mehr auf den Vau von Luftschiffen beschränke und nach kurzen Probefahrten stete nach Friedriche« Hafen zurückkehren werde. Diese Nachricht wird vielfach so gedeutet, daß Graf Zeppelin überhaupt keine Dauerfahrten mehr beabsichtige. Hierin liegt ein Irrtum. Graf Zeppelin s«ch sich zwar veranlaßt, ebenso wie anderen Städten, so auch der Mainzer Stadtverwaltung auf ihre Anfrage wegen der Errichtung von Ballonhallen und Landungsplätzen mitzuteilen, daß man sich Mit solchen Anliegen künftig nicht mehr an ihn, sondern an die Leute zu wenden habe, die seine Luftschiffe kaufen, da die Käufer seiner Luftschiffe, nicht er selbst, in Zunkunft die großen Flüge unternehmen würden. Damit aber hat Graf Zeppelin nicht sagen wollÄi, däß er überhaupt keine Fernfahrt mehr unternehme. Der Kern der Nachricht liegt vielmehr darin, daß es Sache der Abnehmer sei, Lustschiffhallen und Lustschiffhäfen zu errichten und den Betrieb zu organisieren.

Au» Baden 8. Okt. Zum Doppel« selbstmord der Gebrüder Zerrenner in Pfgyheim ist noch zu berichten, daß die beiden Toten Junggrsillen waren. E» scheint, daß die Wiederkehr der Tage«, an dem vor zwei Jahren sich ein rätselhafter Selbstmord und Selbstmord« versuch im selben Hause ereignete, die beiden verschlossenen Männer zu der vielleicht schon längst geplanten unheilvollen Tat gedrängt hat.

Berlin 8. Okt. Die schriftliche Note der Türkei, in welcher gegen da» Vor« gehen Bulgarien« protestiert wird, ist auch hier bereit» überreicht worden. Die Türket wendet sich an die Mächte zur Wiederherstellung de» bisherigen Rechtezustandes. Sie vermeidet e«, ein Programm für die Konferenz anzugeben; sie vermeidet er auch, Mittel und Wege vorzu- schlagen, auf denen man zur Verständigung gelangen könnte. Unter diesen Umständen wird, wie e» heißt, die Zurückhaltung Deutschland» noch größer sein, al« bieher. Auch die übrigen Mächte dürften e» einstweilen der Türkei Merlaffen, ihre Wünsche näher zu begründen. Von der Vereinigung Kreta» mit Griechenland fühlt sich Deutschland seiner bisherigen Stellungnahme entsprechend noch viel weniger berührt als von den übrigen Angelegen« heiten. Die Türkei möge sich über diese Sachen mit den Schutzmächten Kreta« auseinandersetzen.

Petersburg 8. Okt. Die Witwe de» ermordeten Großfürsten S ergi u«, eine geborene Prinzessin Elisabeth von Hessen und Schwester der Zarin, ist in ein in der Nähe von Moskau gelegene« Kloster eingetreten, das sie selbst gegründet hat.

Triest 8 Okt. Wie hiesige Blätter melden, will sich Albanien für unabhängig er« klären.

Cettinje 8. Okt. Die montenegrinische Regierung hat bei den Großmächten wegen der Annexion Bosniens und der Herzegowina

durch Oesterreich Ungarn Protest eingelegt. In dem Protest wird erklärt, dis Annexion sei eine willkürliche Verletzung de» Berliner Vertrage». Für deir Fall, daß die Mächte die Anrirxion an« erkennen würden, erklärt sich Montenegro von allen im Berliner Vertrage enthaltenen Ver« Pflichtungen, insbesondere von jeren de» Art. 29 für entbunden.

