vermischtes
Der verschmähte Liebhaber sann auf Rache. In einem kleinen Theater, in dem eine sehr schöne Schauspielerin durch ihre aufreizenden Chansons und-durch ihren Tanz Triumphe vor einem verwöhnten Publikum von Lebemännern und Lebedamen zu feiern Pflegte, hat sich ein eigenartiger Zwischenfall zugetragen, der in Paris Aufsehen erregt hat. Die sunge Schauspielerin hatte einen stürmischen Verehrer, einen reichen Jüngling und Millionärssohn, der sie mit Geschenken überhäufte und sie auf Schritt und Tritt verfolgte. Die ständigen Nachstellungen wurden der Künstlerin allmählich langweilig, und sie begann ihren Verehrer schlecht zu behandeln, verbat sich, so seltsam es klingen mag. seine Geschenke und führte einen Bruch der Beziehungen herbei. Nun sann der junge Mann auf Rache. Da es ihm au Geld nicht mangelte, kaufte er eines Abends alle Einlatzkarten im Theater auf und besetzte das Parterre und die Logen mit Hunderten von Apachen und Strolchen, die den Auftrag hatten, mit steinerner Miene der Vorstellung beizuwohnen. Die Schauspieler waren nicht wenig erstaunt, anstelle des gewohnten Publikums von Herren im Frack und Damen in Abendtoilette zerlumpte Männer und Frauen zu sehen, die, ohne sich zu rühren und ohne Beifall zu spenden, die Vorgänge auf der Bühne an sich Vorbeigehen lietzen, nur hier und da unterbrochen von einem schrillen Pfiff. Das ging so bis zum dritten Akt. Nun versagten die Nerven des Stars, und mitten in einem ihrer Lieder und Tänze brach sie mit einem lauten Aufschrei zusammen und mußte ohnmächtig von der Bühne getragen werden. Der Nervenschock war so stark, daß sie bereits die dritte Woche im Krankenhaus liegt. — Es wird nicht berichtet, ob diese Radikalkur des- oerschmähten Liebhabers eine Wirkung gehabt und ob nachher eine Versöhnung stattgefunden hat.
Ein schlauer Tierzüchter. Krokodilleder war von jeher ein begehrter Artikel. Die starke Nachfrage danach nutzte die eingeborene Bevölkerung der im Amazonas gelegenen Insel Ma- raje aus, um daraus Gewinn zu ziehen. Bei der Insel wimmelte es nur so von zur Familie der Alligatoren gehörigen Brillenkaimans. Die gefräßigen Raubtiere bildeten eine ständige Gefahr für die weidenden Rinderherden, und so veranstalten die Caboclos dort von Zeit zu Zeit regelrechte Treibjagden auf die widerlichen Reptilien, die sie durch eine Massenschlächterei abzutnn Pflegten. Die Häute der jüngeren Tiere aber kauften regelmäßig Händler auf, die sie an ihre Abnehmer in Mittel-, Süd- und Nordamerika weitersandten. Nunmehr ist den Inselbewohnern diese schöne Einnahmequelle mit einem Male versiegt. Denn ein schlauer Tierzüchter in Mexiko ist auf den Gedanken gekommen, die Panzerechsen in der Nähe eines Hafens zu züchten und somit die hohen Transportkosten aus dem Amazonasgebiet zu sparen. Die Alligatoren wachsen nun in seinem Parkähnlichen Sumpfgelände ebenso freudig heran wie am Amazonas, und der Züchter braucht sie bei Bedarf ebenfalls nur totzuschlagen. Den Inselbewohnern macht die Alligatorenjagd nur noch halb so viel Spaß wie früher. Der Mexikaner aber reibt sich die Hände über seine billige „lebende Lederfabrik" eigener Erfindung.
