in schwungvollen Leitartikeln, in denen sie der hohen Freude Ausdruck geben, die das elsaß­lothringische Volk bei Begrüßung de« kaiserlichen Landerherrn und seiner Familie erfüllt. Dabei sprechen klerikale wie liberale Blätter die Hoffnung au«, daß das längere Verweilen der Kaisers und vieler deutscher Bundersürsten im Reichrland bei den hohen Gästen den Eindruck erwecken werde, daß das Land in seinem weit überwiegenden Teil der größeren Selbständigkeit, die er er­hofft, würdig sei und daß dieser Eindruck auf die bereits im Flusse befindliche Versassungrreform einwirken werde. So die Stroßb. Post. Wenn auch das Fernbleiben des Reichskanzlers die Ge­danken von einer Voranstellung der elsoß-loth- ringtschen Verfassungsresorm abgelenkt habe, so glauben doch die eisaß lothringischen Blätter, daß die Bundersürsten bei ihrer Beteiligung an den Manövern und Paraden nicht lediglich von mili­tärischen Rücksichten geleitet seien.Die längere Anwesenheit der Kaisers in Straßburg," so schreibt die demokratischeBürgerzeitung",ist mit der ausgesprochenen Absicht begründet, Land und Leute kennen zu lernen." Der Aufenthalt soll einen instruierenden und inspizierenden Charakter tragen. So habe der Kaiser in den Tagen vom 3.-6 September längere Wogenfahrten durch verschiedene Landerteile in Aussicht genommen. Auch habe er die Absicht, am 4. September einer Vorstellung der elsäßischen Theaters beizuwohnen, um auch hier die Eigenart des elsäßischen Volkes kennen zu lernen. Auch derVolkrbote" und der Elsäßer" sprechen sich in ähnlichem Sinn au». Das besondere Kleid", so schreibt dar letztere Blatt,das Metz und Straßburg angetan hat, darf wohl als äußerer Ausdruck dafür angesehen werden, daß dar Land und das Volk vom Kaiser etwas besonderes erwarten." Ohne auf die Frage weiter einzugehen, ob die An­wesenheit de» Kaisers und verschiedener deutscher Bundesfürsten derartige politische Hoffnungen und Wünsche rechtfertigt, kann jedenfalls festgestellt werden, daß der Empfang, der den Majestäten in Straßburg und Metz zuteil wurde, einen un- gemein herzlichen Charakter trug. Der Kaiser in seiner stramm militärischen und doch ungemein leutseligen Art hoch zu Pferd und hinter ihm reitend seine vier jugendfrischen Söhne, die Kaiserin mit ihrer bezaubernden Liebenswürdigkeit machten besonders auf das in Straßburg und Metz un- gemein zahlreich vertretene Landvolk einen starken Eindruck. Einen sicheren Beweis dafür, daß auch in vielen vornehmen Notabelnfamilien die Be­geisterung für den Kaiser im Zunehmen begriffen ist, liefert dar Verzeichnis der Quartiere der zu den Kaiserparaden hier eingetroffenen Fürsten, Generale usw. Sowohl in Metz, wie in Straß­burg find die hohen Herrschaften vielfach die Gäste altelsäßischer Familien.

Nach der auf die Parade folgenden Fest­tafel hatte der Kaiser folgende bemerkenswerte Rede gehalten:

Von ganzem Herzen heiße ich die Herren willkommen und spreche Ihnen der Kaiserin und meinen wärmsten Dank aus für den schönen Empfang, durch den mir gegenüber, wie in Metz, die elsaß-lothringische Bevölkerung ihrer Liebe und Anhänglichkeit so beredten Ausdruck gegeben hat. Auch liegt es mir am Herzen, noch einmal Ihnen für die tatkräftige Beteiligung am Wiederaufbau der alten, hehren Hohkönigsburg zu danken» besonders auch den Lothringern für ihre patriotische Haltung, sowie die Stiftung der reizenden Lothringer Zimmers auf der Burg. Seit nunmehr 37 Jahren haben Sie in Frieden Ihren ver­schiedenen Berufen obliegen können und das schöne Elsaß-Lothringen ist in dieser Leit, mit der ungeahnten Entwicklung des deutschen Reiches Schritt haltend, in hoch- erfreulicher Weise empor geblüht. Als Bewohner dieses Grenzlandes haben Sie da« größte Interesse an der weiteren Erhaltung der Friedens und ich freue mich, Ihnen als meine innerste Ueberzeugung es aussprechen zu können, daß der europäische Frieden nicht gefährdet ist; er beruht auf zu fisten Grundlagen, als daß sie durch Hetzereien und Verleumdungen, vom Neid und und der Mißgunst einzelner eingegeben, so

