Oesterreich beseelt. Er achte auch den bulgarischen Patriotismus, aber weder Frankreich noch England, weder Rußland noch Deutschland könnten so wichtige Dings geschehen lasten, ohne ihre Meinung abzugeben. Es sei unzulässig, Europa durch eine Geste auf die Seite zu schieben. Eine allgemeine Aussprache sei zwingende Notwendigkeit._

vermischtes.

Einem Justizirrtum zum Opfer gefallen ist ein 1906 in Gießen Hingerichteter Handwerk«bursche. Dieser war wegen Ermordung und Beraubung des Pfarrers Goll zum Tods verurteilt worden und zwar auf Grund eines umfangreichen Indizienbeweises. Der Verurteilte beteuerte bi« zuletzt, auch auf dem Schaffst noch laut seine Unschuld und daß er als Opfer einer Personenverwechrlung sterbe. Nunmehr, nach zwei Jahren, legte, wie derN. Zürich. Ztg." aus Hanau gemeldet wird, ein in Holland lebender Deutscher aus dem Sterbebette das Geständnis ab, daß er der Mörder gewesen und der Hingerichtete Handwerkrbursche unschuldig hingerichtet worden sei. Auch mehrere dem Pfarrer geraubte Opfer, geräte lieferte er aus. Seit der Hinrichtung des Unschuldigen habe er keine Ruhe mehr aefunden, und nur um sein Gewissen zu befreien, sei er zu dem Geständnis bewogen worden, ehe er sterbe.

Kriminalität und Alkohol. Für dar Jahr 1902 wurde seitens de« Kaiserlich Statistischen Amtes zu Berlin zum ersten Male aufgezählt, in welchem Maße gefährliche Körper­verletzungen an Sonn, und Feiertagen begangen wurden. Einzelne Untersuchungen in begrenztem Gebiet waren schon wiederholt angestellt worden. Für dis offizielle Untersuchung des Kaiserlichen Statistischen Amtes lag ein großes Material vor. Die Untersuchung erstreckte sich auf 93376 wegen gefährlicher Körperverletzung Verurteilte. Von diesen hatten, wie die mühevolle Untersuchung ergab, 34652 oder 35,6 Proz., d. h. mehr als der dritte Teil, die Tat an einem Sonn, oder Feiertage, 69543 an den übrigen sechs Werktagen begangen, während bei 2181 der Tag nicht mehr zu ermitteln war. Auf einen Werktag entfielen 198, auf einen Sonn, oder Feiertag aber 578 gefährliche Körperverletzungen oder dreimal so viel. Der Grund ist offenbar: Arbeitsruhe und Sonn, tagrvergnügen geben am meisten Veranlassung zum Mißbrauch geistiger Getränke. Interessant ist übrigens auch dabei, in welchen Gegenden die meisten Körperverktzurgen Vorkommen. Auch darauf richtete sich die Untersuchung. Eie ergab: Dis Pfalz hatte die bei weitem größte Verurteilten­ziffer mit 633 (immer auf 100 000 Strafmündige) oder 265 Proz. vom Reichsdurchschnitt, dann kommt Niederbayein mit 565 oder 263 Proz., Mann­heim mit 481 oder 201 Proz. und Oppeln mit 473 oder 198 P oz. des Reichsdurchschnitter. Der Bearbeiter dieser amtlichen Statistik steht sich veranlaßt, in Hinficht auf diese» außerordentliche Neberwiegen der gefährlichen Körperverletzungen der genannten Larderreile zu betonen, daß er nahe liegt, dabei an einen Einfluß des Alkohols zu denken.Die Straftat", so heißt er,ist häufig

in den östlichen Grenzgebieten des Reiche«, in welchen der Branntwein am meisten zu Hause ist, noch mehr in Bayern, da« durch sein Bier berühmt ist, vollend« in der durch reichlichen und billigen Wein ausgezeichneten Pfalz, auch in anderen Ufergebieten des Rheins." Die oft gehörte und immer wieder nachgesprochene Behauptung, daß es weitaus zumeist der Branntwein ist, der dieses Unheil anrichtet, bedarf aber dringend der Richtig, stellung. Bier und Wein, im Uebermaß genossen, haben auch ihren reichlichen Anteil an den Ver. brechen, wie sich die» auch durch Untersuchungen in süddeutschen Gefängnissen bestätigt hat. Wir entnehmen diese interessante Ausführung einem Artikel von I. Gonser. dem Generalsekretär des Zentralverbande« zur Bekämpfung de« Alkoholis- mus, der in dem kürzlich von diesem Verband veröffentlichten fünften Serie des Sammelwerke« Der Alkoholismu« und seine Bekämpfung" neben einer Anzahl anderer höchst bemerkenswerter Ab« Handlungen von Autoritäten erschienen ist.

