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Irsch^nunertaze: Montag, Llenltag, MittwoH. »snnirltlig, 8r«itag und Samstag. JnstrtionSprcik !!> »fg. nro LtUi sür Stadt u. «»ztrkiorte; außer Bezirk 12 Psz.
Tagesseuigkeitm.
* Calw 5 Okk. Wundervolle Herbst, tags sind uns jetzt nach den regnerischen, naßkalten und unfreundlichen August- und Septsmberwochm de?chieden. Die Wirkung der vorzüglichen Witterung an den Obstbäumen ist unverkennbar: goldgelb und feuerrot prangen die Früchte auf den Bäumen, überzogen von einem herrlichen Duft, der das Obst so appetitlich macht und ihm einen so reinen Glanz verleiht. Die strahlende Sonne am wolkenlosen Himmelsblau erleichtert dem Landmann dis dringenden Hsrbstgeschäfte und macht ihm die Arbeit leicht. Dabei ist er sommerlich warm und die Lust wunderbar rein und erfrischend. Die vielgerühmten Schönheiten des Tchwarzwaldes kommen oft jetzt zur vollen Geltung und Kurgäste und Touristen können die Pracht der Waldes in vollem Umfang genießen. Aber auch die Einheimischen find für die Reize der Natur dankbar und wer es immer machen kann, der benütze diele einzig schönen Tags und erfreue sich an Gottes freier Natur.
Nagold3.O!t. Die Stadtgemeinde Nagold verkauft gegenwärtig ihr Allmand- obst, dessen Ertrag zu 2000 veranschlagt wurde; bereits ist diese Summe erlöst und noch steht ein großer Teil zum Verkauf bereit. — Auf den Stationen Rohrdorf und Ebhaufen werden ganze Wagenladungen Obst nach auswärts abgesetzt zu 2.20 per Zentner. — Für dis Witwe des Lei dem Brandunglück ums Leben gekommenen Joh«. Lohrer, Metzger von Gündringsn und seine sieben Waisen, dis im Alter von 8 Tagen bis 16 Jahren stehen, wird an den Wohltätigkeit-- finn der Allgemeinheit appelliert, da die Familie in ungünstigen Vermögrnsverhältnissen steht.
Herrenberg 3. Okt. Auf den heutigen Schweinsmarkt waren zugeführt: 240 Stück Milchschweine, Erlös pro Paar 30—44 *6; 60 Stück Läuferschweine, Eclör pro Prar 50—90 Verkauf infolge dringender Herbstgeschäfte flau.
Montag, -en 5. Oktober 1S08.
Bezugrpr. i. d. Stadt'/^Shrl.ui. Träger!. Mk. 1.25. Postbezug«?!, s. b.OrtS- u. Nachbarortrvert. >/^LHrl. Mk. 1.20. im Fernverkehr Mk. 1.30. »estellg. in Württ. 30 Pfg., in Bayern u. Reich 12 P?g.
Stuttgart 2. Okt. Die Firma E. Breuninger zum Großfürsten hat ihr erst vor wenigen Jahren erbautes, an der Ecke der Münz- und Sporerstraßs gelegenes Geschäftshaus durch einen großen Anbau erweitert. Der Erweiterung», bau, von imposanter Konstruktion und vornehmer Architektur, ist von Eisenlohr und Weigle erstellt. Von einem massiven Graniisockel aus ziehen riesige Pfeiler bis zum höchstgelezsnen Stockwerk. Sie umschließen die Schaufenster, für die auf diese Weise möglichst viel Raum gewonnen ist. Die Wirkung von außen wird durch dis prächtigen und mit allem Geschick angeordneten Auslagen erhöht. Die Inneneinrichtung des Baus ist sehr praktisch gegliedert. Im ersten Stock empfängt den Besucher ein elegant ausgestatteter Vestibül. Neben einem Bibliothekzimmer, in dem neben zahlreichen Büchern gegen. 50 Zeitungen aufliegen, enthält dieser Stock ein Auskunftr- und Kontrollebureau» ein Schreibzimmer für Damen und Herrn, sowie ein Rauchzimmer für dis Begleiter der einkaufenden Damen. Auch ein Drmenkabinett als Ruheplatz für dis Besucherinnen fehlt nicht. Im zweiten Stock ist ein reizender Modesalon eingerichtet. Im dritten und vierten Stock befinden sich Konferenzzimmer, Abrechnung« zimmer, rissige Lagerräume sowie der Telephonraum. Auf dem Dach hat man von einer großen Plattform aus, eine schöne Rundschau über die Stadt. Im Souterrain stehen die Maschinen für die das ganze Haus durchziehenden Fahrstühle, sowie für die Heizung, außerdem enthält er für die Verpackung«, und Expeditionrräume. Die neuesten technischen Erfindungen und Einrichtungen find dem Betrieb zu nutze gemacht. Dis Waren liegen oder hängen alle unter Glas, vom feinsten bis zum geringsrn Stoff. Auch in hygienischer Richtung ist alles getan. In den einzelnen Stockwerken find Brunnen angebracht, die, abgesehen von ihrer schönen Wirkung für das Auge für die E-frischung der Luft in dem gewaltigen Raums sorgen. Im Sommer wird neben ihnen noch eine Kühlmaschins
in Tätigkeit treten. Sehr schön ist auch eine Gartenanlage, dis die Firma in dem Hof gegen die Krrlrstraßs hin angelegt hat, aurgestattet mit reichlichen Ruhebänken. — Bei der Einweihung der Neubau« war dar alte wie dar neue Haus aufs schönste mit Flaggen und Blumen geschmückt. Abends waren sämtliche Räume prächtig erleuchtet. Der Erweiterungsbau stand an diesem Tag den Besuchern zur freien Besichtigung offen. Zur Erinnerung hat Herr Breuninger für seine geschäftlichen Freunde ein mit Bildern schön ausgestattete» Album unfertigen lassen.
