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83. Iahr-ns

Amts-- und LnMgMM für den Oberamtsbezirk Calw.

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t»«un»rltag, Freitag und Bamktag. Jnsertionlpieir I i dkg, pro zilleiür Ttabt u. Lezirrrorte; außer Bezirk l! Pfg. k

TagesseNLgkeitev.

Wildbad 6. Okt. Das Jahrs alte Kind eines Gasthofbesttzsrs brachte eine Bohne in die Luftröhre und erstickte daran.

Gündrrngen Oil. Horb 6. Okt. Dis Beerdigung des bei dem Brande in Nagold ums Leben gekommenen Metzgers Joh. Lohrer hatte zahlreiche Leidtragende angezozen. Der Geistliche forderte die Versammelten auf, sich der bedürftigen Hinterbliebenen, einer Witwe von sieben unmündigen Kindern, anzunehmen.

Stuttgart 6. Okt. In einem Hotel der inneren Stadt wurde heute früh ein etwa 20 Jahre alter Mann, namens Tchmeling aus Hannover, erschossen ausgesunden. Bar Motiv der Tat dürfte in Geistesstörung zu suchen sein.

Echterdingen 5. Okt. Die Einweihung unseres Zeppelin-Gedenksteins findet unter Mitwirkung der hiesigen Ortsgetstlichen bestimmt am Sonntag den 18 Oktober statt, nachdem nun. mehr die Wahl des für die Aufschrift der Denk­mal« bestimmten Spruches, der vorerst noch geheim gehalten wird, endgültig entschieden ist.

Stetten i. R. 3. Okt. Der heurige Jahrgang ist für unsere Gegend ein außer­gewöhnlich gesegneter. Nicht nur das Getreide md dis Kartoffeln find wohl geraten und gut eingebracht worden, sondern auch dar Vieh ist durch gutes und reichliches Dürr- und Grünfutter ams beste versorgt. Dazu kommt, daßaus dem Holz/ wie man hier sagt, viel barer Geld ge­löst wird. Das Frühjahr brachte den ersten schönen Erlös dieser Art, durch eine zwar nicht reiche, aber vortreffliche Kirschenernte, die dem hiesigen Obstbauverein außerdem anläßlich seiner Beteiligung bei der Deutschen Landwirt­schaftlichen Ausstellung in Cannstatt den einzigen ersten Preis für Kirschen brachte. Nun stehen wir mitten in der Obsternte, die hier in lobens­werter Weise so lange wie möglich hinaurgerückt

Mittwoch, Sen 7. Oktober 1908.

wird. Wer in den letzten Wochen durch unser gesegnetes Tal wanderte, konnte sich an der Fülle und Farbenpracht unserer Apfelbäume nicht satt sehen. Aeltere Leute vergleichen die heurige Obstsülle mit der von 1847. Insbesondere prangen die hier häufigen Luikenäpftl in einem Früchteschmuck wie seit Jahrzehnten nicht. Der neueMoferapsel", eine dem Luiken ähnliche, ausgezeichnete und deshalb verbreitete Lokalsorte, trägt überreich. Der etwa 30 Jahre stehende mächtigeUrbaum" dieser Sorte im Haldenbach- tal soll 30 Zentner tragen.

Heilbronn 6. Okt. In dem Lagerkeller der Küferei Vogt in der Querschulgafse wurde gestern abend ein Küfergeselle durch Mostgafe betäubt. Ein Mitglied der zur Rettung herbei- gerufenen Feuerwehr machte einen Rettungsversuch» wurde aber selbst betäubt. Unter unsäglichen Mühen gelang er schließlich dem jungen Wein- Wirt Friedrich Albrecht, die beiden Verunglückten an Seilen anzubinden, sodaß sie durch den Luft­schacht herausgezogen werden konnten. Die Wie­derbelebungsversuchs- hatten bei beiden Erfolg.

Heilbronn 6. Okt. Zu der Bluttat auf dem Sandhos wird noch weiter gemeldet: Der Maurer Julius Rank hatte bereit« vor einiger Zeit den Wirt Gerich anläßlich einer Streites bedroht, aber seither die Wirtschaft nicht mehr betreten. Ec hat fein Opfer furchtbar zugerichtet. Die schwersten Stiche befinden sich in der linken Bauchseite und im Rücken. Diese sind lebens­gefährlich. Die anderen über den ganzen Körper verteilten 21 Stichs find leichterer Art. Das Mädchen hat sich verzweifelt gewehrt. Zwei Finger find ihm vollständig durchschnitten. Es konnte nicht erklären, wie der Rank zu ihr in dar im Parterre gelegene Zimmer eingedrungen war. Plötzlich hatte er vor ihrem Bett gestanden und bei ihr zu schlafen verlangt, Rank wird von seinen Eltern, die als rechtschaffene Leute bekannt find, als sin roher und trunksüchtiger Mensch ge­

vezugLpr. i. b. Ltaüt >/^ührl. m. TrSyert. Mt. I.LS. Postb«zuz«pr. f. d.OrtS-u. Nachbarortioerk. '/«iLhrl. MI. 1.M, im Fernverkehr Mk. I.M. Sestellg. in Württ. W Pfy., in Bayern u. meichlL Pf,.

schildert, der ihnen schon oft Unannehmlichkeiten bereitet hat. Es besteht Hoffnung, dar Mädchen am Leben zu erhalten. Nach der Tat hatte Rank sein Messer in den Abort geworfen. Nach seiner Verhaftung leugnete er erst, ist aber nunmehr geständig.

