horthp empfing veesenmeper
Ueberreichung des Deglaubigungsschreiben,
Der Reichsverweser des Königreichs Ungarn, von Horthy. empfing den Gesandten und Bevollmächtigten der Grotzdeutschen Reiches in Ungarn, Dr Edmund Veesenmeyer, in Gegenwart" des ungarischen Ministerpräsident und Außenministers Döne Sztojay zur Ueberreichung des Beglaubigungsschreibens.
Die ungarische Regierung hielt am Freitag einen Ministerrat ab, in dem eine Verordnung beraten wurde über die Reinigung der Wirtschäft von Juden. Weitere Maßnahmen erließ' der ungarische Handelsminister. Der Landwirtschaftsminnter verfügte die Auslieferung der in jüdischem Besitze befindlichen Rundsunkempfangsqeräte. Die Empfangsgeräte.werden von besonderen Ausschüssen übernommen werden.
In einer Tagung, an der sich ein« große Anzahl Mitglieder der alten Regierungspartei sowie einige Mitglieder des Kabinetts beteiligten, gab Ministerpräsident Sztojay Aufklärungen über die aktuellsten Fragen. U. a. wies er mit Genugtuung und Stolz auf den wirkungsvollen Widerstand hin, den die Honoedtruppen im Osten leisten. Ihre Waffentaten seren geeignet, die deutsch- ungarische Kameradschaft und Waffenbrüderschaft zu bekräftigen. Als die wichtigste Aufgabe für die Heimat bezeichnete er die Steigerung der landwirtschaftlichen wie auch der industriellen Erzeugung auf den höchstmöglichen Stand.
Der Handels- und Berkehrsminister gab eine Erklärung über die Schließung der jüdischen Geschäfte ab. Er sagte u a. die Negierung habe vom Augenblick ihres Amtsantritts an mit gesteigerter Aufmerksamkeit die Gelchäftsgebahrung der Juden, verfolgt. Sie Habs dabei Beweise in di« Hand bekommen, die bestätigten, daß die Juden die für den allgemeinen Verbrauch bestimmten Waren versteckt und die Vorräte einer planmäßigen Verteilung entzogen haben. Aus diesen Gründen sei die Sperrung der jüdischen Geschäfte angeordnet worden. Dadurch sei es auch gelungen, dem Wucher, der für alle von Nächtest war, mit einem Schlage ein Ende zu bereite"
Wletwa genommen
Erfolg der sapanisch-ladischen Truppen Japanische Truppen haben in engem Zusammenwirken mit der indischen Nationalarmee, wie von der indisch-burmesischen Grenze gemeldet wird, Paletwa, einen de. bedeutendsten feindlichen Stützpunkt« im Kal ad an-Tal, am 2V April genommen. Ein Teil der japanisch-indischen Streitkräfte befindet sich gegenwärtig in schneller Verfolgung der Reste der feindlichen Truppen, die in llnordnunq aus der Stadt fliehen
Ein amerikanischer Bomber wurde am Dienstag bei dem Berauch, Hongkong anzugreifen, von japanische Jägern abgejchossen. i^as Flugzeug stürzte ins Meer, doch wurde die Besatzung von -""n m"anischen Patrouillenboot aerettet und aetanaenaen-"" Schonan, 24. April. (Ostasiendienst des DNB.l Wie Domei meldet, gelangte mit der Einnahme des wichtigen feindlichen Stützpunktes im Kaladan-Tal, Paletwa. die Vernichtungsschlacht der japanischen Truppen gegen die britischen Divisionen, die wirkungslose Manöver unternehmen, um den japanischen Vormarsch nach Jmphal aufzuhalten, in ihr Endstadium. Mit dem Einsatz der britisch-indischen 7. und 5. Division in diesem Kampfraum versuchte der Feind seit einiger Zeit, einen wichtigen Vorposten für die Wiedereinnahme von Burma zu schaffen. Die japanischen Einheiten rieben die bri- tisch-indijche 7. Division auf und zerschlugen die 5. Division. Mit der Einnahme von Paletwa sei nunmehr das Schicksal dieser Leiden Divisionen sowie auch der 26. Division endgültig besiegelt; die restlichen Truppen beschränkten sich jetzt ans eine Guerilla-Tätigkeit in der Nähe der Araka-Front und des Mahu-Gebirges.
