagen über der Nordsee liegt und das Nachforschen nach den Ballons, die sich noch auf der See befinden könnten, erschweren. Von den an der Gordon- Nennet Wettfahrt beteiligten Ballon« fehlen noch Lqpdungßmeldungen von dem deutschenBurley", dem spanischenCastilla" urd dem schwÄzerischen Helvetia"; von den an der Dauerfahrt beteiligten fehlt die Nachricht vonHergesell" undPlauen".

Berlin 14. Okt. Ueber das Schicksal de« Ballop«St. Louir", der in der Nordsee untergegangen ist, melden die Luftschiffer den hiesigen Morgenblättern:Um 10 30 Uhr Montag

nacht hatten wir noch 20 Sack Ballast, als wir unerwartet an einen großen Meerbusen kamen, dm wir richtig für die Nordsee hielten. Da wir nach Nordwest fuhren, in einer Richtung, in der wir nicht auf Land stoßen konnten, beschlossen wir, e« darauf ankommsn lassen, nahe an der Küste aufgefischt zu werden. Wir hielten dies für besser, als die Reife bi« Tagesanbruch fort­zusetzen. Wir hätten weniger Au« ficht gehabt, unser Leben zu rette«. Vor un« sahen mir Lichter und glaubten, e« seien Leuchtfeuer auf einer Insel. Sie erwiesen fich aber al« dis Lichter auf Leuchtschiffen und Bojen. Wir schleiften nunmehr auf de« Wasser, wobei der Korb beinahe untertauchte, bange 45 Minuten, bi« ein Lootsen- schoner von Wangeroog in der Richtung, in der wir fuhren, an un« herankam. (Sie hatten unsere elektrische Kartenlampe aufleuchten sehen.) Aber wir flogen mit dem Korb im Wasser so schnell, daß die 6 Mann uns nicht erreichen konnten. Sie schrien un« zu, in» Wasser zu springen, und wir folgten. Unsere Rettungsringe hielten un« über Wasser, bi« un« da« Boot aufnahm. Den Versuch, den Ballon zu retten, mußte ich leider aufgeben, da da« Schlepptau meinem Arm ent­schlüpfte." Den Luftschissern geht e« gut, sie befinden sich in einem Hotel in Wilhelmshaven.

Molde 14. Okt. In Errholmsn, in der Nähe von Bud-Fisksrlejs, hat heute nachmittag ein Fischer den LuftballonHelvetia" ein- gebracht. Der Ballon fiel bei Errholmen, da dar Ga« aurgeströmt war. Die betten Luft­schiffer konnten im letzten Augenblick gerettet werden.. Der Ballon wurde an Land gebracht.

Wilhelmshaven 14. Okt. Dis In­sassen de« in der Nordsee verunglückten amerikanischen Ballons St, Louis sind gestern nachmittag hier eingetroffen. Von den Sonntag und Montag bei den internationalen Ballon - Wettfahrten gestarteten Ballon« haben 5 ihre Landung noch nicht gemeldet. Infolge der zur Zeit herrschenden Wetterlage be­fürchtet man. daß der eine oder andere von ihren auf die Nordsee getrieben wurde.

Kattowitz 14. Okt. Wie La« Oberschlesische Tagblatt aus Königrhütte meldet, ereignete sich au5 dem sirkalischen Krugfchachte ein große» Grubenunglück. Infolge Entzündung von Grubengasen erfolgte eine furchtbare Ex- vlosior. Durch da« entstandene Feuer wurde 300 Bergleuten der Weg zur Rettung abgeschnitten. Bisher "sind 70 Leichen geborgen.

Kattowitz 14. Oft. Wie da« Obsrschlesischr Tagblat! meldet, ist die Verlustziffrr bei der Katastrophe in der ersten Aufregung zu hoch ge- schätzt worden. Anscheinend hat man eins große

Reih« von schwer Betäubten anfänglich für tot ge­halten, während ste sich später erholten. Glück­licherweise sind nur 5 Tote zu beklagen, während sich zahlreiche Bergleute durch einen Nsbenschacht in Sicherheit bringen konnten.

Pari« 14. Okt. Eine Depesche de« deutschen Kronprinzen an Wilbur Wright, worin er diesen zu seinen Erfolge« deMckwünscht und bedauert, daß er nicht davon Zeuge sein konnte» hat hier großen Eindruck ge­macht. Wright gab in seiner Antwort der Hoff­nung Ausdruck, den Kronprinzen einmal al« Paffa­gier mitnehmen zu könen.

London 14. Okt. Arbeitelose und Frauenrechtlerinnen haben gestern eins« Massenangriff auf das Parlament versucht und wollten fich gewaltsam Eintritt in dasselbe erzwingen. Hunderte von aufgeregten Frauen­zimmern waren gestern in der Nähe de« Parla­ment» und wollten den Polizeikordon durchsprengen. Zahlreiche Verhaftungen wurden rorgenowmen. Der Lärm wächst und ernste Zusammenstöße scheinen unvermeidlich.

Sofia 14. Okt. Au« zuverlässiger Quells verlautet, daß der König von Rumänien vorgestern dem Zaren Ferdinand zum Einzug in die Residenz al« Herrscher der unabhängigen Bulgarien beglückwünschte. Der rumänische divlomatische Agent Mischu, der nach Wien ver­setzt wurde, ist gestern vom König in Audienz empfangen worden. Er drückte ihm bei dieser Gelegenheit die Sympathie Rumänien« für das unabhängige Bulga ien au«.

