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8. Mai 1844
Gedenktage: 1469: Der italienWe Staatsmann und Geschichtsschreiber Niccole Macchiavelli geb. — 1849: Der ehemalige Reichskanzler Fürst Bülow geb. — 1849: Der Dichter der „Wacht am Rhein", Max Schneckcnburger, gest. — 1889: Der Schriftsteller Martin Luserke geb. — 1932: Der Dichter Anton Wilögangs gest. — 1933: Gründung des Reichsstandes des Deutschen Handwerks. — 1949: Die Briten riiumen das Gebiet um Andalsncs in Norwegen. — 1941: England vergewaltigt den Irak.
Schlüffelabgabe und Lnftschutzbereitschaft
Bei feindlichen Luftangriffen müssen die Selbstschutz- kräfte ungehindert an jeden einzelnen Brandherd herankommen können. Wer also verreist oder auch nur für emc Nacht seine Wohnung verläßt, muß im eigenen Interesse, aber auch in dem der Hausgemeinschaft, für die Vetretbar- keit seiner Häuslichkeit bei Luftangriffen sorgen. In der 19. Durchführungsverordnung zum Luftschutzgeseh ist diese Sorge zur Pflicht erhoben worden. Man erfüllt diese Pflicht in der Regel durch Hinterlegung der Schlüssel bei einem Nachbarn. Wer aber vielleicht als neu Zugezogener noch keine Verbindung mit den Nachbarn hat, wird nicht ohne weiteres seine Wohnungsschlüssel gleich einem Dritten aushändigcn wollen. Um dennoch seine Pflicht zu erfüllen und im Falle -cs Luftschaöens das Betreten der Wohnung durch Selbstschutzkräfte zu ermöglichen, wird er am besten die Schlüssel in einem verschlossenen Briefumschlag dem Nachbarn oder Luftschutzwart geben. Es wird hierzu in der „Sirene" bemerkt, daß auf diese Weise das Hansrecht des Bewohners gesichert ist. Wenn nämlich während der Abwesenheit des Wohnungsinhabers ein Luftangriff nicht erfolgt, dann erhalt er den Schlüssel in dem von ihm selbst verschlossenen Briefumschlag zurück und weiß also, daß während seiner Abwesenheit niemand widerrechtlich seine Häuslichkeit betrat. Sollte er aber, vielleicht aus der erfolgten Oeffnung des verschlossenen Briefumschlags, Kenntnis davon erhalten, daß seine Wohnung doch betreten wurde, obwohl während seiner Abwesenheit kein Luftangriff erfolgte, so liegt eine strafbare Handlung des betreffenden Nachbarn oder Luftschutzwartes vor. Denn durch widerrechtliches Eindringen in die Wohnung wurde Hausfriedensbruch begangen. Wird in Frieöen'szeiten Hausfrteöenbruch nur auf Antrag verfolgt, so kann ein Mißbrauch der im Interesse der Luftschukvereitschaft etngeräumten Verfügungsgewalt über Sen Wohnungsschlüssel unter Umständen unter die VolkSschädlingsverordnung fallen.
Alle Samrnelergebniffe übertroffen
DaS Ergebnis der 7. Reichsstraßeusammlnug Die am 1. und 2. April als letzte Sammlung des Kriegs- winterhilfswerkes 1943/44 von der DAF burchgeführte 7. Reichsstraßensammlung hatte einen glänzenden Erfolg. Das vorläufig festgestcllte Ergebnis von 71 287 ^84
Reichsmark übersteigt das aller bisherigen. Reichsstraßensammlungen. Bei der gleichen Sammlung des Vorjahres wurden 84232 824.78 RM aufgebracht. Es ist somit eine Steigerung des Ergebnisses um 7024195.78 RM gleich 10,9 v. H. »« verzeichnen.
Kein Fleckchen Gartenland ungenutzt
Unbestellt darf Gartenland nicht bleiben, einmal wegen oeS dadurch entfallenden Ertrages, zum anderen weil Gar- tenboöen ebenso wie Acker nicht wie unbenutztes Werkzeug stehen gelassen werden kann, nachdem er als ein lebendes Wesen der Pflege bedarf, damit er nicht verwahrlost. Wer sein Gartenland nicht bestellen kann, der braucht es durchaus nicht gleich aus der Hand zu geben oder zu veräußern: er findet sicher einen Volksgenossen, der ihm gern für ein oder zwei Jahre den Garten aonehmen möchte, bis der Besitzer selbst wieder zu Svaten und Gießkanne greifen kann.
