Die Schlacht i« der Normandie
«eaeaaxariff s«dweftNch La«« gewinnt Bode» — Starke Aasriffe bei Lilly «ad St. L< zulammengebro««» Starrer f-wjetifcher Druck — Schwere» V I.Bera-ttungvseuer — Terroraugriff a«f München
Aus dem Führerhauptquartier, IS. Juli. Das Oberkommando der Wehrmacht gibt bekannt:
Die Schlacht in der Normandie hat sich noch auf weitere Abschnitte ausgedehnt, bas Artilleriefeuer noch gesteigert.
Oestlich der Orne warfen unsere Truppen den bei Colom- bellcs eingebrochenen Feind auf seine Ausgangsstellungen zurück. Südwestlich Caen gewann unser Gegenangriff weiter an Boden. Um Eterville wird erbittert gekämpft.
Südlich und südwestlich Tillh brachen starke feindliche Angriffe unter hohen Verlusten zusammen.
Auch im Abschnitt nordöstlich und nördlich St. Lo scheiterten die auf breiter Front dorgetragenen feindlichen Durch- bruchsdersuche. In einigen Einbruchsstcllen wird noch gekämpft. Westlich Airel warfen deutsche Panzertruppen den Feind nach Norden zurück. Zwischen Vire und Saintenh nordwestlich Le Plesfis und im Abschnitt La Hahe du Puits dauern die erbitterten Abwehrkämpfe an, ohne daß es dem Gegner bisher gelang, wesentliche Erfolge zu erzielen.
Im französischen Raum wurden wiederum «ö Terroristen im Kampf niedcrgemacht.
Schweres Vergeltungsfeuer liegt weiterhin auf dem Grotz- raum von London.
In Italien setzte der Gegner seine starken Angriffe von der Westküste bis in den Raum von Poggibonsi fort. Er wurde unter hohen blutigen Verlusten abgewiesen. Der Schwerpunkt der Kämpfe lag gestern beiderseits des Tiber, im Abschnitt südlich Cita di Castelle. Nach trommelfeuerartigem Artillerte- feuer gelang es dem Gegner in verlustreichen Kämpfen, unsere Front um einige Kilometer nach Norden zurückzudrückr«. Oestlich des Tiber brachten Gegenangriffe unserer Truppen das
feindliche Vorgehen zum Stehen. An der Adriaküste setzte der Feind seine Angriffe gestern nachmittag nicht fort.
Im Süden der Ostfront herrschte gestern nur örtliche Kampftätigkeit. Ungarische Truppen führten im Karpathen- Vorland ein Angriffsunternehmen erfolgreich durch.
Im gesamten Mittelabschnitt von der Szczara bis Polozk hielt der starke feindliche Druck an. Unsere Divisionen setzten sich im südlichen Teil dieser Front unter andauernden Ichweren Kämpfen weiter nach Westen ab. Im Raum von Baranowit- schi hat sich die schlesische 28. Jägerdivision unter Führung des Generalmajors von Ziehlberg in Angriff und Abwehr hervorragend bewährt. Oestlich Olita wurden die Vorstotzenden Sowjets von unseren Panzerdivisionen im Gegenangriff aufgefangen.
Die Verteidiger von Wilna zerschlugen im Westteil der Stadt wiederholte Angriffe der Bolschewisten und schoflen zahlreiche feindliche Panzer ab.
Im Raum zwischen Utena und Polozk^ brachen starke Angriffe der Bolschewisten in noch' anhaltenden schweren Kämpfen verlustreich zusammen. Auch südlich Noworschcw find noch erbitterte Kämpfe im Gange.
Schlachtflicgergeschwader griffen besonders südwestlich Wilna und südwestlich Dünaburg wirksam in die Erdkämpfe ein und fügten dem Feind in Tiefangriffen hohe Verluste an Menschen und Material zu.
Ein starker nordamerikanischer Bomberverband führte gestern im Schutz dichter Bewölkung einen Terrorangriff gegen München. Durch Flakartillerie wurden 27 feindliche Flugzeuge, darunter 24 viermotorige Bomber, vernichtet.