Oberamt Neckarsulm 5. Okt. In letzter Nacht wurde im hiesigen Rathau« ein- gebrochen. Es wurde der Gchreibpult de« Ortsvorsteherr erbrochen und auch da« Zimmer des Amtsdtener« durchsucht, Der Dieb, der mit den Lokalitäten vertraut war, fand aber nicht«.

Uhingen OA. Göppingen 5. Okt. In der Nacht zum Sonntag wollte der 31 Jahre alte, unverheiratete Schmied Zwicker mit einem Böller schießen. Al« der Schuß nicht los ging, sah er nach der Ladung. Ja diesem Augenblick entlud sich und der Böller zersprang. Dem Zwicker wurde der Kopf fast ganz vom Körper getrennt. Er war sofort tot.

Kirchheim u. T. 6. Okt. (Obstmarkt.) Zugeführt waren 1600 Säck-Mostobst au« der Gegend. Preis 33.50 Für eine Partie wurde sogar 3.80 per Ztr. bezahlt. Wegen des Anziehen« der Preise hielten die Käufer zurück, so daß der Markt nicht geräumt wurde und die Produzenten einzelne und verkaufte Posten wieder abführen mußten. Da diese Woche allgemein mit dem Abnehmen des Obste« begonnen wird, ist für nächsten Montag eine bedeutende Zufuhr zu erwarten.

Ulm 6. Okt. Der hiesige Turnverein begeht am kommenden Samstag und Sonntag die Feier seines 40jährigen Bestehens. Beim Verkauf des Obstet der im städtischen Besitz be­findlichen Obstbäume wurden 6216 ^ erlöst.

Friedrichshafen 6. Okt. Die meisten Teilhaber der früheren Zeppelin.Aktienge­sellschaft, denen, wie neulich gemeldet» Graf Zeppelin ihre Anteile zurückbezahlen wollte, so-

Das Haus am Rhein.

Roman von Anny Wothe.

(Fortsetzung.)

Bertha war gegangen. Mit einem tiefen Seufzer begann sich Irmgard zu entkleiden. Aber die Gedanken marterten sie so, daß sie es vorzog, sich noch halb angekleidet auf das Bett zu werfen.

So lag sie lange, halb wach, halb träumend. Di; Lamve warf nur einen matten Schein rings umher.

Plötzlich sprang Irmgard mit einem Schrei empor bis in dis Mitte des Zimmere und starrte entsetzt aus das Bett.

Was war das?" flüsterte sie und blickte noch einmal forschend hin. Nichts regte, nicht bewegte sich und doch hatte Irmgard ganz deutlich die Empfindung gehabt, als senke sich das Bett mit ihr hinab und als stürze der Betthimmel über ihr zusammen.

Wie einfältig sie doch war, ihre törichte aufgeregte Phantasie hatte ihr den Streich gespielt. Entschlossen griff Irmgard nach der Lampe, um den Boden unter der Bettstelle zu beleuchten. Dar Bett stand unbeweglich und fest, als sei es am Boden festgenagelt in der Nische der Boden aber befand sich etwa eine handbreit niedriger als der Übrige Fußboden des Zimmers. Irmgard leuchtete sorgfältig umher, kein Spalt, keine Unebenheit war zu entdecken.

Ich schäme mich vor mir selber/ sagte Irmgard sich erhebend, wohin und zu welchen Schlüffen führen mich meine aufgeregten Gedanken Md mein rebellischer Herz?"

Da kamen leichte Schritte den Gang entlang. Irmgard lauschte und schon wieder krack er wie Furcht und Angst zu ihrem Herzen.

Schnell entschlossen warf ste ihren weißen Kaschmirschlafrock über und . ging die Tür zu öffnen, an welche es soeben leise pochte.

Als sie geöffnet, stand Renate im weißen Nachtgewand voiHihr und legte bedeutungsvoll den Finger auf die Lippen.

Still, still, Jrmcken, daß man uns nicht hört/ sagte ste, hastig über die Schwill; tretend.O, Gott ich hatte so Angst um Dich, er ließ mir keine Ruhe, ich mußte Dich noch einmal sehen. Lass' mich bei Dir bleiben. Bald kommt die Stunde, wo Du scheiden mußt, lass' mich sei Dir/

Das klang so kindlich, rührend, bittend.

Ich sollte es eigentlich nicht dulden, Rena," sagte Irmgard und zog das junge Mädchen in ihre Arme.Der neue Tag wird viele Anforderungen an Dich stellen und Du mußt ihnen gewachsen sein, aber es ist doch so lieb von Dir» daß Du kommst ich konnte so wie so nicht schlafen. Länger aber als ein Stündchen darfst Du nicht bleiben."

Sei doch gut Irmgard/ bat Renate leiseich will mich sogar auf Dein Bett legen, während Du mit dem Sofa zufrieden sein mußt/ und dabei warf sich Renate, mit reizendem Mutwillen, die blonden Locken schüttelnd, auf dar Lager Irmgard« nieder.

Nicht auf das Bett," wollte Irmgard rufen, aber ste unterdrückte den Ausruf. Durfte ste Renate von ihrer kindischen Furcht und der ein- gebildeten Tatsache, daß da« Bett sich senke, sprechen, ohne sie und die ihrigen zu kränken? Seufzend lehnte stch Irmgard in die Sofaecke zurück. Wie Du willst, kleiner Widerspruch/ sagte sie lächelnd,nun laß un« plaudern eine kleine Weile noch und er heißt scheiden/