Die Verbreitung des Esperanto. Bei dem großen Interesse, da« sich jetzt überall für diese Weltsprache zeigt, dürfte e« unsere Leser zweifellos interessieren, etwa« über die Verbreitung dieser interessanten Sprache zu hören. Der Ver- faffer der Esperanto ist bekanntlich der russische Arzt Dr. Samenhof in Warschau, der seine Weltsp ache 1887 der Oeffentlichkeit übergab. Lange Jahre machte Esperanto nur sehr kleine Fortschritte, bis die Bewegung seit 1904 in ein schnelles Fahrwasser kam. Er gab im Januar 1904 116 Esperantoveretne, im Januar 1905 deren 188 im Januar 1906 deren 306, im Januar 1907 deren 482 und im Januar 1908 bereits 865 Esperantistengruppen. Bi» zum 5. August ds. Js. war die Zahl der Esperantisten- vereine bereits auf 1057 gestiegen, von denen sich 15 in Afrika, 23 in Asten, 163 in Amerika. 18 in Australien, und 838 in Europa befinden. Die meisten Esperantistenvereine befinden sich in Europa in Frankreich mit 207 und in England mit 158 Esperantovereinen, denen Deutschland mit 87 eist in weitem Abstand folgt. In Deutsch- land wird die Esperantosprache von mehreren Verbänden besonder« in der letzten Zeit sehr energisch zu verbreiten gesucht. Kaiser Wilhelm hat sicher zu den letzten Erfolgen des Esperanto mit dadurch beigetragen, daß er sagte, er habe sich davon überzeugt, daß die Einführung des Esperanto bei allen Völkern der Erde keine Phantasie mehr sei, sondern sich verwirklichen lasse. Esperantoauskunftsstkllen gibt es nun bereit« in 288 Orten der Erde, von denen sich 18 in Deutsch­land befinden und von denen die Auikunftrstelle de» Verein« deutscher Esperantisten in Leipzig, Carolinenstr. 12 gegen Einsendung der Selbstkosten von 15 --Z in Briefmarken an Interessenten ein Esperantolehrbuch zum Selbstunterricht portofrei versenden.

Was Bulgarien ins Feld zu stellen vermag. Im Wetterwinkel de« Balkan« zieht er sich bedenklich zusammen und wenn auch an. zunehmen ist, daß auf Grund eines Machtwortes

der Großmächte der soeben entstandene Konflikt zwischen Butzarien und der Türkei friedlich bei­gelegt werden wird, so ist es doch zeitgemäß, eine Betrachtung darüber anzustellen, inwieweit da» Königreich Bulgarien dem türkischen Gegner gegenüber gerüstet dasteht. Seit der Zeit, in welcher der hessische Kavallerie.Lcutnant Prinz Battenberg die bulgarische Fürstenkrone trug, ist au« der damals kaum regulär zu nennenden bulgarischen Armee eine achtbare Streitmacht geworden; man kann sogar sagen, daß von allen Armeen der Balkanländer, mit Ausnahme vielleicht der rumänischen, die bulgarische die bestdisziplinierte Truppe ist. Bulgarien verfügt heute über ein Heer, welche« auf Friedenssuß 53 574 Mann stark ist. Darunter 3123 Offiziere. Infanterie und Artillerie zusammen 41225. Kavallerie 4548 Pferde. Bulgarien hat allgemeine Wehr­pflicht und das Heer auf Kriegsfuß zählt ca. 200000 Mann, eingeteilt in 216 Bataillon« Infanterie, 56 Schwadronen Kavallerie und 115 Batterien Artillerie mit 1080 Geschützen. Außer­dem existiert noch ausgebildetet Landwehrmaierial für ca. 72 Bataillone Infanterie. Hierzu tritt der Landsturm. Die Kriegsflotte ist äußerst schwach und zählt nur 9 Schiffe und 7 Schaluppen mtt 1217 Mann Gesamtbesotzung. Demgegenüber kann die Türkei ca. 600000 voll militärisch aus- gebildete Truppen ins Feld stellen. Allerdings ist hierbei zu berücksichtigen, daß das ottomonische Reich nicht in der Lage ist, diese Feldmacht aus­schließlich gegen Bulgarien zu verwenden, da sich die Truppen auf den ganzen europäischen und astatischen Besitz der Türkei verteilen und di» Garnisonen aus den Landstrichen am Roten Meer und dem Hinterlands derselben nicht zurückgezogen werden können, da die dort wohnenden Stämme sofort gegen die türkische Oberhoheit revoltieren würden. Auf jeden Fall also dürfte da« bulgarische Heer dem türkischen Lehnsherrn eine hatte Nuß zu knacken aufgeben wenn er soweit kommen sollte.

Herbstrrachrichten.

Stetten i. R. 6. Okt. Seit einigen Tagen gibt es hier neuen Wein. Die Portugieser wurden teilweise gelesen. Auch unsere Haupisorten, Sylvaner, Riesling und Tiollinger zeigen einen hohen Reifegrad. Die schön belaubten Weinberge lassen ein Erzeugnis hoffen, da« dem vorjährige» an Güte nicht nachsteht. Heute und gestern wurde auf Mtttelpreis viele« verstellt; ein fester Kauf ist noch nicht abgeschlossen.

BornnSstchtlichr Wittern»!:

Lokale Morgennebel, sonst vorwiegend heiter, unter

Tags ziemlich warm.

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