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Entschädigung feiler.« der Hagelversicherung«- gesellschaft keirerweg« befriedigend au«fiel.

Heilbronn 23. Sept. Infolge flauen Geschäftrgange« wird bei der Maschinenbau- Gesellschaft Heilbronn feit Anfang dieser Woche nur roch acht Stunden täglich gearbeitet und e« ist st^ar eine weitere Verkürzung der Arbeitzeit angekündigt, falls die Aufträge nicht in größerem Umfange einlaufen.

Heilbronn 23.Sept. Schultheiß Klaiber von Flein wmde von der Strafkammer wegen falscher Beurkundung in sieben Fällen zu drei Monaten Gefängnis und Tragung der Kosten der Verfahren» verurteilt. Dar Gericht nahm seine häufige Krankheit und Geschästrüberhäufung, sowie seine sonstige, im allgemeinen gute Geschäftsführung als Milderungrgrund an. Seine Verfehlungen bestände n hauptsächlich in der Unterlassung von Hypothekeneintragungen in das Grundbuch.

Pfaffenhofen OA. Brackenheim 21. Sept. Ein bedauerlicher Unglücksfoll ereignete sich hier infolge von Unvorsichtigkeit. Ein 15» jähriger junger Mann spielte mit einem geladenen Revolver, dieser ging los und traf die Frau de« Bauern Friedrich Heinz so unglücklich, daß an ihrem Aufkommen gezweifelt wird. Sechs Kinder stehen um da« Bett der verunglückten Mutter.

Von der Tauber 23. Sept. Gestern mittag wurde ein 25jähriges Mädchen in Weilers, heim in Haft genommen. Sie wird beschuldigt, unter da« Essen Gift gemischt zu haben.

Friedrichrhafen 23. Sept. Nach einer von kompetenterTeite aufgestellten Berechnung hat die Zeppelinspende insgesamt über v Millionen Mark ergeben.

Vom Kandertal 21. Sept. Einen Selbstmord unter grauenhaften Umständen verübte der 80 Jahre alte Zimmermeister Ernst von Marzell. Der mit Holzfällen beschäftigte Mann war nicht mehr nach Hause gekommen und fand man ihn später im Walde mit dem einen Fuß unter einem gestürzten Stamme liegend, an einem Strumpfband erhängt in liegender Stellung auf. Der Fuß war zweimal gebrochen. Der Unglückliche, den der stürzende Stamm so schwer verletzte, hat dann in der Verzweiflung, daß er sich au« seiner fürchterlichen Lage nicht befreien konnte, seinem Leben ein Ende bereitet.

München 23. Sept- Bei einem Jagd- reiten des Reit« und Fahrverein« bei Dagefing strauchelte dar Pferd de« Württemberg. Gesandten, Legationrrat Moser v. Filseck. Dieser stürzte und erlitt einen doppelten Bruch des linken Unterschenkel«.

Magdeburg 22. Sept. Der Ballon Otto von Guericke des magdeburgischen Vereins für Luflschiffohrt wollte gestern Abend

mit vier Insassen einen Aufstieg unternehmen. Er havarierte aber gleich beim Aufstieg, anschänend infolge zu großer Belastung. Er geriet mit der Reißleine in die Telegraphendrähte und der Ballon ging infolgedessen bereits auf dem Schlachtviehhofe nieder. Bei dem Unfall erlitt ein Insasse, der Professor Riemann, lebensgefährliche Verletzungen.

Osnabrück 22. Sept. Ein bezeichnende« Schreiben sandte Graf Zeppelin derOrna. brücker Zeitung" die über 20000 ^ gesammelt hatte. Es heißt dort u. a.:Die Durchsicht der Geberlists hat mich einen Einblick in die Seele der Bevölkerung von Osnabrück tun lassen, die mich tief bewegte. Alle Alter«, und Berufsklassen haben sich herangedrängt, um den großen nationalen Gedanken, mein Luftschiff von neuem erstehen zu lassen, durch einen Beitrag zu fördern, bis herunter zu dem einfachen Manne, für den der gespendete Beitrag ein schwere« Opfer bedeutet, bis herab zu den Kindern, deren Sparkasseninhalt das ganze kleine Vermögen ausmachte, alle sind vertreten, mir zu helfen. Und nicht wenige find es, die in großer Bescheidenheit ihre Namen ver­schwiegen und sich begnügten mit dem stillen Be- wußtsein, ihr Scherflein auf den Altar der Vater- lande« gelegt zu haben. Es ist eine erhabene Kundgebung echt vaterländischen Sinnes und treuer deutscher Opferwilligkeit, die mich tief bewegt, und ich bitte die geehrte Redaktion, allen denen, die mir in so hilfsbereiter Weise zur Seite ge- treten find, meinen tiefgefühlten Dank zu über­mitteln. Ich hoffe, mich in kurzem einer solchen Opferfreudigkeit würdig erweisen zu können zur Ehre des deutschen Namens."

