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Amts- und Ünzeigeblatt für den Gberamtsbe;irk Calw. 8S. »chq«,.

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U«sch»inun»ttL»e! Montag, Llrnttag, Mittwoch, »,»n»r«tag, Freitag und «amitag. JnsertionipreiS <Ig. pro Zeile für Stadt u. Sezirklorte; außer Bezirk 12 Pf».

Amtliche Bekanntmachungen.

Bekauutmachung.

Die Staatsstraße Nr. 103, Calw-Nagold,

wird gegenwärtig auf den Markungen Calw, Eommenhardt und Waldeck zwischen km 3,400 und km 4,400 umgebaut, den sie benützenden Fuhr­werken und Fußgängern wird daher Borficht anempsohlen.

Calw, 7. Oktober 1908.

K. Siraßru-Kaiijuspkktion. K. Sberamt. Kurz. Voelter.

Tagesuevigkeiteu.

* Calw 8 Okt. Die Obstpreise verfolgen auf den württsmbergischen Märkten eine auisteizende Tendenz. Die Preise für Mostäpfel bewegen sich von 2 60 H bi» 3 80 -H.

Die Nachfrage nach Obst ist überall sehr stark. Im württembergischen und badischen Oberland ist die Obsternte vorüber. Trotz der reichen Ernte . wurde dar Obst überall zu annehmbaren Preisest abzesetzt. In Calw und im Bezirk stehen die Preise für Mostobst gegenwärtig auf 2 ^ 60 ^ dir 3 Für Tafeläpfel werden 6 und für Zwetschgen 56 pr. Ztr. bezahlt, Brenn- zwetfchgen kosten 3 pr. Ztr.

Neuenbürg 7. Okt. In Bernbach wurde die sechsjährige Maurer-tochter Knöller zu Tode geschleift. Da» Mädchen war mit Nachbarn auf die Wiese gegangen, bewachte daselbst eine Kuh »nd legte sich unglücklicherweise den Strick um den Halr. Die Kuh ging durch und sprang in den Ort zurück, das Kind neben sich herschleppend; es war schon tot, als die Kuh aufgefangen werden konnte.

Herrenberg 7. Okt. In den GebirgS- orten find jetzt fast sämtliche Hopfen verkauft zu 2030 für den Zentner. Primaware wird von den Einkäufern sehr gesucht, aber glatt­grüne Ware ist selten mehr zu finden. Mittel­

Donnerstag, den 8. Oktober LS08.

PtzugSpr. i. d. Etadt -/^Lhrl. m. Trügerl. Mk. 1.2S. Postbe>u»«pi. f. d.Orts- u. NachbarortSverl. -/^Ilhrl. Wk. ILV, irn Ferrwerteh» Mk. I.M. Bestell», in württ. WPf».. in Bayern u. Pe,ch12 Pf».

wäre liegt überall noch ziemlich viel und geben Eigner gern ab auch zu niedrigen Preisen. Die vorige Woche gekauften Hopfen werden jetzt in Maste au» dem Bezirk zur Bahn gebracht.

Böblingen 7. Okt. In der Wirtschaft zum Güterbahnhof wurde etngebrochen. Dem Dieb fielen ungefähr 20 Bargeld in die Hände. Man hat von ihm keine Spur.

Stuttgart 7. Okt. Wie man der Schwäb. Tagwacht" mitteilt, ist in der Nacht vom Sonntag auf Montag im Katharinen­hospital eingebrochen worden. Die der Ver­waltung übergebenen Uhren und Geldbörsen der Patienten wurden gestohlen. Die Uhren fand man nachher in einer Ecke der Hofes wieder, das Geld aber, da« zumeist sehr bedürftigen Kranken gehörte, ist verloren. Das Verwaltungrzimmer soll während der Nacht unverschlossen, der Ver- MÜeMelbst abwesend gewesen sein.

' Stuttgart 7. Okt. Da» Bankhaus Dörtenbach L Co. wird auf den 1. Januar 1909 unter Mitwirkung der Württ. Vereinsbank, der Württ. Bankanstalt vorm. Pflaum L Co. und der König!. Württ. Hofbank, G. m. b. H., in eine Gesellschaft mit beschränkter Haftung bei einem Stammkapital von 4 Millionen umgewandelt. Zu Geschäftsführern der Gesellschaft werden die Herren Generalkonsul Max Dörtenbach und der bisherige Prokurist der Firma, Robert Frasch, bestellt. Der bisherige Teilhaber, vr. Georg von Dörtenbach tritt in den Aufstchtsrat der neuen Gesellschaft ein. Die Firma Dörtenbach ist hervor- gegangen au« einem Hause gleichen Namen«, dar bereits im Jahre 1721 in Calw gegründet wurde. Seit 1845 hat die Firma ihren Sitz in Stuttgart.

Schnaitheim 7. Okt. Einem 13jährigen Knaben, der sich beim Holzsäzen eine ganz leichte Verletzung zuzog. mußte der Zeigfinger abgenommen werden, weil man die Wunde mit Lysol aus. gewaschen hatte.

II«selb 7. Okt. Die Tochter des Zim> mermanns Wilhelm Fischer, die fett Jahren in Offenbach bedienstet ist, hatte dieser Tag beim Arckleiden morgen da« Unglück, die Lampe um- zustoßen. Ihre Kleider fingen Feuer und das Mädchen erlitt so schwere Brandwunden, daß e« bald darauf starb.