Stuttgart 3. Okt. (Strafkammer.) Am 16. Juni ging ein taubstummer Mann auf der Landstraße zwischen Grunbach und Großheppach; hinter ihm drein kam ein Automobil. Der Chauffeur fuhr vorschriftsmäßig, auch gab er Huppenstgnale. Als da« Automobil noch etwa einen Meter von dem Mann entfernt war, lief dieser in der Aufregung anstatt nach rechts nach link« in das Automobil hinein. Er wurde zu Boden geschleudert und erlitt einen Schädelbruch der seinen Tod zur Folge hatte. Gegen den Lenker des Automobil«, den Chauffeur Karl Schlüter wurde nun Anklage erhoben wegen fahrlässiger Tötung. Die Verhandlung endigte aber mit seiner Freisprechung, da ihm ein fahrlässiges Verschulden nicht nach- gewiesen werden konnte. Er wurde bezeugt, daß Schlüter nicht übermäßig rasch gefahren war, ferner daß er noch im letzten Augenblick versucht hatte nach link« aurzuweichen.
Stuttgart 3. Okt. Vom Wochen, markt. Der heutige Markt wies eine starke Zufuhr auf und da« Geschäft setzte schon in den Frühstunden sehr lebhaft ein. Besonder« begehrt waren Zwetschgen, Birnen und Aepfel. Für Zwetschen verlangte man 5-7 aZ, für Aepfel 4—7 H, für Birnen je nach Sorte 5—20 per Pfund. Schöne Quitten war zu 12—15 ^ erhältlich. Pfirsiche kosteten 10—20 --Z, Preißel- > beeren aus dem Fichtelgebirge 20 A einheimische
Das Haus am Rhein.
Roman von Anny Wothe.
(Fortsetzung.)
Und Lilly schmiegte sich eng an den geliebten Mann und lachte hell auf in dem Gedanken an den eigenen Herd, dann aber stammelte sie verwirrt: ,Du lieber, guter Einziger, wie kam nur alles? '
Da hob Erich das zarte Geschöpfchen mit den Schmetterlingrflüzsln auf seine Arme und trug sie jubelnd dem Hause zu, während er ihr schelmisch in das rosige Ohr flüsterte:
.-Dar macht, es hat die Nachtigall Die ganze Nacht gesungen,
Da find mit ihrem süßen Schall Die Rosen aufgesprungen/
Die Allongeperrücke und der vergessene Dreimaster schaukelten sich indes schwermütig auf den Baumzweigen und tauschten ihre hochwichtigen Meinungen au« über den Leichtsinn der Jugend. Im Herzen des jungen Paares aber war eitel Sonnenschein. Die Rheinerwellen lachten dazu und kicherten über dar Glück der Gleichenburgr.
* *
Heiter und sonnig dämmerte der letzte Tag, den Irmgard in dem Hauie am Rhein verleben sollte, herauf. Der Malerin erschien es trotz de« Sonnengolde« kühl und herbstlich und mehr als einmal schauerte sie ob der Kälte, die sie umgab, zusammen. Selbst Lilly'« Glück, das am Morgen wie ein Sonnenblick in ihr Herz gefallen, konnte die trübe Stim
mung in Irmgard'« Herzen nicht bannen. Wie tut das Scheiden doch so weh! Nie mehr, das fühlte sie, würde sie da« geliebte Antlitz Waldenburg'« Wiedersehen, nie mehr seine ernste, milde zum Herzen dringende Stimme hören, sondern einsam und allein würde sie ihre Straße ziehen, fern ab von seinem Wege an Lore'« Seite.
Im Hause herrschte heute ein unsagbarer Trubel. Zu den Hochzeit»- Vorbereitungen gesellte sich noch Lilly'« Verlobung, zu der Frau v. Gleichen- bürg eine füßsaure Miene zog, die ihr aber doch zu vorteilhaft dünkte, um sie von der Hand zu weisen. Lilly lief singend und jubelnd Trepp auf, Trepp ab und lugte vom Türmchen des Hauses wieder und immer wieder aus, ob denn Erich noch nicht käme, obwohl der junge Offizier schon dreimal der Tages sein Bräutchsn mit einem Besuche beglückt hatte, zum großen Verdruß Frau Helenens, die ihm endlich erklärt hatte: Bräutigam» könnte man heute absolut nicht gebrauchen und er möchte mit Waldenburg hübsch in der Villa Vreden bleiben. Ein Verbot, da« den kühnen Sohn de« Mar« vsranlaßte, Lilly zu bereden, heimlich mit ihm im Parke zusammen zu treffen, worüber Clariffa, als sie er erfuhr, mehr als einmal ohnmächtig wurde, was sehr dazu beitrug, Lilly'« gute Laune zu erhöhen.
Irmgard, Leonore und Renate hatten in gemeinsamer Tätigkeit und finnigem Geplauder den letzten Tag ihre« Beisammensein« verbracht und das Weh de« Scheiden« zitterte in den Herzen der drei jungen Mädchen bang, wie nahender Unheil.
Die Sonne sank. Irmgard saß im Salon, der Frau de« Hause« allein gegenüber. Frau Helene erschien noch bleicher als gewöhnlich, während sie angelegentlich in liebenswürdigster Weise zu Irmgard sprach.
Irmgard war das Herz ft schwer und Frage und Antwort kamen