Konsiantinopel 14. Okt. Gestern Nachmittag fand im Hofe der Moschee de« Sultan» Achmed da« angekündtgte große Meeting statt, in dem gegen die Annexion Bosnien« und der Herzegowina und die Unabhängigkeits- Erklärung Bulgarien» Protest erhoben werden sollte. An der Versammlung, dis vom Platz- Kommandanten einberufen worden war, nahmen 1500 Personen teil. Sieben Redner ergriffen da« Wort. In keiner der Ansprachen fiel auch nur ein einzige» feindseliges Wort gegen Deutschland. Im Gegenteil, er wurde hsrvorgehoben, daß auch Deutschland zu den Freunden der Türkei zu rechne« habe. Die Versammlung beschloß, zwei Protest- Telegramme an die österreichisch-ungarische und an die bulgarische Regierung abzusenden, ferner offizielle Danktelegramme für die bewiesene Sym» vathie an alle befreundeten Mächte, nämlich an England, Frankreich, Deutschland, Rußland, Amerika und Italien. Zum Schluß richtete ein Offizier an dis hauptstädtische Bevölkerung die Aufforderung, von jetzt ab keinerlei Demonstration mehr zu

Herr Heimer, in eigener Person! Wie stolz sie den Kops trägt- und wie ihre seidenen Unterkleider rauschen! . .

..Wo wohnen Sie denn?"

Fritzi, die kleine Erzählerin von vorhin, hatte fich wieder zu ihr gewandt, sobald Herr Heimer mit der Herzogin außer Hörweite war, und rief dadurch Ada wieder in die Wirklichkeit zurück, die soeben in der stolzen, vornehmen Frau da« Ideal ihrer Zukunft«!:äums gesehen hatte.

Ich ... in der Hagelsbergerstraße."

Da unten am Kreuzberge? Bei den Eltern natürlich.

Nein. Meine beiden Eltern sind schon seit Jahren tot. Mein Vor­mund hat mich dort eingemietet bei seiner Schwester/

So. Und wo waren Sie bisher? Ich meine: wo haben Sie gelernt?"

In der Blücherstraße/

Na, da« ist auch nicht weit her' Fritzi lächelte ein wenig mokant aber bei un« da können Sie was erleben, sage ich ihnen. Wa» hier für Damen kommen! Und wa« die kaufen! Waren Sie schon oben im Salon?"

Nein. Die Dame die Herzogin war ja da; urd deshalb durfte ich nicht hinein."

Wa« machen Eis denn eigentlich abend«, nach Geschäftsschluß?"

Dann gehe ich nach Hause. Ich sticke meisten» oder bringe meine Kleider in Ordnung."

Wieder konnte Fritzi ein mokanter und zugleich etwa« ungläubige« Lächeln nicht unterdrücken:

Hätten Sie nicht Lust, mit mir noch ein bißchen durch die Straßen zu gehen?"

Ada verstand da» verführerische Lächeln Fritzi« nicht garz.

O ja wenn Sie mich mitnehmen wollen?"

Fritzi nickte und musterte die neue Kollegin mit etwa« kritischen Blicken:

Sehr gern. Aber, Kleine ... Sie müssen entschieden ihr Haar

etwas vorteilhafter frisieren. Donnerwetter! Dar ist ja eine wahre Prachtl Nur lockerer müssen Sie es machen und mchr nach vorn kämmen."

Ich Habs auch schon daran gedacht. Ich will er mal versuchen."

In diesem Augenblicke traten ein paar Käuferinnen an den Tisch. Fritzi mußte bedienen und Ada war erstaunt über dis Gewandtheit, mit der dis Kleins zu sprechen und fich zu benehmen wußte. Sie riß die Augen auf und verlor keine Silbe von dem Gespräch.

..... gnädige Frau sollten lieber diese« Grün wählen . . . aber gewiß ... mit einer Seidenstickerei als Besatz . . . vortrefflich . . . vielleicht befehlen gnädige Frau, daß ich den Stoff einmal in Falten lege.. auch Borte gewiß . . bitte . . ? . . in Schwarz? . . gewiß . . ganz, wie gnädige Frau meinen. Darf ^ch gnädige Frau einmal zum Besatzlager führen lassen? .. Auch als ganzer Kostüm gerade jetzt zum Winter.. mit Pelzbesatz vielleicht Zobel . .? Aber natürlich . Sie rief einen Diener:Berthold, die gnädige Frau wünscht da» Pelzlager z« sehen. Nehmen Sie den Stoff mit.. Besatzabteilung .. Empfehle mich, gnss Frau . . .!"

Fritzi trat wieder zu Ada.

Tadellose Figur, wa«? Haben Sie zugehört? Dar war die Frau vom Kommerzienrat Hansen . . Kurfürstendamm steinreich, sage ich Ihnen! Kauft schon sät Jahren bei un» .. immer da« Beste und Teuerste. Dabei wa« ist sie gewesen? Choristin am Theater de» Westen«. Und nun . . Na, ich gönne e« ihr. Sie ist jedensall« nobel und immer liebsn«- würdig. Aber daß unsereins nicht auch solch Glück hat! Schließlich .. I"

Sie reckte sich ein wenig, ließ ihre schlanken Hände mit festem Druck« über ihre Taille gleiten und sah ein wenig eitel und nicht ohne Selbst- bewußtssin an ihrer eigenen Gestalt hinunter.

Ada« Augen, begannen zu glänzen. Dis Kollegin hatte ihre geheimsten Gedanken und Empfindungen au«gesvrochen.

(Fortsetzung folgt.)