Der Zufall griff ein. Die Geschichte für den dreißigjährigen Bill D. hätte bös auslaufen können, den die kanadische berittene Polizei nach langer Fahndung endlich in einer entlegenen Gegend ihres weiten Bezirks dingfest hatte machen können. Denn Bill wurde vorgeworfen, einen Raubmord an einem Farmer begangen zu haben, und angesichts der überaus belastenden Zeugenaussagen hätte er sich wohl kaum vor dem Strick retten können. Die Kleidung, die Haarfarbe, den Gang, die Sprache, alles glaubten an dem Angeklagten die durchweg glaubhaften Zeugen wiederzuerkennen. Daß er zur Zeit der Tat noch im Besitz seiner beiden Augen war — er hatte im Gasthof öfters durch komisches Schielen zur Heiterkeit beigetragen —, jetzt aber ein Glasauge trug, besagte angesichts der sonstigen Indizien nichts. Der Mord lag bereits ein Jahr zurück, und inzwischen konnte Bill ein Auge verloren und einen gläsernen Ersatz bekommen haben. Sein Urteil war gesprochen, sein letztes Ständlein nahte heran, und
die Presse veröffentlichte noch einmal das Bild des angeblichen Raubmörders. Da griff der Zufall ein, der ihm das
Leben retten sollte. Es war gerade ein Sheriff aus dem
Westen am Gerichtsort zn Besuch bei seinem Bruder, dem, als er das Bild in der Zeitung sah und die Schilderung las, seststand, daß Bill D. nie und nimmer der Mörder sein könnte. Sofort begab er sich zum Gericht und verhinderte durch seine Aussage in letzter Stunde Zeinen Justizmord. Er gab unter Eid an, daß Bill D., der ihn ebenfalls wiedererkannte, ihm vor zwei Jahren bei einem Eisgang das Leben gerettet habe, und schon damals habe er ein Glasauge getragen. Angesichts dieser entlastenden Aussage wurde der vermeintliche Verbrecher auf freien Fuß gesetzt Monate später wurde der wirkliche Täter gefaßt.
Lrntewochen nahen heran / o°» w-rner
Der Heuschnitt kündet zuerst und am deutlichsten bas> Näherkommcn der eigentlichen Erntezeit an. Das Frühjahr geht zu Ende und die Lieder der Singvögel werden seltener, ehe sie im Hochsommer fast ganz verstumme»! sagt doch ein alter Volksspruch von der Hauptsängerin des deutschen Lenzes: „Die Nachtigall verstummt, wenn sie Heuhaufen sieht". Der Mäher strrcnde Sense wird uns allmählich vertrauter: wie die Wicsenkrüuter, sinken auch bald die Halme des bislang noch von Tag zu Tag goldener werdenden Getreides:
„Sicheln schallen,
Aehren fallen unter Senscnhall: auf den Mädchenhütett zittern blaue Blüten:
Freud' ist überall!"
Ja, Arbeit bringt die etnsetzenöe Erntezeit in Fülle, aber damit auch Freude über den redlichen, rüstigen Menschen. Denn was gäbe es froheres als die Einbringung des durch eigenen Fleiß Geschaffenen? Und so mischt sich denn immer wieder ein fern her klingendes Lied in all das rege Getümmel und Getriebe:
„Bis vom Mond geschimmert rings die Stoppel flimmert, tönt der Schnitter Sang."
