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darf in Sachsen. Außerdem landeten gestern noch drei Ballon». Bon den 19 noch in- der Luft befindlichen soll nach den bisherigen Berichten der französische Ballon „Contor" die meisten Aussichten haben.
Berlin 13. Okt. Ueber die Landung der am Sonnabend und Sonntag aufgestiegenen Ballons ist bereits eine große Anzahl Nachrichten eingetroffen. Da die Dauerfahrer die 24 Stunden früher aufgestiegenen Teilnehmer an der Gordon- Nennet-Wettfahrt infolge der eigenartigen Windströmung etngeholt haben und mit ihnen zusammen in der Richtung auf die Nordsee getrieben wurden, mußten sie ihre Dauerfahrt frühzeitig abbrechen und find ungefähr zu derselben Zeit wie die Gordon-Bsnnett-Fahrer gelandet. Bon den 22 Konkurrenten um den Kordon- Bennett-Preis find bisher 18 Landungsmeldungen eingetroffen, darunter auch die de« vorjährigen Siegers, Herrn Erbrlöh, der heute Mittag 1 Uhr 15 Min. bei Cuxhaven niederging und für den Sieg nicht in Betracht kommt. Die meisten Stegerausfichten hat bi« j-tzt der englische Ballon Banshee» Führer Dunville, der an der dänischen Grenze heute gelandet ist. Von dem spanischen Ballon Castilla, Führer Monlono. fehlt bisher jede NaLricht. Auch die Sieger in der Dauerfahrt lassen sich roch nicht endgültig feststellen, da die Zeiten noch nicht berechnet werden können. Nur in der zweiten Klaffe, an der nur 2 Ballons beteiligt waren, läßt sich der Sieger bestimmen, da hier der Ballon Essen Ruhr etwa 9 Stunden länger in den Lüsten schwebt», als sein Konkurrent.
Berlin 13. Okt. Der amerikanische Ballon St. Louis, der am Sonntag in Schmargendorf arläßlich des Bennet-Rennens startete, soll nach einer Meldung des Leuchtschiffe» bei Helgoland in der Nordsee untsrgegangen sein. Ein von dem Feuerschiff Außenjade auf- gegebenes Funken-Tclegramm meldet, daß die beidenJnsassen durch den Wilhelmrhavener Sckooner Largercog gerettet worden seien.
Paris 13. Okt. Die Orientkrise hat einen erfreulichen Erfolg gezeitigt. Der Meinungsaustausch zwischen dem Staatssekretär Schön und Cambon ergab dar Resultat, daß Deutschland und Frankreich die jüngsten Ereignisse im Orient prinzipiell nach den gleichen Gesichts punkten beurteilen. Ein einheitliche« Vorgehen der maßgebenden Mächte scheint nicht mehr ausgeschlossen. Der Temp» schreibt: Wir müssen eine Tatsache würdigen, auf die bisher die öffentliche Meinung nicht gelenkt wurde, die uns aber von äußerster Wichtigkeit erscheint. Deutschland ist durch die jüngsten Ereignisse weit mehr geniert als Frankreich. Wenn es die Vorgänge an sich betrachtet, beurteilt es sie wie wir und ist, wie wir glauben dürfen, geneigt, einer Lösung zvzuflimmen, wie auch wir sie wünschen. To biete sich für Frankreich und auch England unerwartet Gelegenheit, ein große« europäischer Problem in aufrichtiger Ulbcreinflimmung mit dem Berliner Kobinet "zu behandeln. Es ist die Pflicht und liegt im In. tereffe der Parteien, die alte Gewohnheit mißtrauischen Schweigen« zu vergessen und gemeinsam an die Prüfung der orientalischen Frage zu gehen. Heute ist es noch nicht an der Zeit, die möglichen, vielleicht sehr beträchtlichen Folgen einer solchen Auseinandersetzung zu beurteilen.
London 13. Okt. Heute wird bekannt gegeben, daß König Eduard und Königin Alexandra ihren bereits angekündigten Besuch in Berlin am 22. Februar 1909 Malten werden. Es fällt einigermaßen aus, daß die Ankündigung diese» freundschaftlichen Besuches gerade während der jetzigen Krisis erfolgt und es wird daraus gefolgert, daß in den maßgebenden englischen Kreisen keine Verstimmung gegen Deutschland gehegt wird. Die Verstimmung richtet sich ausschließlich gegen Oesterreich. Man ist jetzt vollständig davon überzeugt, daß Deutschland keineswegs der Anstifter der letzten Ereignisse im Orient gewesen ist.