Pest 8. Okt. Kaiser Franz Joses erwiderte beim Empfang der Delegation auf die HuldiguNgransprache de« Delegationrpräsidenten mit einer Ansprache, in der er mit Bezug auf die Einverleibung Bosniens und der Herzegowina sagte: Die rastlosen und erfolg­reichen Bemühungen Oestreich-Ungarn» hätten in diesen Ländern einen so erfreulichen kulturellen Fortschritt gezeitigt, daß die Bevölkerung nunmehr mit Nutzen zur Mitwirkung an den Landsrange- legenheiten herangezogen werden könne. Hiezu sei nötig, daß entsprechend dem faktischen Zustand eine neue und unzweideutige Rechts­stellung für beide Länder geschaffen wird. Durch die Zurückziehung der östretch-ungarischen Truppen au« dem Sandschak Novibazar hat die Monarchie den Bewei» erbracht, daß ihre Politik keine territorialen Erwerbungen über den heutigen Besitzstand hifiaus anstrebt. Oestreich Ungarn verfolgt dis Weiterentwickelung der ottomantschen Reiches mit den besten Wünschen für eine Konsolidierung und Festigung dieser Staates und wird, da e» dank seiner Bünd­nisse mit Deutschland und Italien und den freundlichen Beziehungen zu den übrigen Mächten hervorragend an der Auf- rechterhaltung de« Frieden« mitzuwirken vermag, mit den Mächten bestrebt sein, die Schwierigkeiten, von denen die europäische Lage roch nicht frei ist, zu beheben. Diese Aufgabe kann die Monarchie nur dann wirksam erfüllen, wenn sie mächtig und gerüstet ist. Im Vertrauen darauf, daß die Delegationen die Anforderungen der östreichisch- ungarischen Heerermacht zu Lande und zu Wasser vom Standpunkt patriotischer Einsicht und Opfer­willigkeit prüfen werden, heiße er sie herzlich willkommen.

Belgrad 8. Okt. Die kriegerische Stimmungist im Wachsen. Massen durchziehen die Straßen mit dem Ruf: Nieder mit Oestreich, hoch das serbische Bosnien. Bisher haben sich 2000 Freiwillige gemeldet. Türkische Fahnen werden durch die Straßen getragen, als Vorbild einer serbisch-türkischen Allianz.

Bosnien und Herzegowina.

Zwei Provinzen, im Flächengehalt noch etwas größer al« Württemberg, Baden und Elsaß-Lothringen zusammen (51000 mit jetzt wohl fast 2 Millionen Einwoh­nern (nach der letzten Volkszählung vor 13 Jahren betrug sie 1568092 Seelen) werden jetzt der österreichisch-ungarischen Monarchie einverleibt.

Der Nationalität und Konfession nach, wa» dort fast identische Begriffe find, sind '/i Millionen orthodoxe Serben, fast ebensoviel Mohammedaner und der kleinere Rest römisch-katholische Kroaten. Der Rasse nach gehören sie fast durchweg dem südslawischen Stamme an und auch die Sprache ist dieselbe, das serbo kroatische, doch bedienen sich die Kroaten der lateinischen, die Serben der cyrillischen Schrift. Dar Land selbst ist ein malerische» Gebirgsland. dessen Gipfel sich über 2000 Meter Höhe erheben. Das Land ist von zahlreichen Flüssen durchzogen, die sich vielfach in großartigen Defilees und Engpässen durch den Gebirgswall htndurchzwängsn müssen, wie in der Verbas-Straße der Via Mala Bosniens, und dem Narenta-Defilee. Die bedeutendsten Städte sind: Sarajewo, die Hauptstadt, Mostar, Bar ja- luka, Jajce und Travnik. Da» Agrarverhältni« ist ein uraltes und stammt aus einer Zeit, welche noch weit hinter der türkischen Erorberung de« Lande» zurückliegt. Es ist ein Kolonensystem. Der Grundherr (Beg, Aga) steht den Kolonen (Kmeter) als Obereigentümer gegenüber. Der Letztere muß dem Grundherrn einen Teil de» jährlichen Ernteertrager, in der Regel ein Drittel (Irstina), in manchen Landes;eilen auch nur ein Viertel oder ein Fünftel abgeben. Der ursprünglich einheimische Adel ist seinerzeit zum größten Teils zum Islam übergetreten, um sich die Aufrecht« erhaltung seiner Herrenrechte zu sichern. Der Stand der Großgrundbesitzer ist also vorwiegend mohammedanisch, die Kmeten find in der großen Mehrzahl Christen. Trotz der großen Kultur­arbeit, die OesterreichUrigarn in den 30 Jahren der Okkupation mit einem Kostenaufwand von über 400 Millionen Kronen im Lande geleistet hat, steckt das Land noch tief in den ältesten Gewohnheiten, die über Nacht abzuschaffen weder möglich noch räilich wäre. So bestehen allein 154 Fasttage im Jahre, welche Orthodoxe und Katholiken so streng eiahalten, daß die Arbeitsfähig­keit darunter leidet. Auch die Schulverhältniffe lassen, trotz aller Bemühungen der österreichisch- ungarischen Verwaltung, r och viel zu wünschen übrig. Ueber 85 Prozent der unterrichtsbedürfiigen Jugend wächst ohne jeden Schulunterricht auf. Man kann sich vorstellen, wie groß die Zahl der Analphabeten im Lande ist. Es gibt im Lande etwa ein Dutzend politische Zeitungen, darunter zwei Deutsche, die »Bosnische Post" und da» Taräjewoer Tagblatt", ferner auch eine jung- türkische ZeitungMuslimanrke Svijesti" und eine Anzahl großssrbischer Hetzblätter. Ein Verein«, und Vsrsammlungsrecht besteht noch nicht. Hierin will die neue Aera Wandel schaffen.