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Die Termiire der Getreideernte schwanken nach de: Witterung des Jahres im einzelnen und nach der klirnatn schen Entwicklung der europäischen Sommer im besonderen Ausschlaggebend ist natürlich weitgehend auch die Lage de: einzelnen Gaue. In den Landen an der Donau sagte man „An Kilian schneiö't jedermann". Kilian ist am 8. Juli, uni dieser frühe Termin wird kaum mehr jemals innegehalten es liege denn ein ausnahmsweise zeitiger Sommer vor Man muß aber in Betracht ziehen, daß durch die Kalender reform die Kalendertage um über eine Woche vorgezogei sind: und so galt diese alte Bauernregel eigentlich für bei ehedem Mitte Juli begangenen Ktltanstag. Heute ist in nor malem Verlaufe des Sommers der Ja.^bstaa unserer Rech
nung, also Ser 2 S. Juli, ein beliebter und meist auch einhald» barer Termin des Fruchterntebeginnes. Drum sagt denn der Bolksmund sinngemäß: „Hat man bts Jakobi Frot, bann hat es keine Not!" In vielen Gegenden unseres Vaterlandes gilt es geradezu als unwirtschaftlich, vor dem Jakobstag neues Mehl zu verbacken, auch wenn durch die Gunst der Zeit bereits geerntet worden ist, oder schon neue Kartoffeln zu kochen, falls bereits Frühkartoffeln zur Verfügung stehen. Vielmehr wurde — altem Brauche getreu — neues Brot und ein Gericht aus neuen Kartoffeln eben am Jakobstage auf den Tisch gebracht. Das war gewissermaßen eine Belehnung für die Erstarbeit der sommerlichen Ernte, und meist war mit diesem Essen die Sitte verbunden, daß der Hofherr seinen Helfern „einen ausgab", damit sie sich die „Jackelstärke antrinken" — Jakob gilt als Patron der Schnitter — und nun gekräftigt an die weitere „Aust" — die Ernte — gehen können. Was die Erntehilfe anbelangt, so galt schon ehedem jeder, der ein paar gesunde Arme und Beine hatte, als willkommen ünd fand einen Platz, wo er nützlich zu wirken vermochte. Daher erklärten sich denn auch alte Volkssprich- worte wie: „In der Ernte ist zwischen Bauern und Pfarrherr kein Unterschieb", denn so mancher geistliche Herr ging nun in Hemdsärmeln mit aufs Feld, oder „Wer in der Ernte nicht hilft schneiden, muß im Winter Hunger leiden!" Nun, das. Schneiden wird auch heute der Erntehelfer am besten dem Kundigen überlassen, damit die Halme schön gleichmäßig fallen und gutes Stroh ergeben: aber sonst gibt es genug zu tun für jeden Tatbereiren. „Wer in der Ernte ruht, wird zuschanden", sagt — allgemeingültig — der Volksmund, und das Wort „Wer im Sommer schläft, der wacht im Winter auf", entspricht dieser Erfahrung haargenau.
„Wer nichts zu ernten hat, muß Nachlesen", ist eine bittere Wahrheit für den, der sich durch Leichtsinn um das schönste Schicksalsgeschenk gebracht hat, nämlich auf eigener Scholle sein Brot zu bauen. So wird denn der Aehrenkranz, Ser jetzt in diesen Sommererntetagen gewunden wird, zum schönsten Ehrenkranzc des deutschen Lanömannes: als Zeichen der Achtung wird er ihm vom Gesinde bei der Einführung des ersten oder — häufiger — letzten Erntewagens auf den Hof überreicht. Er ist die Krone des getreuen Fleißes, der für Familie und Volk gesorgt hat, damit Deutschland bestehe in Krieasnot und Friedenszcit.
was ist eine „Oorfslube"?
Deutsche Landbevölkerung findet sich zur Gemeinschaft zusammen
Dortimve — dteies Wort umfaßt einen neuen Begriff, der sich eigentlich erst im Laufe des letzten Jahres heraus- gehildet hat. Im Reichsgau Warthelanö wurden die Dorfstuben erstmalig eingerichtet. Sie sollen nicht nur die fehlenden Dorfgasthäuser ersetzen, sondern darüber hinaus fällt ihnen die völkische Aufgabe zu: die deutsche Landbevölkerung in einem dafür geeigneten Raum zusammenzuschließen und ihnen Sie Möglichkeit zur Pflege der Gemeinschaft zu geben. Das ist deshalb besonders notwendig, da neben den Reichsdeutschen Volksdeutsche Umsieölerfamilien aus den verschiedensten Herkunftsländern angcsieöelt worden sind. Wie sollen sie sich kennen und schätzen lernen, wie sollen sie die Dorfgemeinschaft pflegen, wenn sie keinen geeigneten Raum dafür haben?