Indisch-japanische Streitkräfte haben am 20. Avril westlich Kochima eine wichtige Höhenstellung eingenommen, womit die Säuberungsoperationen gegen eingeschlossene feindliche Resttruppen zum erfolgreichen Abschluß kamen. Die feindlichen Einheiten mußten sich zurückziehen und setzten die umliegenden Wälder in Brand.
in Xürr«
Führcrhauptquartier. Der Führer verlieh das Eichenlaub mit Schwertern an General der Infanterie Hans Jordan^ Kommandierender General eines Armeekorps.
Führkrhauptgiiarticr Der Führer verlieh da- Eic'-eistaub znm Ritterkreuz des Eisernen .Kreuzes an Major Wuveim Drewes, Bataillonskommandeur in einem Panzergrenadier- Regiment der schlesischen S. Panzer-Division, an Oberst Karl Lothar Schulz, Kommandeur eines Fallschirmjäger-Regiments und an Leutnant Günther Schack, Staffelkapitän in einem Jagdgeschwader.
Algkkiras. Die Bevölkerung Französisch-Marokkos zeigt sich äußerst beunruhigt über den Verbleib zahlreicher Nationalisten, die von der gaullistischen Polizei seit den letzten Wirren verschleppt worden sind. So wurden aus Fez Hunderte Festgenommene in Militärautos abtransportiert.
Genf. Die amerikanische Militärbehörde gab bekannt, daß die deutschen Kriegsgefangenen in Fort Louis in Washington am 20. April eine Feier zum Führergeburtstag veranstalteten.
Christbälime iiber dem Humvee
Reuer Großangriff unserer Kampfverbände gegen die oltenglilche Stadt Hüll
Don Kriegsberichter Dr. Wilhelm Müller
(P.K.) Kurz vor der Küste bereits wird es „kriminell". Ganz schräg legen sich die Scheinwerfer, langen weit draußen über See, und die anderen säumen wie ein weißgestrichener Lattenzaun die beiden Ufer der Humberbucht von Spearnhead bis hinauf nach Hüll. Wir liegen an der Spitze des Bomberstroms und haben mit ein paar anderen Maschinen den Auftrag, das Ziel auszuleuchten. Keine Schwerpunktmarkierungen heute, sondern eine Aufhellung des gesamten Zielraumes, damit die folgenden Bomberverbände mit Erdsicht werfen können, um die Wirkung, die der zusammengesaßte -Angriff genau vor xinem Monat zeigte, zu vertiefen. Erfolg oder Mißerfolg des Unternehmens liegen also bei den ersten "Besatzungen, denen Nachtjäger und Scheinwerfer, eben weil sie als erste und dazu noch als einzelne Maschinen. herankommen, am meisten zusetzen.
Mit brennenden Augen wird die weite Landschaft des Sternenhimmels immer wieder durchmessen: so angespannt, daß man in der Erregung der Minute plötzlich einzelne Lichter doppelt sieht und schnell einmal die Lider schließen muß, um die Täuschung der Sinne wieder-los zu werden. Drei, vier Scheinwerfer heben ihre bläulichen Balken schwerfällig hoch, huschen über das Leitwerk hinweg, schütten ätherisches Licht in die Kanzel und tasten dem Abschwung unseres Vogels in falscher Richtung nach. Dann stürzen sie sich drüben auf eine andere Maschine, die schon im Schnittpunkt von 30, 40 Hellen Strahlen zu stehen scheint. Das muß der Chef sein, der vor uns gestartet ist. Ein Zittern rennt unter die Kniescheiben, wenn man einen Kameraden so in den Polypenarmen der Werfer kämpfen sieht. An' einen Webstuhl wird man erinnert, bei dem mehrere Diwend weiße Fäden auf eine Spule zusammenlaufen.
