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Ämts- und Än^eigeblült für Sen Gberamtsbezirk Galw. 83. )lchr,«s

Mittwoch, Sen 14. Oktober 1908.

vezugSpr. i. d. Stabt -/^jührl. ai. LrLgerl. Mk. I.2L. Postbezug-pr, f. d.OrtS- u. Nachbarortkverk. > .jährl. Mk. 1.20, tm Kernoerkeh, Mk. 1.30. vestillg. tn württ. Pf»., in Bayernu. Sketch 4L Bis

Amtliche Bekanntmachungen.

Tie Lchultheitzeniiinter

haben die Steurrabrechnun-Sbucher und die sammarischen Berechnungen hierüber pro 1906/07

zu statistischen Zwrckcn binnen 3 Tage» hierher einzusenden unter Bezeichnung alsportopflichtige Dienstsache".

Calw, 13. Oktober 1908.

K. Oberamt. Voelter.

ragesrreuizkeites.

8.V. Calw 13. Okt. Der Ausflug unserer Schwarzwaldvereins am letzten Sonntag vermochte wiederum eine sehr große Teilnehmer­zahl, gegen 2 /« Hundert, anzulocken. Hiezu ver> anlaßle nicht nur das günstige Wanderwetter wegen anfänglicher Trübung nicht heiß und doch bei sväterer Aufheiterung beste Beleuchtung der prächtigen Herbstlandschaft sondern insbesondere auch die Tour in eine uns Crlwern ziemlich fremde Gegend. Tröllenshof. Schonbronn, Wenden, Wart werden zwar hier oft genannt, aber dort gewesen find noch wenige hiesige Einwohner. Bei dieser Schwarzwaldvereintwanderung hatten wir nun die beste Gelegenheit, diese hochgelegenen freund­lichen Orte kennen zu lernen. Nach einem steilen Ausstieg hinter Talmühle. Seizental dursten wir eine schöne Höhenwanderung auf der welligen Hochebene der keinerwegs unfruchtbaren Hecken- und Schlehengäur machen. Ebenso interessant war hernach der Abstieg ins Bruder- und Köll- bachtal, das am Ende des zwischen beiden liegen­den Roßrückenr mit dem einzigartigen Berneck geschmückt ist. Ein vorzügliches Vesprr im Wald. Horn zu Berneck stärkte dann die Wandergesell- schaft derart» daß der Weitermarsch ohne Weg und Steg an steiler Bergerhöhe fast senkrecht

hinaus nach Altenstetg Dorf gemacht wurde. Bei schönster Abendbeleuchtung hatten wir von dort einen herrlichen Rundblick auf die mit Weilern, Feldern und Wäldern bunt geschmückte Landschaft, in deren tieferen Mittelpunkt die von uns schon öfter gern besuchte Berg- und Talstrdt Altensteig liegt. Nach Besichtigung dieser sehr interessanten Stabt gabr noch imgehobenen" grünen Baum eins gemütliche Lstündige Rast bei bester Be­wirtung. Unsere sehr zahlreiche Jugend huldigte bald dem Tanzvrrgnüzen und erbrachte dadurch den Beweis, daß die Wanderung nicht zu sehr angestrengt hatte. Nur ungern trennten wir uns von dem gastlichen Hause und fuhren dann zunächst 2.-5. Klasse nach Nagold und hernach 4 Klasse nach Calw, dar wir hochbsfriedigt und wohlbehalten um 9 Uhr erreichten.

8.V. Calw 14. Okt. Der vom hiesigen Schwarzwaldvereip zugänglich gemachte Stubenfelsen bietet auch in jetziger Herbstzeit ein dankbares Wanderziel. Seinen Besuchern sei mitgeteilt, daß in letzter Woche zahlreiche Mar- kierungrtafeln angebracht wurden, io daß der schöne Platz von hier au» über das Rötelbachtal jetzt leicht zu finden. Auch für die Markierung von Zavelstein her ließ der dortige Schwarzwald­verein Tafeln anfertigen; dieselben werden vor- auraur sichtlich in den nächsten Tagen auch an Ort und Stelle kommen.

Calw. Zur Prämierungsliste der Ausstellung des Bezirksvereins für Geflügelzucht und Vogelschutz ist noch nachzutragen: Heinrich Lotters Laternen­fabrik, Ludwigsburg, für ausgestellte Futtertröge rc. einen ersten Preis.

Calw 13. Okt. Am Dienstag, den 27. Oktober, wird vor dem Schwurgericht Tübingen gegen den Fabrikschuhmacher Lud. Fr. Lutz von Merklingen wegen Wilder ei» versuchten Tot­schlags und Widerstands gegen einen

Forstbeamten verhandelt. Der Fall betrifft die bekannte Möflltnger Wildereraffäre. Am 17. Mai d. I. hatte Forstwart Wiedenmann von Möttlingen im Waldteil Steinighau ein Rencontre mit Wilderern, in dessen Verlauf der Forstwart durch mehrere Schrotschüffe schwer verwundet und der Steinbrucharbeiter Friedrich Lutz durch einenSchuß so schwer verletzt wurde, daß er noch abends verschied.

Calw. In der Neuen Höheren Handelsschule und Handelsakademie hat der Unterricht nun begonnen. Die Zahl der Schüler beläuft sich auf nahezu 50. Ein vielversprechender Anfang.