Obstpreise.

Von der oberen Nagold 7. Okt. Nachfrage für Most- und Tafelobst und Zwetschgen lebhaft- Preise ab Stationen Altensteig, Ebhausen, Rohrdorf und Nagold: Most­obst: 2 40 H bi» 2 60 H. Tafelobst:

Ihre Tochter," sagte Erich leise und teilnahmsvoll.

»Ist sie tot?" fragte der Rittmeister in einem Tone, als ginge ihn die ganze Sache nicht« an.

Aich konnte nicht antworten, die Kehle war ihm wie zugeschnürt er nickte nur mechanisch.

Wieder öffnete sich die Tür und herein schritt Wildenstein. Auf seinen Armen trug er eine leblose, weiße Gestalt. Die langen, blonden Locken, au» denen Waffertropfen wie Tränen fielen, hingen wild um da» bleiche Gesicht, das selbst im Tode noch unsagbar lieblich war.

Sanft legte er Renate auf die Polster nieder und die warmen Tränen, die au« seinen Augen auf da» stille Antlitz fielen, sagten mehr al« Worte, wa« er litt.

Irmgard war in die Knies gesur ken und barg schluchzend ihr Antlitz in Frau von Breden» Schoß, die selbst viel zu ergriffen, um da» etregte Mädchen beruhigen zu können.

Der Rittmeister stand im dumpfen Schweigen, gleichsam al» fasse er da« Schreckliche nicht» dann aber schrie er wie entsetzt auf und warf sich wehklagend Über die Leiche Renaten«.

»Mein arme«, mein geliebter Kind," sagte er zärtlich, gleichsam al« könnte Renate ihn verstehen, »Dein armer Vater durfte Dir ja keine Liebe zeigen, immer allein, einsam, ohne Liebe mußte er durch'« Leben gehen. Wenn Deine süßen, blauen Augen ihn anlachten, dann wandte er sich ab, um den traurigen Blick nicht zu sehen, der ihn traf, well der Vater sich von seinen Kindern wandte und nun bist Du tot, tot. Die blauen Augen können nicht mehr lachen, nicht mehr bitten, nicht mehr meine L:ären, meine Liebe sehen. Ach, Rena, sei barmherzig, nur ein

einziges Mal sieh miS an mit den Blicken so lieb und hold und sage, daß Du mir verziehen. Nur ein Wort, Rena, ein einzige« Wort!"

Es klang wie ein gellender Schmerzensschrei. Die Anwesenden standen in lautlosem Schweigen. Der Schmerz des unglücklichen Mannes schnitt allen ins Herz, mehr noch, al» dar eigene Weh.

Noch einmal küßte Herr von Gleichenburg den erblaßten Mund, die erkalteten Hände seine» Kindes.

»Gemordet, gemordet," stöhnte er auf, »gemordet durch die eigene Mutier! Wo ist da» ehrlose Weib?" schrie er wild,damit ich Gericht halte über sie und ihre Taten! Schaffet sie herbei," herrschte er den Männern zu, »oder"-

Waldenburg und Erich traten auf ihn zu.

Papa," bat Erich weich. Wie einschmeichelnd lieb die Stimme klang, gerade so hatte Renate einst da»Papa" ausgesprochen.

Gleichenburg strich sich über die Stirn.

Ach so, ich besinne mich." sagte er spöttelnd. »Sie wollten ja wohl meine Schwiegersöhne werden? Haha, die Töchter einer Verbrecherfamilte freien, graut Ihnen nicht, meine Herren?"

Energisch richtete er sich auf und schritt zur Tür.

Ich lasse Frau von Gleichenburg befehlen, unverzüglich in dies« Zimmer zu kommen." rief er dem Mädchen zu.Sie hasten mir dc-für, daß mein Befehl vollzogen wird, ebenso lasse ich meine Töchter bitten, sich hierher zu bemühen."

O, nicht ohne Vorbereitung," bat Irmgard, »lassen Sie mich zu Ihren Töchtern gehen, Herr Riltmsisser."

(Fortsetzung folgt.)