Weiter. Es bleibt keine Zeit zu langem Ueberlegen. Schon schrecken krepierende Flakgranaten auf, die schräg über der Glaskuppel des Heckstandes aufblitzen. Ungewiß sind noch die Umrisse der Stadt. Wir sind offensichtlich über das Ziel hinausgestoßen,
oreyen vei, stiegen Gegenkurs. Da Hungen mit «nem Mlli zem» Helle, gelbweiße Leuchtbomben drunten fast in einer Reihe über der Stadt. Da liegt-die graue Fläche des Hum der. hier die Docks, fünf große Becken am nördlichen Flußufer! Hier das Gewirr der Straßen, der Humber-River. Wieder Kurswechsel um 180 Grad. Die Maschine rast mit ge- drosselten Motoren steil auf die Lichter zu. Der Fahrtwind pfeift unheimlich um die Flächen, wie der Sturm in der Takelage eines Viermasters. DannfallenunsereBomben, etwas nörd- sich der ersten Reihe, die nun schon ein ganzes Stück nach Süden abgetrieben ist. Ein leichtes Flakgeschütz ballert auf die unangenehmen Laternen. „Rote Mäuse" strudeln hoch wie Perlen in einem Sektglas. Jetzt brennen unsere drunten, etwas tiefer als die ersten und ein paar hundert Meter weiter nordwestlich. Wunderbar, wie hell das jetzt über dem Stadtgebiet ist, taghell? Für die solgenden Maschinen mit ihren Brand- und Sprengbomben unmöglich zu verfehlen Immer neue Leuchtbojen reihen sich an. Drei, vier Dutzend brennen wie Jupiterlampen über den Dächern von Hüll. Wie Meteore mit einem bizarren Rauchschweif schweben sie nieder. Jetzt fallen dis schweren Sprengbomben ins Häufergewirr Der Schein ihrer Explosionen blafft hoch und sinkt dann wieder in sich zusammen. Brandbomben werden dazwischen geschüttet. Ganze Flächen sprühen wie Wunderkerzen am Weihnachtsbaum und fressen um sich, als sei Oel dazwischen gegossen worden. Gegen die Fülle des Lichts sind die Scheinwerfer machtlos. Sie ziehen ihre Fühler ein; Strahl auf Strahl fällt in sich zusammen — erlischt. Auf Gegenkurs huscht tief unter uns die Silhouette eines zweimotorigen Flugzeuges, eilt über die blinkende Fläche des Humbsr. Hallen und Magazine um die Docks herum stehen ln Flammen. Rot glühen Brände zu Dutzenden im Zentrum und im Osten der Stadt. Und weit noch im Abflug stehen die von uns gesetzten „Straßenlamven" hoch über dem Fluß, aus der Entfer- nung anzusehen wie lauter aneinander gereihte Chrtstbciume ln vollem Lichterschmuck.
Ein Tag geht über die Sölle von Eassino
Von Kriegoberickter. Werner siontur
PK. Allmählich wird der Himmel über der dunklen Mauer der Berge Heller, und langsam löst sich Gipfel um Gipfel aus der hüllenden Nacht.' Tiefer wird der Raum und geformter, bis die Sonne die höchsten Zinnen trifft und rubinklares Leuchten über die Schneefelder in die Tiefe fließt. Höhe um Höhe zündet. Lin neuer Tag geht über Tafsino. Scharf Umrissen stehen die Trümmer der Abtei im Morgenlicht — Schutt und Trümmer sind auch drunten in der Stadt, im Tal des Rapido. Don tausenden Trichtern übersät und zerwühlt liegt das Land.
In weitem Bogen kreist ein englischer Aufklärer. Nun wird es wieder beginnen wie alle Tage. Schon bald danach setzen die feindlichen Luftstreitkräfte zum Angriff an. Pfeifend und sausend fallen die Bomben. Brüllend schießen feurige Fontänen empor, prasseln Steinsplitter, zerkrachen Hausreste. Neue Wellen! Die Erde fchüttert, bebt. Die Männer in den Löchern und Widerstandsnestern wirft es wie Kartenblättcc. Unerträglicher Luftdruck preßt die Lunge, der Staub wirkt und macht das Atmen zur Qual.
Dort schreien sic — halb verschüttet. Balken werden gehoben^ Steine und Zcmentklötze weggewälzt. Tosend bricht der nächste Reihenwurf in die Ruinen.
Keuchend arbeiten alle weiter. Daß der eine, der den Stein wälzt, ein Kommandeur ist, der andere ein Gefreiter, wer fragt danach, hier stehen nur Soldaten. Eine riesige Staubwolke steht über der Erde.
Da verklingt das Motorenzebrumm der letzten Bomberwelle über den Kämmen der Berge. Und von vei'-m begi-nt ein Toben. Aus Hunderten von Schlünden heult es t rän, huiisch — rrach — huiisch — rrach. Dazwischen das grelle, Platzen der Werfergranaten und das unheimliche schmatzende und schlürfende Saufen stärkster Kaliber.
Wieder wachsen die brandig ichwarzen Etuzchiage wie Daums des Todes aus dem wüsten Land, und wieder kreischen die Keller und bersten die Mauern — rrach —bbumm, Panzer- und Pakgranaten schlagen mit rasender Wucht gegen die Sterne der-Brust- wehren, prallen jaulend ab.