Engelrbrand 13. Okt. Hier wurden in verflossener Nacht einer Witwe eine Kuh im Werte von 500 und ein Hund gestohlen.

Wildbad 12. Okt. Die endgültige Ab­rechnung über dieBaukosten der Bergbahn liegt jetzt vor. Darnach stellen sich dieselben auf rund 397 000 während nach dem Voranschlag mit einem Aufwand von 400000 ^ gerechnet wurde.

Stuttgart 13. Okt. Heute rückten die Rekruten der Infanterie bei ihren Truppenteilen ein. Von den hiesigen Regimentern wurden nach dem Hauptbahnhof Wachen und Empfang«, kommando« gestellt, um die Ordnung aufrecht zu erhalten und die mit Sonderzügen eintreffenden Rekruten in die Kasernen zu geleiten. Für die nach Ludwigsburg und Ulm abfahrenden Rekruten wurden besondere Begleitkommandor gestellt. Die für dar Jnfanterie-Regiment Nr. 126 Au»« g hübenen hatten sich in Stuttgart zu sammeln und wurden mit Sonderzug nach ihrem Garnisons­ort Straßburg verbracht.

Stuttgart 13. Okt. (Fortsetzung der Verhandlung gegen Regierungsbaumeifter a. D. Hoffmann wegen Beleidigung.) Die Verhand-

Ada.

Roman von Konrad Remling.

1. Kapitel.

Sie sind dar neu engagierte Fräulein?"

Jawohl."

Fräulein . . . Wsndt?"

.Ja, Adolfine Wsndt."

Der Abreilungsches blätterte in den Papieren, die vor ihm auf dem Schreibtische lagen, und las mit halblauter Stimme das Anstellungsgesuch des jungen Mädchens durch. Dann musterte er sie mit einem kurzen, ziemlich gleichgültigen Blick:

Ein bißchen jung noch . .

Siebzehn Jahre, Herr . .

... . . Jarnow" ergänzte er mit einem herablassenden Neigen des Kopse«; dann rühr er etwas freundlicher fortschön, Fräulein Wendt... nun wir werden ja sehen, wie Sie sichmachen". Vor allem merken Sie sich ein«: Pünktlichkeit, Korrektheit und Geschäftsinteresse . . . dos sind die drei Hauptbedingungen," er stand aufund nun lassen Sie sich zunächst 'mal vom Diener durch die einzelnen Lager führen, damit Sie erst einen Ueberblick über da« Ganze gewinnen. Sie werden vorläufig am Wollstofflager beschäftigt. Arbeiten Sie sich gut ein, so werden wir weiter sehen.Wer tüchtig ist, kann es beiHeimer u. Co." zu etwas bringen. Denken Sie daran. Also meine besten Wünsche für Ihr Fortkommen in unserem Hausei"

Er reichte ihr kurz und geschäftsmäßig die Hand, und Ada war entlassen. Ein wenig verlegen, aber voll Stolz darüber, daß sie nunmehr zum Personal de« großen und vornehmen Kaufhauses gehörte, folgte fie dem

Manne in der dunkelgrünen, rotbordierten Livree und hörte aufmerksam dessen abgebrochene, nicht gerade freundlich gegebene Erläuterungen an.

Das Wäschelager!" erklärte der Diener, und vor Ada« neugierig forschenden Augen türmten sich wahre Wunder auf: duftiger Linnen, zarte Batiste, schimmernde Spitzen, Einsätze und Stickereien, Hemden au« feinstem Seidenstoff» glänzend und knirschend, wie frisch gefallener Schriee. Strümpfe in allen Farben und Schattierungen, schwarze, durchbrochene Gewebe, Mieder au« weißem Atlas, aus rosafarbener und hellblauer Seide, weich und geschmeidig, mit kaum fühlbaren Stahleinlagen . . . Gegenstände, die sie bisher nur in billigster und einfachster Ausführung kennen gelernt hatte, Dinge, von denen fie geträumt, von denen fie gelesen, ohne sich eine rechte Vorstellung davon machen zu können.

Fieberhaft begannen ihre Augen zu glänzen, und mit begehrlichen Blicken musterte sie oll die Pracht. Ein förmlicher Taumel hatte sie erfaßt. War es denn möglich, daß alles dies in Wirklichkeit existierte? . . .

Zaghaft folgte sie dem voranschreitenden Diener von einem Lager zum anderen.

Bald konnte fie die Fülle der Eindrücke kaum mehr bewältigen.

Sie sah wollene Gewebe und Seidenstoffe in den zartesten Farben, nuancen, wie nur Feenhände sie geschaffen haben konnten . . . Besatzartikel au« Brokat mit funkelnden Pastetten benäht, Chiffon, Tüll, echte Spitzen au« Gent und Brüssel, Stickereien au« dem Orient. . . .

Weiter, immer weiter ging es. Zum Schmucklager . . . Gold, edle Steine, Brillanten, Rubinen, Saphire und Smaragden . . . dann wieder stumpfer, grau getönte» Silber in Form von Gürtelschnallen und Knöpfen, Perlen.und zarte, blaugrüne Türkisen . . .

Sie vermochte die einzelnen Gegenstände nur noch mit einem flüchtigen Blicke zu streifen. Die Räume dehnten sich vor ihren Augen, und die hohen Spiegelpfeiler schimen in unabsehbare Fernen zu deuten.