Wien 13. Okt. Der Neuen Freien Presse wird aus Belgrad gemeldet: Die Straßen zeigen heute ihr gewöhnlicher Aussehen, die Stu- deuten besuchen die Universität, ebenso die Mittelschüler den Unterricht. Der Theater platz, auf
dem in den letzten Tagen Freiwillige angeworben wurden, ist heute verödet. Der Minister de» Aeußern, Milowanowitsch, wird in dieser Woche eine mehrwöchentltche Auslandsreise antreten und sich vielleicht nach Rom begeben.
Sofia 13. Okt. Die „Agence Bulgare" teilt mit: Die im Ausland verbreitete Meldung, Bulgarien bereite ein Ultimatum an die Türkei vor, in dem für den Fall, daß sie nicht binnen 3 Tagen die Unabhängigkeit Bulgarien» anerkennt, mit einer Kriegserklärung gedroht werden soll, ist völlig unbegründet. Bulgarien wünsche keinen Krieg mit der Türkei und sei stet» ein Gegner eine» solchen Krieges gewesen. Im Gegenteil, man sei hier überzeugt, daß eine Entente mit der Türkei möglich und durch die gegenseitigen Interessen der beiden Staaten geboten sei. Die Einberufung dreier neuer Reservejahrgänge habe ihren Grund in der Entlassung der früher einberufenen Jahrgänge. Die Einberufung erfolgte gemäß dem bisherigen Brauche, nach dem in jedem Jahre die Reserven zu Waffenübungen aurzurücken haben. Bis zur Stunde sei kein einziger Soldat an die Grenze geschickt worden.
Konstantinopel 13. Okt. Durch den Boykott österreichischer Waren befindet sich Oesterreich bereits in einem Kriege mit der Tüi kei. Der Boykott soll weiter auf den Zucker- Jrrport ausgedehnt werden. Die hiesigen ungarischen Händler, darunter da« größte hiesige Wcffkngeschäft, verteilen Flugblätter in denen sie darauf Hinweisen, daß Ungarn nicht mit Oesterreich verwechselt werden darf, da ja bereits vor 60 Jahren Ungarn in der Türkei Schutz gesucht hat. — In Adrianoprl, Saloniki, Konia, Bruffa und Kasstavumi fanden Demonstrationen gegen Bul- garien und Oesterreich statt.
Saloniki 13. Okt. Der Lloyddampfer „Tirol" konnte hier seine Ladung nicht löschen, da die Arbeiter sich weigern, österreichische Waren arszuladen. Ebenso wird hier wie in Konstantinopel jeder Käufer verhindert, in österreichischen Geschäften einzukaufen
vermischtes.
— Eine Gefängnisstrafe von einem halben Jahr zog sich der Ingenieur Walter Paul aus Idar durch zwei Buchstaben zu. Sie waren allerdings auch danach. Der Genannte, so erzählt die „Frk, Ztg.", sollte vor dem Schöffengericht in Rhaunen erscheinen. Die Sache paßte ihm aber nicht, und er schickte von Oberstein aus eine Drahtnachricht an das Amtsgericht mit folgendem Wortlaut: „Zug verspätet. Lm. . ." Dem Postbeamten, der ihn fragte, was dies bedeuten solle, erklärte er, das Gericht werde den Sinn schon verstehen. Das war in der Tat der Fall, und der Richter erkannte alsbald die Ab- kürzung einer zwar volkstümlichen, jedoch weniger höflichen Redensart, dis auch dadurch nicht salon- fähig geworden ist, daß sie Goethe klassisch im „Götz von Berlichingen" verwandt hat. Kurzum, der Landgerichtrpräfident und der Erste Staatsanwalt in Trier stellten gegen den reburliebenden Ingenieur Strafantrag wegen Beleidigung der Schöffengericht« und des Amtsanwalts in Rhaunen. Da Paul wegen einer ähnlichen Aeußerung früher schon einmal bestraft worden war, lautete dar Urteil diesmal auf die hohe Strafe von sechs Monaten.