150 fertig eingerichtete Dorfstuben konnten bereits ihrer Bestimmung übergeben werden, und weitere 250 sind im Aufhau begriffen. Diese Dorfstuben sind schlichte Bauernstuben, mit gediegenem Hausrat eingerichtet, wie er dem bäuerlichen Empfinden entspricht, so daß der Bauer und die Bäuerin die Stube auch wirklich benutzen und sich darin wohl fühlen können. Die eigentliche Aufgabe der Dorfstube besteht darin, das zwanglose Beisammensein der Dorfbewohner zu jeder beliebigen Zeit zu ermöglichen. Tages- und Fachzeitungen werden dort ausgelegt, ein Rundfunkgerät steht zur Verfügung, das nicht nur dem Aöhören offizieller Veranstaltungen dient, sondern auch zur Unterhaltung, Entspannung und Zerstreuung der Dorfbewohner gedacht ist. Hier haben die Dorfbewohner Gelegenheit, praktische Erfahrungen miteinander anszutauschen, insbesondere die Frauen können hier miteinander beratschlagen, wie sie an Stelle der eingezogenen Männer ihre Betriebe am besten weiterführen können und welche Erleichterungen man schaffen könnte.. Die Dorfjugenb- aber pflegt hier überliefertes Liedgut ünd stellt vielfach auch unter Beteiligung Erwachsener, kleine Musikgrnpven zusammen zur regelmäßigen Pflege wertvoller deutscher Musik. Dort, wo das Spinnen und Weben gebräuchlich ist, wird nach Möglichkeit mit der Dorfstube ein Raum verbunden, in dem ein Webstuhl zur gemeinsamen Benutzung aufgestellt wird und auch die Spinnräder ihren Platz finden.
Daß diese Dorfstubenaktion kriegswichtig ist und indirekt der Steigerung der Leistung der Landbevölkerung und der Stärkung ihrer völkischen Haltung dient, soll bas folgende Beispiel veranschaulichen. In einem Dorf in der Nähe von Posen sind vier B^lkanbeutsche, vier Äuchenlänöer, vier Bessarabienöeutsche, zwei Schwarzmeerdeutsche, eine aus einem anderen Ort umaestedelte Familie und ein deutscher
Lehrer angesctzt. Es sind insgesamt 26 deutsche Familien am Ort ansässig, von denen die älteste bereits um 1600 aus Schlesien cingewandert ist und sich bis heute trotz des Polenterrors dort behaupten konnte. Die übrigen deutschen Familien sind zur Zeit der preußischen Ansiedlungskommission ins Land gekommen und stammen vorwiegend aus Westfalen. Wie sollte aus dieser Mischung der verschiedensten Volksstämme eine Einheit werden, wie sollten die Umsiedler hier wieder Wurzel fassen, wenn keine besondere Möglichkeit der Pflege der Dorfgemeinschaft gegeben wäre?
Der Wunsch nach städtischen Zerstreuungen, wie sie Kino, Kaffeehaus usw. bieten, besteht gar nicht. Um so stärker ist aber das Bedürfnis, eine bäuerliche Geselligkeit zu pflegen: sie darf jedoch nicht von außen her erzwungen werden, sondern sie muß organisch aus dem Dorf herauswachsen. Der Wille zur Eigengestaltung des Dorfgcmeinschaftslebcns muß geweckt werden und dabe igleichzeitig durch besseres gegenseitiges Kennenlernen auch die Ächtung vor der Leistung und Persönlichkeit der anderen wachsen.
Wenn diese Maßnahmen jetzt mitten im Kri ege erfolg- reich durchgeführt werden, so mag dies für bas ganzrr-Dnn? erntum als eine gewisse Vorleistung dafür, baß nach der siegreichen Beendigung dieses Krieges noch mehr für das Bauerntum getan werden wird, symbolisch sein. So wird diese Dorfstubenaktion im Neichsgau Wartheland Anlaß sein, viele Anregungen zu geben für eine spätere entsprechende Entwicklung im gesamten Reichsgebiet.
Schützt die kleinen Gehölze!