In der Nacht warfen einzelne britische Flugzeuge Bomben auf rheinisch-westfälisches Gebiet.
Zerstörer m»d Kanonenboote versinke« st, der Seine-Bucht
Unsere Schnellboote im lanfende« Einsatz vor der 3«vaston»kSst«
» „V 1" stört Londoner Börse
Börsengeschäfte znsammengeschrnmpst Ueber die Auswirkungen, Sie di« „V 1"-An griffe auf Sen Londoner Börsenbetrieb bisher hatten, äußert sich „Financial News". Die Zahl der abgeschlossenen Geschäfte, so schreibt bas Blatt, sei gewaltig zusammen geschrumpft, Sa die Börse bei Alarm sofort ihre Pforten schließe. Zahlreiche Londoner Aktien hätten Kurs- einbußen erlitten, da damit gerechnet werden müsse, daß die Betriebseinnahmen gewisser Gesellschaften zurückgehen dürfte». Am 17. Juni seien noch 37 614 Geschäfte an der Londoner Börse abgeschlossen worden, am 28. Juni-jedoch nur noch 2317. Auch im Verkehr mit den Provinzbörsen und vor allem mit den Maklern der Provinz seien durch die „V 1"-Angriffe Störungen entstanden. Man könne jedenfalls nicht mehr davon sprechen, baß die Londoner Börse weiter normal funktioniere.
Damit beeinträchtigten die Deutschen „eine der reichsten und einflußreichsten Institutionen der Welt", habe ein Mitglied des Vörscnvorstandes dazu bemerkt. ...und eine der plutokratischsten Institutionen Ser Welt, kann man ergänzend hinzufügen, eine Institution des internationalen Judentums, des Rüstungskapitals und der Kriegshetzer.
Panzerschreck und Panzerfaust
Nene Waffen für die Panzerbekämpfnug
Jede neue Waffe gebiert auch zugleich Gegenwaffen. Wie gleichzeitig mit dem Flugzeug die Flak entwickcli wurde, so entstanden auch mit dem Panzer die Panzerab- wehrwaffen. Neben der artilleristischen Bekämpfung hat bei der Panzerabwehr in diesem Kriege die Nahbekämpfung der Panzer große Bedeutung erlangt. Handgranaten und Haftlaönngen waren bisher die gebräuchlichsten Kampfmittel des Grenadiers gegen den Panzer. In neuerer Zeit sind dazu Waffen getreten, die diese Nahbekümpfung auch auf größere Entfernungen erlauben. Vertreter der Presse hatten aus Einladung des Reichsministeriums Speer Gelegenheit, einige dieser neuen Waffen kennenzulernen, die sich im Fronteinsatz schon bewährt haben.
Da ist zunächst Ser sog. „Pan, erfchreck". Das einfache Gerät, das nach dem Raketenprinztp arbeitet, ähnel' einem Ofenrohr, in bas ein Granatgeschoß geschoben wird. Dio Zündung erfolgt ohne jede Batterie durch Konduktions, ström. In sicherer Kampfentfernung kann der Grenadier aus dieser rückstoßfreien Handwaffe seine Sprengladung abfeuern und so den angreifenden Panzer erledigen. Die La- düng, die jede bisher bekannte Panzerstärke durchschlägt, setzt schon infolge ihrer Hitzeentwicklung in aller Regel den getroffenen Panzer außer Gefecht. Das Gerät ist denkbar einfach zu handhaben, nicht empfindlich und ohne große Pflege für Hunderte von Abschüssen bet jeder Witterung verwendbar.
Aehnlich arbeitet die sog. „Panzerfaust". Sie ist leichter als der Panzerschreck und deshalb noch beweglicher. Der Grenadier kann mühelos zwei Panzerfäuste mit sich führen. Bei der Panzerfaust sind Waffe und Munition vereinigt, ein kleines Blechrohr, in dem eine Kartusche sitzt. Die Zündung arbeitet ebenso wie beim Panzerschreck und treibt die wie eine Faust auf Sem Rohr sitzende Sprengladung heraus. Die Panzerfaust ist trotz ihrer Einfachheit auf beträchtliche Entfernung verwendbar und hat die gleiche durchschlagende Wirkung wie der Panzerschreck.