leicht umgestürzt werden könnten. Eine feste Bürgschaft bietet in erster Linie da» Gewissen der Fürsten und Staatmänner Europas, die sich Gott gegenüber verantwortlich wissen und fühlen für das Leben und Gedeihen der ihrer Leitung anvertrauten Völker. Zum andern ist es der Wunsch und der Wille der Völker selbst, sich in ruhiger Entwicklung die groß­artigen Errungenschaften fortschreitender Kultur nutzbar zu machen, und in friedlichem Wett­bewerb ihre Kraft zu messen. Und zuletzt wird der Friede gesichelt und verbürgt auch durch unsere Wehrmacht zu Wasser und zu Lande, durch das deutsche Volk in Waffen. Stolz auf die unvergleichliche Manns- zucht und Ehrliebe seiner Wehrmacht ist Deutsch­land entschlossen, sie ohne Bedrohung anderer auch ferner auf der Höhe zu erhalten und sie auszubauen, wie es das eigene Interesse er- fordert, niemand zu Liebe und niemand zu Leid. Mit Gottes Hilfe und unter dem Schutze des deutschen Adlers können sie daher auch ferner Ihren friedlichen Berufen nachgehen und die Früchte Ihrer Fleißes einsammeln. Möge auf Ihrer Arbeit Gottes Segen allezeit ruhen! Es lebe das deutsche Reichs­land Elsaß-Lothringen!"

Metz 31. Aug. Der Kronprinz hatte mit seiner Gemahlin und dem Gefolge von Metz aus einen Automobilaurflug nach St. Privat unternommen. Auf der Rückfahrt von dort mußten ste in der Nähe der Bahnhof» Amanweiler dar Gleis der Grubenbahn passieren, die links auf der Straße einmündet. Hierbei begegnete dem Automobil ein Heuwagen, der der Vorschrift zuwider links fuhr und so dar Automobil zwang weiter nach rechts zu fahren als bei normalen Verhältnissen erforderlich gewesen wäre. Infolgedessen kam das Automobil zwischen da» Gleis der Grubenbahn, und während des Weiterfahrens legten sich die äußeren Schienen als Zwangsschienen an die Automobilräder. Der Lenker der Wagens, ein Chauffeur aus Metz, konnte den Wagen infolge dieser Lage nicht kräftig genug herumdrehen, so daß dar Automobil in eine die Fortsetzung der Gleises bildende Straßen, grübe fuhr und sich auf die Seite legte. Die Insassen kamen mit dem Schrecken davon. Unmittelbar nach dem Unfall liefen von allen Seiten Passanten herbei und halfen das Automobil wieder flott machen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin spendeten für die Armen der Gemeinde Amanweiler 100 Mark.

München 31. Aug. Auf der Gallerte des Kunstvereins im Hofgarten wurde von einem unbekannten Dieb ein unter Glas befindliches Gemäldeentwendet, das Tanger bei Sonnen. Untergang darstellt.

Benediktbeuren 31. Aug. Ein schwerer Berg un fall ereignete sich gestern Abend auf der Benediktenwand. Zwei Herren, deren Namen noch nicht festgestellt werden konnten, bestiegen abends 6 Uhr trotz der schlechten Wetter« und trotz Abmahnung die Benediktenwand. Um Uhr stürzte einer der beiden an der Benediktenwand in den Kamin und blieb tot, während sich der andere noch eine Zeit lang halten konnte. Da Rettungsmannschaften nichtsofort eintreffenkonnten, scheint auch dieser abgeflürzt und tot geblieben zu sein. Eine Rettungsexpedition ist abgegangen, um die Leichen zu bergen.

Berlin 31. Aug. Mit einem Tot­schlage endete eine Szene, die sich gestern früh vor dem Hause Blumenstraße 50 s. abspielte. Tort wurde der 40jährige Werkzeugmacher Karl Bastian von drei Burschen überfallen, zu Boden geworfen und mit Stöcken über den Kopf ge- schlagen, sodaß er bald darauf an den erlittenen Verletzungen gestorbenist. Der Polizei gelang cs, die Täter zu verhaften.

Berlin 31, Aug. Infolge Genusses von Schabefleisch find im Virchow-Kranken- Hause 60 Krankenschwestern erkrankt, von denen einige hohe» Fieber haben. Die Ver- walturg hat sofort die nötigen Schritte getan, um dem Auftreten derartiger Maffenerkrankungen künftighin vorzubeugen. Die Schwestern haben sich zum größten Teil wieder erholt.