Kleines Gehölz und Gestrüpp ist in der Feldmark manchmal bet der Bestellung etwas hinderlich, doch sollte man es jo gut wie nur irgend möglich zu erhalten suchen. Vor allem bieten Baum- und Buschgruppen den Vögeln willkommene Nistgelegenheiten. Die Vögel aber entgelte» den ihnen gewährten Schutz durch eifrige Bekämpfung der Schädlinge wie Insekten» Larven, Raupen und Würmer. Büsche und Hecken sind die beliebtesten Nistgelegenheiten für unsere kleinen gefiederten Sänger. Durch regelmäßigen Schnitt kann man die Hecken dicht erhalten. Auf ihnen halten gern Mäusebussarde Ausguck nach Mäusen, die, wenn sie von diesen Raubvögeln nicht kurz gehalten werden, weit größeren Schaden als die Beschattung des Feldes ausrichten. Für den auf dem Felde arbeitenden Menschen bedeutet es eine Erholung, wenn er nicht in der prallen Sonne, sondern im Schatten eines Baumes oder Busches seine Arbeitspause machen kann.
Unsere Heimat im Wandel -er Zeiten
Var „Lnrtlller"-8äncke errLKIen Fortsetzung VII Juli 1844 (vor Ivo Zskrvn)
Allgemeines
Eine ebenso schätzenswerte wie dankbar entgxgengenom- mene Gabe bescherte das Heimatblatt im Juli all den Lesern, die das Blatt sammelten, nämlich das Regifter des Jahrgangs 1843. In diesem Register waren alle im Bezirk erlassenen Verordnungen der Bezirksstellen und die Bekanntmachungen der städtischen und Gemeinde-Behörden sowie des Landwirtschaftlichen Vereins angezeigt. Auch brachte es die Namen der in diesen Veröffentlichungen genannten Personen. Dieses Register erschien über 50 Jahre, bis dann der immer größer werdende Umfang der Zeitung die weitere Register- sührung unmöglich machte.
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In Conweiler fand am 24. Juli eine Schullehrerkonferenz statt, in der man sich über die wichtige Frage unterhielt: „Welches sind die Ursachen, warum so viel Gutes, was die Kinder in der Schule gelernt haben, so bald nachdem sie die Schule verlassen haben, wieder verloren geht?"
Aus Wildbad
Beim Abbruch der alten Kirche in Wildbad stürzte am 8. Juli eine etwa 10 Meter hohe Mauer ein. unter der zwei Mädchen von 15 und 20 Jahren begraben wurden. Erst nach Verlauf von zwei Stunden gelang es unter größten Anstrengungen die Trümmer sortzuräumen und die beiden Mädchen als Leichen zu bergen.
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Im Hause Hauptstraße 105 eröffnete Leonhard Keller am 13. Juli ein Uhrmachergeschäft.
Gemeinnütziges
Ist der Sperling schädlich? Man hat berechnet, daß ,eder Sperling jährlich ungefähr einen halben Scheffel Getreide frißt, wodurch also mehrere Millionen Scheffel ver- wren gehen. Dagegen hat sich aber ein Landwirt durch genaue Beobachtungen überzeugt,, daß ein Sperling in einer Woche mehr als 3000 Saatkäfer und Kornwürmer frißt. Es ist also wohl noch zu erweisen, ob die Sperlinge mehr Schaden als Nutzen bringen. Eine allgemein bekannte Tatsache scheint die
Frage zu Gunsten der Spatzen zu entscheiden. In der Pfalz, wo die Landleute sich über die von den Sperlingen angerichteten Verwüstungen beklagten, wurden von der Obrigkeit aus die Sperlingsköpfe Preise ausgesetzt. Bald aber wurde der durch die Insekten angerichtete Schaden so groß, daß man Preise aussetzte für die Einführung derselben Vögel, die man bisher als Banditen behandelt hatte, während sie doch nur etwas kostspielige Diener waren.
Will der Landmann in der Nachzucht der Kälber nicht unglücklich sein, so sehe er bei ihrer Geburt auf die Zähne. Schwarze Kälberzähne beweisen, daß das Kalb frühzeitig stirbt.
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Um das Durchgehen scheugewordener Pferde zu verhindern, wird die Vorrichtung empfohlen, durch eine mit den Zügeln in Verbindung stehende Springfeder die Augen des Pferdes plötzlich zu verdecken. Der Erfinder dieser Vorrichtung stützt sich auf die Tatsache, daß Pferde nur äußerst selten bei Abend oder Nacht scheu werden und versichert, Pferde in vollster Karriere augenblicklich zum Stillstand gebracht zu haben, sobald er sie des Augenlichtes beraubte.
