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Amts- und ÄnzeigebLatl für den Oberamtsbezirk Ealw._ 83. ZahrMz.
»rschtinungkrage: Montag, «tenitag, Mittwoch, Monairltag, Freitag und Samgtag. InserrionSpreik II »ig. pro L«ile für Stadt u. «crirttorte.- außer Bezirk 12 Pfg.
Dienstag, -en 1. September 1908.
Bezugspr. t. b. Stadt >/,jithrl. m. Lriigerl. Mk. 1.25. Postbezug«?!, '. d.OrtS- u. NachbarortSverk. >/^LHrl. Mk. 1.20, im Aernv-rkeh« "k. I.M. «estellg. in Württ. SO Pfg., in Bavern u. Reicht? Pfg.
Amtliche Bekanntmachungen.
An Sie Ortsschulbehörderr.
Zur Durchführung der Ministerialverfügung vom 15. Februar 1968 betr. die Aufsicht über die ökonomischen Verhältnisse der Lehrstellen an Volksschulen — Reg.-Bl. S. 23 — gehen den K. Orts- schulinspektoraten entsprechend der Bekanntmachung der Oberschulbehörden vom 19. Juni 1908 — Kult- minist.-Amtsbl. S. 111 — die Formulare zu Verzeichnissen über Beschreibung der Dienstwohnungen und Besoldungsgüter der Schulstellen mit nachfolgenden Anordnungen zu:
1. Die Formulare sind den derzeitigen Inhabern der Schulstellen, welchen nach Ziffer 1 Abs. 2 der erwähnten Bekanntmachung die alsbaldige Anfertigung der erwähnten Verzeichnisse obliegt, auszuhändigen.
Bei Ausstellung der Verzeichnisse sind die Bestimmungen des § 2, 3, 6 und 7 der oben bezeichnten Ministerialverfügung, die bereits genannte Bekanntmachung, sowie das derselben beigesügte Muster genau zu beachten.
Ueber die mit ständige« Lehrstellen verbundenen Dienstwohnungen und Schul- besoldungsgüter sind die Verzeichnisse je in 3sacher Ausfertigung anzulegen, von welcher je ein Exemplar dem Stelleninhaber und dem Schulkämmerer ausgehändigt und das weitere in der Registratur des Ortsschulaufsehers aufbewahrt wird. Für die Dienstwohnungen der unständigen Lehrer ist die Beschreibung nur in ' einer Ausfertigung anzulegen, welche vom Ortsschulaufseher in Verwahrung zu nehmen ist.
2. Nach erfolgter Ausstellung der Verzeichnisse und Anerkennung derselben durch die Beteiligten hat die Ortsschulbehörde die erstmalige Besichtigung der Dienstwohnungen und Befoldungs- güter gemäß 8 6 der betr. Min.-Verf. an der Hand der Verzeichnisse vorzunehmen. Je eine Ausfertigung des über das Ergebnis der Besichtigung aufzunehmenden Protokolls ist dem
Gemeinderat und dem gern. Oöeramt in Schulsachen vorzulegen.
3. Die Ortsschulbehörde hat die in 8 7 der erwähnten Minist.-Verf. vorgeschriebene Prüfung der Höhe der einzelnen Lehrern an Stelle der Dienstwohnungen verwilligten MietzinS- entschadigunge« alsbald einzuleiten.
4. Sodann hat die Ortsschulbehörde eine Ergänzung der von der bürgerlichen Gemeinde gemäß dem oberamtl. Erlaß v. 23. März 1908 — Wochenblatt Nr. 72 — abgegebenen Erklärung über die Unterhaltung der Wohnungen und Grundstücke der Schulstellen im Sinne der Ziffer 2 der oben angeführten Bekanntmachung herbei- zuführen.
Die Erklärungen sind in den Verzeichnissen vorzumerken.
5. Der Bedarf weiterer Formulare zu den Verzeichnissen ist alsbald dem Oberamt anzuzeigen.
Ueber die Erledigung vorstehender Anordnungen ist spätestens bis 18 . November ds. Js. Bericht zu erstatten.
Calw, 1. September 1908.
K. gem. Oberamt in Schulsachen:
Voelter. Schmid.
TageSnerrigkrtten.
Calw. Bei dem lebhaften Interesse, das der Entwicklung unserer Kriegs- und Handelsflotte entgegengebracht wird, dürfte es gewiß vielen von Wert sein, zu erfahren, was für die geistliche Versorgung der deutschen Seeleute geschieht. Wir möchten deshalb auf den im Anzeigenteil dieses Blattes auf Donnerstag angekündigten Vortrag von Pastor Rupp aus Manchester auf. merksam machen.
* Calw 1. Sept. Die Augustnummer der Schwarzwaldblätter enthält an erster Stelle einen Aufsatz von Oberförster Wurm-Stammheim über den Domaturm. Da der Aufsatz nicht nur über das eigentliche Ausfichtsgerüst berichtet, sondern
auch interessante historische Streifbildsr auf die Umgebung wirft, so verdient er eine nähere Orientierung, umsomehr, da er sehr anziehend geschrieben ist und ein Gebiet unseres engsten Heimatkreises behandelt. Ein weiterer Aufsatz aus unserem Oberamt bringt nähere Mitteilungen über Einrichtung und bisherige Verwendung des Lesezimmers auf dem Torturm von Neubulach. Die Nummer enthält ferner dis Fortsetzung über Sagen und Geschichten aus Freuden- stadt und Umgebung und sodann einen äußerst interessanten Aufsatz über den Ursprung der Donau. Dieser Aufsatz bespricht nach genauen Quellen, angaben und sehr lehrreichen Schriften die ver- schiedenen Streitigkeiten in der alten Zeit über den Ursprung der Donauquslle. Vereinrnachrichten und Bücherschau bilden wie üblich den Schluß der mit schönen Bildern auch aus unserer Gegend geschmückten Nummer. Die Vereinsmitglieder er- halten zugleich als Vereinrgabe die aufs schönste aus- geführte und genaue Karte Alpirsbach-Schramberg.