Eßlingen 7. Okt. Am 6. November werden in das hiesige Lehrerseminar dreißig Zöglinge ausgenommen, die bereit« im Besitze der Berechtigung zum Dienst des Einjährig- Freiwilligen find. Eine zweijährige Präparandenzeit haben sie nicht abzulegen, auch finden sie, um dem Lehrermangel zu begegnen, bereits mach drei Jahren Verwendung im Schuldienst.

Tübingen 7. Okt. In der Fremden- Herberge ist einem eben aus der Arbeit getretenen Bierbrauer während der Nacht von zwei Stromein der Lohn mit über 50 ^ geraubt worden. Die Diebe find flüchtig gegangen.

Ebingen 7. Okt. Der über die Firma Bickelhaupt, Papierhandlung in Ebingen, ausgebrochene Konkurs, kam seinerzeit ganz uner­wartet. Nur wenige Leute ahnten die große Ueberschuldung de« Firmeninhaber«, die über 200000 betragen soll. Nicht weniger über­raschend war aber die vor einigen Wochen erfolgte Verhaftung de« Inhaber« Hermann Bickelhaupt, der sich wegen betrügerischen Bankrotts in Unter­suchungshaft befindet, wie auch die gestern erfolgte Verhaftung der Schwester de« Inhaber«, Frl. Elise Bickelhaupt die der Teilnahme beschuldigt wird.

Geirlingen 7. Okt. Die Feier der diamantenen Hochzeit de« resignierten "Schultheißen Johann Georg Bühl er und seiner Frau Angelika geb. Thierer in Waldhausen nahm einen schönen Verlauf. Der König hatte eine Prachtbibel mit eigenhändiger Widmung gespendet. Außerdem wurde dar Jubelpaar mit zahlreichen sonstigen Gaben bedacht. Ansprachen hielten

Das Haus am Rhein.

Roman von Anny Wothr.

(Fortsetzung.)

Ein schrecklicher Verdacht züngelte zur Hellen Flamme im Herzen Irmgards empor.

»Barmherziger Gott," rief sie angstvoll,das galt mir und dar eigene Kind ward dar Opfer!"

Ein Grauen erfaßte sie, unbeschreiblich, riesengroß kam es über sie. Wie von Furien gejagt stürzte sie aus dem Zimmer, den dunklen Gang entlang. Glücklich fand sie die Treppe, glücklich die Haustür, ein schwerer Eisenriegsl davor hemmte ihren Weg» aber Verzweiflung gab ihr Kraft. Der Riegel flog zurück und sie stand im Freien. Keine Minute schwankte sie, wohin sie ihren Weg nehmen sollte, unaufhörlich floh sie durch die Nacht der Villa Breden zu. Nur er konnte und würde helfen, und sie schützen.

Erschöpft vor Aufregung und Geelenpem trugen sie kaum noch ih.e Füße, als sie die Villa Breden erreichte.

Aus dem großen Gartensalon im Parterre des Hauses schimmerte matter Licht.

Unheimlich grell klang die von Irmgard gezogene Glocke der Haustür durch die Nacht. Waldenburg, der bi« in die Nacht hinein eine ernste Unterredung mit seiner Schwester gehabt, in der er ihr sein ganzes Empfinden klar gelegt, und ihren Rat erbeten hatte, sprang hastig auf und rief der Genrralin zu:

Dar ist Irmgard!"

Du träumst, Dietrich," entgegnet« Frau von Breden.

In demselben Augenblicke aber öffnete sich die Tür und Irmgard im weißen Gewände, das schwere, rotglänzende Haar aufgelöst und wirr im Nacken, stand geiüerbleich in der Tür. Die Hände griffen angstvoll in der Luft umher, gleichsam als suchten sie eine Stütze. Wirr und dunkel wurde es vor ihren Augen, nur Waldenburgs ausgebreitete Arme glaubte sie zu sehen.

Rette, schütze mich!" kam e» wie ein Wehlaut von ihren Lippen, dann brach sie an Dietrichs Herzen ohnmächtig zusammen.

Frau von Breden rang angstvoll die kleinen Hände.

Daß sich Gott erbarm'," murmelte sie,was ist nur dem armen Ding passiert?" und während sie sich energisch nach kölnischem Wasser und Riechsalz umsah, hielt Waldenburg Irmgard fest an sein Herz gepreßt, al« wolle er sie nimmer lasten und die heißen Küste, die er auf ihre Lippen und Augen drückte, zauberten Rosen auf ihre Wangen und gaben ihr, die noch am ganzen Körper vor Schreck bebte, dar Leben zurück.

Mein armes Lieb," sagte er innig, al« Irmgard die Augen aufschlug, was hat man Dir getan, daß Du Dich mitten in der Nacht zu mir flüchtest?"

Irmgard wand sich errötend au« seinen Armen. All da« Entsetzliche, was sie in der Nacht erlebt, stand ihr wieder plötzlich vor Augen und in fliegender Eile, fast atemlos» erzählte sie Waldenburg und der soeben zurück­kehrenden Generalin, was sie in der Nacht erlebt und bat Dietrich, ihr so schnell als möglich zu folgen, um Renaten« Schicksal zu erforschen.

Frau von Breden war ganz entsetzt und Waldenburg war bleich bi« in die Lippen geworden.