Die Männer halten die blutig geschundenen und blutig geschlagenen Hände vors Auge, Die Splitter reißen tiefe Si> ven. — bin,mm — huiisch — bbumm — bbumm — hu. ,.
Ja, so macht es E n g l a n d. Es will nichts riskieren. So brüllt der Stahl, bis der Feind glaubt, daß sich in dieser Hölle nichts mehr regen kann.
Da schütteln die Sturmgestählten ihre Starre ab. Sie regen sich, wischen den Staub von den Waffen, ölen die Schlösser, legen die Handgranaten bereit. Denn nun werden die indisch: i und neuseeländischen und englischen Regimenter komme», um b! 'q zu ernten, was von ihrer Feuerwalze verschont geblieben.
Kettenraupen klirren. Durch den Dunst steht man die englischen Spezialpanzer antorkeln, durch die Trichter schwanken, dahinter andere Stahlkolosse, doch sie bleiben in achtungsvoller Entfernung. Zu groß ist ihre Angst vor den unvergleichlichen Fallschirmjägern.
Jetzt stürmen sie an, die dunklen und die weißen we>nyler, und es rattert aus Trümmern und Löchern. Werfer blaffen und Handgranaten wirbeln. Wenn auch manches Gewehr für immer verstummt ist, manches Maschinengewehr schweigt, die deutsche Front steht. In rasendem Tacken streuen die Maschinenwaffen, reißen Lücken und Streifen.
Und nuy, packt die drüben das Grauen. Sie werfen die Arme hoch, knicken mitten im Sprung zusammen und fallen in zerrissene und zerpflügte Erde. Dann prallen sie aufeinander, und gellend jummern die Querschläge der Maschinenpistolen über die Steine, dumpf wuppern die Handgranaten, und krachend fetzen die Spaten.
Während sich da und dort Gruppen ineinander verbeißen, schleicht ein Stoßtrupp durch Ruinen und Krater, durchbricht den Infanierieschutz der englischen Panzer, und wieder sprechen die gefürchteten Nahkampfmittel ihr hartes Wort. Mieder zerfetzen sie einen feindlichen StahUeib.
Deutsche Schlachtflieger greifen mit Tollkühnheit in den Kamps ein, und eine feindliche Panzereinheit, die vom Bahnhof her in unsere Linien stoßen sollte, wird von unserer Artillerie erfaßt und zerschlagen und Panzer bewegungsunfähig geschossen.
Da bricht der englische Angriff zusammen. In wirren Haufen lösen sich die Gegner wankend aus den Trümmern, stolpern und fallen in unserin Feuer. Englische Panzer raffeln zurück, und im Dunst liegt für Augenblicke die Erde still, bis wieder die Feuerrohre sich öffnen und die Einschläge aufschießen.
Langsam sinkt die Sonne im Westen Ein roter Ball im ^-grauen Qualm. Das Leuchten steigt wieder über die Schussfelder, und die Gipfel glühen wie gewaltige Opferschalen. Die Welt wird grau und versinkt in wesenlosem Dunkel. Nur hinter Kämmen und Kratern Irrlichtern die Abschüsse der Batterien, und aus Tal und Hang fliegen die sprühenden Funken der Brandgranaten. In ihrem zuckenden Schein gehen die Trögerkolonnen vor. Sie leuchten iiber die Krater und Trichter, klettern über die Felsen, durchlaufen mit schweren Lasten die Feuerstreifen und bringen Munition und Verpflegung nach vorn.
Unheimlich orgeln die Granaten um sie. Dort fällt einer aus und da. Aber was sie tragen, kommt nach vorn. Viele stolze Namen stehen im Ehrenbuch dieser Fallschirmjägereinheit. Ihre Männer waren in Norwegen und brachen die Festung Holland auf, sie kämpften in Korinth und auf Kreta, sie kennen den Osten und waren in Sizilien. Aber nie leuchtete ihr Ruhm so hell und von tausend Feuern umlodert wie jetzt über den Trümmern von Eassino.
KosMn-Kanlyf mit Banden
Verbände einer Kosaken-Freiwilligen-Division haben den kommunistischen Banden dieser Tage am oberen und mittleren Lauf der Save schwere Verluste zugefügt. Es gelang ihnen, Wer 100 größere und mitilere Kähne zu vernichten, mit denen die Banditen nachts von einem Uler rum anderen wechselten Sieben große Kähne lowie ein Damvser mit einem Schleppzug wurden erbeutet und der Uebersetzvrrkehr über den Fluß unterbunden.