EinAutomobilgestohlen. Es klingt fast wie ein schlechter Witz, ist aber gleichwohl Tatsache, daß au« der Internationalen Automobil- Aus stk llung im Kristall-Palast in Leipzig am Hellen Tage ein Automobil gestohlen wurde. Der Gauner hat sich mit der größten Kaltblütigkeit in einen vierfitzigen R>x-Simplex Wagen gesetzt, der ihm einen besonder» guten Eindruck zu machen schien und ist dann unter kräftigem Getute fidel aus dem Portal des Kristallpaloster herausgefohrcn. Bis jetzt hat man weder Dieb roch Auto wieder gesehen.
Dar junge Mädchen und die Post« Verwaltung. In der St Loutser Westlichen Post lesen wir: Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube! To denkt man un-
willkürlich, wenn man hört, welch ein Kamps sich zwischen einem jungen Mädchen in Iowa und der Postverwaltung in Washington erhoben hat. E« ist ein Kampf um« Recht; die Rechte der Frau und die der Postverwaltung stehen einander entgegen, und alle noch so wichtigen öffentlichen Angelegenheiten sollten einstweilen beiseite gesetzt werden, bis die große Frage entschieden ist. Die Geschichte ist die: In Iowa benötigte man einiger Briefträger und schrieb dazu die erforderliche Zivildienstprüfung au». Unter anderen meldete sich auch eine junge Schöne — junge Mädchen find immer schön — und bestand da» Examen mit Glanz. Ihre Anstellung war so gut wie sicher, und sie machte sich bereit» mit den Pflichten ihrer neuen Stellung vertraut, da fand einer von den zuständigen Beamten in Washington einen Punkt, der alle» in Frage stellte. Der Anzug der Briefträger ist ganz genau vorgeschrieben, und zu diesem Anzug gehören auch ein Paar Hosen, Hosen, deren Aussehen, Form und Ausschmückung bi» ins kleinste angegeben ist. Unter sotanen Umständen war das Examen umsonst gemacht. Die junge Dame war aber damit nicht einverstanden und bestand auf ihrem Schein. Die Postverwaltung desgleichen, sie blieb dabet, wer Briefträger sein will, muß die vorgeschriebenen Hosen tragen. „Schön," erklärte die junge Dame, „ich werde mich der Vorschrift unterwerfen und die Hosen tragen, genau in Form, Farbe und Ausschmückung, wie das Gesetz es verlangt. In besagtem Gesetz ist aber nichts darüber zu finden, daß die Hosen so getragen werden müssen, daß man sie in ihrer ganzen Pracht sehen und bewundern kann. Ich werde sie also tragen, aber über ihnen werde ich ein Frauenkleid tragen, ganz nach der Mode, wie sich dar für ein junge« Mädchen ziemt." Nun ist guter Rat teuer. In der Tat steht nirgend» geschrieben, daß die Hosen von aller Welt gesehen werden müssen. Er ist ja selbstverständlich, daß man sie bei der Männertracht sehen muß, aber, wie gesagt, besonder» bemerkt ist das nicht in der Vorschrift; da« hatte man nicht für nötig gehalten, besonder» zu bemerken, da man bei ihrer Abfassung nicht an die Möglichkeit gedacht hatte, daß eine junge Dame Briefträger werden könnte. Man sieht, baß man bei der Abfassung von Gesetzen und Verordnungen nicht vorsichtig genug sein kann; jetzt haben wir die Bescherung. Die junge Dame hat das Examen ordnungsmäßig bestanden und ist bereit, alle besonderen Bestimmungen de» Dienstes zu erfüllen: was will also die Post- derwaltung mehr? Eine löse Geschichte da», sehr böse, aber bei allem der Sache gebührenden Ernstes hat die junge Dame die Lacher und auch die Sympathie des Publikums auf ihrer Seite.
Ein kinderreicher Vater. King Manga Bell ist kürzlich in Kamerun gestorben. Manga Bell war der Sohn der früheren Oberhäuptltng» von Kamerun. King Bell und galt als Häuptling der Bonar jo, während King Akwa Häuptling der Bonambela-Leute ist. Manga Bell, der früher ein Gegurr der deutschen Herrschaft war, wurde später ein Protegee de« Gouverneur» v. Puttkammer, der ihn gegen King Akwa au», zuspielen suchte. Er hinterläßt 16 Witwen und 35 Kinder. Drei Söhne find zurzeit noch in Deutschland und besuchen Gymnasien, einer sollte, nach Manga» Willen, Arzt werden, einer Jurist und der dritte sollte das Baufach studieren.
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Zunächst noch wenig Aenderuug.
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