Juli 18S4 (vor so Hskron)
Allgemeines
Wie schon berichtet, hatte die Amtskörperschafk am 5. Juni 8500 Mark zum Bau der Straße Langenbrand - Höfen bewilligt unter der Bedingung, daß die Gemeinden Höfen und Langenbrand die Kosten der Unterhaltung der Straße übernähmen. Nachdem die bürgerlichen Kollegien der beiden Gemeinden in diesem Sinne beschlossen hatten, erhöhte die Staatsforstverwaltung, die bisher 6000 Mark Beitrag zum Bauaufwand in Aussicht gestellt hatte, ihren Zuschuß ebenfalls auf 8500 Mark. Der Beschluß der Amtskörperschaft zeitigte eine wahre Hochflut von Eingesandts, die der „Enztäler" alle veröffentlichte -- getreu seinem Grundsatz, ein Sprachrohr für alle sein zu wollen —, in denen teils für, teils gegen das Projekt Stellung genommen und auch ändere Straßenbauvorschläge gemacht wurden. Der uns zur Verfügung stehende Raum gestattet es uns leider nicht, auf alle die Fragen, die dabei auftauchten, näher einzugehen. Bemerkt sei nur, daß außer der Forellenbachtalstraße später auch die damals empfohlene neue Straßenverbindung Neuenbürg—Waldrennach— Langenbrand—Schömberg hergestellt worden ist.
Anfangs Juli wurde in Württemberg, und zwar-in den Oberämtern Urach, Nürtingen, Münsingen und Oberndorf, zum ersten Male Schweinepest beobachtet, welcher Seuche in den genannten Bezirken Tiere zum Opfer fielen. Aus diesem Anlaß ergingen überall, auch im Oberamtsbezirk Neuen- hürg, amtliche Aufforderungen, etwaige Verdachtsfälle dem Oberamt ungesäumt zur Anzeige zu bringen, um der Weiterverbreitung der gefährlichen Seuche sofort entgegentreten zu können.
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! Der Bezirksverein der Gastwirte hielt am ' 25. Juli in der „Sonne" zu Schwann eine gutbesuchte Ver- § sammlung ab, in der die vorgelegte Satzung genehmigt und ! der Anschluß an den Landesverband beschlossen wurde. Aus ' der Vorstandswahl gingen hervor Ernst Lustnauer (Neuen- ^ bürg) als Vorsitzender und Robert Silbereisen (Neuenbürg) j als Schriftführer und Kassier. Dann wandte man sich mit ' großer Entschiedenheit gegen das Umgeld, dessen Abschaffung > verlangt wurde. Man war einmütig der Ansicht, daß die badische Bestimmungsweise, die auch den Privatmann entsprechend zur Steuer heranziehe und dadurch den empfindlichen Wettbewerb durch Privathäuser, Pensionen usw. auf die gleiche Grundlage stellt, als Vorbild und Endziel betrachtet werden müsse.
Mitteilungen aus Neuenbürg
Franz Andräs eröffnete am 1. Juli in seinem neuerbauten Hause ein Spezerei-, Kurz- und Wollwarengeschäst.
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Das „Hofsänger-Quartett" aus Stuttgart gab am 15. Juli in der „Alten Post" zu Neuenbürg ein Konzert. Das aus 16 Nummern bestehende Programm, darunter auch einig« Baritonsoli des Herrn Karl Kromer, wurde von den de« Saal dicht besetzt haltenden Besuchern unter stürmischem Beifall entgegengenommen.
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In einer am 22. Juli im Saale der „Alten Post" abgehaltenen Versammlung selbständiger Kaufleute beschäftigte man sich mit Auswüchsen der Gewerbefreiheit. Wanderlagern, Hausierwesen, Detailreisen usw., sowie mit den dagegen zu ergreifenden Maßnahmen. Es wurde beschlossen, in der nächsten Versammlung des Gewerbevereins der Frage des Beitritts zum Württembergischen Schutzverein für Handel und Gewerbe näherzutreten.