Kännel-re
Roman von Maria Fuchs.
Urhcberrechtsschutz Verlag Aug. Schwingen st ein, München. 4. Fortsetzung Nachdruck verboten
„Treibst du jetzt nicht Spiel mit deinem Herzen, Hannelore? Gib acht darauf, daß deine Seel« gut bleibt und dein Lachen echt. Es verliert sich leicht auf einem solchen Boden."
Er sah vieles, schwieg aber, denn er litt unter Hannelores Ringen nach neuem, festeren Grund. S!« wurde hin- und herge- worsen, sah heute noch alles uferlos. Er nahm ach vor, so lange um sie zu sein, als sie sprungbereit an Tiefen vocbeiging.
„Ich werde dich in die Gesellschaft zu netten, jüngeren Menschen bringen", wollte er sie trösten. „Ich mein« es dir gut, glaub es doch!"
Aufgewühlt trotzig entgegnet« sie: „Ich suche mir die Menschen schon selbst. Und überdies kenne ich solche genug, die mich gern haben."
Väterlich gütig hob er ihr Gesicht zu sich empor und frug- „Warum zeigst du dich kleiner als du es bist, Hannelore? Vom Leid erschlagen läßt sich kein rechter Mensch."
Sein Tadel tat weh, st« fühlt« ihn wie eine strafende Hand auf sich liegen.
Wenn sie nur wüßte, was sie ihm gewesen war? Ein später kurzer Sommertraum? Ein schönes Sonnenspiel? Oder Heimweh nach Jugend? Warum zeigte er ihr einst di« hellsten Wunder, die schönsten Farben, wenn er sie hernach wieder Stümpern hrnteriieß, die keinen Sinn dafür hatten? Sie stemmte sich mehr trotzig als versiebend gegen seine nachgiebige Güte, di« etwas vcn »er Einsicht eines Vaters hatte. Sie haßte manchmal dies« versöhnende Haltung und redet« sich ein, ihrer Liebe zu Dortheim mud« zu sein.
»Ich schau mir das Leben an, wie du mir gesagt hast", forderte sie ihn heraus. „Ich finde, daß es ganz schöne Seiten hat."
„Hat es auch', gab er ihr recht. „j«Zt mußt du nur richtig darin blättern. Darauf kommt viel an."
Sie lachte. „Vielleicht überrasche ich dich einmal damit, daß ich richtig zu lesen verstanden habe. Vielleicht."
Ach, welch dumm mädchenhaftes Hplet v-leh si» nur mit Ihrem eigenen Herzen, das -"R. ^ ^ j^es Leid sein«
Zeit zum stummen Usberwinden braucht. Freudlos und innerlich vereinsamt, trotzig und liebeleer ging lbr Herz einem Menschen entgegen, der auf Hannetor« lange schon heimlich gewartet hatte.
Es war Rudolf Kirchmair, ein gutmütig, offener, verliebter Mensch mit vierundzwanzig Jahren. Er suchte in Hannetor« das Idealbild seines Lebens; sie suchte — Vergessen. Je heißer sein Herz schlug, desto kühler blieb das ihre. Sie kannr« sein Gesicht, seine Stimme, sein« Gestalt. Den inneren Menschen versuchte sie nicht zu enträtseln. Was sollte sich auch darin finden? Eine Seel«? Hatte «in Mann ein« Seele? Müßt« sonst nicht Dortheim kommen und sie zurückrufen: Hannelore, ohne dich kann ich nicht sein, es ist mir zu dunkel. Das Licht warft du! Nein, Seele besaß Rudolf Kirchmair kein« und auch Paul Dorrheim nicht. Der Mann hatte nur seine wägende, klare Vernunft, die Gefühl« totpreßten.
Es war für Rudolf Kirchmair keine gut« Stunde, in der er Hannelore für sich eroberte. Und doch erhielt ihre lautlose Eintönigkeit, der schwermütige Stundenlchlag, der Ruf nach Zweisamkeit durch sein Dasein etwas Wärme. Er träumte schon immerzu: „Wenn du meine Frau bist, Mädel, wirst es schön haben! Lange warten wir nicht zu; ich bin nicht sür hlnaizsgeschobene Hochzeiten. Ich glaub an dich und du an mich und ich Hab dich über alles gern. Was gibt es da lange zu warten? Und du bist so einfach, so unkompliziert, ich errat« deine Gedanken. Dich zu ergründen braucht es keine lange Verlobungszeit."