Berlin 23. Sept. Die unter cholera­verdächtigen Erscheinungen gestern dem Virchow-Kranken Hause zugeführte Frau Gri« golewsky leidet nicht an Cholera, sondern ist an Typhus ei krankt. Die bakteriologische Untersuchung hat heute früh mit Sicherheit er­geben, daß nur ein Fall von einfachem Unter- leibs-Typhus vorliegt. Es geht der Patientin heute schon etwas besser. Ihr Gatte, der vor­sichtshalber zur Beobachtung ebenfalls im Virchow« Krankenhause zurückbehalten war, ist heute wieder entlassen worden.

Kiel 22 Skpt. Der Seitenflügel der alten Raths-Apotheke stürzte ein und begrub die 14jährige Tochter des Stadtverordneten Schulz unter seinen Trümmern. Das Mädchen war sofort tot. Er besteht die Gefahr weiterer Einstürze.

Haag 23. Sept. Als gestern nachmittag der Salonwagen der Königin.Mutter nach Het Loo fuhr, um diese abzuholen, wurde, wie da«Vaderland" meldet, mit einem Stein nach dem Wagen geworfen, durch den der Station« Vorsteher am Kopfe gestreift wurde.

Paris 23. Sept. Pichon ist gestern Abend zmückgekehrt und wird unverzüglich mit der

Prüfung der deutschen Antwortnote be­ginnen. Ueber den Inhalt der deutschen Antwort­note glaubt derMatin" Mitteilen zu können, daß die Note in der Form zwar sehr höflich ge­halten sei, aber äußerst hart in ihren Schluß- folgerungen. Frankreich werde sich nicht weigern, zu diskutieren, aber unter der Bedingung, daß sich dis Diskussion im Rahmen der Algeciras- Akle halte. Frankreich fordere die Ableugnung de« heiligen Kriege« durch Muley Hafid und dieser Punkt scheine in Deutschland Mißbehagen hervor­gerufen zu haben. Spanischerseits sei man bereit, diese Fordernng fallen zu lassen und sich mit dem Versprechen Muley Hafids zu begnügen. Wa« die Räumung des Schauja-Gebiete« betreffe, so liege in dieser Hinsicht ein Versprechen vor, welche« die französische Regierung dem Parlament ge» gegeben habe. Die beschleunigte Zurückziehung der französischen Truppen hänge ausschließlich von der Haltung des Sultans ab. Frankreich werde in dieser Frage keine Einmischung de« Auslandes dulden. Frankreich wolle sein Recht behalten und genau so vorgehsn, wie es andere Mächte an seiner Stelle auch tun würden.

Petersburg 23. Sept. Die Aerzie er­klären die Zunahme der Cholera-Erkrankungen durch die letzten zwei Feiertage, an denen Volk und Arbeiter nach alter Gewohnheit große Quantitäten Branntwein und rohes Obst genossen. Auch in mehreren Gymnasien fin d Cholerafälls vorgekommen, worauf die betreffenden Anstalten zur Vermeidung der weiteren Ansteckung sofort geschloffen wurden. Infolge einer Forderung der preußischen Behörden ist gestern ein sanitäträrzlltcher Waggon nach Wirballen abgegangen, um die Quarantäne aller Reisenden einzuführen. In Finnland find um­fassende Maßregeln gegen die Einschleppung der Cholera getroffen worden.

New-Dork 23. Sept. Die Waldbrände in Michigan und Wirconsin haben bereit« mehrere Dörfer eingeäschert. Auch viele Menschenleben find dem Brande zum Opfer gefallen.

New-York 21. Skpt- Der Dampfer Liberia" bringt die Meldung, daß an Bord de« Schiffes, als es die Insel Groß-Jnagua läng« der Westseite passierte, beobachtet wurde, wie dis dort gelegene Stadt St. Mothew von einem Orkan vernichtet wurde. Die Häuser seien in die Luft gewirbelt worden, sodaß man annehmen konnte, daß sämtliche Einwohner, deren Zahl auf etwa 700 geschätzt wird, umgekommen find,

BermischteS.