Umgang mit gefundenen Lebensmittelkarten
Unehrlicher Finder Kriegswirtschastsverbrecher
Das Reichsgericht hat in einer neuen Entscheidung, die in der Zeitschrift „Deutsches Recht" veröffentlicht wird, zu der Frage der Ausnutzung gefundenkr Lebensmittelkarten Stellung genommen. Eine Angestellte hatte auf der Straße vor einem Lebensmittelgeschäft «ine Kartentasche gefunden, in der die Bezugsberechtigungsausweise für Lebensmittel und Seife einer fünfköpfigen Familie für zwei Wochen fast vollzählig enthalten waren. Alle diese Karten trugen den Stemvelaufdruck des Haushaits- vorstandes der Familie. Die Finderin' kratzte auf drei Zuckerkarten diesen Stempel aus: versah sie mit Inhaberbezeichnungen ihrer eigenen Familie und benutzte zwei von ,diesen Karten zum Bezüge von Zucker für sich selbst. Ihre Tat wurde ledoch entdeckt und es kam zum Gerichtsverfahren, wobei die unrechtmäßige Verwendung der gefundenen Lebensmittelkarten als Verbrechen nach der Kriegs« irtlchaftsverordnung in Tateinheit mit Unterschlagung und mit Urkundenfälschung durch Verurteilung zu acht Monaten Gefängnis geahndet wurde. Das Reichsgericht bestätigte dieses Urteil. Es betonte, daß die Belange der öffentlichen Bewirtschaftung dazu nötigen, auch Bezuqs- berechtigungsausweise. die der Verbraucher verloren hat, dagegen zu schützen, daß ein unehrlicher Finder sie für sich beiseiteschafft.
Zur Unterstützung der Gemüseversorgung.
Zur Unterstützung der Gemüseversorgung werden den Landesernährungsämtern durch die Hauptvereinigung der deutschen Getreide- und Futtermittelwirtschaft bestimmte Mengen an Reis and Hülsensrüchten zur Verfügung ge- stellt. Ebenso erfolgt die kartentechnische.Regelung durch die Landesernährungsämter. Dabei wird Vorsorge getrof- fen, daß, die Bezugsabschnitte, die jeweils bei einem Ernährungsamtsbezirk zum Bezüge von Reis und Hülsen- frischten aufgerufen werden, nur in dem betreffenden Be- zirk Geltung haben. Die Regelungen erfolgen also durchweg durch die Landesernährungsämter.
Der Rundsunk am Donnerstag
Reichsproaramm: 7.39—7.48: Zum Hören und Behalten: Das dramatische Werk Grillparzers. — >2.38—12.48: Der Bericht zur Lage. — 14.18—15.00: Allerlei von zwei bis drei. — 18.09—16.90: „Frohsinn am laufenden Band". — '6.09—17.90: Ans Oper und Konzert. — 17.18—18.99: Bunte.? lodieniolae. 18.00—18,30: Volkslieder aus Schlesien. Die Rund>unkkpielichar Breslau der Hitler-Iuaend musiziert. — 18.30—19.00: Der Zeitspiele!. — Ig,i8—19.39: Frontberichte. — 19.45—29.99: Professor Ferdinand Sestermann: ..Das Wunder der lebendiaen Sprache". — 89.18—21.18: i. An ans Wnaners Over „Der fliesende Halländer" Sonderauiinliruiia der Sinntsnver München. Leitung: Clemens Krauß. — 21.15—22.99: Hans Psikner zum 78. Geburtstag am 8. Mai: Klavierkonzert in lls-Dur. Werk 31. Solist- Walter Giefekinq.
Deutschlandsender: 17.15—18.39: Schöne Musik zum späten Nachmittag: Cornelius. Svohr. Emetana u. a. — 20.18 bis 22.99: Unterhaltsamer „Bunter Abend" mit Hamburger Künstler.