Auch der Goliath, der der Oeffentlichkeit aus den Bildberichten schon bekannt ist, wurde bei dieser Gelegenheit vorgeführt. Er ist vor allem eine Waffe für den Pionier. Wie ein Hund läuft er beim Aufsuchcn der Stellung neben seinem Herrn mit eineir guten Marschgeschwindigkeit her. Eine große Menge Sprengstoff birgt der Goliath, der mit einem kleinen Benzinmotor ausgestattet ist. Wenn er auf sein Ziel, einen Panzer oder auch einen Bunker, losgelassen werden soll, wird seine Geschwindigkeit wesentlich erhöht, und dann braust er ferngesteuert ab. Mal rechts, mal links, über Hindernisse und Gelänöewellen hinweg wird er seinem Ziel zugesteuert, für dessen Vernichtung er auch sein kleines Leben opfert, eine Waffe, die wie ein Spielzeug anmutet, deren ernste Wirkung der Feind aber mehr als einmal ken- ncngelernt hat.
Das Tor bei Jassy Widersteht
Am S. Juli versuchten die Bolschewisten wieder einmal, bas Tor nördlich Jassy aufzubrechen. Aus schmalem Raum legten sie zusammengefaßtes heftiges Artilleriefeuer, wobei sie zwülfhnndert Granaten in einer knappen Stunde verschossen. Dann setzten sie zum Sturm gegen eine schon lauge erstrebte Höhenstellung an. Aber unsere Grenadiere erwarteten sie in der Hauptkampflinie und bereiteten ihnen eine blutige Abfuhr. Auch die nächtlichen Wieder- holun^en, deS Angriffs verhaften den Bolschewisten zu kei-
Von Kriegsberichter Joses Lagemann
(P.K.) „Torpedo- und Mineneinsatz in der Seine-Bucht" der übliche Einsatzbefehl für die Schnellboote seit Tagen, was diese kleinen und schnellen Fahrzeuge seit Beginn der anglo. amerikanischen Invasion geleistet haben, läßt sich in Worten nicht ausdrücken. Die Nacht ist nicht zum Schlafen da für die Männer der eingesetzten Boote, und es tut sich was in diesen Häfen. Der 'Rottillenchef hat in einer kurzen Lagebesprechung den Kommandanten den Raum zugewiesen, in dem Minen geworfen und anschließend mit Torpedos und Bordwaffen Jagd auf die Nachschubflotten gemacht werden soll. Der an sich schon beschränkte Raum auf den Booten ist durch die Minenlast noch enger geworden. Die Ansteuerungstonne des Einsatzhafens ist passiert. Lauter heulen die Motors auf. Mit hohen, gischtigen Bugwellen und quirlender Heck- fee jagen Sie dunklen Schatten durch die Nacht Der Verräter Mond hat sich hinter schwarzen Wolkenbergen verborgen. Hin nnd wieder geht ein kurzer Regenschauer nieder und beißt sich in die von Fahrwind und Nässe geröteten spröden Gesichter. Wieder reißt eine Regenwand auseinander.