Stuttgart 31.Aug. Am heutigen To der- tag de» Prinzen Hermann zu Sachsen. Weimar ließ dar Präsidiumdes Württembergis chen Kriegerbundes ourch eine Abordnung einen Lor- beerkranz am Grabe des Prinzen auf dem Pragfriedhof niederlegen.
Stuttgart 31. Aug. Der frühere lang- jährige Vorstand der Zentralstelle für Gewerbe und Handel, Staatrrat a. D. vr. Robert v. Gaupp, ist gestern nachmittag nach längerem schweren Leiden im Alter von 72 Jahren gestorben.
Stuttgart 31. Aug. Ueber eine Kinds- entführung schreibt das „Neue Tagblatt": Gestern mittag stopple vor einem Hause der Königfiraße ein weißer Automobil, in dem sich ein Herr und eine Dame befand. Der Chauffeur, sowie der Herr verließen da« Auto, augenschein-
Das Haus am Rhein.
Roman von Anny Wothe.
(Fortsetzung.)
Jrmgard's Mutter hatte, um ihren Besitz zu vermehren, damit sie ihrem einzigen Kinde eins gute Erziehung geben konnte, ein schönes, sonniges Stübchen an einen jungen, damals vielleicht fünfundzwanzigjährigen Maler vermietet, der sich durch seine« frisches, herzliches Wesen gar bald die Zuneigung der Mutter und der Tochter erwarb. Bei ihm erhielt auch Irmgard ihren ersten Mal- und Zeichenunterricht und oft wanderte sie an seiner Seite hinaus in den duftigen Blütenpark vor dem Tor, um unter der Malers Anleitung Naturstudien zu machen.
Frau Düren sah in dem vertrauten Verkehr der jungen Leute nichts besonderes, denn der Maler, Gerhard Wildenstein geheißen, war ein vernünftiger Mann und Irmgard — Irmgard war noch ein Kind!
Und einer Tages, es war an einem milden Sommerabend, gerade an Irmgard'« sechzehntem Geburtstage, da ging sie wieder mit dem Maler hinaus, bi« hin zu dem blauen See, aus dem die Wasserrosen leise nickten und an dessen Rande blaue Blümchen wie Sternlein standen. Und Irmgard brach jubelnd ein solch blaues Blümlein und reichte er Gerhard leuchtenden Auges entgegen. Und dieser nahm das kleine Sternchen und blickte lange, lange auf die knospende Mädchenblume und sein Auge tauchte tief in das ihre.
„Hast Du mich lieb?" fragte er innig und legte seinen Arm um die schlanke Gestalt.
„Ach über Alles!" klang er jubelnd zurück und zwei weiche Arme legten sich um seinen Hals.
Er küßte fast scheu Irmgard auf den bebenden Mund und dann
gingen sie Seite an Seite und Arm im Arm, den Himmel im Herzen, der Heimat zu.
Wie das da klopfte und stürmte in dem jungen Herzen Jrmgard's, die so selig lächelnd an des Geliebten Seite hing.
Die Sonne sank tiefer und tiefer, der Mond zog herauf und noch immer durchwandelten die glücklichen Menschenkinder den blütenduftenden Hain. Die Vögel sangen und fern her tönte ein Hirtenruf. —
Wie oft Irmgard am folgenden Tag vor der Tür Gerhard'« lauschte, ob er denn noch nicht zur Mutter käme. Aber der Maler kam nicht und als die Zeit der Stunde kam, die er ihr geben mußte, da ging sie nur ganz scheu und zaghaft hinüber in sein Atelier.
Er war aber nicht da, er hatte nur einen Zettel zurückgelaffen, daß er aurgebeten sei und er ihr morgen die Stunden im Park geben wollte und zwar hätte er eine wunderschöne Baumgruppe entdeckt, die sie zeichnen sollte. —
Frau Düren blickte ängstlich forschend auf ihr Töchterchen, als er sich den andern Vormittag zum Ausgehen bereit machte.
„Hast Du mir nichts zu sagen, Jrmchen?" fragte sie leise und fast vorwurfsvoll.
„Habe Geduld, Mama," bat Irmgard heißerrötend. „Wenn ich wiederkomme, sollst Du aller wissen."
Und sie war hinausgegangen in die sommerliche Pracht an der Hand des Maler« und er hatte sie seine „süße, kleine Maus" genannt, und alr sie zu der genannten Baumgruppe kamen, wo er ganz still war und kein Spaziergänger zu erblicken, da hatte Gerhard sie wieder herzhaft auf den Mund geküßt und allerlei liebes, närrisches, tolle« Zeug geplaudert und als sie endlich dazu gekommen war, ihn zu fragen, wsrhalb er denn gestern nicht zu Mama gekommen wäre, da hatte er sie ganz belustigt angesehen und gesagt: „War Du doch dumm bist, Närrchen, meinst Du vielleicht, daß