Der I. Mai. Im Gegensatz zu früheren Jahren, wo die Stadt im Flaggenschmuck Prangte, ein Maibaum den Marktplatz zierte und frische Mädels ihre sarbenbunten Reigen tanzten, vollzog sich Heuer 'der Nationale Feiertag des deutschen Volkes in einfachsten Formen. Kein Festzug und keine fröhliche Ausgelassenheit wogte durch die Straßen der im Zeichen deS Krieges stehenden Stadt. Jedermann weiß heute, daß zum lauten Festen kein Grund vorliegt. Ernst und Entschlossenheit zeichnete sich auf den Gesichtern der Arbeitsriihe feiernden Menschen. Wer Zeit fand, erging sich in der im Frühlingsschmuck prangenden Natur. Dort ^ gehörte er sich selbst und konnte Kräfte sammeln für die großen Aufgaben die jedem einzelnen von uns in den kommenden Monaten gestellt, werden. In nicht zu ferner Zukunft wird, das hoffen wir, auch bei uns wieder festliches Glockenaeläute das deutsche Maifest einläuten, und Friede wird sein, ein deutscher Friede in einem befriedeten Europa. Bis dorthin heißt es hart und entschlossen seinen Mann stellen im Gedenken an die Vielen, Vielen, die bisher Gut und Blut bringen mußten. Sie wollen und sollen nicht enttäuscht sein!
1 ,-tviayriges Anuurmemeriuvitaum.) Vieler Tage konnte Obermusikmeister a. D. Ferdinand Henrich in gei- stiger Frische und körperlicher Rüstigkeit sein 40jähriges MusikmeiiteriuLilaum begehen.
, , DRwalfingen, Kr. Aalen. (Kind von einem Lieferwagen totgefahren.) Das drei Jahre alte Kind der Familie Gallenz ! aus Stuttgart kam dieser Tage unter einen durch oen Ort : fahrenden auswärtigen Lieferwagen. Die Verletzungen waren so schwer.-daß der Tod des Kindes auf der Stelle eintrat.
Ulm. (Glühende Asche im Korb.) Eine Hausangestellte hatte leichtfertigerweise glühende Brikettasche in einem Korb im Keller aufbewahrt. Der Korb fing Fuer und setzte das herumliegende Holz in Brand. Durch das rasche Eingreifen der Feuerlöschpolizei konnte größerer Schaden verhindert werden.
Donaucschingen. (65jähriges Militärdienstsubiläum.) Ein seltenes militärisches Jubiläum beging am 1. Mai Generalmajor a.D. Ludwig Hubert Lameh, der in der Donaugucll- stadt seinen Ruhestand verbringt. Es sind an diesem Tage 65 Jahre, seit er als Fahnenjunker in das 1. Bad. Leibgrena- dier-Regiment Nr. 109 eintrat und eine an Erfolgen reiche militärische Laufbahn begann.
Das Deutsche Wehrschießen innerhalb unseres SA-Sturm- bereichs Ivurde am letzten Sonntag morgen mit großem Er-, folg zu Ende geführt. Schon um 8 Uhr früh fielen die ersten Schüsse und der Wettstreit um die höchste Ringzahl hielt den ganzen Vormittag über mit Schwung und Eifer an. Besonders wichtig hatten es die alten Frontsoldaten des letzten Krieges; sie interessierte besonders, inwieweit ihre Schießkunfl die letzten Jahrzehnte überdauert hat. Aber auch die jüngeren Volksgenossen wetteiferten um die Siegespalme. Die Organisation inbezug auf Vorbereitung und Durchführung lag in besten Händen; es ging wie am Schnürchen, und in erstaunlich kurzer Zeit konnten die zahlreichen Teilnehmer. Mann um Mann, abgefertigt werden. Üeber den Schießbetrieb selbst hörte man nur Stimmen des Lobes.
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Aus Brackenheim wird berichtet: Bezirksnotar Richard Mahler hat mit Familie am Donnerstag die Stadt ver- lassen und ist, wie dies schon lange sein Wunsch war, in seine : Heimatgemeinde Neuenbürg übergestedelt, um dort das ihm vor Jahresfrist übertragene Bezirksnotariat anzutreten. Seit Februar 1934 hat er in Brackenheim pflichtbewußt sein Amt versehen, tat während des Krieges vorübergehend Dienst als Reserveoffizier und war von 1937 bis 1943 unser selbstloser NSDAP-Ortsgruppenleiter.