„Backbord voraus anlaufende Schatten! Alarm! Feuererlaubnis!" überschlagen sich beinahe und schon spucken die Maschinenwaffen ihren Feucrrcgen gegen die feindlichen Kanonenboote. Das Uebcrrafthungsmoment ist auf unserer Seite. Bevor der Gegner sich erholt hat, prasseln bereits dis ersten Garben in die Aufbauten seiner Boote und zwischen die Bedienungen seiner Waffen. Der Mond ist für Sekunden durch eine Wolkenlücke getreten und beleuchtet mit gespenstigem fahlen Licht die Fahrzeuge. Hinüber und herüber ziehen sich die Perlenketten der Leuchtspur und verweben sich zu einem riesigen Feuerteppich. Heulende Motoren, bas Knattern und Vellen der Waffen, das Singen und Zirpen vorübersausender oder einschlagendcr Geschosse vermischen sich zu einem Höllenkonzert. Da hat es den Gegner mit einer vollen Garbe erwischt. Nachr-einer gewaltigen Detonation sicht das Boot in Hellen Flammen. Eine Linie vo» Fmilmrcgen steigt zum Himmel und steht verlöschend über der Stelle, wo der Gegner gesunken ist. Der feindliche Verband bricht schwer angeschlagen das Gefecht ab. Im Abläufen rammen sich zwei Feindboote. Spuckende und knallende Motorengeräusche lassen darauf schließen, daß wenigstens eines der havarierten Fahrzeuge den Heimathafen nicht mehr erreicht. In Marschfahrt schiebt sich die Flottille näher an das befohlene Quadrat. Zweimal kann an der Kimm att stauchenden patrouillierenden Kriegsschiffseinheiten ansgewichen werden. Und dann ist einer der Nachschubwege der Angloamerikaner erreicht. Mine auf Mine gleitet über die Schienen und klatscht ins Meer. Jede von ihnen
begleitet ein frommer Wunsch der hart arbeitenden Männer. In «eit ausholendem Bogen setzten unsere Schnellboote sich von dem verseuchten Gebiet ab und stoßen dann in Richtung des Landekopfes vor, um Opfer für ihre Torpedos zu suchen. Eine halbe Stunde mag vergangen sein, -a wachsen die Masten und Aufbauten von zwei Zerstörern über der Kimm auf. weit anseinandergezogen stoßen von zwei Seiten unsere Boote wie Jagdhunde vor, setzen ihre Aale an. und drehen hart ab. Noch hat der Ggner die Gefahr nicht erkannt. Sekunden werden zu Minuten, Minuten zu Stunden. Da geht plötzlich ein Zerstörer mit harter Nnderlage auf neuen Kurs. Bevor der zweite durch aufflammende Blinkzeichen gewarnt ist und ebenfalls beidrehen kann, wächst mittschiffs eine gewaltige Rauchwolke empor, die von einer grellen Stichflamme zerrissen wird. Eine weiße Dampfsäule steigt dann ION Meter hoch zum Himmel. Gleichzeitig grollt ein Sumpfes Donnern zu den ablaufenden deutschen Booten herüber. „Treffer wahrscheinlich in dis Maschinenanlage mit Kesselexplosion" meldet der Ausguck dem Kommandanten und wischt sich den Schweiß von den Augenlidern. Leuchtgrana- ten flammen auf, Mündungsfeuer erhellen die Aufbauten des zweiten Zerstörers, Fontänen stehen weit achtaus im Kielwasser, und dann ist der nächtliche Spuk zu Ende, die dunkle Nckcht hat die deutschen Schnellboote anfgeschluckt.
C ^rchower warnt vor Optimismus
„Wir müsse« «m jede« Fußbreit Bode« kämpfen"
General Eisenhower erklärte laut Renter am Montag, die Anglo-Amerikaner und ihre Verbündete« müßten bei all ihren Operationen in Europa ans bittere Kämpfe und schwereVerluste vorbereitet sein. Eisenhower fügte ingrimmig Hinz«, daß jeder Optimismus dr rch Sie entscheidende "Tatsache ernüchtert «erden müsse, daß „wir «m jeden Fußbreit Bode« zu kämpfen haben werden."