Er malte die Zukunft farbenbell. Sie ließ seine offenen Wünsche liegen w!« eine Frucht, d'e zu wenig verlockend war, um sie aufzuheben.
„Wir haben uns gern. Spürst es, Hannelore, wie schön das ist?"
Sie ärgerte sich »in wenig, daß er immer nur das wir sprach und das uns und eine Gemeinschaft schloß, die gar nicht bestand,
„Sag einmal, Hannetor«, wie denkst du über unser« Heirat? Ich Hab Gehalt genug, daß wir schön zufrieden leben können. Allzu viel Ansprüche stellst du nicht. Ich kann dirs immerhin schön genug machen, daß du nichts entbehren mußt."
„Mir wäre lieber, du würdest zuwarten", mehrte sie ein wenig ab. „Die Zeit ist wirklich zu kurz, in der wir "ns kennen." Sie scherzte ein bißchen: „Wenn ich nun doch nicht so einfach wäre, wie du mich siehst? Frauen, mein Lieber, haben schon oft enttäuscht."
„Ach du!" nahm er sie glücklich in di« Arms, „du weißt es selbst nicht, wie gut du bist und wie wahr. Ich werde dich verwöhnen, Mädel, daß du es nie zu bereuen hast."
Menschen gingen an ihnen vorüber, die ihr Ja oder Nein
auch einmal schicksalhaft besiegelten. Blumen, die an den Parkrändern spalierdicht blühten, winkten wie wartende Grüße.
Hannelores Herz blieb stumm, trotzdem sie an Rudolf nicht vorbeiging. Vielleicht sprach die Vernunft zu ihr. Er hatte als Bankbeamter ein« gute, sichere Existenz, wäh-e:id sie jeden Pfennig zusammenhalten mußte, um bis zum Monatsletzten durchzuhalten. Ginge Rudolf, wären oi« Abende und Sonntag« trostleer. Was wollte sie vom Leben mehr erwarten? Die Wunder und Märchen verblühen, kaum, daß man sie grüßt.
„Hannelore, sag mir nur einmrl: Rudi, ich Hab dich sehr liebl Immer wehrst dich dagegen, was Liebes zu sagen. Und grob aus deinem Mund hört ichs so gern." .
Sie schloß di« Augen und während sie gehorsam ihm zuliebe di« ersehnten Worte flüstert«, schaute st« das Gesicht Dortheims. Abwehrend hielt sie die Hände vor di» Augen.
„Ach du, warum schämst dich denn?" riß er sie an sich. „Kleines, liebes, süßes Mädel, du!" dSar er selig. „Wenn es dir recht ist, schauen wir uns nächste Mock,« di« Möbel an, die wir kaufen. Du brauchst gar nichts. Wir schaffen alles nach und nach an. Was dich allein angeht, ist, daß du mir treu bleibst und wir uns gernhaben."
„Wenn ich dich nur nicht enttäusche? Mir kommt vor, du suchst mich ein bißchen zu viel nach außen!,in und nicht so, wie ich wirklich bin. Du wirst mich nicht immer verstehen können, Rudi. Ich kenne mich in manch»« Augenblicken selbst nicht."
Der Wind fuhr in die Zweige und Hannelore lauschte dem abgerissenen seltsamen Raunen, das au das Singen ihrer heimatlichen Wälder erinnerte. Am Himmel zackte eine dunkle Wolke und zerfiel wie brüchiges Erst«:». ^
„Du kannst dich mir noch so dunkel vnrstellen", lachte er, „schau, ich glaub es nicht. Du bist gut, Hannelore. Was an dir ist, das ist eine Art Schwere, di« du verlieren wirst. Du denkst in gewisse Dinge noch zu viel hinein." . ,
Sie zog den Manrel fester an sich, schutzsuchend vor der frosti- gen Nacht, die oktoberdunkel aufsiieg.
Di« Tage gingen wie rastlose Gedanken. Es kam ,?rost und Schnee und mit den Menschen, die in Sehnsucht lebten, schritt das Leben. Manchmal wollte Hannelore die Ehe sogar beschleunigen, als fürchte sie, der kommende Mai könnte st- schwach machen und sie würde Rudolf dadurch entgleiten. Sie kämpfte um die innere Ausgeglichenheit und oft drohte sie. zu versagen. Es drängten sich ihr immerzu Vergleiche auf zwilchen dem Gereiften und dem Re> senden. Dortheim — Rudolf, die zwei Namen liefen an ihreir Herzen vorbei, rannten es an. Ost blutete es.
Fortsetzung folgt