Freudenstakt. (Mit 75 Jahren noch Obermeister). In diesen Tagen konnte der lästgsährige Obermeister der Bauhandwerksinnung Freudenstadt, Fritz Bruder, seinen 75. Geburtstag feiern. Es ist geradezu erstaunlich, in welcher körperlicher und geistiger Frische der Obermeister seinen Jnnungsgeschäften heute noch vorsteht, die ihm neben der Führung des eigenen Betriebes noch eine reichliche Fülle von Arbeit aufbürden.
Mosbach i. B. (Todesstnrz auf der Treppe.) Ein sechs Jahre altes Mädchen einer Mosbacher Familie stürzte beim Spiel im Treppenhaus so unglücklich, daß es an den erlittenen schweren Verletzungen noch am gleichen Tage gestorben ist.
Aus Baden. (Das Spiel mit dem Revolver.) In Höchenschwand hantierte ein Mädchen an einem Revolver herum, aus dem sich plötzlich ein Schuß löste. Ein dreizehnjähriger Junge wurde in den Kopf getroffen und war sofort tot.
Sternzeitliche Funde im Jagsttal
Crailsheim, 28. April. Der Forschungstätigkeit eines Jungmitglieds des Reichsbunds für Deutsche Vorgeschichte ist es gelungen, auf einer östlich Jagstheim gelegenen Höhe des Schilfsandsteins durch Aufspüren kleiner Hornsteinwerkzeuge einen Rastplatz der mittleren Steinzeit aus einer Zeit vor 6000-8000 Jahren sestzustellen.
In einer gut besuchten Versammlung des Wimpfen er Heimatvereins sprach im Anschluß an die Vereinigung zweier uralter wichtiger Ueberlandwege nahe der Kocher- und Jagsteinmündung bei Wimpfen als Redner des Reichsbunds für Deutsche Vorgeschichte Dr. Ströbel über die Bedeutung des alten Ueberlandverkehrs in indogermanischer und germanischer Vorzeit. — In Heilbronn berichtete Dr. Ströbel an Hand zahlreicher Lichtbilder über neueste, zusammenfassende Forschungsergebnisse von Handel und Verkehr unserer germanischen Vorfahren. Der Vortragsabend wurde vom Historischen Verein Heilbronn in Gemeinschaft mit dem Kreisring Heilbronn des Reichsbunds für Deutsche Vorgeschichte veranstaltet.
Wichtig ist, baß der Absender seine eigene Postleitzahl ans ben Postsendungen und im Kopf seiner Brief« usw. angibt.
Eröffnung der Hauptkurzeit 1944 in Wildbad
-..Der Mav kam gezogen und mit ihm vollzog sich in die Eröffnung der Hauptkurzeit 1944. Was man sich sehniuchtsvoll erträumte: „Komm ArüUing, komm und schenke uns wieder neues Leben", ist Wirklichkeit geworden. Der gol- dene Strahlenmantel der Sonne breitete sich über Wild- M'/er Frühling zauberte die Enzanlagen zum Eden und zu Gottes. Die Natur bat dem Baum und Strauch die Matter gegeben und Sonderanlaaen in ein Meer von Blumen in lichtem Silber und Gold gekleidet. Diests über, willigende Naturbild wird in die Saiten der Seelen unserer Badegäste greifen, ihnen neue Hoffnung und neuen Lebensmut geben, das Glück des Frühlings wird in die kranken Glieder rauschen und sie wieder neu stärken für den Lebenskampf. Unter dem Eindruck dieses Bildes konnte am Vormittag des gestrigen Tages in der Neuen Trinkhalle die Hauptkurzeit 1944 feierlichst eröffnet werden.
Geladene Gäste, unter ihnen der Vertreter des Kreis- leiters, Kreisstabsamtsleiter Pg. Greif, verwundete Offiziere und Soldaten aus den hiesigen Lazaretten als Ehrengäste. füllten den weiten Raum. Stimmungsvoll hob sich aus dem Podium das Rot des Fahnentuches vom Frühlingsgrün ab. Das Kurorchester steht wieder unter der bewährten musikalischen Leitung des Kapellmeisters Willi Wende, dessen vornehme Art des Dirigierens wohltuend auf den Hörer ausstrahlt. Was sein Orchester darstellt, ist getragen und verbürgt durch den unbedingten Einsatz und die Leistungsfähigkeit jedes einzelnen seiner Mitglieder.