Neue Taler. 60000 neue Taler find soeben aus der Kgl. Münze zu Berlin an die Reichsbankhauptstellen ausgeliefert worden. Diese neuen Taler tragen in dem Rand die In­schrift: Gott mit uns. Die eine Seite trägt den Reichsadler mit der Inschrift:Deutsche« Reich 1908. Drei Mark", die andere Seite da«

Plötzlich hallte ein freudiger Zuruf durch die Luft und als Alle fast erschreckt cussahen, gewahrten sie den Maler Wilder stein, der mit seinem Segeltoot, mit dem er fast täglich Fahrten auf dem Rhein unternahm, soeben an'« Ufer stieß.

Mensch, Maler, Wildenstein, Donnerwetter, Sie schickt der Himmel," ries der Leutnart enthusiastisch und streckte ihm beide Hände entgegen, während Waldenburg erfreut dem Freunde auf die Schulter klopfte. Ueber Renatins Antlitz flog es wie ein stille« Leuchten, nur Leonore sah mit finster gefalteter Stirn und düsteren Augen auf den Maler und zog die Zügel ihre» Pferde» im Unmut so straff an, daß es sich hoch aufbäumte.

Wilderflein bemerkte es und wie ein leiser spöttische« Lächeln zuckte es um seine Lippen.

Schnell war der Maler von dem kleinen Unfall verständigt und in der liebentwürdigflen Weise ertöt er sich, Rerate in seinem Segelboot mit heim zu nehmen.

Sogleich ward ein möglichst bequemer Sitz für das junge Mädchen bereitet und schon nach einigen Minuten schoß da« kleine Boot, wie ein Pfeil durch die grünen Wogen.

..Auf Wiedersehen, gute Fahrtl" scholl es herüber und hinüber.

Nur Leororrn« Lippen blieben fest und streng geschloffen» wie im Unmut wandte sie eiligst ihr Pferd und sprengte im Galopp davon, so daß Waldenburg und Erich ihr kaum zu folgen vermochten.

Der Maler führte indes da« kleine Boot kühn und sicher durch die Wellen. Renate hatte da» kecke Reithütchen mit dem weißen Gazeschleier abgenommen und lehnte nun, da« goldloäige Haupt etwas zurückgebeugt, Wildenstein gegenüber. Die blonden Wimpern lagen tief über den süßen blauen Augen, als ob sie schliefe. Eine stille Ruhe und Glückseligkeit lag

in ihrem Antlitz, nur zuweilen zuckte es um den kleinen Mund, der Fuß schmerzte doch ein wenig, mehr als sie sich selbst eingestehen wollte.

Wildenstein konnte den Blick nicht lorreißen von dem lieblichen Mädchenantlitz. Nie war ihm Renate schöner und rührender erschienen als sitzt, da sie vor ihm ruhte, der Wind mit ihren goldenen Locken spielt« und hin und wieder zitternde Sonnenlichter darüber hintanzten.

Endlich hoben sich die Lider und die blauen Märchenaugen sahen freundlich zu dem Maler auf.

Wie gut Sie sind, Herr Wildenstein, daß Sie mich mitnehmen ich glaube, ich wäre ohne Sie wirklich nicht zurückgekommen."

Der Maler lachte und seine düsteren Augen erhellten sich- Wie bestrickend das Lachen klang. ,

So schlimm wäre es nicht geworden, gnädige« Fräulein, rief er aus,die lieben Engelein im Himmel hätten gewiß für ihr Schwesterchen auf Erden gesorgt und Sie auch ohne meine Ankunft sicher heimgebracht.

Renate errötete tief. Wie angstvoll, zaghaft ihr Herz klopfte. Wie hatte sie sich seit gestern - wo ihr die rote Nelke zu Füßen fiel danach gesehnt, seine Nähe zu fühlen, sein Wort zu hören, ihn, den sie mit der ganzen Glut ihrer jungen Seele liebte, und nun hatte ihr der Zufall ihn zugeführt, oder die Engelein im Himmel, von denen er gesprochen?

Sie fühlte nicht mehr den Schmerz de, verletzten Fußes, ihre Seele jauchzte:Er ist mein!"

Wie lieb, wie freundlich war der Maler doch stet« zu ihr gewesen, wie gut hatte er auf ihre Ansichten einzugehen verstanden, wie treu hatte er stet» zu ihr gehalten und wie sicher hatte er sie stet» geführt, wenn sie jemals in ihrem Urteil, in ihrem Wissen und Können schwankte.

(Fortsetzung folgt.)

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