Berlin 31. Aug. Aus St. Petersburg wird demBerliner Tageblatt" gemeldet: Die Ursache der Erkrankung Tolstois ist in Ueberanstrengung zu suchen. Täglich ritt Tolstoi drei Werst zum Baden, dazwischen machte er Spaziergänge b's 15 Werst. Dadurch ist die Venenentzündung des linken Bein» entstanden, die schnell um sich griff und jetzt viele Schmerzen verursacht.

Wien 31. Aug. Zwischen Agram und Krapsina entgleiste ein Zug und stürzte den Damm hinunter. 2 Personen wurden getötet, 29 verwundet. Dem Lokomotiv­führer wurden beide Beine abgerissen. Er starb sofort. Einer Frau wurde der Brust­korb eingedrückt. Alle schwerverlctzten Passagiere wurden ins Agramer Spital verbracht.

Kopenhagen 31. Aug. An Bord de» dänischen Kreuzer»Hekla" hat sich ein schwere« Unglück zugetragen. Der Kreuzer nahm mit einem Teil der Unteroffiziersschüler der Marine­schule an den Uebungen der dänischen Marine teil. Das Schiff veranstaltete vorgestern Scharf, schießübungen. Als der Unteroffizier Helbig einen Schuß aus einer alten Kruppschen 15 em Kanone abgeben wollte, explodierte da« Pulver der Ladung nach hinten und riß den Unteroffizier in Stücke. Die übrigen in der Nähe befindlichen Unteroffiziers« fchüler wurden durch den Luftdruck zu Boden geworfen und trugen mehr oder minder schwere Brandwunden davon. Der Dampfer brachte sofort die Verwundeten nach dem Krankenhaus. Die Untersuchung ergab, daß der getötete Unteroffizier die Schuld an dem Unfall trägt, da er es unter­lassen hatte, vor Abgabe seines Schusses da« Kanonenrohr gehörig zu reinigen.

, d (Eingesandt aus Ostelsheim.)

Zu dem Artikel in Nr. 199 desCalwer Wochenblattes", betreffs des Radfahrer-Verein« Ostelsheim, können wir nicht umhin, einige Zeilen zu erwidern. Der Einsender betont, daß sich zu den genügend vorhandenen Vereinen, roch ein neuer hinzugesellt habe und zwar ein Radfahrer- Verein. Wie allerorts haben wir auch hier Gesang- und Kriegeroerein. Wenn Einsender über den Zweck unseres Vereins nicht orientiert ist, so können wir ihm zur Beruhigung Mitteilen, daß der § 1 unseres Statuts lautet:Der Zweck des R.-V. Ostelsheim ist, da» Radfahren, sowie solide und gesellige Unterhaltung unter den Mit­gliedern zu pflegen und zu fördern." Im Uebrigm find wir gerne auf Verlangen bereit, dar Statut de» Verein» dem Einsender zur Verfügung zu stellen. Für die erwähntenunvorhergesehenen Purzelbäume" werden die Betreffenden wie seither selbst aufkommen und glauben wir nicht, daß Einsender je einmal in Mitleidenschaft gezogen wird. Durch unser, trotz schlechter Witterung sogar sehr gut besuchtes Fcst, durften wir erfahren, daß wir nicht nur Mißgönner, sondern weitaus mehr Gönner unserer Sache haben, hat sich doch daran der hiesige Gesang, und Kriegerverein, ebenso die Mehrzahl der Einwohnerschaft beteiligt. Warum sollte unfern jungen Bauernsöhnen nicht vergönnt sein, nach harter Arbeit, sich Sonntags des harm­losen Vergnügens des Radfahrens zu erfreuen? Solange wir natürlich noch Leute im Ort haben» die jeder fortschrittlichen Neuerung im Wege stehen, die sogar seinerzeit der Errichtung unserer für jedermann praktischen Haltestelle keine Sywpatie entgegenbringen konnten, können wir uns auch nicht wundern, wenn dem Einsender unser wohl- gelungener Gartenfest, wie überhaupt unser ganze« Vereinswesen zur Kritik Veranlassung gibt. Wir find der Meinung:Jeder kehre vor seiner Tür" undWas Dich nicht brennt, das blase nicht!"

Radfahrer-Verein Ostelsheim.

voraussichtliche Witterung:

Unbeständig, wolkig bis trüb, stellenweise Nieder­schläge, zunächst noch kühl.

Reklameteil.

knorröos

wiirzl famos