„ Die Feierstunde begann mit Mozarts Ouvertüre zu „Entführung aus dem Serail", einer frühlingsfrischen Musik deutschen Empfindens, die das Orchester weihevoll erklingen ließ. Rolf Bernitt vom Stadttheater Pforzheim rezitierte mit eindrucksvoller Gestaltungskunst „Goethes Glaube an Deutschlands Zukunft".. Dann folgte das berühmt gewordene „Air" aus der v-dur-Suite von Joh. Seb. Bach, eine empfindungs- tiefe, für die Solo-Violine übertragene Melodie von unbe
schreiblicher Schönheit. Ihre Wiedergabe durch das Streichorchester im prächtigen Zusammenspiel mit der Solo-Violine durch unsere heimische Künstlerin Frau Lilli Jüptner erfolgte in vollkommener Ausgeglichenheit und brachte insbesondere der Solistin, die den tiefsinnigen Gesang mit beseeltem Ton spielte, reichen Beifall. Anneliese Rath vom Stadttheater Pforzheim sang mit ihrem vollklingendett Sopran die Cherubin-Arie aus „Figaros Hochzeit" und die Glöckchen-Arie aus „Das Glöckchen des Eremiten" fabelhast. Als Anerkennung für die freundliche Mitwirkung wurden beiden Künstlerinnen Blumen überreicht. In seiner Ansprache stellte Regierungsamtmann Friz von der Staat!. Badverwaltung die inhaltsreichen Worte Meister Ekkebarts voran: „In jeder ernsten Arbeit sind wir unterwegs zu Gott. Was der Mensch mit großer Arbeit erstreiten muß. das wird ihm eine Herzensfreude!" Pg. Friz hob darauf ab, daß es nicht mehr an der Zeit sei. die Bäder zu Tummelplätzen kür solche Menschen zu machen, die ihre Zeit totschlagen möchten. Die Bäder dienen heute ausschließlich kranken und erholungsbedürftigen Menschen. Er grüßte die Kameraden, die an den Fronten verwundet wurden und denen das Bad neuen Lebensmut bringen soll; er grüßte die Rüstungsarbeiter. die das Bad für den Verantwortlichen Posten leistungsfähig machen müsse, die Frauen, deren Männer als Leiden tot auf den Schlachtfeldern geblieben seien und die das Bad aufmuntern soll, um den Lebenskampf zu bestehen, damit sie sich unbeschwert und frei von Sorgen fühlen können. Schließlich grüßte Pg. Friz noch die Volksgenossen, die dem satanischen Terror zum Opfer gefallen sind und nicht zuletzt leine Mitarbeiter mit der Bitte, den Wert der Ekkehartschen Worte zu erkennen. Die Gäste bat der Redner, Verständnis für die heutige Lage aufzubringen. Er wünschte gutes Gelingen für die Hciuptknr- zeit und eröffnete sie in diesem Sinne. Die Feierstunde schloß mit Richard Wagners „Einzug der Gäste auf der Wartburg" aus „Tcmnhäuser" durch das Kurorchester. 14.
Kulturelle Morgenfeier in Schömberg
„Es ist ein eigentliches Zeichen der Größe und der Wuchs unserer Zeit, daß wir nichts tun und denken können, ohne es in einen Zusammenhang mit dieser Zeit zu bringen. Wir messen die Vergangenheit an der Gegenwart, wir lesen unsere Dichter und fragen uns, wie ihre Gedanken vor den Grundgedanken unserer Zeit bestehen; wir hören die Musik unserer Meister und fühlen uns bewegt von dem. was unserer Zeit entspricht..." Diese zum 125. Geburtstage Franz Liszts am 22. Oktober 1936 von Peter Raabe gesprochenen Worte haben in der Zeit des schicksalschwersten Kampfes des deutschen Volkes mehr Geltung denn je. Wie Dr. Helmut Langenbuch er, der „spiritus rector" des Schömberger Kulturlebens, der am Sonntag von der Ortsgruppe der NSDAP im Rathaussaale veranstalteten kulturellen Morgenfeier voranstellte, seien die Schätze unserer Kultur von einer Gegenwärtigkeit, die uns in Staunen versetze; sie in einer Zeit seelischer Belastung besonders lebendig werden zu lassen, sei Sinn und Ziel der Morgenfeier.