Den Hafen von Cherbvurg hat bisher noch kein einziges alliiertes Schiff an laufen können, eine Tatsache, die man dem Bericht eines „Daily Telegraph"- Korrespondenten entnehmen kann. Auf eine Entfernung von 1^ Meilen im Umkreis von Cherbourg hätten die Deutschen das Meer mit tod- und verderbenbringenden Dingen buchstäblich bespickt. Die Minen, die im Hafen von Cherbourg lägen, bezifferten sich auf Tausende. Die große Reede sei derart mit Minen besät, daß Sie Einfahrtindeninneren Hafen für die alliierten Schiffe noch immer versperrt sei. Täglich würden neue Hindernisse entdeckt. Die Wiederinstandsetzung des Hafens, schließt der Korrespondent, sei für die Alliierten eine mindest so schwere Arbeit wie dir Einnahme von Cherbourg selbst.
Das Mädchen in derMlke
von Lrill, l.,ikl«r
Verlag vr. cZetuc vo« Dorp, kü«>tLl/8»ed»»»
33. Fortsetzung,
Der tr ^ ':te ein dünnes, fremd klingendes Lachen. „Wir sagen uns Niederträchtigkeiten. Das ist zwar ganz amüsant, wenn es gut gemacht wird, aber bitte komm in mein Zimmer. Ich werde dir dort antworten."
ES^aucrte nicht mehr lange, bis die Verkündung des Urteils erfolgte. Als jeder von ihnen den ersten Zug aus der eben augerauchten Zigarette genommen hatte, begann Sabines Vater zu sprechen.
„Ich bin zu der Ueberzeugnng gekommen daß ein Mädchen von siebzehn Jahren noch nicht retf gci. -.g ik um zu gciraten. Damit du aber sichst, baß sich meine Weigerung nicht auf -eine Person bezieht, mache ich Sir folgenden Vorschlag: Warte die nächsten zwei Jahre ab. — Und wenn ihr dann auch noch die Absicht habt, Mann und Frau zu werden, will ich euch gern meine Zustimmung geben."
Achim schwieg. Er wußte, -aß dieses scheinbare Entgegenkommen dunkle Hintergründe verbarg. Nun kam es darauf an, Sabine -um T-urchhalten zu bewegen.
„Ich habe dir vielmals zu danken", sagte er im Ton eines restlos zufriedenen Menschen, um dann ganz nebenbei, wie wenn eS sich um irgendeine Nichtigkeit handle, fortzufahren:
»Hast du sonst noch Bedingungen? ---Daß wir einander
nicht sehen, weder Auge in Auge noch telephonisch miteinander reden oder uns schreiben dürfen, beispielsweise?"
Erleichtert über den unerwartet schnell errungenen Steg, stolperte der Baron in die Falle.
,Zch glaube du willst mich veräppeln! — Schließlich und «ndltch bi» ich kein Operetteuvater, nicht wahr?"
„Hein", gab Achim befreit lachend zu. „Du bist sogar «nbeschreiblich nobel."
„Was willst du trinken?" erkundigte sich -er Hausherr mit anzüglichem Zwinkern, den Likörschrank öffnend. „Hier, nimm von diesem Kognak. Er ist so gut, baß ich nur >:oc' drei Flaschen davon besitze. Trinke dir Mut an und bringe es Sabine schone,ch bei. Ich bin kein Freund von Unannehmlichkeiten "
Achim traf Sabine im Park. Sie saß mitten auf dem Rasenplatz zu Füßen des steinernen Pferdes und hielt ein ausgepolstertes Körbchen im Schoß, darin die beiden überlebenden Hündchen schliefen.
Ihre Geschwister waren vor Tagen denselben dunklen Weg gegangen, auf dem Pinkie sich still aus dem Staube gemacht hatte, aber diese zwei, deren wohlgenährte weiße Körperchen sich in -er Sonuenwärme behaglich dehnten, schienen dem Leben und allem, was dazugehörte, fest verbunden. Wenn die Apollonia mit den sorglich temperierten Milchflaschen unter der Tür sichtbar wurde, erwachten sie automatisch aus dem Schlaf und drängten sich, einander in hemmungslosem Geschrei übcrbieteud, gierig gegen den Ran- ihres Korbes, wobei jeder versuchte, gerade den Gummisauger zu erwischen, der dem anderen geboten ward.
„Sie werden jeden Tag fetter", meinte Sabine, Achim mit freudeglänzcnden Augen entgegensetzend.