Die Feier wurde gestaltet mit Worten und Klängen aus den unvergänglichen Schätzen deutscher Dichtung und Musik. Dr. Hermann Grebe, der sich die Pflege des hausmusikalischen Gedankens besonders angelegen sein läßt, brachte eingangs das Präludium aus dem Wobltemvorierten Klavier von Johann Seb. Bach in würdiger Weise zum Erklingen. Die vielseitige Gestaltungskraft und Anschlagsknltur des Pianisten ist stets wohlüberlegt und bewußt; das kam auch im zweiten Satz der Sonate op. 2 Nr. 1 von Beethoven, die den Reichtum jener großen Seele entfaltet, zum Ausdruck. In dem mit stilistischem Einfühlungsvermögen von Dr. Grebe vorgetragenen Intermezzo von Joh. Brahms scheint uns das verwirklicht zu sein, was Hausegger in seinem Nachruf von Brahms kündete: „Gerne kehrt er nach jubelnden Ausbrüchen ...wieder in die Einsamkeit seines Jnnenwesens zurück. Dem Geheimnisvollen nachznhängen, lockt ihn". Dr. Grebe, Frl. Scheidacker (1 Violine) und Fred Heintze (2. Violine) bewiesen ihre Kunst des gemeinschaftlichen Mustzierens in dem idyllischen Pastorale aus der Trio-Sonate von Locatelli
s und später in der mit sinnfroher Klang- und Farbwirkung gebotenen Trio-Sonate in ck-moll von Antonio Vivaldi (1680 bis 1743). An dem mit blühender Mustzierfreude von Heinhe- Grebe gespielten Adagio für Violine und Klavier kam so recht Josef Haydns frische, formvollendete, allerdings psychologisch unbeschwerte, aber darum gerade so beglückende und mitreißende Musizierlust zum Ausdruck. Frau Eversbusch sang mit Beseeltheit Lieder von Mörike-Wolf. Uhland-Schu- bert und Goethe-Beethoven. Verse und Wort von Fleming, Nabl, Angelus Silesms, Mörike. Geibel. Ubland, Goethe, Hölderlin, Josef Magnus Wehner u. a. — wirkungsvoll von Fred Heintze, Frl. Vohwinkel. Frl. Reinicke, Frau Eversbusch gesprochen. — in denen von der musikalischen Sphäre her die wundersamen Quellgründe deutschen Wesens auf die dichterischen herüberzufluten schienen, zeugten von heiliger Lebenskraft und Stärke. Im Mittelpunkt des stillen ^ Festes stand ein zeitnahes, aufschlußreiches Referat Dr. Hel- i mut Baders „Goethe und wir". Mit zu dem Größten, was ! wir an Goethe bewundern, ist die universale Weite seiner Ge- i danken und seiner Tätigkeit. Er war Dichter. Philosoph, Na- ! turforscher, Staatsmann —' und auf jedem Gebiet hat er ! Hervorragendes geleistet. Bis in sein Hobes Alter hinein ar- ! beitete er an sich selbst. „Mich selbst, ganz wie ich da bin.
! auszubilden, das war dunkel von Jugend auf mein Wunsch ! und meine Absicht". Faustischer Erlösungsdrang begleitete ihn sein ganzes Leben lang. Sich nie mit dem Erreichten zu- sriedengebend, immer mehr nach Vollendung ringend, das Göttliche zu begreifen, dazu verhallen >bm Erkenntnis, Hoffnung. Glaube, Tat ustd Liebe. — Wir Heutigen können Goethe einen Generalstabsoffizier des deutschen Geistes nennen. der an der Erweckung der edelsten Werte unseres Volkes glühenden Anteil hat. Goethe lehrte mit Kant. Fickte, Schiller und Hegel die erwachende deutsche Nation den Schritt vom Gedanken zur befreienden Tat. Goethe ist daher für uns der Künder des edelsten Deutschseins und somit zugleich Lehrmeister der Menschheit. Heinz Natzke.