Er setzte sich neben sie ins GraS und blickte eine Weile lang gleich ihr auf die ruhig atmenden Tiere.
,'Ltch habe mit -einem Vater gesprochen", begann er bann langsam.
Sabine hob überrascht den Kopf.
„Unseretwegen", erklärte er, ihre Hand ergreifend.
Es blieb kurze Zeit still zwischen ihnen. Der Blick des Mädchens drang klar und leuchtend in den seinen: nicht der leiseste Schimmer einer Ahnung war darin zu finden: Achim seufzte, dann iedoch entschloß er sich, ihr alles zu sagen.
Während er sprach, hatte sie das Kinn in Sie Hans gestützt. Sie sah ihn längst nicht mehr an, aber alles an ihr war wach und restlos der Beschäftigung aufmerksamen Zuhörens hingegeben.
„Zwei Jahre", sagte sie endlich. „Das ist nicht lange."
Er erschrak über ihre Arglosigkeit. „Verstehst du denn nicht, weshalb uns diese Bedingung gestellt wird?"
Sabines Blick flog dem seinen seltsam ruhig entgegen. „O ja", nickte sie bedeutungsvoll, „weil wir einander vergessen sollen!"
Er rückte näher an sie heran. „Und wie denkst du über diese Gefahr?"
„Es gibt keine", verneinte sie mit einer Bestimmtheit, deren iäber Ernst ihn berührte, wie eine feste Hand, über
deren Zuverlässigkeit kein Zweifel bestehen konnte.
„Wir werden einander also nicht vergessen?"
„Ich glaube nicht!"
„Nun, dann ist es gut", nickte Achim befreit. „Meiner bist du sicher, Sabine! Zwischen elf und dreizehn Jahren liegt kein so großer Unterschied, daß man ihn nicht überwinden könnte."
Hand in Hand auf dem Rasen sitzend, verharrten sie lange schweigsam. Dann schob ihm Sabine den Korb mit den schlafenden Hündchen näher.
„Nimm dir. welchen du willst", sagte sie weich. „Ich werde ihn soweit aufzieyen, baß er nicht mehr viel Arbeit macht,
und dann schicke ich ihn dir-damit du etwas von mir
hast."
Das sanfte Leuchten ihrer Augen, die von verhaltener Trauer umwölkt, jeden seiner Züge gleichsam zu liebkosen schienen zog ihn mit unüberwindlicher Macht zu ihr. Er nahm ihr Gesicht in beide Hände und küßte sie lange. Dann, als er sie anblickte, sah er Tränen unter ihren geschlossenen Lidern hervorfließen.
„Nicht doch, ich fahre ja erst morgen!" Er wiegte sie beruhigend in seinen Armen hin und her.
seufzte sie matt.' „Aber das hier ist unser Abschied." Und nach langem Schweigen hastig, wie auf der Flucht vor einer Vertiefung ihres Schmerzes: „Such' dir einen aus, Achim! Oder magst du nicht?"
Wenn nicht zu gleicher Zeit mit diesem Angebot der Hundekorb dicht unter seinem Gesicht erschienen wäre, wohin ihn Sabines Hände befördert hatten, würde Achim kaum gewußt haben, wovon sie sprach. So aber versicherte er mit Eifer, daß von Aussuchen ga? keine Rede sein könne. Sie solle ihm einfach eins der beiden Tierchen geben und damit basta.
Sabine zeigte sich nicht geneigt, seinem Vorschlag zu folgen, und so stritten 'sie hin und her, jeder im geheimen bemüht, dem andern den Rüden, der ganz besonders schön gezeichnet war, zuzuschieben, bis Achim sich endlich nach langem Zureden gutwillig die Augen verbinden ließ, und die Angelegenheit dem Zufall überlassend, in das Körbchen griff, aus dem seine Hand mit einem zappelnden Wesen, das sich wunderbar weich anflii'lte, befasset, wieder auftauchte.
(Fortsetzung folgt.)